Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Murree

Von Islamabad aus, das uebrigens von Hanfpflanzen fest im Griff ist, bin ich nach Murree in die Huegel gefahren. Die Fahr dauerte rund 2 h. Der Ort ist ein typischer Touristenort wie man ihn ueberall auf der Welt finden kann: die Islamabadis fliehen hier im Juni her, wenn die Hitze im Ort (Islamabad ist keine wirkliche Stadt, sonder es wurde 1950 so erbaut, dass zwischen den Stadtteilen genuegend Freiraum ist) unertraeglich wird. Ein Hotel nach dem anderen, und ueberall findet man kleine Restaurants, die pakistanisches, chinesisches oder auch afghanisches Essen servieren. Ich bin in einem kleinen Guest House fuer 4 Euro die Nacht untergekommen. Ich hab ganz vergessen, den pakistanischen Hotelstandard zu erklaere: die Unterkuenfte in denen ich war waren wohl nicht die besten, ich wuerde mal sagen, sie liegen ziemlich unter dem Standard, den ich aus SOAs oder dem mittleren Osten gewoehnt bin. Aufgeraeumt ist so ziemlich nie, das Bad ist mir egal, denn zum duschen habe ich keine Brille auf und Laerm von der Strasse ist zum einschlafen eigentlich auch nicht stoerend wenn man richtig muede ist. In dem Hotel angekommen, habe ich mich dann auf den Weg Richtung Kashmiri View Point gemacht, von wo aus man die Huegel Kashmirs sehen kann. Das hoert sich sehr interessant an, aber ich denke Kashmir wird erst dann interessant, wenn man richtig in die Berge kommt. Am Aussichtspunkt angekommen habe ich mich mit einem Haufen Jugendlichen unterhalten und irgendwann wollte ich dann meine Ruhe haben. Es ist ja nett, aber das Gerede ist immer sehr aehnlich: sie sagen was auf ihrer Sprache und finden es wahnsinnig lustig (was es mit Sicherheit auch ist), aber ich verstehe es ja nicht, und ausserdem will ich mich ja auch ein wenig ausruhen. Ich weiss nicht wieviele Haende ich am gestrigen Donnerstag geschuettelt habe, aber ich denke es koennten um die 70 oder mehr sein, die Leute sind sehr interessiert und fragen unter anderem:

Are you proud to be German, Hitler was such a strong man, right?
Why do you come to Pakistan, are you not afraid of Taliban and bombs ?
Are you coming alone ? Don't you feel bored ?
What is your occupation ? Logistics, what's that ?
What is you impression about Pakistani people ?
What do you think about islam ? No, not all religions are same ...

Damit sind wir beim Thema Religion. Mich persoenlich interessiert der Islam natuerlich, daher bin ich hergekommen, aber ich habe mitlerweile die Diskussionen ueber den Islam aufgegeben, denn die Leute erklaerten mir dann doch wieder alles von Adam und Eva (was ja sehr interessant ist, aber wenn man es ein oder zweimal hoert, dann weiss man es, und das Glaubensbekenntnis konnte ich davor schon). Das heisst, wenn jemand gerne ueber Religion mit mir diskutieren moechte, verweise ich ihn darauf, dass ich sein Religion schaetze momentan es dennoch vorziehen ein einfacheres Thema zu diskutieren.
Waere ich ein Teetrinke, wuerde ich wahrscheinlich von einem Haus zum anderen ziehen und den ganzen Tag cai Trinke, die Leute laden mich dauernd ein. Ich verweise dann darauf, dass ich keinen Cai trinke, und dann bestehen sie darauf mir ein anderes Kaltgetraenk zu spendieren. Wirklich tolle Menschen hier, und in den rund 2 Wochen Pakistan habe ich nichts negatives gehoert, gesehen oder erlebt. Alle Menschen die ich kennenlernte, und das sind schon einige gewesen, waren mir gegenueber aufrichtig und nett.
Ich frage mich wirklich, woher das so negativ konnotierte Pakistanbild kommt, das in den Medien pausenlos beschrieben wird. Ich habe nichts davon gesehen. Natuerlich warnen einen die Leute auch vor Besuchen in bestimmten Regionen, aber wir in Europa haben doch auch ganz normal gelebt, als in Srebrenica innerhalb von wenigen Tagen tausende Moslems getoetet wurden ? Dazu muss ich sagen, dass hier kein Voelkermord stattfindet, sondern dass es sich um politische Konflikte handelt, die nach Aussage der Leute zum Teil auf den nahost Konflikt in Israel zurueckzufuehren sind. Die Radikalisierung des Islams in manchen Regionen findet genau dort ihren Naehrboden und kann propagandistisch werben. Amerikas Einsatz in Afghanistan und in den FATA sowie die deutsche Praesenz bei Masarih Sharif verstaerken den Zulauf zu den Radikalen natuerlich. Allerdings muss ich dazusagen dass die Menschen mit denen ich sprach eindeutig zwischen Politik und Volk unterscheiden. Auch ist Judenhass hier kein Thema, das mir gegenueber angesprochen wurde, es handelt sich hauptsaechlich um politische Streitfragen.

Von Murree aus bin ich heute wieder zurueck nach Islamabad von wo aus ich nun schreibe. Ich wollte eigentlich schon weiter nach Gilgit, aber nachdem ich hoerte, dass ein ehemaliger Klassenkamerad am Samstag nach Islamabad kommt beschloss ich auch nochmals zurueckzufahren um ihn zu treffen (Name nicht genannt, weil ich noch nicht im Erlaubnis gefragt habe).
Ich konnte heute Abend den Maennern beim Faustball zusehen und den Jungs beim Cricket. Ich wollte Bilder machen, aber die Pakistanis posieren lieber, als sich beim Sport ablichten zu lassen, daher konnte ich nur gestellte Aufnahmen machen.

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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