Zum Naadam Festival in die Mongolei

Reisezeit: März - August 2019  |  von Anja & Wolfgang

Mongolei: Teil 1 – von 19.06. bis 25.06.2019 1670 km

Ziel: Von der Grenze bei Tashanta über Ölgii und Khvod nach Altai, über Uliastai und Mörön nach Khatgal am Khövsgöl Nuur (See), und schliesslich weiter durchs Bergland nach Chandman-Öndör und Tunel.

Wetter: bedeckt bis sonnig < 25º, teilweise heftige Gewitter, nachts kühl <15º

Wir brauchten fast 5 Stunden für den Übergang von Russland in die Mongolei, denn:
11:45 wir stehen Nr. 4 in der Warteschlange vor dem russischen Zolltor und haben massig Zeit unseren Russland Bericht ins Netz zu stellen, erst um
12.55 öffnet sich das Tor zum ersten Mal und lässt 3 Autos in den Zollhof,
13:15 wir dürfen mit der zweiten Gruppe einfahren. Der russische Grenzposten fertigt uns relativ zügig ab, den Zöllner interessiert nur unsere Außenküche „fantastic“, der Blick ‚hinten rein‘ nur pro forma.
14:00 wir sind unterwegs im Niemandsland Richtung Mongolei. In Russland noch feinster Asphalt, ab der Grenzlinie zur Mongolei gleich mal zum Eingewöhnen Lehm- und Schotterpiste.
14:30 wir stehen als Nr. 8 in der Warteschlange vor dem Mongolischen Grenztor,
15:00 wir werden an der Desinfektionsgrube vorbeigeleitet, müssen aber gegen Quittung trotzdem MNT 1000 (hier umgerechnet zu RUB 50) Desinfektionsgebühr bezahlen.
15:45, wir sind Nr. 1 in der Warteschlange vor dem Tor, unsere Arrival Card wird von den Beamtinnen ausgefüllt und SL3 in den Computer eingetragen.
16:00 wir dürfen in den Zollhof und auch hier eine zügige Abfertigung, Passkontrolle, Temporäres Import Dokument für SL3 erstellen, eine sehr höfliche, pro forma Zollkontrolle,
16:30 wir sind durch, haben den Zollhof verlassen, müssen nur an der Bude hinter dem Zolltor noch die obligatorisch Kfz-Versicherung für die Mongolei abschliessen, (2 Monate, ca. US$ 40) und bekommen gleich mal noch mal gute 20 km Wellblech- Lehm- und Schotterpiste

bevor wir dann auf Asphalt dahingleiten können.

Ein SP am Wegesrand, wir machen Schluss für heute und erledigen noch einige dringend notwendige Hausaufgaben.
Wir erreichen mit Ölgii,

unser erstes Provinz-Hauptstädtchen (ca. 25.000Ew.) der Mongolei, das zugleich auch als Versorgungszentrum für die Umgebung dient. Ein funktionierender ATM Automat ist schnell gefunden, (1Euro = ca. 3.000 MNT,) und so schnell sind wir wieder mal Millionäre, beim Warenangebot im ersten Supermarkt den wir besuchen, sind wir baff erstaunt, hier gibt es wirklich alles, das hätten wir zumindest im Grenzland der Mongolei so nicht erwartet. In dem bunten Laden gegenüber

erstehen wir eine SIM Karte, (MNT 2.000 für die Karte, MNT 10.000 für 1 Monat 8GB Daten + viel zu viele Telefoneinheiten) und in einem Restaurant beim Bazar bekommen wir u.a. unsere ersten Hammelfleisch-Pfannkuchen, die mongolischen Fast Food Spezialität. Beim Verlassen der Stadt der für hier typische Anblick,

eingezäunte, relativ grosse Grundstücke, mit Haus und/ oder Jurte bebaut und meist von Hunden bewacht. Über einen Pass auf 2.500m

geht es wieder runter zum Lake Tolbo

und weiter an den Ausläufern von Tolbo vorbei,

auf nagelneuer Asphaltstrasse

durch diese Ausläufer des Altai

erreichen wir Khovd, ebenfalls Provinzhauptstadt. Dieser Stiefel hier weckt leichtes Erstaunen,

aber als wir im Supermarkt Kaltenberger Hefeweissbier entdecken,

da verschlägt es uns fast die Sprache – andererseits, es befand sich in „Guter Gesellschaft“, waren seine Regal-Nachbarn doch Tsintao aus China und Kinrin aus Japan. Wir statten dem 2010 wieder eröffneten Gandan Puntsag Choilon Khiid,

dem größten Buddhistischen Kloster im Westen der Mongolei, noch einen kurzen Besuch ab und bewundern vor allem hier die 102 Stupas die die Umfassungsmauer krönen bevor wir zu unserem heutigen SP am Lake Khar Us weiterfahren.
Kurze Anmerkung:
In der Mongolei wurden 1937 eigentlich fast alle Buddhistischen Klöster auf Befehl Stalins zerstört, die Mönche ermordet oder in Gulags verschleppt und erst seit 1990 werden diese Klosterruinen teils originalgetreu wieder aufgebaut, renoviert. Wenn von denen dann schon eines am Wegesrand liegt, so statten wir ihm gerne einen kurzen Wiederherstellungsaufwandsbewunderungsbesuch ab.
Von der Strasse ein letzter Blick zurück auf unseren SP drunten am See

bevor wir über 400km auf neuem glatten Asphalt Richtung Osten gleiten. Am Strassenrand neben den üblichen Ziegen, Schafen, Pferden und Kühen auch mal eine Herde Kamele

und dann muss leider immer noch diese bei einem Hochwasser um 2017 eingestürzte Brücke umfahren werden,

die Furt zur Zeit gerade mal 15cm tief, also auch für PKW kein Problem. Wir erreichen Altai, der Hügel am Ortseingang von diesem kleinen Tempel gekrönt,

die Stadt selbst

und vor allem den Bazar wollen wir mal als malerisch bezeichnen.

Wir biegen jetzt Richtung Norden ab, wollen auf der Verbindungsstrasse nach Uliastai fahren und werden sofort von der mongolischen Wirklichkeit eingeholt. Eine Staubstrasse verwandelt sich sehr schnell in ein Gewirr von Fahrspuren im Grasland,

die sowieso schon spärlichen Wegweiser verschwinden ganz und als sich 5 Strassen an einem Punkt treffen, da ist auch unser Navi mit seiner Weisheit am Ende. Ein Einheimischer muss ein Stück in die gleiche Richtung wie wir, fährt in diesem Gewirr voraus und als wir uns trennen, ist unsere Wegrichtung wieder klar vorgegeben. Es wird 19:30, ein SP winkt am Wegesrand, irgendwo im nirgendwo, ca. 85km vor Uliastai beenden wir den Tag.
Am nächsten Morgen stehen wir wie so oft hier vor der Frage: Welche der Spuren sollen wir nehmen?

Wir entscheiden uns im allgemeinen für die ‚meistbefahrene‘ bzw. für die ‚am trockensten‘ aussehende und sind damit bisher recht gut gefahren. Diese Furt, derzeit nur knöcheltief, bereitet keine Probleme

und auch solche Bodenwellen werden klaglos gemeistert,

während diese LKW sich wohl einen Schaden an der Hinterachse zugezogen hat.

Während SL3 noch über diese schon recht baufällige Brücke hoppeln darf,

müssen LKW hier durch die Furt, bis die bereits sich im Bau befindliche neue Brücke ein paar km flussabwärts fertiggestellt ist. Ein Buddha mit Park – und Rastplatz

entlang der Strasse,

die uns letztendlich hoch bis auf 2650m bringt, dem letzten Pass vor Uliastai.

Bergab durch dieses schöne, grüne Tal

erreichen wir mit Uliastai eine weitere Provinz-Hauptstadt.

Wir parken am Markt,

drehen eine kleine Runde rings um den Hauptplatz und kommen so am Theater vorbei,

schauen mal kurz beim Aufbau einer Jurte (hier Ger genannt) zu,

bewundern noch den Tempelberg

und wollen nun eigentlich einen Abstecher zum Ogtgon Tenger Uul machen, dem heiligsten Berg der Mongolei. So heilig, dass er nicht mal bestiegen werden darf, nur vom Nachbargipfel Dayan Uul kann man Blicke auf ihn werfen, doch ein kräftiges Gewitter belehrt uns eines Besseren. 40km (einfach) auf Erdpiste im Starkregen zu einem Berg, der sich dann wahrscheinlich in den Wolken verbirgt – und das Ganze dann wieder zurück macht so für uns wenig Sinn. Wir fahren gleich Richtung Norden und haben so ausreichend Muße unsere ersten Yaks in der Mongolei zu bewundern,

denn die Strasse hier ist fürchterlich, 60km Baustellenstrasse, grob aufgeschütteter Kies in dem sich die Schlaglöcher die Hand reichen.

Nach 2 Stunden sind wir droben auf 2500m am Zagastain Davaa, dem Fisch Pass, dürfen nun nochmals 10km entlang der Neubaustrecke auf Pisten durchs Grasland fahren, kommen dabei an so romantisch anmutenden Farmhäusern vorbei

und werden dann mit 50km Neubaustrecke belohnt. Auf kppg Strasse erreichen wir Telmen,

biegen erneut ins Grasland ab und fahren von hier nochmals 20km weiter zu einem SP am Telmen See. Werden unterwegs mal von Murmeltieren

mal von Falken?? begrüßt,

und lassen den Tag im Abendrot ausklingen,

während nachts dann noch ein weiteres Gewitter vorbeischaut. Dafür am nächsten Morgen, wartet auf uns eitel Sonnenschein

und die erste Baustelle mit entsprechender Umgehung. Hier werden zwei sich kreuzende Strassen neu gebaut und die Kreuzung etwa 2km nach Osten verlegt, was die Suche nach einer Einmündung an der alten Kreuzung wieder mal zur Schnitzeljagd macht. Von einem Strassenbauarbeiter dann der erlösende Tipp: zurück zu dem verfallenen Rasthaus, denn da war früher mal de Kreuzung und dann auf dem Wiesenweg rechts rein. Am Wegesrand dieses Bauernhaus,

als Gegenverkehr ein LKW, also so falsch können wir dann nicht sein. Von droben am ersten Pass für heute dieser Blick ins grüne, mit Jurten gesprenkelte Tal,

nur da drunten wird die Spur immer undeutlicher

und als uns unser Navi dann noch erklärt, dass wir hier falsch sind ist wieder mal Nachdenken angesagt. Abzweigung haben wir bisher keine gesehen, wurden bisher auch nicht zum abbiegen aufgefordert, also macht zurückfahren erst mal wenig Sinn. Auf der anderen Seite des Tales, so etwa in der Richtung wo wir hinwollen stehen Jurten mit Fahrzeugen vor der Tür,

also muss es da drüben doch auch einen Track geben. Kurzentschlossen fahren wir quer über das Grasland, weichen wo notwendig den Viehherden und den Sumpflöchern aus, suchen und finden drei Furten um die kleinen Bäche hier zu überqueren und kaum bei den Jurten angekommen vermeldet unser Navi, dass wir unseren Track wieder gefunden haben, die Fahrt Richtung Norden kann weitergehen. Neben riesigen Viehherden fallen uns in diesem Hochtal vor allem die Raubvögel wie dieser von der Größe her vermutlich ein Geier??

und diese Bussarde auf,

die gemütlich auf einem Brückengeländer sitzen und den nächsten Ausflug planen. Droben am Pass dieses Tipi,

drunten im Tal am See ein ganzer Schwarm Kraniche??,

droben am nächsten Pass eine ganze Wiese voll mit diesen Edelweiss

und drunten im Tal dann unser SP für heute.

10 Stunden gefahren, gerade mal 200km zurückgelegt, uns wird langsam klar, hier herrscht eine andere Zeitrechnung, muss mit anderen Masseinheiten gerechnet werden.
Am nächsten Morgen setzt sich das muntere Ab

und Auf auf den Holperstrassen fort, man muss sich halt für irgendeine entscheiden,

denn alle Wege führen heute erst mal nach Mörön, eine weitere Provinzhauptstadt. Am Ortseingang nochmals eine schlimme Lehmpiste, aber dann die Ortsstrassen meist geteert. So macht die Stadtbesichtigung mit Ringkampfarena,

Theater,

Denkmal für Chingunjav, einem Freiheitskämpfer aus dem 18. Jh.

und dem um 1990 wiederaufgebauten Danzandarjaa Khiid

einst Heimat für über 2.000 Mönche,

heute sind gerade mal knapp 40 hier anwesend. Vor dem Tempel, eigentlich schon im angrenzenden Vergnügungspark eine von Süd Korea gestiftete Buddha Statue.

Wir fahren weiter Richtung Norden und haben auf über 100km eine gut ausgebaute Teerstrasse, treffen unterwegs auf den 100/50 Punkt,

dem Schnittpunkt von 100º Ost mit 50º Nord,

der derzeit touristisch aufbereitet wird, den Parkplatz und Touristen-Versorgungseinrichtungen gibt es schon, das Kassenhäuschen ist im Aufbau. Wir erreichen Khatgal und sich somit am Lake Khövsgöl Nuur angekommen, ein alpiner See, oft als der kleine Bruder des Baikal Sees bezeichnet, der bei schönem Wetter angeblich in allen Blautönen schillert. Aber heute erst alles grau in grau

und dann bricht über uns ein höllisches Gewitter herein, dass die Fahrbahn hoch zum Aussichtspunkt am Westufer, droben am Jankhai Davaa (Pass) unpassierbar macht. Wir wenden uns also dem Ostufer, denn da wollen wir morgen sowieso hin, machen aber auch hier sehr bald Bekanntschaft mit üblen Schlammpassagen. Ich bin schon am Aufgeben, auf Morgen hoffentlich etwas abgetrocknete Strecken zu warten, da kommt ein Mongole vorbei, meint, das schaffen wir gemeinsam schon, ich soll ihm einfach mal folgen. Der Schlamm ist überwunden, diese bauchtiefe Furt durchquert,

wir bedanken uns bei unserem Gefährten,

winken ihm zum Abschied nochmals zu und beziehen einen SP in der ersten Bucht auf der Ostseite des Lake Khövsgöl Nuur.
Wir senken den Luftdruck um 20%, fahren und stehen gleich am ersten Schlammloch für heute,

die Wassertiefe geht ja noch, aber Ein- und Ausfahrt bereiten leichtes Kopfzerbrechen.

Während wir noch am Nachdenken sind, kommt uns von der anderen Seite ein Klein-LKW entgegen und fährt einfach drüben auf einem bisher nicht gesehenen Track weiter, überquert diesen Bach auf einer Furt ganz in der Nähe von der Stelle, wo wir von der Seestrasse nach hier abgebogen sind. Wir schnell wieder zurück, durch die Furt und unsere Reise geht weiter. Von droben auf einem Hügel ein erfreulicher Blick auf Pfütze, dekoriert im Hintergrund mit azurblauem Khövsgöl Nuur im Sonnenschein,

drunten im Tal die nächste der zahllosen Schlammpassagen, die heute zu überwinden waren,

der Wolkenbruch gestern hat den Strassen und Wegen hier nicht gut getan. Die Landschaft hier mit ihren bewaldeten Bergen, den grünen Tälern,

den blühenden Wiesen ist schon sehr schön, einen Besuch auf jeden Fall Wert.

Leider reiht sich bei uns Problemstelle an Problemstelle. Mal eine knapp 90cm tiefe Furt mit recht starker Strömung,

die nicht nur von uns, sondern auch von den Einheimischen gemeistert werden will,

Mal ein Stück überfluteter Strasse,

nein, das ist nicht der Bach, 
das ist die Strasse

nein, das ist nicht der Bach,
das ist die Strasse

das den Motorradfahrern aber deutlich mehr Probleme als uns bereitet.
Noch mal ein Blick ins Tal,

bevor wir an dieser für uns leider zu schmalen Brücke mitten im Sumpfland umdrehen müssen

um dann 6km flussaufwärts den Fluss auf diesem Baukunstwerk zu überqueren.

Mit Chandman-Öndör erreichen wir das eigentliche Ziel dieser Rundfahrt,

ein Ort mitten in diesem alpinen Gelände, der fast nur aus Blockhäusern besteht

und vom Tourismus recht gut zu leben scheint.

Am Ortsende muss dann der Xoxo Fluss über 5 Furten und 3 Kiesbänke überquert werden, was uns dadurch erleichtert wurde, dass uns ein Einheimischer ungefragt zum Nachfahren aufforderte. Am anderen Ufer dann wieder mal ‚Schnitzeljagd‘, wo geht die Route hier eigentlich weiter, da wo Wege hinführen, will das Navi nicht und dahin wo das Navi will findet sich kein offensichtlicher Weg. Endlich kommt ein Motorradfahrer mitten auf der letzten Kiesbank aus der Richtigen Richtung, ach da geht der lang gesuchte Weg nach Süden weiter. 11km weiter, mitten im Weideland eine Statue von Alan Goa,

eine Vorfahrin (10 Generationen) von Chingis die hier am Ort sehr verehrt wird. Unsere weitere Strasse Richtung Tunel (obwohl im Führer versprochen) bessert sich in keinster Weise, nur der Verkehr nimmt bis auf etwa 5 Autos / Stunde zu, was uns Gelegenheit gibt, auch mal die Fahrkünste des Gegenverkehrs an diesen Problemstellen zu bewundern.

Nach 10 Stunden Fahrzeit incl. Wegesuche haben wir heute ganze 120km zurückgelegt, etwa 50km vor Tunel, auf einem SP am Bach schliessen wir den ersten Teil unseres Berichtes aus der Mongolei.

© Anja & Wolfgang, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir letztes Jahr die Mongolei aus Visa- und Zeitgründen rechts liegen gelassen haben, kehren wir dieses Jahr nochmals dahin zurück mit dem Ziel das alljährliche stattfinden Naadam Festival (heuer vom 11. Juli bis 15. Jul) mitzuerleben.
Details:
Aufbruch: 25.03.2019
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 31.08.2019
Reiseziele: Deutschland
Türkei
Iran
Turkmenistan
Usbekistan
Kirgisistan
Kasachstan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Norwegen
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.