Der Wilde Westen - Roadtrip an der Westküste der USA

Reisezeit: März / April 2013  |  von Tatjana F.

Los Angeles

Garden Grove, Orange County und Hollywood

So schön San Diego auch war – der Highway No. 1 haute uns völlig aus den Socken! Zu unserer Linken traumhafte Ausblicke auf das Meer, kleine Fischrestaurants, niedliche Strandbars, Wohnmobilstellplätze direkt am Wasser, auf der rechten Seite wechselten sich kleine Orte mit echtem Beachfeeling, sattes Grün und endlose Felslandschaften ab. Nach einem kurzen Getränkestop bogen wir in Oceanside aus Zeitgründen auf die Interstate ab und fuhren nach Los Angeles, in das Viertel Garden Grove. Hier besichtigten wir die Crystal Cathedral. Diese Kirche mit dem Grundriss eines Sterns besteht aus einer 142 Meter langen und 40 Meter hohen Stahlkonstruktion, die 10.000 Glasfenster trägt. Sie sind nicht fest montiert, sondern durch Silikonverbindungen elastisch gehalten, um Erdbeben bis Stärke 8,0 zu überstehen. Das Glas ist von Innen durchsichtig und von Außen verspiegelt. Highlight ist eine 30 Meter hohe Wand, die sich öffnen lässt um den auf dem Parkplatz wartenden Menschen ebenfalls die Möglichkeit zu geben, am Gottesdienst teilzunehmen. Hierher rührt auch der Spitzname „Drive-Inn-Kirche“. Im Inneren befinden sich 3.000 Sitzplätze und Raum für 1.000 Sänger und Musiker – ein wirklich faszinierendes Gebäude! Weiter ging unsere Fahrt in das Viertel Orange County, in das Outlet „The Block@Orange“. Hier fühlten wir uns gleich an Florida erinnert, das Openair-Outlet war rießig und ließ keine Shoppingwünsche offen. Nur bei Victoria Secret hatte Tatj dieses Mal kein Glück . Am späten Nachmittag fuhren wir dann endlich nach Hollywood in unsere Travelodge. Diese war nicht ganz so gut wie damals in den Everglades, aber in Ordnung. Vorallem der günstige Preis und die zentrale Lage (U-Bahn direkt vor der Tür, der Hollywoodboulevard gleich um die Ecke) waren super, da sehen wir auch über das gegenüberliegendes Hollywood Presbyterian Medical Center und die hinter uns liegende Hauptzentrale der Scientology Kirche hinweg. Da wir es im November nicht geschafft hatten mal bei Tacco Bell zu essen, beschlossen wir dies nun nachzuholen. Gemütlich ist anders - von Innen ähnelt es sehr einem McDonalds - dafür sind die Taccos, Nachos und Burritos sehr lecker. Der erste Eindruck von LA dagegen fiel bei uns nicht ganz so positiv aus – obwohl wir uns in den „guten“ Vierteln wie Hollywood und bewusst nicht im Süden der Stadt aufhielten, war alles ziemlich abgefuckt, unzählige Obdachlose lagen auf den Gehwegen und man fühlte sich (gerade wegen den vielen Hinweisen, dass es hier „recht sicher“ sei) absolut unwohl… Im Dunkeln machten wir uns auf den Weg zum Griffith Observatorium im Santa Monica Gebirge, von wo aus wir einen unfassbaren Ausblick über ganz LA bis nach Santa Monica hatten – traumhaft schön und einfach unfassbar, wie groß diese Stadt ist. Gespannt was uns am nächsten Tag erwartete und ob sich unser erster Eindruck von LA bestätigen würden, legten wir uns gegen 21:00 Uhr schlafen.

Crystal Cathedral in LA

Crystal Cathedral in LA

Outlet „The Block@Orange“

Outlet „The Block@Orange“

Welcome to Hollywood!

Welcome to Hollywood!

Griffith Observatorium

Griffith Observatorium

LA bei Nacht - unbeschreiblich!

LA bei Nacht - unbeschreiblich!

Hollywood, Beverly Hills, Bel Air, Venice Beach & Santa Monica

Pünktlich um 06:30 Uhr standen wir frisch geduscht und ausgehbereit in unserer Lobby beim Frühstück. Dieses war zwar etwas mau, aber besser als nichts. Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zum berühmten Walk of Fame (was letztendlich doch 5 Km waren, auch wenn es nur einmal links um die Ecke ging – die Größe und die Entfernungen in der USA sind wirklich nicht zu unterschätzen ). Unser Weg führte uns durch das thailändische Viertel (in welchem kommende Woche sogar Songkran gefeiert wird) immer den Hollywood Boulevard entlang. Wir waren absolut schockiert wie heruntergekommen es hier aussah – das war der Hollywood Boulevard, hier werden die Oscars verliehen?! Die Straße ähnelte stark der Hanauer Landstraße in Frankfurt… als der eigentliche Walk of Fame, also die Sterne auf dem Boden, begannen, wurde es etwas besser um uns herum, aber von schick oder edel konnte keine Rede sein – Großstadt eben. Wir hatten trotzdem unseren Spaß daran die knapp 2.500 Sterne nach bekannten Namen abzusuchen. Das Dolby Theater (in welchem seit 2002 die Oscars verliehen werden) konnte uns nicht wirklich beeindrucken, die Hand- und Fußabdrücke der Weltstars vor dem Grauman´s Chinese Theater waren dagegen spannend. Im Dolby Theater fanden wir an der Hauswand auch den einzigen Stern, der nicht in den Boden eingelassen war – Muhammad Ali wollte nicht, dass respektlose Menschen „auf ihm herumtrampelten“. Als wir zwischen den Häuserschluchten den ersten Blick auf die Hollywood Signs erhaschten freuten wir uns kringelig – wenigstens das war ein echter Filmmoment für uns . Wir legten noch eine kleine Verschnaufpause im Hollywood & Highland Center bei Starbucks ein und machten uns dann mit der U-Bahn auf den Rückweg zu unserem Hotel. U-Bahn fahren war eigentlich nicht anders als in Deutschland auch, nur das Fahrkartensystem haben wir nicht ganz verstanden (wir mussten für 1$ eine Karte kaufen und die dann mit dem jeweiligen Fahrpreis aufladen, zum Glück hat uns ein freundlicher älterer Herr geholfen). Mit unserem Cabrio starteten wir anschließend den zweiten Teil der heutigen Besichtigungstour. Unser Weg führte uns als erstes nach Beverly Hills. Hier standen wirklich ausschließlich wunderschöne Häuser, alles war sehr ordentlich und in jedem Vorgarten wies ein Hinweisschild auf die jeweilige Sicherheitsfirma hin. Auf dem Rodeodrive versammelten sich alle Boutiquen mit Rang und Namen und vor dem aus Pretty Woman bekannten Beverly Wilshire Hotel reihten sich die Maybachs und Rolls Royces aneinander. Die Einfahrt nach Bel Air war für Unbefugte gesperrt, wir fanden jedoch den Hinterausgang und fuhren bis ganz nach oben auf den Hügel und auf der anderen Seite wieder hinunter. Man merkte sofort, dass hier die echten Stars zu Hause waren, jedes einzelne Haus war mit meterhohen Mauern umgeben, man konnte wirklich nichts sehen und die Straßen waren mit unzähligen Überwachungskameras gespickt. Außer einigen Gärtnern und Nannys bekamen wir niemanden zu Gesicht . Spannend war es trotzdem zu wissen, dass man gerade so nah an den Promis dran war. Wir fuhren weiter nach Venice Beach, ergatterten wieder einen kostenfreien Parkplatz und spazierten den Boardwalk bis zum Muscle Beach entlang. Wieder einmal waren wir total schockiert: am breiten Sandstrand reihten sich heruntergekommene Bars, Souvenirläden und Tatoostudios aneinander, auf den Straßen tummelten sich die schrägsten Typen, Späthippies, Aussteiger, Skater, Hängengebliebene, Reste der 68er-Bewegung, Obdachlose und vor allem Kiffer. In mehreren Läden konnte man für 40$ Marihuana „zu medizinischen Zwecken“ legal erwerben, was die ganzen Freaks um uns herum erklärte. Die in den Reiseführern angepriesenen Waren der „Künstler“ und die Wandgraffitis waren auch nicht wirklich der Hit. Also fuhren wir weiter zum Fisherman´s Village an der Marina del Rey. Man konnte jedoch schon von weitem erkennen, dass die bunten Holzhütten nicht im entferntesten mit dem Seaportvillage von San Diego mithalten können und die Parkgebühren von 3$ pro Stunde nicht wert sind. Deshalb fuhren wir schnell weiter zur „The Groove“ Shoppingmall. Diese neu eröffnete Outdoormall ist wirklich rießig, sehr schick angelegt und hat tolle Läden (beispielsweise TOPSHOP), aber alles war irre teuer, eben kein Outlet. Da uns langsam der Magen in den Knien hing (unser Frühstück war ja etwas dürftig) hielten wir spontan bei Denny´s an und genehmigten uns einen Burger und ein Sandwich bevor wir uns auf den Weg zu den Hollywood Signs machten. Wir fuhren den Beachdrive hoch, mussten danach noch ein paar Meter laufen und fanden dann wie im Internet versprochen einen super Platz um tolle Fotos von uns und dem berühmtesten Schriftzug der Welt zu schießen. Nach einem schnellen Auffrischen und einem kurzen Supermarktstop fuhren wir gegen Abend nach Santa Monica. Besonders positiv fielen uns hier die bunt bepflanzten Vorgärten auf – viel schöner als die triste Straßenrandbebauung bei uns zu Hause. Vom Santa Monica Pier aus schauten wir uns den Sonnenuntergang an und ließen die Jahrmarktstimmung rund um die vielen Fahrgeschäfte und das berühmte Riesenrad auf uns wirken. War ganz schön, aber eigentlich eher was für Kids… Anschließend bummelten wir noch ein wenig durch die für Fahrzeuge gesperrte Third Street, lauschten den vielen Straßenmusikern und fanden hier auch einige ganz nette Läden und Bars. Auffallend waren auch hier die vielen Tagelöhner, Junkies, Freaks und Obdachlosen, mehrfach trafen wir auf heruntergekommene Typen, die einen unverständlich anbrabbelten, dann spastisch die Augen verdreht, irre zu lachen anfingen oder unvermittelt zu tanzen begannen. Uns hat das alles sehr geschockt – wie viele Menschen kamen mit dem Traum berühmt und reich zu werden nach LA, schlugen sich eine zeitlang als Straßenmusiker oder ähnliches durch, warteten auf ihre Entdeckung, auf den großen Durchbruch, wandten sich in ihrem Frust dem Alkohol oder Drogen zu und landeten irgendwann abgewiesen vom amerikanischen System auf der Straße… the american dream… im Hollywood & Highland Center auf dem Walk of Fame gibt es überall im Boden kurze Geschichten zu lesen von denen, die es angeblich geschafft haben, vom Tellerwäscher zum Millionär. Schürt man damit das große Elend in den Straßen nicht noch mehr? Und ist es bei diesen enormen Klassenunterschieden zwischen Beverly Hills und den vielen geplatzten Träumen so verwunderlich, dass LA die Stadt mit der höchsten Kriminalitätsrate in den USA ist? Unser Eindruck von LA wurde immer schlechter und unsere schlechte Meinung vom amerikanischen System bestätigte sich immer mehr. Nachdenklich gingen wir zurück an unser Auto, bei welchem sich plötzlich die Innenraumbeleuchtung nicht mehr ausschalten lies. Jan baute diese kurzfristig aus und wir machten uns auf den Rückweg zu unserem Hotel.

Walk of Fame

Walk of Fame

Vor dem Grauman´s Chinese Theater

Vor dem Grauman´s Chinese Theater

Der einzige Stern, auf welchem man "nicht herumtrampeln kann"

Der einzige Stern, auf welchem man "nicht herumtrampeln kann"

So werden neue Sterne gemacht

So werden neue Sterne gemacht

Im Hollywood & Highland Center werden große Träume geschürt

Im Hollywood & Highland Center werden große Träume geschürt

Die Hollywood Signs

Die Hollywood Signs

Der Rodeo Drive

Der Rodeo Drive

Venice Beach

Venice Beach

Verrückte Leute hier

Verrückte Leute hier

Paramount Pictures

Paramount Pictures

Santa Monica Pier

Santa Monica Pier

Third Street

Third Street

UCLA, Beverly Hills, Malibu & Ventura

Dank unserer gestern im Supermarkt erworbenen Frühstücksutensilien (Wurst und Käse) war das Frühstück in der Travelodge heute sehr lecker. Wir liesen den Tag gemütlich angehen und spazierten anschließend noch etwas um unser Hotel herum. Hierbei bestaunten wir die rießige Hauptzentrale der Scientology Kirche. Alle Fenster waren mit Brettern vernagelt oder mit schweren blickdichten Vorhängen verschlossen – nicht gerade vertrauenserweckend… Bilder von Tom Cruise und Neonreklamen wie „Jeder ist willkommen, machen Sie noch heute Ihren kostenfreien Persönlichkeitstest“ sollen wohl für positive Stimmung sorgen, wir gruselten uns trotzdem allein beim Anblick des mächtigen leuchtend blauen Gebäudes. Nach unserem Spaziergang brachen wir wieder in unserem Cabrio auf und fuhren in das Viertel UCLA. Nach kurzem Suchen fanden wir wie geplant den überschaubaren Westwood Village Cemetery und machten uns zu Fuß auf die Suche nach dem meistbesuchten Grab der USA. Leider setzte sich unsere „Friedhöfe-und-Sonnenuntergänge-sind-nichts-für-uns“-Pechsträhne fort und wir konnten das Grab partout nicht finden. Erst als wir uns an die Fersen anderer Touristen hefteten, sahen wir es endlich - das mit blutroten Kussmündern übersäte Grab von Marilyn Monroe, die im Alter von nur 36 Jahren an einer Überdosis Tabletten starb. Zurück in Beverly Hills machten wir noch eine kurze Rast bei Starbucks bevor es für Tatj eine tolle Geburtstagsüberraschung von Jan gab – eine Segwaytour durch Beverly Hills! Nach einigen Proberunden im Hof klappte das Fahren wunderbar und wir starteten mit unserem sympathischen Guide Trevor eine 2-stündige Tour. Zuerst bestaunten wir die tollen Villen in Beverly Hills 90210, die bei ca. 3Mio US$ beginnen. Hier wohnen zwar sehr reiche Leute (Ärzte, Juristen, Regisseure) aber keine Promis mehr. Der Hype um diese ist einfach zu groß geworden, die Häuser mit den schön angelegten Vorgärten sind zu einsehbar und zugänglich für Paparazzis. Die echten Promis sind deshalb alle in das abgeschottete Bel Air gezogen. Das Fahren machte irre Spaß und wir erfuhren viele spannende Hintergrundinfos über diesen berühmten Stadtteil. Neben bekannten Promirestaurants zeigte uns unser Guide auch die Klinik, in der vor kurzem Michael Jackson verstorben war oder das ehemalige Haus von Marilyn Monroe, vor welchem sie die berühmte Pressekonferenz abhielt um ihre Scheidung bekannt zu geben. Auf dem Rodeo Drive sahen wir die unsympathische Boutique aus dem Film Pretty Women („In diesem Laden kaufe ich nichts!“) und einen Bugatti Veyron (den es nur 40 Mal in den USA gibt). Es war wirklich eine tolle, spannende Tour und hat extrem viel Spaß gemacht! Unser Sightseeingprogramm führte uns nun bei strahlendem Sonnenschein den Highway No. 1 entlang. Wie schon im ersten Abschnitt zwischen San Diego und Los Angeles begeisterte uns die tolle Küstenstraße mit wahnsinns Ausblicken, malerischen Stränden, Campingstellplätzen direkt am Wasser und purem Urlaubsfeeling. Den ersten Stop legten wir kurz hinter Malibu ein, bei einem Seafoodrestaurant. Hier gab es leckere Fish & Chips, anschließend saßen wir lange am Meer und beobachteten die vielen Surfer und Delfine. Danach führte uns unsere Fahrt etwas in das Landesinnere hinein, durch rießige Erdbeerfelder und Orangenplantagen. Bei Ventura hielten wir am Strand an und gingen etwas spazieren, der Pazifik war jedoch deutlich zu kalt zum Baden. Leider schafften wir es nicht ganz bis Santa Barbara, gegen 18:00 Uhr kehrten wir um und fuhren die Interstate zurück Richtung LA. Nach einem kurzen Stop in einer zufällig entdeckten Shoppingmall holten wir uns im 7Eleven ein kleines Picknick bestehend aus Pizza, Frischkäsebagels, Eis und Getränken und machten es uns ein letztes Mal in unserer Travelodge gemütlich. Der Tag war sehr schön, der Highway No. 1 steht ganz oben auf unserer zukünftigen Reiseliste, doch LA schaffte es bis zuletzt nicht uns zu überzeugen. Gespannt was uns auf unserer Weiterreise in die Wüste erwartete legten wir uns schlafen.

Die Scientology Hauptzentrale

Die Scientology Hauptzentrale

Das meistbesuchte Grab der USA - Marilyn Monroe

Das meistbesuchte Grab der USA - Marilyn Monroe

Segwaytour durch Beverly Hills

Segwaytour durch Beverly Hills

Strand bei Malibu

Strand bei Malibu

Surfer-Feeling in Malibu

Surfer-Feeling in Malibu

© Tatjana F., 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir vor einigen Monaten im Süden der USA am Land der unbegrenzten Möglichkeiten Blut geleckt hatten, sollte es nun an die Westküste gehen. Leider bekamen wir nicht alle Wunschziele in den 2.5 Wochen unter und beschränkten uns somit erstmal auf den südlichen Teil der Küste. Auf den nördlichen Teil freuen wir uns allerdings schon jetzt :-).
Details:
Aufbruch: 29.03.2013
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 14.04.2013
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Tatjana F. berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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