Latium mit Rom - durch das Land der Etrusker

Reisezeit: Juli / August 2013  |  von Angelika Gutsche

Ein Ausflug nach Viterbo

Auch Viterbo lag an der Via Francigena. Auf ihr reisten im Mittelalter die aus Rom geflohenen Päpste und suchten in der unabhängigen Stadtrepublik Viterbo Schutz, auf die jedoch nicht immer Verlass war, da sie des Öfteren die Seiten wechselte.

Viterbo: Fontana Grande

Viterbo: Fontana Grande

Durch die Porta Romana fahren wir in die Stadt hinein und parken bei der Kirche San Sistodus mit ihrem Glockenturm aus dem 9. Jh. Die Kirche wurde auf den Fundamenten eines römischen Tempels errichtet und besticht auch heute noch durch ihren tempelartigen Charakter: Viele Stufen führen hinauf zur Apsis. Anschließend folgt ein Rundgang durch die Altstadt, den wir an der originellen Fontana Grande beginnen.

Viterbo: Kirche San Sistodus

Viterbo: Kirche San Sistodus

Auf der von palazzi umstellten Piazza del Plebiscito mit Turm und daran angebrachten Stadtwappen erhebt sich der Palazzo Comunale mit Durchgang zu einer ausladenden Aussichtsloggia, von der ein Treppenaufgang zu den sehenswerten, mit Fresken ausgemalten Innenräumen des Rathauses führt.

Viterbo: Palazzo Comunale

Viterbo: Palazzo Comunale

Entlang der Via San Lorenzo gelangen wir zur Piazza della Morte, wo wir uns ein zweites Frühstück gönnen.

Viterbo: Piazza della Morte

Viterbo: Piazza della Morte

Vorbei an der Loggia di San Tommaso, wo einst die Handwerkergilde ihren Sitz hatte, und am gotischen Palazzo Varnese erreichen wir die Piazza San Lorenzo mit dem romanischen Dom San Lorenzo, in dem Papst Johannes XXI. (13. Jh.) bestattet ist.

Daneben erhebt sich der Papstpalast, ebenfalls aus dem 13. Jh., mit einer gotischen Loggia. Hier fand im Jahre 1261 eine Papstwahl statt, nachdem Papst Alexander IV., der sich auf der Flucht vor König Manfred von Sizilien in Viterbo verschanzt hatte, gestorben war. Da sich die versammelten Kardinäle nicht auf einen Nachfolger einigen konnten, ließ der Franziskanermönch Bonaventura das Konklave in einem kahlen Raum abhalten und dessen Dach abdecken. Hunger, Regen und Kälte ausgesetzt, einigten sich die Würdenträger schnell auf Urban IV. als neuen Papst. Als im Jahre 1281 wieder eine Papstwahl anstand, die sich unverhältnismäßig in die Länge zog und sich die Kardinäle in dieser Zeit von der Bevölkerung Viterbos fürstlich versorgen ließen, wurde das Konklave vom Volk gestürmt und zwei Kardinäle eingekerkert. Daraufhin wurden die Papstwahlen wieder nach Rom verlegt.

Viterbo: Piazza del Plebiscito mit Turm - Stadtwappen

Viterbo: Piazza del Plebiscito mit Turm - Stadtwappen

Nun spazieren wir noch durch das Quartiere San Pellegrino, das mittelalterliche Handwerker- und Händlerviertel mit seinen palazzi. Sehenswert ist die Kirche Santa Maria Nuova (12. Jh.), von deren Außenkanzel 1266 Thomas von Aquin predigte.

Folgt man anschließend dem Weg über einen Bach, gelangt man zu den Geschlechtertürmen. Je reicher und mächtiger ein Familienclan war, desto höher wurde der Turm gebaut, in dem man sich bei Gefahr auch verschanzte. Heute sind die meisten Türme halb eingestürzt

Viterbo: Kirche Santa Maria Nuova - Außenkanzel

Viterbo: Kirche Santa Maria Nuova - Außenkanzel

© Angelika Gutsche, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Unsere Reise führt uns von Süden her durch das touristisch erst zaghaft erschlossene Latium bis an dessen nördliche Grenze zur Toskana. Neben Rom sind unsere vorrangigen Ziele Überbleibsel der Etrusker, in deren Kernland Etrurien wir Ausgrabungsstätten und Museen besuchen. Dies hat zur Folge, dass unser Geschichtsbild eine erstaunliche Umwälzung erfährt.
Details:
Aufbruch: 20.07.2013
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 16.08.2013
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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