Radtour im Zickzackkurs durch Tschechien

Reisezeit: September 2021  |  von Manfred Sürig

durch die Höhen des Böhmerwaldes

Die Morgenkühle nutzen wir am besten zu Steigungen und oben wird uns die Sonne erwärmen! Der Weg ist gut gekennzeuichnet, aber unterwegs wird uns etwas bange: Weg keinesfalls verlassen, Minengefahr!

Natur und Wetter passen zusammen, dass der Radweg nicht asphaltiert ist, stört nicht.

Natur und Wetter passen zusammen, dass der Radweg nicht asphaltiert ist, stört nicht.

Zwar würden wir ohnehin nicht in dieses Gestrüpp mit dem Rad einbiegen, aber sind das nun Minen aus dem zweiten Weltkrieg oder hatten sie die Kommunisten zur Absicherung der Grenze hier versenkt ? Bedeutet Naturschutz hier nun, dass die Natur die Minen in Jahrhunderten unschädlich machen soll ?

Zwar würden wir ohnehin nicht in dieses Gestrüpp mit dem Rad einbiegen, aber sind das nun Minen aus dem zweiten Weltkrieg oder hatten sie die Kommunisten zur Absicherung der Grenze hier versenkt ? Bedeutet Naturschutz hier nun, dass die Natur die Minen in Jahrhunderten unschädlich machen soll ?

Im Südosten sehen wir hoch oben einen breiten Aussichtsturm, sicher wieder 300 Höhenmeter über uns. Aber heute sind die Steigungen zunächst ohne Absteigen zu schaffen, Zwischenpausen allerdings werden immer häufiger nötig. Mountainbiker überholen uns mit bewundernswertem Tempo. Na ja, sie haben auch kaum Gepäck und eine Kettenschaltung, die ihnen ein langsames Erklimmen beinahe jeder Steigung ermöglicht. Wir freuen uns über dazwischenliegende Abschnitte ohne Steigung, die uns einen Vorgeschmack auf den Genuss der Hochebene geben, die wir anschließend abradeln wollen.

Naturschutzgebiet pur, aber die Luftverschmutzung hat ihre Spuren hinterlassen, mal sehen, ob junge Triebe den Wald wieder aufbauen werden können.

Naturschutzgebiet pur, aber die Luftverschmutzung hat ihre Spuren hinterlassen, mal sehen, ob junge Triebe den Wald wieder aufbauen werden können.

Ein heftiger Novembersturm hatte den Baumgerippen den Rest gegeben., Neues Grün wächst zwar nach, aber ob es jemals wieder Wald werden kann, ist ungewiss.

Ein heftiger Novembersturm hatte den Baumgerippen den Rest gegeben., Neues Grün wächst zwar nach, aber ob es jemals wieder Wald werden kann, ist ungewiss.

Zum Aussichtsturm auf dem höchsten Berg (Polednik, 1315 m ü M) führt eine Stichstraße bergauf. Hier strömen aus allen Richtungen Samstagsausflügler heran.
Bei so einem Wetter sollten wir uns oben den Blick nicht entgehen lassen ! Wir erklimmen die Spitze, doch Blicke nach unten sind kaum möglich. der Turm wird restauriert und ist weiträumig abgesperrt und, ein Trost der Natur, nach Westen und Nordwesten sind Bäume so hoch gewachsen, dass wir nicht darüber blicken können, wenn wir selbst nicht höher rauf können..
Also rollen wir von jetzt an nur noch bergab ! Nachdem wir den Radwanderweg wieder erreichen, führt uns diese Strecke in leichten Windungen im Hochtal eines Baches bergab mit immer neuen, großartigen Blicken in eine - ja - Hochebene mit kleinen Seen und Mooren. So sieht hier die Natur nach 250 Jahren Raubbau am Wald aus.
Zu Zeiten Maria Theresias hatte ein Herr Schwarzenberg Prag und Wien mit Feuerholz versorgt. Hier wurde es "gewonnen" und eigens ein Floßkanal angelegt, auf die die gefällten Stämme nach der Schneeschmelze bergab gelassen wurden. Der Clou dabei: An der Wasserscheide zwischen Elbe und Donau konnte das Wasser des Kanals wahlweise nach Norden (Prag) oder nach Süden(Wien) umgeleitet werden, je nachdem, wo die besseren Preise zu erzielen waren.
Wiederaufforstung war wohl zu mühsam, und so ist das Ergebnis heute als geschützte Natur zu betrachten, dem nun Luftverschmutzung und Klimawandel zu schaffen machen werden.
Der Kanal wird touristisch vermarktet, morgen werden wir daran vorbei.kommen.

Wie wird es hier wohl in weiteren 150 Jahren aussehen ?

Wie wird es hier wohl in weiteren 150 Jahren aussehen ?

Der sonnige Sonnabend lockt Hunderte Radler auf diesen Weg. Sie kommen uns entgegen, ihre Autos, mit denen sie bis Modrava gefahren sind, stehen auf überfüllten Parkplätzen an der Sumava-Magistrale, die wir in Modrava wieder erreichen.
Es ist erst Mittag, 35 km liegen hinter uns.
So schön das Örtchen aussieht, aber hier hält es uns nicht, ein Stück weit gehts steil hoch Richtung Kvilda und noch vorher nutzen wir einen Abzweig nach Süden, um wieder in unberührte Natur zu kommen.
Und schon sind wir wieder fast allein.

Gut, dass wir eine Karte dabei haben, die uns sagt, was vor uns liegt. Auf der Karte Höhenlinien im 50m-Abstand, mit den Rädern ständig neue Herausforderungen, mal steil hoch, dann steil runter., zwischendurch Pausenplätze mit schönen Hinweisschildern, wie hoch man hier ist. Die Schotterwege sind naturbelassen, in den Gefällestrecken haben sich steile Wasserabflussrinnen gebildet, die wir vorsichtig passieren müssen.

Solche Warnschilder sollte man Ernst nehmen, besonders, wenn man mit einem schwer beladenen Tourenrad unterwegs ist ! Stellenweise ist Schrittempo mit Hand an allen Bremsen angesagt. Wie gut, dass ich außerdem die Rücktrittbremse habe !

Solche Warnschilder sollte man Ernst nehmen, besonders, wenn man mit einem schwer beladenen Tourenrad unterwegs ist ! Stellenweise ist Schrittempo mit Hand an allen Bremsen angesagt. Wie gut, dass ich außerdem die Rücktrittbremse habe !

Netto kommen wir allmählich weiter runter, und das Nachtquartier dürfte noch tiefer liegen, schauen wir uns unterwegs einfach mal um !

Netto kommen wir allmählich weiter runter, und das Nachtquartier dürfte noch tiefer liegen, schauen wir uns unterwegs einfach mal um !

Wir folgen dem Weg Nr. 1023, der parallel dicht an der Grenze entlangführt. In einem Ort Bucina steht ein riesiges Luxushotel neben wiederaufgebauten Grenzschutzanlagen an der Grenze zu Bayern., Alles besetzt mit Dauergästen ! Für eine Nacht für Radler -kein Quartier, nach den Preisen fragen wir erst gar nicht..

Ein gespenstisches Billd. Wir können heute Sonne und Windstille genießen, aber wehe, wenn hier der Sturm pfeift und die Temperatur absinkt !

Ein gespenstisches Billd. Wir können heute Sonne und Windstille genießen, aber wehe, wenn hier der Sturm pfeift und die Temperatur absinkt !

Eine Quelle der Moldau sehen wir uns auch noch an.Sie sprudelt kaum und verläuft sich erst einmal in Mooren.

Eine Quelle der Moldau sehen wir uns auch noch an.Sie sprudelt kaum und verläuft sich erst einmal in Mooren.

Ein mögliches Nachtquartier direkt am Radwanderweg ist schon lange und wiederholt angekündigt. Als wir hinkommen, fallen uns schon volle Parkplätze auf. Die Autofahrer waren schneller, außerdem hatten sie vorher reservieren lassen..... Aber die Wirtin gibt uns Tips, wie wir weiterradeln sollten, um mehr Quartiere vorzufinden., aber unter 20 km werden wir nicht wegkommen.
Doch diese Strecke wird zum Traum: Asphaltiert, leichtes Gefälle, schattiger Wald!
Beim nächsten Quartier mit Cafe und schönstrem Ausblick die nächste Enttäuschung: Alle Betten sind reserviert.
Aber wieder ein Tip zur Weiterfahrt bis nach Strazny, dort ist ein Grenzübergang und da gibt es Hotels.
Hier endlich kommen wir unter und sind im Haus der Kurverwaltung sogar die einzigen Gäste !

Unten die Kurverwaltung, oben unsere komfortable Unterkunft zur Selbstbedienung in der Küche des Hauses.

Unten die Kurverwaltung, oben unsere komfortable Unterkunft zur Selbstbedienung in der Küche des Hauses.

© Manfred Sürig, 2021
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Die Reise
 
Worum geht's?:
coronabedingt waren alle geplanten Radtouren fallen gelassen worden, was ist 2021 nun noch an Kondition übrig ? Ein Test durchs böhmische Sumava mit e-bike und weiter nach Osten durchs Gebirge soll es zeigen.
Details:
Aufbruch: 03.09.2021
Dauer: 10 Tage
Heimkehr: 12.09.2021
Reiseziele: Tschechische Republik
Der Autor
 
Manfred Sürig berichtet seit 28 Monaten auf umdiewelt.