Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Karimabad

Ich will zur Medienberichterstattung ueber Pakistan Stellung nehmen:
Jeden Tag fuehre ich ungelogen unzaehlige Gespraeche mit Einheimischen, die nur allzugut ueber die negative Medienberichterstattung ueber ihr Land wissen. Jeder einzelne mit dem ich sprach bedauert sowohl die Berichterstattung, die sich ausbeuterisch rein auf Schlagzeilen und Drama stuerzt (vgl. Oesterreich Fritzl, Deutschland die Krise, USA Guantanamo, ... man hoert ja nichts anderes). Natuerlich luegt die Berichterstattung nicht, sie berichtet von den Provinzen Dir und Swat, die sich momentan aufgrund von islamistischem Extremismus in einer sehr bedauerlichen Lage befinden. Das Taliban Problem in Pakistan ist zum Teil natuerlich auf Extremismus im Land zurueckzufuehren, ein viel wichtige Grund allerdings ist die Angst Pakistans, sich neben dem Rivalen Indien im Osten einen weiteren zu schaffen - naemlich Afghanistan. Man kann also nicht direkt von Sympathie sprechen, sondern auch von einer Angst, eingekesselt zwischen zwei feindlich gesinnten Laendern zu sein. Natuerlich spielen noch wesentlich mehr Faktoren eine massgebliche Rolle, aber jeder interessierte wird wisse, wo er sich verlaesslich und gut recherchierte Informationen besorgen kann. Ich kann die Website der SZ empfehlen.
Zu der Aussage, die Taliban seien bereits nur noch 100km von Islamabad enfernt kann ich nur sagen: Das ist nichts Neues, das wird nur als etwas neues verkauft. Die FATA Regionen und die Stadt Peshawar sind nur rund 200 km von Islamabad entfernt und das Swat Tal liegt auf dem Weg Richtung Peshawar. Was allerdings stimmt, es gibt in der Region Dir und Swat Kaempfe - aber niemand wird freiwillig in ein Kriegsgebiet reisen. Als es in Serbien zum Voelkermord kam, hat doch auch keiner gesagt: Ab nach Sarajevo ! Man blieb eben anderswo ... und so mache ich es hier auch, Pakistan ist ein grosses Land !

So, nun schwenke ich vom Allgemeinen zum Persoenlichen:
Den gestrigen Tag verbrachte ich faul in der Umgebung meines nur 2 Euro teuren Guest Houses. Ich genoss den Blick auf Ultar und Rakatoschi (zwei 7000er, und ersterer wurde vor 5 Jahren von einem Japaner erklommen) und die unzaehligen Obstgaerten, die in den verschiedensten Farben bluehen.
Am heutigen Mittwoch hatte ich Programm: Tomas aus Tschechien und ich machten uns auf, die Ultar Wiesen (rund 1000m hoeher) zu besteigen. Die Wanderung fuehrte primaer entlang eines Baches in einer Schlucht und schon bald sah man das Ende eines recht langen Gletschers. Der Aufstieg dauerte rund 2 h und entlohnt wurden wir mit einer einmaligen wilden Landschaft am Hang des 7000ers. Immer wieder gingen tosend Lawinen den hohen Gletscher hinab und wir schauten dem Naturspektakel gespannt zu. Unsere langen Diskussionen ueber Politik wurden lediglich von dem Knallen und Laermen des Gletscher uebertoent - es war sehr interessant dort eine Weile zu verbleiben. Tomas ist noch weiter aufgestiegen, ich allerdings hab beschlossen aufgrund von unausgeglichener Ernaehrung und auch der duennen Luft in 3200m Hoehe hinabzusteigen. Der Abstieg war recht anspruchsvoll, denn die Wege sind nicht vergleichbar mit den Alpenpfaden. Ein netter Herr aus Simbabwe hat uns ermahnt, vorsichtig zu sein, er hat sich beim Abstieg das Handgelenk gebrochen.
Mann aus Simbabwe, da bin ich beim Stichwort: Ich habe diesen netten Herrn vor einigen Tagen in Gilgit kennengelernt. Nach kurzer Zeit habe ich gemerkt, dass er sich in der Region auskennt und ich habe hilfreiche Tips von ihm bekommen. Es stellte sich heraus, dass er fuer die UN arbeitete, alle bis auf drei Laender der Erde zigfach bereiste (Pakistan 27 Mal) und nun ein aus meiner Sicht absolut geniales Vorhaben verfolgt: Sein Stoffloewe und er werden innerhalb von 10 Jahren die ganze Welt bereisen. Er war bereits in 61 Laender und hat mir die Bilder seines Loewen gezeigt - eine absolut Klasse Idee. Tomas und ich hingen an seinen Lippen als er vom Palestian Konflikt und einem Treffen mit Rabin und Arafat berichtete. Stunden vergingen und es wurde nicht langweilig. Eine seiner kuriosen Erlebnisse moechte ich kurz erzaehlen:

Vor einigen Jahren war er als oberster Beauftragter der UN im sudanischen Fluechtlingslager Darfur. Die amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie kam mit ihrer Crew ins Langer, bestehen aus Photographen, Bodyguards, Frisoeren, persoenlichem Trainer etc. um eine (angebliche Promotiontour fuer das Leid der Fluechtlinge zu machen, allerdings war es eine Promotour fuer sie selbst). Als sie am Abend hungrig war, erdreistete sie sich im Fluehtlingslager von Darfur ein Gourmet Menue zu bestellen. Als sie das nicht bekam wollte sie den verantwortlichen des Lagers sprechen, in diesem Fall Kenneth, wie der UN beauftragte heisst.
AJ: "So are you the one in charge ?"
K:" Yes, I am"
AJ:"I want to have a fucking Gourmet Menue"
K:"Look, you can jump in line with the locals and queue for food, and if they're running out of it, you can be happy if you get a bowl of porridge. If you dont like that, you can take your pictures and get the fuck outa here !"
"And yes, I did use the f-word", so Kenneth am Ende seiner Erzaehlung.
Warum ich darueber hier berichte ? Vielleicht hat der ein oder andere Lust auf sein Website zu schauen und die Bilder seiner Stoffloewen in allen Laender dieser Welt (momentan 63) zu sehen. (Fuer die Allgaeuer, es gibt mitlerweile schon ein Bild des Loewen am Neuschwanstein). Mehr Info gibt es unter MontgomeryJLion.com.
Ich werde mich den restliche Tag nun ausruhen und bedaure es, keine Bilder hochladen zu koennen.

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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