Heilige Kühe und GoGo-Girls

Reisezeit: Januar - Juli 2004  |  von Ralf Knochner

mathura sehen... und sterben

die erste etappe: delhi - mathura (120 km).

die erste etappe: delhi - mathura (120 km).

ok, ich sag es gleich vornweg - ich bin krank! das verändert natürlich die sichtweise auf die dinge des alltags ein wenig. ich bitte um verständnis.

mathura, die geburtsstadt krishnas (eine wichtige göttergestalt im hinduismus), ist leider eine staubige, dreckige stadt ohne irgendwelche atmosphäre. sooo, ...das musste mal klargestellt werden!
warum die stadt im indienführer überhaupt erwähnt wird, ist mir ein rätsel!?! wieso ich hier bin, allerdings auch!

aber der reihe nach:
heute war der erste tag mit motorrad. der mechaniker von lalli singh fuhr voraus und brachte mich an den beginn des national highways nach agra, der angeblich besten schnellstraße indiens. das war um 7.00 uhr morgens. wie befürchtet war es noch pisskalt. um delhi letztendlich zu verlassen, musste man noch ca. 40 km über stock und stein fahren, dann, als ich endlich aus delhi und den vororten raus war, wurde die straße tatsächlich besser. kalt war es immer noch und ich fuhr mit konstanten 80 km/h richtung mathura.

nach zwei stunden machte ich pause, meine hände waren halb erfroren und auch sonst hätte ich eine heiße dusche nicht abgelehnt. aber das motorradfahren machte schon spaß und das schon ein wenig abgegriffene klischeegefühl von freiheit und abenteuer machte sich breit. malboro gab es allerdings keine - bei nichtrauchern muss das auch so gehen.
(p.s.: wenn man versucht, die letzten zeilen im tonfall von peter maffay zu lesen, wirken sie noch besser. der ist übrigens in der gleichen stadt geboren worden wie ich, nur dass ich ein wenig größer geworden bin ...hehe - gut, er ist dafür ein wenig berühmter geworden).

aber weiter im text: da stand ich nun am highway und wie das in indien nun mal so ist: wirklich alleine ist man nie. innerhalb von fünf minuten umringten mich 10 kinder. da traf es sich gut, dass ich nix gefrühstückt hatte und nicht aufs klo musste. das sollte ich dann im laufe des tages aber noch ca. 15 Mal nachholen.

nach einer stunde fahrt dann die ankunft in mathura: steinhaufen als straßen und überall militär. das erste Mal auf dieser reise muss ich durch fragen mein hotel finden - nicht ganz einfach wenn niemand englisch spricht.
mit hilfe der namen größerer "sehenswürdigkeiten" finde ich dann auch das erste mögliche hotel. die zimmer sind zwar groß, wirken aber verfallen, und die tochter des besitzers stellt vermutlich die dritte generation erfolgreicher inzucht dar (hatte ich schon erwähnt, dass ich krank bin? das macht mich manchmal ein wenig zynisch). also nix wie weg und das andere billighotel aufgesucht. das ist wesentlich besser und auch billiger. sicher kann ich mich auf fühlen, das nebengebäude ist eine kaserne.

die ersten beiden klogänge folgen und ich entschließe mich, einen arzt aufzusuchen. der ist auch nach einer wartezeit von einer stunde nicht da und so mache ich mich nach zwei weiteren klogängen (dabei habe ich seit tagen kaum was gegessen) auf den weg nach vrindahvan (spricht man wie "rinderwahn", nur mit "v" vorne dran). das ist laut reiseführer eine halbverfallene tempelstadt, 10 km entfernt von mathura und eine pilgerstätte für krishna-anhänger... das klingt doch mal interessant!?! nun, ich war dort und ich kann sagen: da möchte ich nicht mal tot überm zaun hängen! selbst das absteigen von der maschine hat sich nicht gelohnt, geschweige denn ein foto.

wieder in mathura erstmal unter die heiße dusche, d.h. ich schöpfe heißes wasser aus einem eimer und gieße es mir über den kopf. da höre ich ein plätschern: meeensch, es werden doch wohl meine nachbarn nicht richtige duschen haben?!? neeeeiiin, haben sie nicht... nun ja, die unappetitlichen details erspare ich euch - zumindest kurz.
danach zum arzt, die diagnose stelle ich selber: gardia lamblia. er verschreibt mir die nötigen antibiotika und bald nach der einnahme suggeriere ich mir eine verbesserung. immerhin vergehen bis zum nächsten klogang zwei stunden - auf die nacht darf ich gespannt sein.
nicht nur das toilettenpapier ist ausgegangen, auch mein hinterteil ist langsam wund. lösung: neben das klo kommt ein mit lauwarmem wasser gefüllter eimer, in den ich mich nach erneuter darmleerung hineinsetze ... aaaaahhhh. das hilft!

mathura - dieses foto sagt alles.

mathura - dieses foto sagt alles.

den rest des abends verbringe ich damit, zu lesen und musik zu hören (an dieser stelle meinen dank an die firma i-river für die kostenpflichtige überlassung ihres players "imp-550", das gerät ist super). mit den klängen einer "cafe-del-mar"-cd in den ohren lässt sich manches leichter ertragen.

morgen geht es in den nationalpark keoladeo bei bharatpur. zur sicherheit werde ich mir zwei lagen servietten in die unterhose stopfen.
und auf die restlichen "sehenswürdigkeiten" in mathura - ehrlich ... darauf ist geschissen!
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(mittlerweile haben mich leser darauf hingewiesen, dass mathura doch nicht so schlimm ist .... was ja eigentlich klar ist, aber der gesundheitszustand praegte nun mal meine wahrnehmung. einer der leser hat mir ein paar schoene fotos von mathura geschickt und ich glaube er hat noch mehr auf lager: http://www.flickr.com/photos/martinthomas1/sets/)

© Ralf Knochner, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
. := Auf einer Enfield Bullet durch den Norden Indiens := . . Den zweiten Teil der Reise findet ihr in der Rubrik Südostasien/Laos unter "Dauerlächeln und Bombenstimmung - der Fortsetzungsroman in Südostasien". Bis jetzt ist erst der Teil über Laos fertig, Kambodscha folgt noch.
Details:
Aufbruch: Januar 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 18.07.2004
Reiseziele: Indien
Jaipur
Udaipur
Jaisalmer
Leh
Der Autor
 
Ralf Knochner berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Ralf sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!
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