Mini-Europa-Rundreise mit dem Wohnmobil

Reisezeit: Juli / August 2015  |  von Christa Jöckel

Und noch einmal Bella Italia

Viele Wege führen nach Arco

Unser nächstes (Haupt-)Ziel war Arco. Aber von La Villaret war der Weg zu weit und so planten wir einen Zwischentopp in Gignese ein. Natürlich sollte dort auch ein schönes Klettergebiet liegen.

Gignese

Gignese liegt zwischen dem Ortasee und dem Lago Maggiore am Monte Mottarone. Der Campingplatz liegt oberhalb des Dorfes und wird fast ausschließlich von italienischen Dauercampern bewohnt. Außer uns waren nur noch eine Hand voll Camper ohne festen Stellplatz vorhanden, was uns wunderte, denn der Platz hat eine schöne Lage und ist liebevoll aufgebaut. Alte Zugwaggons umrahmen den Pool und geben dem Treiben dort ein sehr schönes Bild. Auch das Wetter dort war gut, denn während in der Ebene bei Torino unerträglich heiße Temperaturen herrschten, war es dort sehr angenehm.

Am Lago Maggiore lässt es sich ebenfalls gut aushalten.

Am Lago Maggiore lässt es sich ebenfalls gut aushalten.

Oben auf dem Mottarone ist die Aussicht atemberaubend schön.

Oben auf dem Mottarone ist die Aussicht atemberaubend schön.

Außen hui, innen pfui

Das Klettergebiet, wegen dem wir hier Stopp machten, befindet sich auf dem Monte Mottarone. Fährt man mit dem Auto hoch, muss man eine Gebühr für das Befahren des Naturschutzgebietes zahlen. Mit unseren Fahrrädern mussten wir glücklicherweise nichts bezahlen, als unseren Schweiß. Da es etwa 10 Kilometer wirklich steil bergauf geht, waren unsere E-Bikes wirklich praktisch. Zuerst schauten wir uns den Weg an, den wir nehmen mussten, um hoch zu fahren. Da aber die Kinder am Platz blieben, kehrten wir oben gleich auch wieder um, ohne die Klettersektoren anzusteuern – ganz großer Fehler, denn als wir zu zweit abermals den Berg hoch fuhren und das Klettergebiet ausfindig machten, stellten wir fest, dass es einen endlos langen Zustieg hatte (und wir waren nur im Gebiet La Rossa – das als nächstgelegen ausgewiesen war). Beim klettern kam dann die nächste böse Überraschung: miserable Absicherung. Viele Schrauben an den Bohrhaken der Zwischensicherungen waren durchgerostet und auch einige Umlenker samt Ketten waren komplett verrostet. Das Klettern dort fiel uns ebenfalls schwer. Der Fels, roter feinkörniger Granit, war nicht unser Ding und wir kamen eine 4C (!) nicht hoch, ohne uns ins Seil zu setzen. Aber wenigstens war der Ausblick umwerfend. Für wanderbegeisterte sicher ein lohnendes Ziel. Wir aber erklärten das Gebiet zwar für optisch wunderschön, doch klettertechnisch für abgehakt und verließen Gignese deshalb schnell wieder.

Sieht hübsch aus, war für uns aber nicht empfehlenswert.

Sieht hübsch aus, war für uns aber nicht empfehlenswert.

Das gehört zu den Dingen, die ein Kletterer nicht sehen möchte.

Das gehört zu den Dingen, die ein Kletterer nicht sehen möchte.

Arco - in der Ferne zuhause sein

Das nächste Ziel unserer Reise war Arco, wo wir unseren längsten Stop geplant hatten. Arco besuchten wir in der Vergangenheit schon öfter und für uns ist Arco immer wieder schön. Der kleine Ort ist ganz auf Klettertourismus ausgerichtet und in diesem Fall ist Tourismus auch etwas schönes für uns. Es macht einfach Spaß, durch die vielen Kletter- und Outdoorgeschäfte zu schlendern und dort rüsten wir auch jedes Mal unsere Ausrüstung wieder auf.

Am Fuße der Kletterwände. Da fühlen wir uns am wohlsten

Am Fuße der Kletterwände. Da fühlen wir uns am wohlsten

Verlorenes Ersatzteil - Grund aber kein Hindernis

Angekommen auf dem Campingplatz (Camping Zoo) richteten wir schnell unser Mobil aus und wollten in das Zentrum der Stadt. Wir waren hungrig und freuten uns schon alle auf die leckere Pizza, die wir gleich essen wollten. Wir hoben die Räder vom Fahrradträger doch als wir Tims Kinderrad an Erics Fahrrad anhängen wollten (wir nutzen hierzu die Tandemkupplung von „FollowMe„), stellten wir fest, dass sich eine Verlängerungsmutter an Tims Achse gelöst hatte. Ohne diese war es uns natürlich nicht möglich, Tim zu trailern. Also ging es erstmal zu Fuß in die Stadt.

Die verlorene Achsverlängerung stellte uns vor ein kleines Problem, denn nach Arco ins Zentrum konnte Tim definitiv noch nicht ohne Hilfe fahren, ganz zu schweigen von der Strecke an den Gardasee. Überhaupt war sein Rad, so wie es war, komplett unbrauchbar. Er konnte ja nicht einmal auf dem Platz herumradeln.
Eine passende Mutter wurde bald in einem Baumarkt gefunden, doch eine Achsverlängerung gab es nicht. Dank kostenlosem WiFi durchforsteten wir das Internet und bestellten dann eine Verlängerung, die innerhalb von fünf Tagen von Deutschland an den Campingplatz geliefert werden sollte. Um die Zeit zu überbrücken, mussten wir also in den sauren Apfel beißen und für Tim einen Anhänger mieten, damit wir wenigstens mobil waren.

So lässt es sich aushalten.

So lässt es sich aushalten.

In den nächsten Tagen waren wir sehr damit beschäftigt, ausgiebig viel Eis zu essen und Mehrseillängentouren im angrenzenden Klettergebiet zu klettern, während immer ein Erwachsener bei den Kindern am Platz blieb. Da die Kinder schnell Freunde auf dem Platz fanden, kamen so alle voll auf ihre Kosten.
Nach wenigen Tagen bekam wir Besuch von einer Freundin, die ihr Zelt bei uns für fünf Tage aufschlug. Sie machte hier ihre ersten Erfahrungen mit Mehrseillängentouren am Fels und lernte die charmante kleine Stadt beim shoppen kennen. Auch Ausflüge in das nahe gelegene Riva del Garda unternahmen wir gemeinsam und kühlten uns beim Schwimmen im Gardasee ordentlich ab.
Das Wetter zeigte sich gnädig und meist hatten wir tolles Wetter zum klettern, auch wenn hin und wieder mal ein paar Wolken auftauchten oder es zwischendurch mal regnete. Regen ist in Arco eigentlich nichts schlimmes, denn meist sieht am nächsten Tag die Welt wieder gut aus und der Fels ist schnell wieder trocken und kletterbar.

Am Gardasee lässt es sich auch bei sommerlich-heißen Temperaturen aushalten.

Am Gardasee lässt es sich auch bei sommerlich-heißen Temperaturen aushalten.

Abenteuerliches Klettern

Nachdem unsere Freundin wieder abgereist war, beschlossen wir, ein neues Gebiet zu erforschen und dazu fuhren Eric und Christa nach dem Frühstück an den Parete di Padaro.
Leider häuften sich hier die Zwischenfälle und so kam eines zum anderen und unsere Rückkehr verschob sich von der geplanten Uhrzeit (ca. 15:00 Uhr) auf 0:15 Uhr in der Nacht.
Christa hatte zwischendurch einen ziemlichen Durchhänger, denn wir hatten uns quasi keinen Proviant mitgenommen und die Kletterei sowie der Abstieg waren mehr als Abenteuerlich und auch nicht ganz ungefährlich. Claudia musste am Ende sogar noch mit einem Campingnachbarn zum Wandfuß fahren, denn nach einem Regenschauer oben auf dem Berg waren die beiden ziemlich durchgefroren und ohne Proviant auch ziemlich hungrig.

Kein Vulkan, aber vielleicht ein böses Omen?

Kein Vulkan, aber vielleicht ein böses Omen?

Viel zu schnell verging die Zeit in unserem geliebten Arco. Zwischenzeitlich hatten uns noch weitere Freunde über das Wochenende besucht. Nachdem wir eine wirklich tolle Zeit in der Nähe des Gardasees verbracht hatten, verabschiedeten wir unsere Freunde mit einem leckeren Essen im Veganima, einem vegetarischen Restaurant in Arco. Nachdem die beiden dann am Sonntagabend aufgebrochen waren, hieß es am Montag auch für uns: sauber machen, einpacken, ein letztes Eis und einen letzten Kaffee in Arco genießen und weiterfahren.

Wenn man an der Sarca entlangspaziert, kann man wunderbar die Seele baumeln lassen.

Wenn man an der Sarca entlangspaziert, kann man wunderbar die Seele baumeln lassen.

© Christa Jöckel, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Im August hatten wir sagenhafte vier Wochen Urlaub. Genug Zeit also, das Wohnmobil zu packen und etwas Zeit in der Nachbarschaft Deutschlands zu verbringen.
Details:
Aufbruch: 31.07.2015
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 29.08.2015
Reiseziele: Italien
Frankreich
Österreich
Der Autor
 
Christa Jöckel berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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