Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Islamabad-Gilgit-Soust

Mitlwerweile bin ich in China Kashgar angekommen, die Fahrt hierher war lang und anstrengend.
Zunaechst ein Ueberblick ueber die Etappen:
Islamabad nach Gilgit: 26 Stunden
Gilgit nach Soust: 8 Stunden
Soust nach Kashgar: 12 Stunden
Ich verliess mein Hotelzimmer am Sitara Market schon am fruehen Morgen, um rechtzeitig nach Rawalpindi zu gelangen, von wo aus die Busse nach Gilgit abfahren. Dort angekommen, es war wohl gegen 10 oder 11 Uhr bekam ich prompt einen Bus fuer 14 Uhr. Die Zwischenzeit verbrachte ich im Internet und in einem der vielen kleinen Restaurants, die lokale Speisen anbieten. Ich ass mehr oder weniger aus dem Wissen, dass ich fuer die naechsten Stunden kein Essen bekommen wuerde. Gegen 14 Uhr ging es dann auch recht puenktlich los. Nach rund 4 Stunden machte der Bus erneut einen Halt, und ich ass abermals Rind mit Capatti (das einzige was man dort bekommen konnte) und dann war es auch schon dunkel und der Bus schlaengelte sich durch die Nacht. Es war relativ eng und unbequem, ich hatte kaum Beinfreitheit, und mit meinem Banknachbar einigte ich mich wortlos, dass ich fuer einige Zeit meinen Kopf auf seine Schulter legen kann, und er im Gegenzug das gleiche Privileg geniessen koenne. Dennoch war es unbequem, es tropfte bei offenem Fenster vom Dach hinein, und der Vorhang, den ich zum Schutz vor dem Wasser vor mein Gesicht zog roch aeusserst unangenehm. All dies sind Dinge, an die man sich auf einer langen Reise gewoehnt. Die Sonne warf ihre ersten Strahlen auf die Erde, besser gesagt die karge steinige Berglandschaft, als wir am ersten Checkpoint ankamen. Ich musste aus dem Bus raus und meinen Reisepass zeigen. Beim Aufstehen merkte ich schon:"Oh Gott, ich haette hart bleiben sollen, und sowohl auf das Huhn und das Rind verzichten sollen!" Da war es aber schon zu spaet mit der Reuhe, ich merkte, dass mein Darm sich nicht mit dem von mir gegessenen verstand, was bedeutete, dass er sich der am Vortag verzehrten Speisen so rasch wie moeglich entledigen wollte. Ich fragte nach einer Toilette:" Here is free Toilet, you can go anywhere!" Der garstige Busfahrer hupte schon ungeduldig, ich aber musste meinen physischen Zwaengen nachgeben, und eine Toilette aufsuchen. Mit schmerzendem Darm rannte ich durch die Steinwueste in Richtung einer kleinen Moschee. Vor dieser befanden sich Toilettenaehnliche Bauten, allerdings gab es keinen Abfluss und auch kein Wasser. Als weiter. Es muss grotesk ausgesehen haben, wie ich nach vorn gebeugt, meinen Bauch haltend umherrannte, aber in diesem Moment war mir der Sinn fuer Humor und Ironie recht fern. Ich fand schliesslich eine kleine Baracke, in der Wasser aus einem Rohr herauslief. Zum rauschen des Wassers gesellte sich im Hintergrund das Hupen des ungeduldigen Busfahrers, der nicht warten wollte. Hose runter, ab in die Hocke und - puuuuuhl, war mir schlecht in diesem Moment. Von ober her wurde ich vom Wasser nass, es war unbequem und im Hinterkopf hatte ich immer den Bus, der weiterfahren wollte. Ich konnte nicht vollenden, was ich im begriff war zu tun - der Druck war zu gross, aber in diesem Fall der aeussere. Im Bus doeste ich weitere 2 Stunden vor mich hin, als der Bus erneut anhielt. Die meisten Passagiere stiegen aus, so auch mein Banknachbar, so hatte ich die Moeglichkeit, ein wenig zu schlafen. Mir war schlecht, mein Darm schmerzte, aber ich konnte mich hinlegen, und das war das wichtigste. Nach rund 30 Minuten wollte ich auch sehen, warum denn der Bus eigentlich anhielt: Steinschlag, die gesamte Strasse war rund 5 m hoch verschuettet, und es war undenkbar, diese Stelle mit dem Bus zu passieren. Viele der Passagiere ueberquerten die zugeschuettete Strasse zu Fuss, um auf der anderen Seite eine Fahrtmoeglichkeit zu finden. Ich wollte dies auch tun, allerdings erinnerte mich das Schmerzen meines Darmes daran, dass ich anderes vor hatte. Ich schaute mich um: 100te Leute ueberall, weit und breit kein Fels und hinab ging es lediglich steil in eine Schlucht. Verzweifelt kletterte ich einen Hang hinauf, ich erspaehte von unten einen kleinen Felsbrocken, der mir als Sichtschutz gereichen sollte - allerdings weckte ich dadurch lediglich die Aufmerksamkeit der Wartenden, die mich erstaunt anblickten. In diesem Moment war mir klar, dass ich spaeter amuesant und humorvoll darueber berichten konnte, allerdings fuehlte ich mich in dieser Situation ehre der Verzweiflung, als der Heiterkeit nah. Keine Moeglichkeit dem physischen Druck nachzugeben, also wieder hinab, und den KKH abwaerts. Und da war sie, die Stelle die ich suchte: es ging ein wenig den Berg hinauf, es war felsig und bot neugierigen Blicken keinen Einblick - einiziger Nachteil: zwei Pakistanis hatten diese Stelle vor mir entdeckt und huschten ebenfalls rasch den Berg hinauf. Als ich endlich oben war, ging alles recht schnell - bis auf die Waesche, die viel relativ spaerlich aus, denn ausser Steinen gab es hier nichts. Zurueck im Bus, legte ich mich abermals hin, ehe ich mich erneut auf eine zweite Bergwanderung begab. Eigentlich hatte ich auch vor, den Steinschlag so schnell wie moeglich zu ueberqueren, aber wie, wenn man doch nicht weiss wo die naechste Toilette ist ! Kurz zusammengefasst: Ich ueberquerte den Steinschlag mit meinem Rucksack, fand aber weder ein Vehikel fuer die Weiterfahrt noch einen Platz im Schatten zum Ausruhen, daher machte ich mich wieder auf den Weg zurueck auf die andere, schattige Seite. Dort legte ich mich in den Sand und ruhte mich aus. Die Reise und die Unruhen in meinem Darm zaehrten an meinen Kraeften, allerdings wusste ich, dass ich es erneut versuchen musste, um nach Gilgit zu gelangen. Ich nahm mir vor, mich an einen Pakistani zu kleben, um mit ihm zusammen einen Bus zu finden. Auf einmal ging alles ganz schnell: Ich sprach einen Herrn an, ueberquerte die verschuettete Stelle nun zum 3. Mal und konnte nun sofort mit einem Minibus weiterreisen. Endlich geht es weiter, ich schlief ein, trotz der Hitze, der Musik und der Kurven. Allerdings verstummte die Musik recht bald und die Kurven waren nun auch vorueber. Der Minibus hielt an. Warum denn nun schon wieder ? Steinschlag, die Strasse sei verschuettet. Wir machten Halt an einem eiskalten Bach, ich konnte meine Wasserflasche auffuellen und mich etwas abkuehlen, und nach rund 1 h warten ueberquerte ich den naechsten Steinschlag. Der Minibus, der auf der anderen Seite auf Passagiere wartete war mit 25 Leuten (inklusive Dach und Hintergestell) natuerlich total ueberladen, allerdings ist die Plattenpanne, die wir nach 10 Minuten Fahrt schon hatten im Vergleich zu den 2 grossen Pausen zuvor kaum noch nennenswert. Nach 26 Stunden Fahrt kam ich erschoepft in Gilgit an. 12 Stunden Schlaf folgten.

Am folgenden Tag machte ich mich morgens gegen 11 Uhr zur Bushaltestelle auf. Ich zog es absichtlich vor spaeter dort zu sein, um zu verhindern, dass ich dort lange warten muss. Und man glaube es oder nicht, ich war, wohl zum ersten Mal in Pakistan, der letzte Passagier auf den gewartet wurde. Ich stieg ein, und nach rund 30 weiteren Minuten ging es auch schon los: aber zuerst zur Tankstelle, zu diversen Haeusern von Lokalpersonen, man hielt noch an um schnell sein Handy mit Guthaben aufzuladen und um Proviant fuer die Fahrt nach Soust zu kaufen - eben alles Dinge, die man nicht schon im Vorhinein erledigen haette koennen. Die Fahrt nach Soust war landschaftlich ansprechend, allerdings dauerte es wierderum 8 Stunden, bis ich den kleinen Grenzort, dieses Mal ohne Essen erreichte. Dass es in Soust kein gutes Essen gab, war mir von meinem Besuch vor rund 3 Monaten noch in Erinnerung, allerdings vertraute ich auf die Schmackhaftigkeit von Fertigsuppen - ich wurde im Stich gelassen, ob es das Vertrauen war, oder die Schmackhaftigkeit mag ich nicht zu beurteilen, denn ich schlief nach dem Essen sofort ein.

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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