Unterwegs in der Bergwelt Norgriechenlands und Südalbaniens

Reisezeit: Juli / August 2011  |  von Angelika Gutsche

Durch das Pindos-Gebirge nach Albanien

Nach einer weiteren Nacht auf dem Campingplatz fahren wir weiter nach Trikola, wo wir die alte, von dem genialischen osmanischen Baumeister Sinan im 16. Jahrhundert erbaute Moschee besichtigen wollen. Die Moschee erweist sich als Enttäuschung. Sie ist geschlossen und das Bauwerk und seine Umgebung wirken ungepflegt. Also dann auf ins ehemalige Bazar-Viertel zu einem erfrischenden Frapé, das ist ein eiskalter Nescafé. Sehr gastfreundlich ist der fast überall gepflegte Brauch, dem Gast noch vor einer Bestellung ein Glas frisches Wasser zu servieren. Bei dieser Hitze eine Wohltat.

Trikola: Stadtpark

Trikola: Stadtpark

Weiter geht es in die Ortschaft Pyli. In der Taverna Oyzeri lassen wir uns ein exzellentes Mittagessen schmecken, bevor wir zur Kirche Panagia Porta aus dem 13. Jahrhundert aufbrechen. Gleich am Ortsende geht es bei einem großen Baum rechts ab. Doch leider: Die Kirche ist geschlossen und so halten wir auf einer Bank im Klostergarten eine kleine Siesta.

Es ist einfach zu heiß und deshalb zieht es uns zurück ins Gebirge. Wir machen uns durch die bewaldeten Berglandschaften des Pindos-Gebirges auf den Rückweg nach Ioannina.

Bergwald bei Petrouli

Bergwald bei Petrouli

Immer wieder durchfahren wir Ortschaften, die mit vielen Läden, Restaurants und Hotels aufwarten. Elati sei hier als Beispiel genannt für die Orte, in denen Touristen die Sommerfrische genießen. Wir dagegen finden unseren Schlafplatz auf einer schattigen Lichtung im Wald.

Bei Elati: Lagerplatz

Bei Elati: Lagerplatz

Am nächsten Tag erreichen wir Petrouli. Das ist ein hübscher Ort mit einem Kirchlein vor einer wunderbaren Felskulisse und netten Tavernen. Auf der weiteren Fahrt durch die Berge begegnen wir einem Imker, der sich sehr über unser Interesse an seinen Bienenvölkern freut. Gerne erklärt er, dass er die Honigwaben in den Kästen kontrolliert um sicherzugehen, dass sich dort keine Pilze festgesetzt haben. Die letzten Wochen hätte es zu viel geregnet.

Bei Petrouli: Imker

Bei Petrouli: Imker

Bei der nächsten T-Kreuzung nehmen wir die Straße nach Katafito (6 km) und Haliki (16 km). Die Straße verläuft rechts neben einem Flüsschen und schon nach kurzer Zeit führt ein Sandweg hinunter zum Fluss. Wir finden eine Furt und schlagen auf einer Wiese an der anderen Uferseite unterhalb eines Berges das Lager auf. Die Gelegenheit ist günstig, im Flüsschen unsere Wäsche zu waschen. Anschließend werden die Wäschestücke zum Trocknen auf den Kieseln des Flussbetts ausgebreitet.

Furtdurchquerung

Furtdurchquerung

Als wir nach dem Abendessen gemütlich beisammen sitzen, sagt Hellmut plötzlich: "Das Wasser steigt!" - und tatsächlich: Unser kleines Flüsschen hat sich schon über den ganzen Kieselstrand ausgebreitet und verwandelt sich zusehends in eine immer bedrohlicher ansteigende, reißende, braune Brühe, die sich gurgelnd das Flussbett hinunter wälzt. Es muss hoch in den Bergen ein Gewitter gegeben haben und wir bekommen nun das Hochwasser ab, obwohl bei uns schönstes Wetter herrscht. Unsere Furt ist nicht mehr vorhanden und somit der Rückweg abgeschnitten. Weiter nach hinten können wir nicht ausweichen, da ist nur die Bergwand. Noch ein halber Meter, dann hat uns das Wasser erreicht. Wir sitzen da und starren auf den ansteigenden Wasserpegel wie das Kaninchen auf die Schlange. Endlich, ist ist mittlerweile fast 9 Uhr, verkündet Hellmut: "Es steigt nicht mehr" - und geht ins Bett. Ich traue dem Frieden nicht und sitze mit einem Buch noch bis Mitternacht, um viertelstündlich mit der Taschenlampe den Wasserstand zu kontrollieren. Dann bin auch ich beruhigt und lege mich schlafen.

Wir erwachen bei strahlendem Sonnenschein und auch unser Bächlein ist wieder das alte. Nun aber nichts wie weg von hier.

Die Straße folgt dem Flusslauf. Schon bald zweigt links eine Piste nach Kolaritis (20 km) ab, die entlang einer Schlucht quer durch das Gebirge führt. Den Gebirgssattel erreichen wir laut GPS bei ca. 1900 m. Ab hier ist die Fahrbahn wieder geteert und es geht zügig bergab, vorbei an bewirtschafteten Almen mit Kühen, Schafen, Ziegen. Die letzten zwei Stunden ist uns genau ein Auto begegnet und seit den Meteora-Klöstern haben wir keine Touristen mehr getroffen.

Bei Kolaritis: Pindos-Gebirge

Bei Kolaritis: Pindos-Gebirge

An einer Kehre ist die Kouissa-Steinbrücke ausgeschildert. Wir folgen zu Fuß etwa fünf Minuten einem kleinen Pfad und stoßen dann auf die über eine Wildwasserschlucht führende, malerische alte Steinbrücke.

Alte Kouissa-Steinbrücke

Alte Kouissa-Steinbrücke

Bei einem Halt an einem Brunnen entdecken wir über uns das von Mönchen in den steilen Hang gebaute Monasterion von Kipinas. Das Kloster klebt wie ein Schwalbennest am Fels.

Monasterion von Kipinas

Monasterion von Kipinas

Unser nächstes Ziel ist die Ortschaft Syrrako. Die von links zum Dorf führende Straße mündet in einen wunderschönen alten Fußweg, der in eine steinerne Brücke übergeht, über die man Syrrako erreicht. Wir befinden uns in einer wunderbaren und gut beschilderten Wandergegend.

Fußweg nach Syrako

Fußweg nach Syrako

Dann geht es hinaus aus dem Gebirge. Kurz vor dem Ort Kedros finden wir auf einem Hügel einen Lagerplatz mit Blick hinunter in die Ebene von Ioannina mit dem Pamvotis-See, hinter dem gerade die Sonne untergeht.

Über Ioannina und Kalpaki geht es Richtung Konitsa. Vor uns taucht das inmitten des nördlichen Pindos-Gebirges an einen Hang geschmiegte Konitsa auf. Noch vor dem Ort geht rechts eine Abzweigung ab zur alten osmanischen Steinbogenbrücke, die den Aoos überspannt. Die Brücke ist in einem guten Zustand und wir überqueren sie. Auch entlang des Aoos' entdecken wir schöne Wanderwege.

Konitsa: Osmanische Steinbogenbrücke

Konitsa: Osmanische Steinbogenbrücke

Im Städtchen selbst kann man noch einige alte osmanische Häuser und die Ruinen der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Moschee besichtigen.

Von Konitsa aus sind es nur noch 15 Kilometer bis zur albanischen Grenze. Als einziger Hinweis, dass es auf dieser Straße nach Albanien geht, findet sich ein kleines Schild mit der Aufschrift "Custom". Kurz vor der Grenze folgen wir der Ausschilderung zur Kirche Moni Molivdoskepastis, die gleich rechts nach der Abzweigung versteckt zwischen Bäumen liegt und leider geschlossen ist. Also dann auf zur Grenze.

Moni Molivdoskepastis

Moni Molivdoskepastis

© Angelika Gutsche, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Diese Reise führt in das in Nordgriechenland und Südalbanien gelegene Pindos-Gebirge. Daneben besuchen wir die Stadt Ioannina, die Meteora-Klöster und antike Ausgrabungsstätten wie Dodona in Griechenland und Amantia in Albanien.
Details:
Aufbruch: 20.07.2011
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 09.08.2011
Reiseziele: Griechenland
Albanien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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