Mit der Harley durch den Westen der USA

Reisezeit: Oktober / November 2015  |  von René Pfau

The wild wild west

Noch vor dem Eindunkeln sind wir in Peach Springs angekommen.

Noch vor dem Eindunkeln sind wir in Peach Springs angekommen.

Ursprünglich war unsere Idee, nach dem Verlassen von Las Vegas in Richtung Grand Canyon und Bryce Canyon zu fahren, dann Richtung San Francisco, nachher nach San Diego, zurück Richtung Los Angeles und am Schluss wieder nach Las Vegas. Gebucht haben wir nur in Las Vegas die Unterkunft und noch zwei Nächte in Los Angeles.

Da die Wetteraussichten für die Gegend um die Canyons jedoch sehr schlecht (sprich: Regen) war, haben wir uns (schweren Herzens) entschieden, auf diese Gegend zu verzichten und stattdessen in Richtung Süden zu fahren. Da auch diese Gegend viele Sehenswürdigkeiten versprach, war dies nicht weiter tragisch. So sind wir nach Las Vegas losgefahren mit erstem Ziel Kingman. Leider war das uns empfohlene Hotel jedoch geschlossen und so sind wir weiter der Route 66 folgend weitergefahren. Allerdings haben sich die gelesenen Berichte über diese berühmte Strasse bewahrheitet: Sie lohnt sich - mit Ausnahme der Ortschaften Seligman und Williams (mega cool) überhaupt nicht. Immer nur Wüste und Wüste. Verlassene Häuser und defekte Autos wohnin man schaut. Als wir dann im Indianerdorf Peach Springs ankamen, waren wir heilfroh, endlich eine Unterkunft für die Nacht zu bekommen, bevor es ganz dunkel wurde. Somit haben wir die schon erwähnte lärmige Gegend (Zug) auch Inkauf genommen.

Am anderen Tag ging es weiter nach Flagstaff. Dort haben wir den ansässigen Eagle Rider Laden (bei diesem haben wir ja in Las Vegas die Motorräder gemietet) aufgesucht und auch gefunden. Plötzlich hat der Inhaber uns in bestem Deutsch geantwortet. Es handelte sich um einen Deutschen, der sein Hobby zum Beruf gemacht und seinen Traum von einem eigenen Geschäft in den USA im letzten Jahr verwirklicht hat. Bei einem Kaffee hat er uns gute Tips für die Weiterfahrt gegeben. Bis jetzt ist unsere Erfahrung mit "Eagle Rider" wirklich super und sehr empfehlenswert!!

So sind wir auf die 89a gefahren und diese Strecke ist wirklich sensationell. Vergiss die "Route 66" und nimm die "Route 89a"!!! Wirklich mega cool! Via dem wunderschönen Ort "Sedona" sind wir bis nach Prescott gefahren, wo wir den Abend in verschiedenen (richtigen!) Saloons mit Burger, Bier und Whisky verbracht haben.

Am folgenden Tag sind wir mit etwas schwerem Kopf (die amerikanischen Saloon's haben es in sich....) weitergefahren. Über einen sensationell schönen Pass mit wunderbaren Kurven. Leider hat es dann angefangen zu regnen. Nein, nicht "normaler" Regen.... es hat "gesträtzt", man hätte meinen können, die Schleusen im Himmel seien völlig offen. Aus diesem Grund haben wir einen Unterstand gesucht und bei einem abgelegenen Shop zum Glück auch gefunden. Dort sind wir sicher eine Stunde "unter gestanden", haben Kaffee getrunken und dem Regen zugesehen. Plötzlich hat direkt neben dem Shop der Blitz eingeschlagen , sodass die Elektrizität für einen kurzen Augenblick weg war. Und ein riesiger Knall hat uns überzeugt, besser noch etwas länger zu warten um mit der Reise weiter zu fahren.

Vor dem Shop stand ein Pickup, der die ganze Zeit über lief. Wir hatten keine Ahnung weshalb. Zum Thema "Autos" kann gesagt werden, dass, vor allem im Süden von Kalifornien, in Arizona und Nevada, so gut wie jedermann (bzw. jede Frau) ein 3, 4 oder 5 Liter Auto fährt. Praktisch ausschliesslich Pickups. Also dass überhaupt niemand ein Interesse an günstigen Autos hat. Und somit die ganze Diskussion über den "Beschiss" von VW die Leute überhaupt nicht interessiert. Ein Grund darin, liegt sicher in den tiefen Benzinpreisen von ca. 0.75 bis 0.80 Franken.

Nach dem langen Halt und sobald der stärkste Regen aufgehört hat, sind wir weitergefahren. Teilweise wunderschöne Aussichten, dann wieder Wüsten, alte kaputte aber bewohnte Häuser (Baraggen) und immer riesige Gewitterwolken hinter uns. Aber mit etwas Glück konnten wir dem schlechten Wetter ausweichen und sind um etwa 16.00 Uhr in "Blythe" angekommen. Mitten in der Wüste gab es noch eine Grenzkontrolle. Spannend... und das im "eigenen Land". Aber es war die Grenze zwischen Arizona und Kalifornien und wahrscheinlich hat es dort auch viele illegale Einwanderer. Blythe ist ein eher kleines Durchgangs-Ort auf der 95sten Strasse. (21'000 Einwohner). Im "Comfort Inn" Hotel haben wir ein Zimmer genommen und sind nachher etwas auf Stadtbesichtigung gegangen. Wie in jeder Ortschaft wimmelte es auch dort von Dutzenden von Fastfood-Buden. Unglaublich. Bei der Besichtigung haben wir dann ein Coiffeurgeschäft entdeckt und uns kurzentschlossen von den mexikanischen Damen einen neuen Haarschnitt machen lassen. Zu Nacht gegessen haben wir, wie sehr oft, mexikanisch. Allgemein merkt man überall sehr gut, dass Kalifornien früher zu Mexiko gehörte. Auch heute kann man sich mit Spanisch überall gut verständigen (wenn wir das könnten....)

Am anderen Tag, am Mittwoch, sind wir dann nach San Diego weitergefahren. Auch hier viele Kilometer durch die Steinwüsten, aber auch durch Sandwüsten und dann plötzlich auf der 6-Spurigen Autobahn in Richtung Stadt. Und das beim Abendverkehr auf der Harley. Nicht gerade sehr entspannend. Leider haben wir kein Navi dabei und so dauerte unsere Hotelsuche in San Diego sehr lange und es war schon dunkel, bis wir es endlich fanden. Meist buchen wir das Hotel auf der Fahrt unterwegs, wenn wir wissen, in welcher Stadt wir etwa übernachten werden. Mit Internet (meistens müssen wir dazu in einen MC Donalds) ist dies auch kein Problem. Aber in San Diego war dies wirklich extrem kompliziert, das gebuchte Hotel zu finden. Dafür blieben wir dann auch zwei Nächte in dieser wirklich sehr schönen Stadt.

Am Freitag ging es dann in Richtung Norden. Da uns empfohlen wurde, Los Angeles grossräumig zu umfahren, haben wir auf der "15" über den San Bernardino das Ziel "Bakersfield" angesteuert. Unterwegs haben wir beide ab und zu die Orientierung verloren. Also jeweils Motorrad anhalten und Karte hervornehmen. Unglaublich was dann (immer!!!) geschieht: Jeder, ob Mann oder Frau, hält an, fragt, wohin wir wollen, ob sie uns helfen können. Unglaublich. Das habe ich in Europa noch nirgendwo erlebt, diese Hilfsbereitschaft der Leute. Und auch das Interesse an uns. Ich weiss nicht, ob es an den tollen Maschinen oder an uns zwei sympatischen Typen liegt..... Auf jedenfall werden wir immer wieder gefragt, von wo wir sind, was wir hier machen. Und das ist ganz sicher richtiges Interesse und nicht der übliche "how are you?"-Spruch! Also wenn ich mich das nächstemal über die Amis aufrege, werde ich mich an diese tolle Erfahrung ganz sicher erinnern!

In Bakersfield haben wir nicht vorgängig eine Unterkunft gebucht.... ein Fehler! Jedes der X angefahrenen Hotels war völlig ausgebucht. Irgend ein Oltimer-Treffen oder ähnliches fand in dieser grossen Stadt (350'000 Einwohner) statt und irgendwann entschieden wir uns - wohl oder übel - weiter zu fahren. Ein super Entscheid! Denn plötzlich, immer noch in Bakersfield, aber ganz ausserhalb, entdeckten wir ein Motel. Also nochmals anfragen und.... siehe da... tatsächlich ein freies Zimmer. Und was für ein riesiges Zimmer. Wie üblich mit 2 grossen einzelnen Kingsizebetten, aber dazu noch Küche, Sofa, Tisch. Unglaublich. Und das für gerade einmal 65 Dollar. Wirklich ein Schnäppchen!

Gleich nebenan sind wir dann (wieder einmal) mexikanisch Essen gegangen und den "Schlumi" wollten wir noch in einer Bar auf der anderen Seite einnehmen. Und hier haben wir das wirkliche Amerika, so wie man es sich vorstellt, gesehen. Eine super coole Bar... jedermann (und jede Frau) tätowiert, am Bier, Tequilla oder Jägermeister trinken. Hinten ein Billiardtisch. Dazu eine super Livemusik. Perfekt. Wir sind aber brutal aufgefallen. Zum einen, weil uns die eine oder andere Tätowierung fehlt, weil wir etwa halb so gross und breit wie die Einheimischen waren und weil wir keine Baseball-Kappe anhatten. Nun ja, was das Gewicht betrifft, sind wir auf dem besten Wege die zusätzlichen Kilos auf die Waage zu bringen (Fastfood und fettiges Essen sei Dank). Da unsere Ferien aber "nur" 3 Wochen dauern und wir in dieser Zeit unmöglich die notwendigen etwa 50 kg anfuttern können, haben wir uns entschieden, für das nächste Mal zumindest eine Baseball-Kappe zu kaufen. Dann fallen wir sicherlich nicht mehr so auf..... Wir haben die Bar mit Bier (Franzl) und Whisky (ich) genossen und später dann noch vor der Unterkunft die herrliche Abendstimmung und Temparaturen um die 25 Grad genossen.

Da bei dieser Unterkunft das Frühstück nicht dabei war, haben wir, nach dem Satteln der Pferde (ähhh..... der Harleys) das gegenüberliegende "J & M's Café" angesteuert. Und auch hier... sämtliche Klisches haben sich voll erfüllt. Ein super cooles Restaurant, flotte Bedienung und an der Bar ein wirklich feines Frühstück (Rührei mit Rösti und einem riesigen Schinken). Herrlich. Aber, wie immer viel zu viel. Nicht "nur" das Land ist riesig. Auch die Autos, das Essen, einfach alles.

Nach dem wirklich sehr empfehlenswerten Abstecher nach Bakersfield haben wir als nächstes Ziel San Francisco angesteuert. Leider sind die Hotelpreise in dieser Stadt aber unverschämt gross und so haben wir in der Hauptstadt des "Silicon Valley's", in San Jose, ein wunderschönes, aber auch recht teures Hotel gefunden. Hier bleiben wir wiederum 2 Nächte. Jetzt, aktuell, sitzen wir im Zug (tatsächlich.... wir fahren Zug in den USA...) nach San Francisco. Der Grund, dass wir nicht mit unserem Moped fahren, liegt darin, dass das Fahren in eine Grossstadt kein eigentliches Vergnügen ist und wir auf diese Art auch etwas länger in dieser berühmten Stadt verweilen und uns dazu erst noch ein Bierchen genehmigen können. Ob sich die Stadt seit meinem letzten Aufenthalt vor 22 Jahren verändert hat, bin ich gespannt. Natürlich berichte ich dann bei meinem nächsten Eintrag darüber.

Allen interessierten Lesern: "ä guäti Ziit"

Williams an der Route 66... wirklich ein sehenswerter Ort

Williams an der Route 66... wirklich ein sehenswerter Ort

Amerika pur...

Amerika pur...

Auf dem Weg nach Sedona. Herrlich!!!

Auf dem Weg nach Sedona. Herrlich!!!

einfach super

einfach super

unsere Unterkunft in Prescott. Daneben viele Saloons...

unsere Unterkunft in Prescott. Daneben viele Saloons...

Abendstimmung in Blythe

Abendstimmung in Blythe

Here I am.... in Seligman....

Here I am.... in Seligman....

Am Hafen von San Diego

Am Hafen von San Diego

Unsere Unterkunft in Bakersfield

Unsere Unterkunft in Bakersfield

Unser Frühstück in einem Café. So wie man es sich in den USA vorstellt

Unser Frühstück in einem Café. So wie man es sich in den USA vorstellt

Regnet es wirklich so fest??

Regnet es wirklich so fest??

Auch vor dem Cafe lauter grosse Autos. Daneben unsere "kleinen" Motorräder....

Auch vor dem Cafe lauter grosse Autos. Daneben unsere "kleinen" Motorräder....

Und immer wieder wunderschöne Trucks

Und immer wieder wunderschöne Trucks

Wann hört es denn endlich auf zu regnen?

Wann hört es denn endlich auf zu regnen?

Nicht einfach, das System der amerikanischen Tanksäulen heraus zu finden....

Nicht einfach, das System der amerikanischen Tanksäulen heraus zu finden....

Am Strand von San Diego

Am Strand von San Diego

soooo gross....

soooo gross....

Auch in San Diego könnte man Fondue essen...

Auch in San Diego könnte man Fondue essen...

San Diego. Eine coole Stadt.

San Diego. Eine coole Stadt.

© René Pfau, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Während 3 Wochen machen Franzl und ich den Westen der USA mit unserer gemieteten Harley Davidson "unsicher" :-)
Details:
Aufbruch: 16.10.2015
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 06.11.2015
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
René Pfau berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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