Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Hunza Tal

Das Hunza Tal liegt in hohen Norden von Pakistan rund 50 km noerdlich der Provinzhauptstadt der Northern Areas, Gilgit. Es erstreckt sich entlang des Gilgit Flusses und entlang des bekannten KKH. Der KKH ist die Lebensader der Nordregion und er verbindet Islamabad im Sueden mit der Provizhauptstadt Kashgar in Xingjang, China. Die lange Passstrasse durch die drei hoechsten Gebirge der Welt ersetzt damit, was einst die Wanderrute der Eselkaravanen im Zeitalter der Seidenstrasse war. Die Staedte entlang des KKH erbluehen, und die Provinzhauptstadt ist schon laengst das Handelszentrum und der Umschlagspunkt fuer Warenbewegungen zwischen dem Subkontinent, China und Zentralasien. Auch werden die verschiedensten Gesteinsarten entlang des KKH aus den hohen Felswaenden abgebaut, und die Arbeiter riskieren ihr Leben fuer die glitzernden Christalle aus den bis zu 1000m hohen Waenden.
Heute war der schoenste Tag, den dieses Jahr dem Hunza Tal bescherte (so die Einheimischen): die Luft war klar, die Temperatur ueberstieg die 20 Gradmarke nur in der Sonne, der Himmel war wolkenlos, die Obstgaerten standen in voller Bluete und die gruenen Wiesen waren uebersaeht mit gelbem Loewenzahn. All dies kann ich, die Morgensonne geniessend, von der Terasse vor meinem Zimmer aus aufsaugen, und dazu baten die 2 Siebentausender einen wahnsinns Einblick in die Schoenheit der hiesigen Bergwelt. Streng genommen war das Zwitschern der Voegel und das Maehen und Muhen der domestizierten Tiere das einzige, was die Idylle stoeren haette koennen ... allerdings passten die sich wiederholenden Tierlaute nur zu gut in die bereits perfekte Atmospaere, sodass ich von perfekten Voraussetzungen fuer einen faulen Tag sprechen kann. Der Wecker klingelte heute schon um 6.15 Uhr, aber ich hab"s beim Klingeln belassen, alle guten Vorsaetze, zum Sonnenaufgang aufsustehen scheiterten an der Ueberredungskunst meines ueberaus bequemen Bettes, dass noch auf weiter 2 h Zweisamkeit bestand. Nun ja, auch wenn ich manchmal als egoistisch angesehen werde, in diesem Fall hab ich den Bitten des Bettes nachgegeben und genoss dann ab 8.15 den wunderschoenen Morgen in vollen Zuegen. Das Fruehstueck im ueber meinem Gasthaus gelegenen Restaurant war ordentlich: ich weiss zwar nicht, wie der suesse Geschmack in die Toastbrote kommt, aber da Pakistan einst kolonialisiert wurde, mache ich nicht die Einheimischen dafuer verantwortlich, sondern die ehemaligen Kolonialherren, deren Geschmack diesbezueglich nicht unbedingt mit dem meinem korelliert. Das Omlett war rein gar nicht britisch, die Queen wuerde es womoeglich suessen, aber dafuer hat dieses eher meinen Geschmack getroffen. Wie unweigerlich erkenntlich wird, beschraenken sich die Abenteuer des heutigen Tages auf die Kleinigkeiten, die unser Leben so spannend machen: Waeschewaschen, ein sinnloses Unterfangen, oder wie die briten sagen wuerden "a white elefant" (weil es Zeit, Waschpulver und Nerven kostet) in diesere staubigen Gegend. Zumindest hat man das Gefuehl etwas sinnvolleres zu tun, als auf die Kolonialzeit anzuspielen und dies mit dem Zuckergehalt von Toastbrot zu begruenden.

Das Waschen hier ist recht einfach, Reisende unterscheiden naemlich zwischen zwei Arten des Waschens: dem femininen Waschen, die meist von Frauen bevorzugte, allerdings aus maennlicher Sicht sehr umstaendliche Variante, oder dem maskulinen Waschen, einer aus Maennersicht ebenbuertig effektiven, aber wesentlich arbeitsarmeren Methode. Waehrend die Frauen schon einiges an Zeit mit der Wahl des richtigen Waschmittels verbringen, entscheidet sich Mann fuer die 10 Rupee (0,1 Eur) Einmalpackung. Frau denkt hier schon an einen kommenden Waschvorgang und kauft die umgerechnet 5 cent billigere Mehrfachvariante, waehrend Mann bereits saemtliche verdreckten Kleidungsstuecke in einen Eimer heisses Wasser gibt. Frau ist noch beschaeftigt die Packungsbeilage nach den verschiedenen Inhaltsstoffen des Weichspuelers zu lesen waehrend unsereiner das 10ct Waschmittel voll und ganz in den Kuebel gibt und einmal kraeftig ruehrt (aufgepasst, Finger nicht verbruehen, daher nicht zu tief und zu lang ruehren !!!). Nun hat Mann Zeit, sich ganz entspannt der oben beschriebenen Idylle hinzugeben. Frau hingegen klaert den Verkaeufer des Waschmittels ueber Risiken vom Gebrauch von Weichspueler auf und stellt fest, waehrend Mann bereits beim Aufhaengen der Waesche ist, dass es noch ein weiteres Waschmittel ohne Weichspueler gibt. So kommt es, das die Waesche der Maenner letztendlich farblich unveraendert, aber zum Himmel duften im Zimmer liegt, waehrend Frau noch den 3. Aufguss in den Kuebel schuettet. Letztendlich muss man feststellen, dass jedwede Waesche, ganz gleich wie lang gewaschen und geknetet, spaetestens beim Trocknen in der Sonne die Farben der Natur annimmt. Nun ehrlich, wer macht es besser ? Natuerlich Frau, weil sie von einem aufregenden Waschtag berichten kann, von Aufklaerungsarbeit und Entscheidungsfindungen, waehrend Mann sich nur der oben genannten ... usw. hingegeben hat ! Um dies ganz kurz aufzuklaeren, es gibt tatsaechlich einen Unterschied beim Waeschewaschen, allerdings liegt der wohl rein in der Intensitaet und Laenges des Knetens der Waesche und gar nicht in der Wahl des Waschmittel. Maenner wollen eben nur gut riechen, und Frauen muessen dazu noch sauber aussehen, so meine Erfahrung hier in Hunza. Im fernen Deutschland haette ich diese interessante Erfahrung nicht machen koennen, denn dort ist Waeschewaschen nach wie vor reine Frauensache !
Der dreckigen Waesche ueberdruessig habe ich mich nach dem Mittagessen auf den Weg in die Obstgaerten gemacht um dort einige schoene Photographien zu machen. Es ist wirklich ein Garten Eden hier, kein Bild der Welt vermag wohl die Schoenheit dieses Ortes wahrhaftig zu beschreiben. Ich wuerde es versuchen, aber leider ist die Internetverbindung zu langsam um dies zu tun. So, nun muss ich los, denn ich stelle gerade fest, dass das eben gekaufte Waschmittel Spuren von umweltschaedlichen Chemikalien, die vornehmlich fuer Weichspueler verwendet werden aufweist ... na, dann werd ich den Herrn in seinem kleinen Laden mal aufklaeren.

Lahore, die Moschee zur Blauen Stunde

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Karimabad, eine Wanderung durch die Obstgaerten

Karimabad, eine Wanderung durch die Obstgaerten

Der Blick aus dem Fenster meines Zimmers in Karimabad (2 Euro)

Der Blick aus dem Fenster meines Zimmers in Karimabad (2 Euro)

Kenneth, der Weltenbummler mit seinem Loewen (www.montgomeryjlion.com)

Kenneth, der Weltenbummler mit seinem Loewen (www.montgomeryjlion.com)

Mann in Islamabad, Sitara Market

Mann in Islamabad, Sitara Market

Marihuana waechst ueberall in Islamabad

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Freundliche Gaertner im Rosen und Jasmingarten von Islamabad

Freundliche Gaertner im Rosen und Jasmingarten von Islamabad

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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