Indien/Pakistan Weihn. 2009

Die Stadt ist so, wie ich sie mir im Vorfeld im Netz angeschaut hatte: umwerfend schön! Auch Venedig Asiens genannt. Überall fließt Wasser, Wasser und nochmals Wasser. Dementsprechend ist auch die Vegetation, es grünt überall.

Die Altstadt ist durchzogen von engen, steilen, verwinkelten Gässchen, auf den Hoteldachterrassen sagenhafte Ausblicke auf den im See liegenden Lake Palace.

Ich besichtige meine erste mögliche Feierlocation für 2012, den örtlichen City Palace, beeindruckend thront er oberhalb der Stadt.

Ein paar Worte zu meiner bzw. unserer großen Feier im September 2012 in Udaipur, Grund meines jetzigen Aufenthaltes. Meine Wenigkeit und noch ein paar "Betroffene" wollen dort unseren "besonderen" Geburtstag zelebrieren. Ich sag euch: Karawanen von Leuten wollen anreisen. Na mal sehen, wie viele es dann letztendlich wirklich werden.

Organisierte Heerscharen aus aller Welt laufen wie die Ameisen immer die gleichen Wege ab, zuerst ins Palastareal. Gruppen - Geißel und Einkommensquelle der Stadt, keine Individualität, unflexibel, arbeitsgeile 2-Wochen-Rasende/Reisende mit Angst, sich diesem so fremden Lande, individuell zu nähern. Nur nicht Land und Leuten zu nahe kommen, nur mal eben das zur Zeit angesagte Indien "abhaken". Frühstück im Hotel - Tempo, es muss schnell gehen, ab zum Palast, Lunch irgendwo in einem "sauberen" Restaurant, nächster Punkt, Tempelbesichtigung, raus aus dem Bus, rein in den Bus. Das war Udaipur - Reisen bildet!

Indien verweigert sich dem, der es oberflächlich erleben will, der am liebsten nur die vorher in Fotobänden gesehenen Bilder bestätigt sehen will. Nein, es gibt diese Prachtexemplare der Architektur nicht ohne die Müllhaufen, das Getöse und die starrenden und glotzenden Blicke der "Ureinwohner". Indien will berühren, ergreifen, nicht nur erstaunen, sondern in Besitz nehmen. Indien ist ein Land, das unter die Haut geht. Ein Ozean, in den man eintaucht.

Ich komme zu dem Schluss: Diesen Touristenpalast werde ich auf keinen Fall als Feiermöglichkeit in Betracht ziehen.

Ramji ist angekommen, mein ehemaliger Messegast aus Hannover, Direktor zweier Firmen, der mich schon tausendmal nach Rajkot (Hauptstadt von Gujarat) eingeladen hatte und nun happy ist, mich abholen zu dürfen und er will auch endlich Udaipur kennen lernen.
Aber - ich weiß, er ist kein backpacker, sondern einer dieser Schnellreisenden. Ich will ihn jedoch nicht enttäuschen, freue mich sogar auf ihn und bin gespannt, wie sich die Dinge entwickeln.

Schock: Er reist mit seinem Auto UND Fahrer an! Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt. Ich und mit Chauffeur, unfassbar! Wir speisen im romantischen Ambiente Udaipurs, wohnen in alten Gemäuern und haben viel zu erzählen. Doch schon bald spüre ich wieder den business man.
Dieser Typus ist auf der ganzen Welt gleich: getrieben, oberflächlich, Laptop im Gepäck, Handy permanent in der Hand, erfolgsorientiert, gehetzt von Terminen, Terminen, Terminen. Was soll's, mit Humor versuch ich, die Situation zu meistern.

Wir fahren zu einem von mir ausfindig gemachten Hotelpalast auf einer kleinen Insel, ca. 90 km von Udaipur entfernt, dem Jaisamand Island Resort. Sehr idyllisch gelegen, eine evtl. location für das spätere Vorhaben. Wir sind sehr angetan von diesem Platz. Hoffentlich kann ich auch meine Leutchen zu Hause dafür begeistern, da dies nun mal kein einfaches, indisches guesthouse mit indischen Preisen ist. Dafür ist es einmalig gelegen, keine pollution, statt Lärm erholsame Ruhe, keine nervigen "Angraber", exquisite Küche. Meinem gewünschten Palastambiente kommt es schon sehr nahe.

Dann geht's zum Karni Fort (50 km entfernt von Udaipur). In einer einsamen trockenen Landschaft thront das Fort wie eine Perle auf einem Hügel, abgelegen vom Stress indischer Kleinstädte. Fort Bambora war noch Anfang der neunziger Jahe eine Ruine, heute ist es ein Palast-Hotel über dem Dorf Bambora mit elegantem Swimmingpool und luxuriös ausgestatteten Zimmern.

Leider ist das Fort jedoch im Programm organisierter Gruppenveranstalter enthalten und somit für mich und meine Zwecke eher ungeeignet. Schade, mir gefällt die Gegend und natürlich auch das Fort sehr gut.

Ramji wird stetig nervöser. Er ist einer der Menschen, die einfach nicht genießen KÖNNEN. Ihn drängen seine nimmer ruhenden Geschäfte. Er bringt es noch nicht mal fertig, beim abendlichen romantischen Dinner mit Blick auf die beeindruckende Kulisse von Udaipur ein ruhiges Gespräch zu führen und die Aussicht zu genießen. Und ewig ruft der Laptop......

Er reist übrigens im Schnelldurchgang mit family in diesem Sommer für DREI Wochen nach Australien, alles vorher akribisch gebucht, mit entsprechender Führung. Kommentar noch nötig? Nein!

Ich bin nicht böse, als es am nächsten Tag weiter nach Rajkot im Distrikt Gujarat geht, Sitz seiner Firma und Wohnort der family. Es regt mich mehr und mehr auf, dass ich ständig mit Ramji's Fahrer und dem ewig blank geputztem Auto chauffiert werde. Hinzu kommt noch, dass ich nichts bezahlen darf, was mir natürlich überhaupt nicht passt.