Heilige Kühe und GoGo-Girls

Reisezeit: Januar - Juli 2004  |  von Ralf Knochner

rishikesh - vorhang auf

auf dem weg nach rishikesh.

auf dem weg nach rishikesh.

emailkontakte sind schon was feines - monique hat auf mich gewartet und mir ein zimmer in rishikesh reserviert .... hmm super. während sie auf mich gewartet hat, hat ihr ein amerikaner seinen reiseführer geschenkt - vermutlich hat er sie für eine bettlerin gehalten, weil sie ja doch ein wenig verhärmt wirkt und neben anderen, wirklichen bettlern stand. da sie nicht mehr allzu lange bleibt, bin ich jetzt im besitz des neusten "lonely planet"-buches soz. der bibel der meisten indienreisenden.

rishikesh: indische touristen lassen sich fotografieren.

rishikesh: indische touristen lassen sich fotografieren.

mit rishikesh betrete ich absolutes neuland, denn in diesem teil indiens war ich noch nie und ich habe noch knapp mehr als drei monate zeit .... juhuu.
rishikesh selbst ist eine von offenkundig tausenden heiligen städten indiens, unter anderem wohl auch, weil der ganges hier hindurch fließt. bekannt geworden - zumindest im westen - scheint die stadt durch einen besuch der beatles geworden zu sein. sie besuchten den damals wohl recht berühmten ashram eines gurus namens "maharishi". heute ist der ashram verlassen und im besitz der forstbehörde. das riesige areal verfällt zusehends und wegen den über 100 kleinen hütten könnte die gegend auch schlumpfhausen heißen.

sadhu für geld.

sadhu für geld.

es gibt immer noch sehr viele ashrams in rishikesh, auch viele pilger, sadhus (mehr oder weniger heilige männer) und natürlich touristen. letztere halten sich alle in den oberen, direkt am ganges gelegenen stadtteilen rishikeshs auf. diese gegend zu beschreiben ist nicht so einfach, am ehesten gleicht sie einem riesigen freilufttheater. man kann hier die originellsten typen sehen (sowohl touristen als auch inder) und bei manchen szenen habe ich mich unwillkürlich gefragt, wo die versteckte kamera ist. das war aber nie eine inszenierung, das war bloß indien.
viele westler bleiben hier für längere zeit, lernen ein wenig hindi, machen meditationskurse oder, und das ist der renner, yoga. das ist sicher eine tolle sache für den, der es mag, aber besonders toll ist es, abends den teilnehmern der kurse zu lauschen, wenn sie sich gegenseitig berichten, wo es ihnen heute am meisten weh tut. ganz oft ist der satz zu hören "ja, aber jetzt ist alles offen". ich hoffe zu ihrem eigenen besten, dass damit die meisten wohl innere blockaden meinen, aber wenn schmerzen nötig sind, um diese blockaden zu öffnen ....... hmmmm, leute, das erledige ich mit einer schönen holzrute in zwei minuten. ehrlich, ich helfe gerne.
apropos hilfe ..... hier sehen einige so aus als hätten sie hilfe dringend nötig. ich sehe mir naturgemäß (ja, das nennt sich "sexualtrieb") frauen eher und intensiver an und bin ja leider auch fast vom fach. manche der westlerinnen (auch manche der männer) haben eine art unsichtbares megaphon eingebaut aus dem es laut tönt: "ich habe massive probleme und bin mit meinem leben überhaupt nicht zufrieden". aber ich will fair sein ..... welche frau hat schon keine probleme

die wahrheit über dein leben.

die wahrheit über dein leben.

sooo, jetzt aber genug der sorgsam kultivierten vorurteile. mit monique habe ich recht viel zeit verbracht, wir haben ausflüge gemacht (siehe auch im nächsten Kapitel) und auch mal knackige gesprächsthemen durchdiskutiert, wobei es durch die sprachlichen einschränkungen nie zu einer vollendeten diskussion reicht ... leider.
weil es in rishikesh, wie so oft bisher, kein fleisch gibt, sind wir sogar mal über die stadtgrenze rausgefahren (soz. in das "no man's land") um ein tandorihähnchen zu essen. ich habe dazu mein erstes bier in indien getrunken.

am wilden ganges.

am wilden ganges.

ohne alkohol, aber mit sechs frauen, habe ich eine raftingtour auf dem ganges gemacht und siehe da, das war nicht nur so ein wenig rumrudern, das ging teilweise richtig zur sache. nebenbei bemerkt waren der bootsführer und ich die einzigen, die in den stromschnellen noch gepaddelt bzw. gerudert haben, die frauen waren alle mit schreien beschäftigt. es hat aber natürlich viel spaß gemacht und war auch professionell durchgezogen. bei dieser gelegenheit auch vielen dank an anna und julia, dass sie mir die teilnahme angeboten haben.
die restliche zeit in rishikesh war nicht ganz so aufregend. ausgedehnt frühstücken, lesen, musik hören, zum plaudern treffen und leute gucken. nach insgesamt 9 tagen ist es jetzt genug, es wird langsam heiß und ich sehne mich nach kalter luft. da monique und ich das gleiche ziel in den bergen haben - almora - machen wir uns frühmorgens gemeinsam auf den weg.

rishikesh: chotiwala, der eingangsclown ("chotiwala" heißt übrigens der zopf am hinterkopf und auch das restaurant).

rishikesh: chotiwala, der eingangsclown ("chotiwala" heißt übrigens der zopf am hinterkopf und auch das restaurant).

© Ralf Knochner, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
. := Auf einer Enfield Bullet durch den Norden Indiens := . . Den zweiten Teil der Reise findet ihr in der Rubrik Südostasien/Laos unter "Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien". Bis jetzt ist erst der Teil über Laos fertig, Kambodscha folgt noch.
Details:
Aufbruch: Januar 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.07.2004
Reiseziele: Indien
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh
Der Autor
 
Ralf Knochner berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Ralf sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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