Rundreise in Marokko

Reisezeit: Juni 1999  |  von Inge Waehlisch Soltau

Marrakesch - Ourzazate- Dadès Tal - Erfoud und Erg-Chebbi - Zagora und Drâa Tal - Taroudont - Agadir

Marrakesch

Der Flug nach Marrakesch fing damit an, dass anscheinend ein Gepäckstück aufgegeben wurde, der zugehörige Passagier aber kein "boarding" gemacht hatte.
Also mussten alle Passagiere auf dem Rollfeld ihre Koffer identifizieren...
Bis wir dann wieder in einem "Slot" waren, waren 3 Stunden vergangen, und mit dieser Verspätung ging es dann zunächst nach Agadir. Nach einem Zwischenstopp dort landeten wir erst kurz vor 20 Uhr in Marrakesch.
Marrakesch wurde bereits im 11. Jahrhundert gegründet. Die von einer mächtigen Mauer umgebene Altstadt wird geprägt von der Medina mit den grössten Souks in Marokko. In der von den Franzosen angelegten Ville nouvelle sieht man moderne Bauten an breiten Boulevards und viele Palmen und subtropische Pflanzen.
Ich hatte noch keine Digitalkamera, und so gibt es leider nur von Dias digitalisierte Bilder - nicht so zahlreich und auch die Qualität könnte besser sein..

Nach Ankunft im Hotel "Imperial Borj" gingen wir dort zuerst mal etwas essen.
Das Hotel hat eine gute Lage, nicht nur der Djemaa El-Fina Platz sondern auch die Neustadt waren zu Fuss erreichbar. Die Zimmer waren sehr komfortabel, es gab ausgezeichnetes Essen und am Hotelpool konnte man nach anstrengendem Sightseeing gut relaxen.
Der Platz Djemaa-El-Fina war nur 15 Minuten zu Fuss entfernt. Und nachdem man uns im Hotel versichert hatte, dass es kein Problem sei, dort allein hinzulaufen, machten wir uns auf den Weg.
Es war schon zu dunkel zum Fotografieren, und so suchten wir den Platz selbstverständlich am nächsten Tag nochmals etwas früher auf.

Der Djemaa-El-Fina am späten Nachmittag

Der Djemaa-El-Fina am späten Nachmittag

Die ersten Gäste sind schon da

Die ersten Gäste sind schon da

Der grosse assymmetrische Platz Djemaa el-Fna ist der Dreh- und Angelpunkt in Marrakesch und verwandelt sich am späten Nachmittag in ein grosses Freiluftrestaurant. Wie lange es diesen aufregenden Platz schon gibt, weiss man nicht genau. Aber bekannt ist, dass hier schon seit Jahrhunderten gefeilscht und gehandelt wurde.
Der Name bedeutet "Versammlung der Toten" und stammt aus der Zeit, als auf diesem Platz noch Hinrichtungen stattfanden. Heutzutage ist er eher bekannt unter dem Namen "Platz der Gaukler" und lockt Einheimische ebenso an wie Touristen.
2001 wurde Djemaa el-Fna von der Unesco in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Dazu zählen Sprachen, Mythen und Erzählungen ebenso wie Musik, Tanz oder Bräuche.
Bereits am Tage sieht man hier Wasserträger, Händler und Schlangenbeschwörer sowie auch Musikanten. Neben Trockenfrüchten, Nüssen und Datteln werden auch getrocknete Echsen, Kröten, Schlangenhäute usw. angeboten.
Ein sehenswertes Spektakel fängt dann während der Dämmerung an: Gaukler, Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler, Wahrsager, Feuerschlucker, Tänzer, Musikgruppen mit Trommeln und Lauten sowie Akrobaten bieten ihre Künste dar. Dressierte Affen, Kamele und Pferde tummeln sich auf dem Djemaa el-Fna.
An zahllosen Ständen wird frisch zubereitetes traditionelles marokkanisches Essen angeboten. Und Einhemische sowie Touristen geniessen hier das gute Essen.

Wasserträger

Wasserträger

Das leckere Essen ist parat

Das leckere Essen ist parat

Am nächsten Tag ging es dann am Morgen erstmal in die Neustadt. An der Avenue Mohammed V. mit zahlreichen Geschäften und Cafès tranken wir dann unseren ersten feinen Minztee "Thé à la menthe" - grüner Tee mit frischer Minze und reichlich Zucker.
Wir buchten spontan eine Stadtrundfahrt für die Neustadt und kamen zuerst zum Palais de la Bahia - die ehemalige Residenz der Grosswesire, die Ende des 19. Jahrhunderts im andalusisch-maurischen Stil errichtet wurde. Im prachtvollen Palast mit den riesigen Ausmassen befinden sich über 160 Räume. Die Empfangssäle, Wohntrakte, Höfe und Innengärten sind labayrinthartig angelegt, und hier sieht man einen verschwenderischen maurischen Luxus.
Die Palastanlage war schon Kulisse für zahlreiche Filme. Um alles zu sehen, würde man mehrere Stunden brauchen.

Eingang Palais de Bahia

Eingang Palais de Bahia

Im Palais

Im Palais

Palais de la Bahia

Palais de la Bahia

Von dort aus ging es zur im 12. Jahrhundert erbauten Koutoubia Moschee, die grösste Moschee und eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Marrakesch.
Die Moschee befindet sich in einem grossen Palmengarten nicht weit vom Djemaa el-Fna Platz.
Die Moschee ist 90 m breit und 60 m lang und bietet Platz für 25.000 Gläubige. Das grosse und von weitem sichtbare Minarett gilt als architektonisches Wahrzeichen von Marrakesch. Das Minarett wurde 1199 fertiggestellt. Der quadratische Turm ist 69 m hoch, zusammen mit der grossen Kugelschaft an der Spitze sogar insgesamt 77 m. Der obere Teil des Turms ist mit wertvollen Keramikplatten verziert, und die Spitze besteht aus mehreren vergoldeten Kugeln und einer seitlichen Holzkonstruktion.
Früher wurde hier vor dem tradtionellen Freitagsgebet und an religiösen Feiertagen die grüne Fahne des Propheten gehisst.
Abschliessend ging es zu den Saadir-Gräbern nicht weit von der Moschee entfernt. Diese Gräber aus dem 16. Jahrhundert wurden erst im Jahre 1917 wiederentdeckt, weil sie von einem Alewiden-Herrscher hinter hohen Mauern zugemauert wurden.
Die beiden Mausoleen für sieben Sultane und Angehörige der Saadier-Familie sind mit Carrara-Marmor und kostbarem Mosaik- und Stuckwerk prächtig ausgestattet - ein bisschen wie in "1000 und eine Nacht"...

Koutoubia Moschee

Koutoubia Moschee

Souks

In unserem Hotel wurde angeboten, sich beim ersten Besuch der Souks durch einen einheimischen Guide begleiten zu lassen. Ausser uns entschieden sich noch vier weitere Leute für diese Führung.
In den weitläufigen Souks kann man sich allein gut verlaufen, und ausserdem hat man mit einem Guide auch einen gewissen "Schutz" vor allzu aufdringlichen Händlern - wofür Marokko ja leider "berühmt-berüchtigt" war...

In der Medina

In der Medina

Die Souks von Marrakesch gehören zu den grössten des Landes und befinden sich nördlich vom Djemma el-Fna Platz. Es ist ein Labyrinth aus Gassen, Durchgängen und Gewölben. Die Märkte sind nicht nur weitläufig sondern auch vielfältig, farbenfroh und geruchsintensiv.
Die Marktstrassen sind sortiert nach Gewerbe, es wird nicht nur verkauft sondern auch produziert. Es gibt Werkstätten von Kesselflickern, Kupferschmieden, Wollfärbern, Gewürzhändlern, Hozlschnitzern und Tischlern.
Man staunt über die tausenden von Körben mit Gewürzen in allen erdenklichen Farben und die feine Handwerkskunst.

Medina

Medina

Eine der vielen Gassen

Eine der vielen Gassen

In den Gassen der Eisen- und Kupferschmiede hört man schon von weitem lautes Hämmern. Bunte Stoffe aufgehängt zwischen den Ständen führen zur Gasse der Färber. Lederverarbeiter stellen handgefertigte Gürtel, Taschen und Schuhe her. In der Strasse der Teppichverkäufer kann man teilweise kostbare Stücke bewundern.
Die Souks von Marrakesch sind natürlich ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, die vom reichhaltigen Angebot und den vielfältigen Eindrücken nahezu überwältigt sind.

Gefärbte Stoffe werden zum Trocknen aufgehangen

Gefärbte Stoffe werden zum Trocknen aufgehangen

Wollfärber

Wollfärber

Bei einigen der Händler - vor allem in der Gasse der Eisen- und Kupferschmiede - sahen wir nicht nur Erwachsene und Jugendliche bei der Arbeit sondern teilweise auch Kinder.
Unser Guide erzählte uns, dass es in Marokko immer noch Kinderarbeit gibt, viele Familien sind darauf angewiesen. Aber bei manchen Familien werden die kleineren Kinder in den Werkstätten auch benutzt, damit sie von den Touristen - aus Mitgefühl - "Bakschisch" bekommen.

In der Gasse der Eisen- und Kupferschmiede

In der Gasse der Eisen- und Kupferschmiede

In der Gasse der Eisen- und  Kupferschmiede

In der Gasse der Eisen- und Kupferschmiede

Wir fuhren vom Hotel mit dem Taxi zum Jardin Majorelle. Dies ist ein historischer botanischer Garten in Marrakesch.
Der Park erhielt seinen Namen nach dem Gründer - dem französischen Maler Jacques Majorelle. Dieser begann im Jahr 1924 einen Garten anzulegen und ein Haus zu bauen.
Der Maler erschuf einen botanischen Garten und sammelte Pflanzen aus der ganzen Welt: Bougainvillea, Kakteen, Bambus und Wasserlilien sowie hohe Palmen. Seit 1947 ist der Jardin Majorelle für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Garten geriet dann aber vorübergehend in Vergessenheit.
Der französische Modeschöpfer Yves Saint Laurent und sein Partner kauften das Wohnhaus und den Park, welchen sie restaurierten, da dieser inzwischen immer mehr verwildert war.
Nun wurde der Park wieder ein botanisches Juwel, und die beliebte Sehenswürdigkeit wird von vielen Besuchern angeschaut.

Das Haus

Das Haus

Der botanische Garten

Der botanische Garten

Um den Fortbestand in Zukunft zu sichern, wurde eine Stitung gegründet, die den botanischen Garten verwaltet.
Im ehemaligen Atelier von Majorelle ist jetzt ein islamisches Kunstmuseum untergebracht, u.a. auch mit Bildern und Keramiken von Majorelle und der Sammlung nordafrikanischer Textilien von Saint-Laurent.

Seerosenteich

Seerosenteich

Hohe Palmen im Garten

Hohe Palmen im Garten

Das blaue Atelier

Das blaue Atelier

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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 06.06.1999
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 20.06.1999
Reiseziele: Marokko
Der Autor
 
Inge Waehlisch Soltau berichtet seit 5 Jahren auf umdiewelt.