Heilige Kühe und GoGo-Girls

Reisezeit: Januar - Juli 2004  |  von Ralf Knochner

pushkar - wo die seele frieden findet

Von der Region Shekhawati nach Pushkar.

Von der Region Shekhawati nach Pushkar.

uff, endlich in pushkar, dem verschlafenen, kleinen ort am heiligen see.
phhhh - von wegen: du meine güte, hat sich der ort verändert. mittlerweile auf die doppelte größe angewachsen, mit vermutlich doppelt so vielen hotels und touristen. ich erkenne kaum noch was außerhalb der ghats (der stufen zum wasser) wieder. aber der ort hat immer noch eine gute atmosphäre und viele langzeiturlauber, was für mich eher ein gutes zeichen ist.
es ist definitiv einer der orte in indien, wo man hängenbleiben kann. dagegen bin auch ich nicht immun. aus den ursprünglich anvisierten vier tagen werden vermutlich 10 tage werden. das liegt in diesem fall zum einen an meinem hotel, das ich glücklicherweise gleich am ersten tag gefunden habe, und ansonsten natürlich an den leuten, die hier wohnen, aber auch an pushkar selbst.

besucher an den ghats.

besucher an den ghats.

zunaechst ist pushkar allgemein recht billig: mein hotelzimmer kostet weniger als einen euro die nacht, und auch das essen ist nicht sonderlich teurer. es gibt sogar "all-you-can-eat"-buffets für frühstück, mittag- und abendessen, aber nur das frühstück ist das geld wert, denn das sonstige essen ist aufgewärmt und völlig geschmacklos.
die ausicht von der terrasse aus ist einmalig, besser geht es in pushkar - zumal für den preis - sicher nicht. zwischen den gebäuden des hotels blüht ein garten in voller pracht und ein riesiger banyanbaum überschattet die eine hälfte. in dem baum haust eine affenhorde, jede menge vögel und außerdem fledermäuse mit bis zu 50 cm spannweite, die am abend von hier aus zum flug über den see starten.

neil und matt - very british.

neil und matt - very british.

fast jede nacht sitzen wir auf der veranda und machen ein feuer. pia aus norwegen kenne ich am längsten. sie wohnt in hongkong und reist momentan mit eduardo aus argentinien auf seiner enfield. eduardo ist der prototyp des gutausehenden und diesem fall sehr netten "latin lovers". er spielt vorzüglich gitarre und singt dazu in gleicher qualität.
neil, meinen motorradausflugspartner aus mandawa, habe ich per zufall wieder getroffen und gleich hierher mitgeschleppt. außerdem wohnt hier noch matt, ein 22-jähriger engländer und ein sprachgenie. spanisch, französisch und hindi, ach ja, deutsch versteht er auch. er ist der grund dafür, dass ich mir jetzt ein hindi-selbstlernbuch kaufen werde.
ansonsten wohnen hier noch die langzeitgäste: eine französische kleinfamilie (...), natürlich (!) einige israelis und neuerdings auch ein 50-jähriger deutscher, der wohl schon seit uhrzeiten in indien unterwegs ist und jetzt auch dort wohnt. ohne letzterem unrecht tun zu wollen, aber er ist ein gutes beispiel dafür, was übermäßiger drogenkonsum bewirken kann. wenn man ihn fragt, woher er kommt, dann lautet die antwort "aus dem universum" (laut pass kommt er allerdings aus nürnberg, zugegeben, da klingt universum schon besser). spätestens nach drei sätzen des gesprächs ist die rede von krishna (einer hinduistischen gottheit), dem absolut ruhigen und sehr ursprünglichen leben mit den krishnapriestern und natürlich der superqualität des stoffes, der zur erlangung höherer weihen ("öffnet das dritte auge") hier ständig konsumiert wird.

apropos hasch, marihuana, charas oder ganja: ich bin die absolute ausnahme, weil ich nichts davon rauche und dann auch noch keinen alkohol trinke (kann man da noch spaß haben?). am härtesten drauf sind eindeutig die israelis. ich schwör's, jeder israeli, den ich bisher getroffen habe, hat gekifft! und das will was heißen, denn israelis gibt es hier wie sand am meer. eine ganze generation muss in indien sein. nach ihrem armeedienst zieht es sie alle außer landes und mit ihrem israelischen pass kommen sie nicht in allzuviele länder rein. Tja, ich fürchte in den bergorten werde ich über noch mehr dauerbedröhnte stolpern - sicher nicht nur israelis.

der tempelpriester neben meiner unterkunft beim morgendlichen rezitieren.

der tempelpriester neben meiner unterkunft beim morgendlichen rezitieren.

pushkar hat über 500 tempel und jeden tag kann man hunderte von leuten beobachten, wie sie ihre zeremonien an den ghats des sees durchführen. in der früh baden sie im see und in der nacht ist immer in einem der tempel eine zeremonie. manche der zeremonien dauern die ganze nacht, das kann schon mal laut sein.

in der umgebung pushkars.

in der umgebung pushkars.

dank des motorrads kann ich mir auch die umgebung ansehen und die dortige schönheit und ruhe genießen. heute sind wir um halb sechs in der früh aufgestanden und zu viert mit zwei motorrädern aus der stadt herausgefahren, um uns den sonnenaufgang anzuschauen. es war bitterkalt, aber wir haben ein schönes plätzchen unter einem baum gefunden, in einem grünen getreidefeld gelegen. nach einer halben stunde in den ersten sonnenstrahlen sind wir guter stimmung nach pushkar zurück, um einen köstlichen fruchtsalat (ananas, papaya, apfel, trauben, granatapfel, cornflakes, müsli, joghurt und honig) zu genießen. Wieder auf der sonnigen veranda, haben wir tee bestellt und die füße hochgelegt... ja, auch so lässt es sich leben.
Ach, apropos leben: ... ich hab was von schneestürmen und kälte in deutschland gelesen ... oooohhhh.

sonnenaufgang am pushkarsee.
einen rundumblick riskieren könnt ihr hier:
blick von der terasse des hotels lotus (6 MB, Quicktime erforderlich).

sonnenaufgang am pushkarsee.
einen rundumblick riskieren könnt ihr hier:
blick von der terasse des hotels lotus (6 MB, Quicktime erforderlich).

© Ralf Knochner, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
. := Auf einer Enfield Bullet durch den Norden Indiens := . . Den zweiten Teil der Reise findet ihr in der Rubrik Südostasien/Laos unter "Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien". Bis jetzt ist erst der Teil über Laos fertig, Kambodscha folgt noch.
Details:
Aufbruch: Januar 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.07.2004
Reiseziele: Indien
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh
Der Autor
 
Ralf Knochner berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Ralf sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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