Thailand im Herbst '05

Reisezeit: November / Dezember 2005  |  von Simon K.

3-wöchige Rucksacktour quer durchs Land des Lächelns

Abreise und sauheiße Ankunft in BKK

Thailand 09.11. - 01.12.2005

Der Herbst nahte, die Stimmung war dem Wetter angepasst, die Arbeit ließ auch nicht locker, es war eindeutig Zeit Urlaub zu machen. Sonne, Strand und "Easy Going" sollten der Seele wieder auf die Beine helfen und so war klar, daß es in Richtung Wärme gehen musste.
Ein Ziel war schnell gefunden, Südostasien, genauer Thailand schien haarscharf das Richtige zu sein, um allein dem kühlen und trüben Jahresausklang in Deutschland zu entfliehen.
Schnell war ein Flug gebucht und am 09.11.05 sollte es losgehen, mit dem Nötigsten im Rucksack, nach Bangkok und von dort weiter Richtung Süden ohne einen konkreten Reiseplan mit im Gepäck zu haben.

Der Tag der Abreise war gekommen.

Pünktlich um 10.30 Uhr ging es auch schon flott zur Sache. München - Abu Dhabi stand auf dem Programm und da ich ja bekanntermaßen selber desöfteren fliege, war ich einigermaßen erwartungsvoll, was mir denn Etihad, der Staatscarrier der Emirate, zu bieten hat.
Ein nagelneuer Airbus A320 empfing mich höflich mit schier unglaublichem Sitzabstand und noch unglaublicherem Unterhaltungsangebot.
Nach dem ein oder anderen hin- und herzappen und ein wenig Small Talk mit meiner schon etwas in die Jahre gekommenen Sitznachbarin, erreichten wir nach 6,5 Stunden Abu Dhabi. Dort hieß es, aussteigen und ein Stündchen totschlagen...
Dies gelang mir eigentlich recht spielerisch, flux 8 Ziggis gequalmt und schon gings weiter. Mein bisher erfreuliches Urteil über Etihad wurde auf eine harte Probe gestellt als ich in den Flieger nach BKK stieg.
Sie hatten das Vehikel gewechselt. Ich stieg in ein älteres Modell der Airbusflotte, einen A 330, den Lindbergh vermutlich noch mitentwickelt hatte. Gerammelt voll bis unters Dach, quetschte ich mich in die Vierer-Mittelreihe, gemeinsam mit drei Arabern, die ebenfalls vehement Einlaß begehrten und mich, na sagen wir mal, nicht gerade zur Blutsbrüderschaft animierten. Ein harter Wettkkampf entbrannte wer wann seinen Ellebogen auf die Lehne legen durfte und wer zuerst sein Brötchen aufschneiden durfte...Gleichzeitig war da nichts zu machen, da ich, bedingt durch meinen rustikalen Körperbau, doch die komplette Breite und noch mehr des Sitzes beanspruchte. Nicht minder klein und breit mein bärtiger Sitzkollege. Nichtsdestotrotz vergingen die 5 Stunden 30 relativ zügig, das Personal war äußerst höflich, im Übrigen fast alles Europäer.

Nach gut 14 Stunden war Bangkok erreicht, der Trieb nach einem Zügchen Lucky Strike trieb mich zielgenau in ein netterweise extra eingerichtetes Raucherzimmer. Dieses Zimmer verfügte über ca 12qm und war binnen kürzester Zeit mit Gleichgesinnten bis zum Bersten gefüllt. Bei der Planung hatten sie dummerweise vergessen, Fenster einzukalkulieren. Hardcore Smoking in Reinkultur, aber was tut man nich alles.

Mein Rucksack kreiste fröhlich auf dem Gepäckband vor sich hin bis ich ihn am Schlawittchen packte, und hinter mir herschleifte. Die Einreise überstand ich ebenfalls ohne Probleme und ein Taxistand war auch rasch gefunden. Lucky Luke like zückte ich meine Visitenkarte von Fensel's Unterkunftsempfehlung: Prasuuri Guesthouse, Downtown Bangkok.
Nachdem ich dann 760 Bhat abgesteckt hatte, kutschierte mich mein freundlicher Taximann quer durch Bangkok und entlud seine heiße Fracht (mich) freundlichst an der angegebenen Adresse. Inzwischen war es 8 Uhr morgens und ich doch schon ein wenig mitgenommen vom Klimawechsel und den endlosen Stunden die ich jetzt schon auf den wackeligen Beinen war.

Schnell eingecheckt, Zimmer mit Klima für 300 Bhat (ca. 6 Euro), nix dolles, aber völlig ausreichend und sehr zentral gelegen, 100m entfernt vom Democracy Monument.

Der Plan war folgender: Ein zwei Stunden aufs Ohr hauen und dann erholt ins Getümmel stürzen und die Lage checken.
Daraus wurde aber nichtmal im Anstaz was. Nach 11 Stunden bequemte sich mein rechtes Augenlid dazu, ein leichtes Blinzeln zu erzeugen. Es war 19.30 Uhr, stockenacht inzwischen...Ich hatte den kompletten Tag verpennt. Von wegen Lage checken und ins Getümmel stürzen...
Total geplättet empfahl ich mir, gleich liegen zu bleiben und Bangkok nicht bei Nacht zu erkunden. Dies erschien mir, angesichts meiner mangelhaften Erfahrung bezüglich Südostasiatischer Großsätdte, als angebracht. Gekonnt schlief ich auch sofort wieder ein, um dann gegen Mitternacht erneut zu erwachen und festzustellen, das es nun endgültig vorbei war mit Ratz und Rübe.
Was tun sprach Zeus? Ok, Kippen rauchen, lesen, MP3-Player quälen, irgendwann schlaf ich bestimmt wieder ein. Tatsächlich übermannte es mich um 6 in der Früh, 3 Stunden später meldete sich mein Rücken. Ich war wach!

11.11.2005 Bangkok

So, nachdem ich ja nun den ersten Tag tutti completti verschlafen hatte, war es jetzt aber andgültig an der Zeit, mal etwas zu tun. Vor allem essen.
Die Khao San Road war mein hehres Ziel, welches ich natürlich auch sogleich punktgenau verfehlte...Einmal falsch abgebogen und zack! war ich irgendwo in Bangkok. Dann fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren, ich hatte von Fensel doch eine Karte von BKK bekommen. Kurz das Pfadfinder-Gen aktiviert und siehe da, unversehends war ich mitten drin im Getümmel. Die ersten Touris kreuzten meinen Weg, MCDonald kam in Sichtweite, die Khao San Road war eingenommen.

Zweimal rauf und runter geschlendert, hier und da ein Kaltgetränk eingeworfen, da Schwitzen oberste Priorität hatte, zumindest wenn man der Nordhalbkugel unserer verrückten Welt entspringt. Mein Shirt, welches ich seit meinem Abflug vor zwei Tagen trug, ergab sich inzwischen seinem tragischen Schicksal und sog pampersgleich soviel Schweiß auf, daß es schon fast an ein kleines Wunder grenzte. Klattschnass, käsebleich, unrasiert und fern der Heimat saß ich nun also im Sidewalk Cafe, am Anfang der Khao San Road, pfiff mir den 3. Kaffee und die 34. Cola in Kopf und lauschte den Klängen des ureigens für diesen Urlaub erworbenen MP3-Players. Dieser entpuppte sich auch als wirksames Instrument, um die sehr auf Nächstenliebe bedachten Thais geflissentlich ignorieren zu können.

Nach einem gediegenen Mahl in der Burgerbude meines Vertrauens plante ich die nächsten Tage. Petchaburi sollte nach hinreichender Recherche mein nächster Halt sein. Let's go sightseeing !! Es sollte also weiter Richtung Süden gehen, mit dem Bus, so Gott nichts dagegen hatte. Anscheinend sollten solche Trips astrein im Prasuuri Guesthouse zu buchen sein.
Nach dieser geistigen Höchstleistung war es augenblicklich Zeit das Plätzchen im Cafe zu räumen, ansonsten wäre ich vermutlich die nächste halbe Stunde hopps gegangen und keinen hätte es interessiert. Sie hätten mich zusammengekehrt wir eine tote Katze und wahrscheinlich verbrannt wie selbige...Schuld an dieser misslichen Lage waren die unzähligen Mopeds in unmittelbarer Nähe, deren Besitzer es zu lieben scheinen, ihre kleinen, lauten und stinkenden Kräder neben mir warmlaufen zu lassen. Braucht eigentlich kein Mensch sowas, aber diese Lumpen schienen ihre helle Freude daran zu haben.

Den sprotzenden Mopeds entkommen und um ein paar Bhat erleichtert, machte ich mich zu Fuß auf, um die nähere Umgebung zu erkunden. Unzählige Gassen, endlos viele Essenstände und noch viel, viel mehr Verkehr bestimmten das Bild. Als ich dann in irgendeiner dieser kleinen Gassen so vor mich hinschlenderte und Lemmy von Motörhead bedächtig in mein Ohr brüllte, fing es leicht an zu tröpfeln. Nichts Böses denkend setzte ich meinen Spaziergang fort und musste innerhalb von zwei Minuten miterleben, wie aus dem Tröpfeln ein gut eine Stunde andauernder Wolkenbruch wurde. Die Straßen waren im Nu nicht nur überschwemmt, nein, sie waren geflutet. Seerohrtiefe war erreicht. Mopeds und TukTuk's versanken im Wasser, Leute wateten knietief durch die Brühe. Ich hatte Unterschlupf unter einem Vordach gefunden, eigentlich unnötig, da ich eh schon pittschnass war. Mit mir harrten noch andere Touris aus und wir begutachteten drei Thai Mädels, die Ihre Essensstände verzweifelt versuchten vorm Davonschwimmen zu retten. Ein harter Job wie sich mit der Zeit zeigte.
Da saß ich mir also den Hintern platt, glücklicherweise hatte ich reichlich Rauchware zur Hand, die mir das Warten erheblich erleichterte. Irgendwann hatte ich dann genug davon zu warten und zog mit meinen Lederschlappen los um kurz drauf, selbst bis zum Schienbein durch die Fluten zu waten.
Dabei musste ich feststellen, das Leder und Wasser keine gute Kombination abgaben. Zumindest nicht wenn es um Schuhwerk geht. Watschelnd und quietschend bahnte ich mir den Weg zurück zu meinem Domizil.

Wohlbehalten erreichte ich das Guesthouse, schwang mich behände unter die Dusche und gönnte meinem Körper einen fast warmen Wasserstrahl. Geschniegelt und frisch wie ein eben gepflückter Pfirsich machte ich mich nochmal daran, meine Reiseplanungen zu konkretisieren....
Der Plan sah wie folgt aus.

Getreu meinem Leitsatz:" Der frühe Vogel fängt den asiatischen Wurm" wollte ich am nächsten Tag gegen 8 Uhr aus den Federn schnellen, meine Sachen packen, Zimmer zahlen, was essen, und dann mit dem Taxifahrer meines Vertrauens zum Southern Bus Terminal eiern... Dort angelangt, widerstehe ich selbstredend jeglichen Abwerbungsversuchen verbrecherischer Thai-Bus-Mafia-Syndikats-Mitglieder, kämpfe mich vor zum Schalter, kaufe mir ein Ticket für den Bus nach Hua Hin, finde den Bus, bunker mir den besten Platz und lasse mich auf direktem Wege ans Ziel fahren. Soweit stand der Plan also schonmal...

© Simon K., 2006
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 09.11.2005
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 01.12.2005
Reiseziele: Thailand
Der Autor
 
Simon K. berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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