Auf dem Landweg nach Tibet und zurück

Reisezeit: Februar - Oktober 2009  |  von Daniel S.

Bishkek-Andijan-Tashkent

John und ich haben beschlossen noch etwas laenger im Bett zu bleiben, ehe wir dir Fahrt nach Andijan in Uzbekistan antraten. Nach einem kleinen Fruehstueckhappen, der aus lediglich trockenem aber durchaus gutem Brot
bestand ging es mit dem Taxi zum Taxistand. Nach Uchkorgan wollen wir, und das sollte auch recht bald moeglich sein. Wir hatten kaum eine Stunde gewartet da kam auch schon eine freundlich Babuschka mit ihrem Enkeltoechterlein und ein etwas kraeftigerer Herr, die mit uns das Taxi teilten. Die Fahrt war kurvig, teilweise holprig, und der Jugendliche Fahrer wollte beweisen, dass nicht nur Europaer einen Bleifuss haben koennen (schliesslich fuhr er ja Mercedes). Die Babushka beschwerte sich ueber den Fahrstil, der dicke Kirgise nahm es klaglos hin, dass er die gesamte Fahrt
in der Mitte zwischen John und mir sitzen musste und ich, ja ich verpennte einen grossen Teil der Fahrt, genauso wie mein Kumpel John. An der Grenze angekommen hatten wir noch 5 Minuten um diese zu passieren. Also schnell Rucksaecke aufgesattelt und mit einem freundlichen Gesicht ein
Assalamualaikum ausgesprochen - dieses Wort wirkt ab und an Wunder. Kurz noch ein paar Fragen ueber die Preise deutsche Prostituierter beantwortet, man will ja an der Grenze keinen Aerger, und schon waren wir in Uzbekistan.
Die Babuschka im Hotel war aeusserst Hilfsbereit, und verscheuchte schliesslich auch den Taxifahrer, der einen horrenden Preis von uns wollte. Zum Essen gab es Gockel mit Brot und danach gings ab in die Kiste.Der Folgetag brachte uns nach Tashkent, der Hauptstadt von Uzbekistan. Eine
moderne, fast menschenleere und relativ langweilige Stadt (zumindest aus dem Subkontinent kommend emfpinde ich es so). Nun ging mein Visamarathon weiter:

das komplizierteste und beruechtigste aller Visas ist bekanntlich das turkmenische ! Um ueberhaupt in die Botschaft hineinzukommen muss man sich in eine Liste eintragen, in der die Plaetze nach dem Windhundverfahren
vergeben werde - kurz um, wer zuerst da ist, ist am weitesten oben in der Liste. Ich war um 4 !!! Uhr morgens an der Botschaft - keine Liste da, kein Mensch, nur ein paar Polizisten die kein Wort englisch sprachen. Es dauerte
wohl bis 5 Uhr morgens, bis ich endlich auf der besagten Liste war und danach ging es wieder ab ins Bett. Als ich um rund 10 Uhr wieder auf der Botschaft war war ich sage und schreibe Nummer 4 auf der Liste ! Dennoch kamen unzaehlige andere Leute vor mir in die Botschaft, die nicht auf der Liste waren - ehrlich gesagt, mir haengt dies wirklich zum Hals raus !! In der Botschaft ging alles recht schnell ... bla bla bla, natuerlich kein Wort englisch und schlussendlich hiess es 10 Werktage ! Nun, sind denn Freitag und Samstag auch Werktage in Turkmenistan ?? Keine Ahnung, und ich konnte auch nicht fragen, der Botschafter war sowieso total ueberlastet. Ist das nun das Ende meiner Ueberlandreise ? Ich habe nur noch Platz fuer ein Visum im Pass, daher kann ich auch nicht ueber Kazakhstan nach Azerbaidschan, zumal dieses Visum sehr schwer zu bekommen ist. Die rettende Loesung des Problems schien Afghanistan zu sein. Ueber Mazar e Sharif wollte ich dann nach Herat reisen und von dort aus nach Mashad im Iran. Die Botschaft zu finden dauerte einen halben Tag, obwohl ich sogar 3 verschiedene Adressen hatte. Als ich dann schliesslich ankam wollte die Botschafterin (ja eine Frau in der afghanischen Botschaft) mir sofort ein Visum erteilen, allerdings erkundigte ich mich zunaechst nach der Sicherheitslage fuer deutsche Staatsbuerger. Sie sagte, es sei unmoeglich von MS nach Herat zu reisen (auf dem Landweg), besonders fuer Deutsche, da die ja bekanntlich nicht weit von Kundus in Faizabad stationiert sind. Also liess ich von dem Gedanken auch ab. Die einizige Moeglichkeit auf dem Landweg weiterzureisen ist nun abhaengig vom turkmenischen Visa, das ich vielleicht am Freitag in einer Woche bekomme, vielleicht aber auch nicht - es gibt keine zuverlaessige Aussage darueber. Ich bin nun an einem Punkt angekommen, wo ich davon ausgehen muss, dass meine Reise an der Diplomatie und Buerokratie eines Landes scheitert. Schade, dass es so kompliziert ist, aber ich habe keine andere Moeglichkeit Richtung Europa zu kommen (ausser dann eben mit dem Flieger nach Teheran oder Baku). Haette ich die Gewissheit, dass ich das turkmenische Visum bekomme, so wuerde ich Uzbekistan besichtigen und dieses am Freitag in einer Woche abholen - leider weiss ich aber weder wann noch ob ich das Visum ueberhaupt bekomme, und das macht mich reisetechnisch sehr unmotiviert. Habe ich doch schon auf Pakistan in Kathmandu, Bangladesh in Kalkuta, Kirgistan in Delhi, China in Islamabad und zu guter Letzt Uzbekistan und Iran in Bishkek gewartet - ich wuerde warten, aber die turkmenische Botschaft ist sehr unannahbar. Will ich nur eine kleine Information, dann braeuchte ich sowohl einen Dolmetscher und darueberhinaus muesste ich am Voraben um 4 Uhr in der Nacht mich in eine Liste eintragen um dann eventuell gar nichts zu erfahren, oder dass mein Visum eine weitere Woche benoetigt, oder im schlechtesten Falle gar nicht ausgestellt werden kann. Ich weiss noch nicht was ich machen soll - es ist eine schwere Entscheidung fuer mich, nach mehr als 6 Monaten und zigtausenden von Kilometern in einen Flieger zu steigen und damit das Ziel meiner Reise - das Gefuehl 15 min vor Kempten zu sein mit dem Wissen, alles auf dem Landweg geschafft zu haben nicht zu erleben (aus welchem Grund auch immer).

Mit den Pferden auf einem Berg am Song Koel in Kirgistan

Mit den Pferden auf einem Berg am Song Koel in Kirgistan

Reiten am Song Koel

Reiten am Song Koel

Bei einer uzbekischen Familie in Arslanbop in Kirgistans Sueden. Dort bekam ich das fuer mich beste kirgisische Essen (gute Bratkartoffeln mit Ei und kirgisisch zentralasiatschen Gewuerzen).

Bei einer uzbekischen Familie in Arslanbop in Kirgistans Sueden. Dort bekam ich das fuer mich beste kirgisische Essen (gute Bratkartoffeln mit Ei und kirgisisch zentralasiatschen Gewuerzen).

© Daniel S., 2009
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ich plane eine Reise die mich über den Landweg von Deutschland - Osteuropa - Naher/Mittlerer Osten - Indien bis nach Lhasa führt. Zurück will ich über die ehemaligen Sowjetstaaten reisen und schließlich in der Türkei entscheiden ob es über die Ex-Jugoslawienstaaten oder erneut Osteuropa zurückgehen soll.
Details:
Aufbruch: 14.02.2009
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 15.10.2009
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Ungarn
Rumänien
Bulgarien
Türkei
Georgien
Armenien
Iran
Pakistan
China
Tibet
Nepal
Indien
Bangladesch
Kirgisistan
Usbekistan
Mazedonien
Albanien
Montenegro
Bosnien und Herzegowina
Der Autor
 
Daniel S. berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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