AB IN DEN SÜDEN

Reisezeit: August / September 2008  |  von Uwe Decker

Ocean Safari

Tofo, 10. September 2008

Der erste Blick am Morgen geht zum Himmel. Dann zu den Palmen ... Tja, leicht besser als gestern aber ob die Ocean Safari stattfinden kann? Ich sprinte noch vor meinem Käseomelette zur Tauchschule. Ja. Sie kann und sie muss. Der Wetterbericht für die nächsten Tage ist nicht gut, der Sturm soll stärker werden.

Wir sind insgesamt zu sechst, außer mir alles passionierte Taucher mit eigener Ausrüstung. Ich streife zum ersten Mal in meinem Leben einen Neopren-Anzug über, denn bei längerem Aufenthalt im Wasser könnte es kühl werden, probiere Flossen, Tauchermaske und Schnorchel. Dann werden wir gebrieft von Andrew, einem der südafrikanischen Inhaber der Tauchschule. Wie wir uns verhalten sollen, auf dem Boot und im Wasser, wenn wir Walhaie sehen und evtl. Delfine. Wird anstrengend bei den Wellen, meint er. Na dann, ich bin etwas besorgt. Wasser ist eigentlich nicht so mein Ding. Ich fühle mich immer etwas unwohl wenn ich nicht weiß was unter mir vorgeht. Und ich bin mir sicher, da draußen im Ozean wird eine Menge los sein unter mir.

Um es vorwegzunehmen, der Trip wird ein Highlight meines Urlaubs. Einige Dinge würde ich aber lieber verschweigen, z.B. dass ich als Einziger Mühe habe, beim Reinschieben des Bootes ins Wasser rechtzeitig ins Bootes zu hechten, bevor es durch die Wellen jagt. Dass ich mich zunächst ängstlich ins Boot hocke bevor mir gezeigt wird wie man vernünftig sitzt, Füße in die Schlaufen am Boden, sich richtig auf den Rand setzen und an den Seilen festhalten. Das geht auch tatsächlich viel besser und nach 5 Minuten macht es richtig Spaß, mit einer Höllengeschwindigkeit durch die unruhige See zu rasen. Auch im Wasser kann ich mit den Anderen nicht mithalten und muss jedes Mal wie ein nasser Sack von Andrew oder dem Bootsführer ins Boot gezogen werden.

Ansonsten ist es anstrengend aber toll. In diesem Gebiet gibt es die weltweit größte Population an Walhaien, den größten Fischen überhaupt. Was nicht heißen muss dass man bei jeder Tour auch viele sieht. Heute schon. Wir fahren ein, zwei Kilometer an der Küste lang, Andrew und sein Bootsmann halten Ausschau und sobald sie ein Exemplar sehen, drehen sie das Boot in etwa deren Schwimmrichtung.

Walhaie sind sehr neugierige Tiere und schwimmen drauf zu, so dass wir uns nur ins Wasser fallen lassen müssen und warten bis sie vor uns aufkreuzen. Walhaie können bis zu 18 Meter lang werden. Unsere Exemplare sind kürzer, aber immer noch riesig, 6 bis 10 Meter etwa. Die Sicht unter Wasser ist nicht so gut durch die aufgewühlte See, und so erschrecke ich mich fast jedes Mal wenn ein Walhai plötzlich vor mir auftaucht. Er gleitet lautlos, elegant und majestätisch unter mir durch und ich versuche hinter ihm her zu schnorcheln, was auch oft gelingt, da Walhaie relativ langsam sind. Wenn ich ihn dann doch verliere und zum Boot schaue sehe ich schon Andrew winken und in eine Richtung zeigen. Da kommt schon der Nächste. Anfassen könnte man sie natürlich auch. Sollen wir aber nicht, bat uns Andrew vorher. Ich habe nicht ganz verstanden warum. Ich glaube ihre Haut würde Schaden nehmen. Zur Erinnerung an die Walhaie muss eine schlichte Ansichtskarte genügen. Auch wenn man sie, im Boot stehend, deutlich nahe unter der Wasseroberfläche sehen kann, auf den Fotos ist nur das Wasser des Indischen Ozeans zu sehen.

Auch einige Delfine tauchen auf. Die haben aber heute kein großes Interesse an den seltsamen Gestalten, die hier herumpaddeln und schwimmen weiter. Sie sind für uns zu schnell. Ich zähle nicht mehr mit, wie viel Walhaie wir schließlich sehen und mit wie vielen wir schnorcheln. Es mögen 15, 20, oder 25 sein, jedenfalls außergewöhnlich viele, meint Andrew. Wir haben heute richtig Glück.

Nach den Walhaien kommen die Buckelwale dran. Die ziehen in dieser Jahreszeit an der mosambikanischen Küste entlang Richtung Antarktis zu ihren Laichgründen. Sie schwimmen weiter draußen auf dem Meer und sind zunächst nicht leicht zu entdecken. Manchmal sehen wir eine Schwanzflosse aus dem Meer ragen und abtauchen. Dann ist es zu spät. Buckelwale können bis 10 Minuten unter Wasser bleiben. Schließlich gelingt es uns doch an den einen oder anderen, der gerade an der Oberfläche ist, näher heran zu kommen, besonders nah an eine Mutter mit ihrem Kleinen, ca. 8 bis 10 Meter. Ins Wasser sollen wir nicht. Will ich auch gar nicht. Die Tiere sehen gewaltig aus.

Zweieinhalb Stunden später und um 1.500 Meticais, gut 40 Euro ärmer, ziemlich kaputt, dafür aber sehr zufrieden gehe ich zu meinem Chalet zurück. Ausruhen ist aber nicht. Ich starte zu einer nachmittäglichen Fotosafari, gehe auf dem Sandweg durch den Palmenhain vor unserer Lodge mit ein paar sehr primitiven Strohhütten zum Ort, kaufe mir bei einer Marktfrau eine kalte Cola und habe wieder Mitleid mit ihr angesichts der technomäßigen Dauerbeschallung. Zwischen Markt und Strand ist ein riesiges Werbeplakat aufgestellt. Klar, von Mcel. Mcel ist überall.

Zurück gehe ich am wieder fast menschenleeren Strand bis zum "Fatima's". Dort gibt es heute aber kein Bier sondern ein Ticket. Für den Bus nach Maputo. Ich frage zweimal nach der Abfahrtzeit. Und habe richtig gehört. 4 Uhr morgen früh. Meine Sorge, ob ich meinen Wecker hören werde, bleibt nicht die einzige. Am Abend im Dünenrestaurant kommt Elisabeth, eine Deutsche, im Schlepptau eine Italienerin und eine Spanierin, und fragt ob ich derjenige wäre, der morgen, besser heute Nacht, mit dem Bus fahren will. Hätte sie von der Rezeption gehört. Die drei wollen auch nach Maputo und fragen ob wir zusammen aufbrechen wollen. Sie haben etwas Angst und würden sich über männlichen Begleitschutz freuen. Sie erzählen, dass gestern Abend zwei Mädchen auf dem Weg von Dinos Bar zurück zur Unterkunft im Palmenhain überfallen worden sind. Nichts ganz Schlimmes. Geld weg, aber trotzdem. Zusätzlich wurde dann noch ein Motorrad aus der bewachten Lodge gestohlen und die Security-Leute sind kurzerhand verhaftet worden und sitzen nun im Gefängnis. Nur ein Neuer wurde bisher engagiert, der uns aber nicht begleiten kann, da er ja auf die Lodge aufpassen muss. Mein Beschützer-Instinkt ist sogleich geweckt, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich nicht als Erster bei Gefahr die Flucht ergreifen würde.

Ansonsten geht es heute Abend sportlich zu. Es ist Spieltag bei der WM-Quali und Elisabeth und ich verbünden uns gegen die angelsächsische Übermacht, schalten den Kanal mit dem Finnland - Deutschland Spiel an und rücken die Fernbedienung bis Spielende nicht mehr raus. An dem torreichen Spiel -Endstand 3:3- findet aber schnell auch der Rest Gefallen.

© Uwe Decker, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
3 Wochen allein durch den Süden Afrikas Gaborone/Botswana - Johannesburg - Swasiland - Mosambik Von Nashörnern, einem Ball der Debütantinnen, den größten Fischen der Welt und vielem mehr ...
Details:
Aufbruch: 25.08.2008
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 15.09.2008
Reiseziele: Botsuana
Südafrika
Swasiland
Mosambik
Der Autor
 
Uwe Decker berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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