Marc und Marten um die Welt

Reisezeit: August 2013 - August 2014  |  von Marten Seifert

Los Angeles

Sonntag 1. Dezember 2013
Ein neuer Monat hat begonnen und mit ihm eine neue Budgetrechnung. Die letzten drei Monate haben wir mit insgesamt 2.950€ abgeschlossen und entsprechend bleibt sogar noch ein kleines Plus von 50€ für den vermutlich sehr teueren Dezember in der Südsee.
Der Diebstahlgefahr wegen wechseln wir uns mit dem Schlafen ab, erst ich knapp zwei Stunden, danach ist Marc dran. Irgendwann ist es dann auch schon kurz vor sieben morgens und wir nehmen den "Flyaway", einen Shuttlebus, der uns für 7$ p.P. zur Unionstation bringt, wo man dann auch das Ticket für den Flughafenshuttle zahlt, ausschließlich mit Debit- oder Kreditkarte. Die Amis stehen ja nicht so auf Bargeld.
An der Unionstation endet beziehungsweise beginnt ein Großteil der U-Bahnen und Metrobusse, was es uns schwer macht, das richtige Ticket zu finden. Nachdem wir also fünf Minuten lang verzweifelt versuchen, uns den richtigen Fahrschein zu ziehen, kommen zwei Sicherheitskräfte herbeigeeilt und brüllen schon von weitem, dass wir aufhören sollen, an dem Automaten herumzudrücken. Sie bringen uns dann auch gleich zu einem anderen, richtigen Automaten und helfen uns noch beim Ticketkauf. Sehr nett.
Da der Hollywoodboulevard leider recht lang ist und wir nicht genau wissen, wo sich unser Hotel befindet, steigen wir eine Station zu spät aus und dürfen den Weg wieder zurücklaufen. Aber was soll's? Zeit genug haben wir ja, weil der Checkin erst ab 14:00 Uhr ist. Immerhin können wir unsere großen Rucksäcke abstellen, bevor es wieder den ganzen Hollywoodboulevard zurück geht zum "Walk of Fame" mit den ganzen Sternen auf dem Boden mit den Namen "berühmter" Stars.
Wirkliche Sehenswürdigkeiten gibt es in Los Angeles ja irgendwie auch nicht zu sehen und so lassen wir uns auf dem Rückweg, nachdem wir den gesamten "Walk of Fame" abgeschritten sind, tatsächlich von einem Ticketverkäufer überreden, für 20$ pro Person eine dieser Bustouren an den Häusern der Stars entlang mitzumachen.

Das bescheidene Anwesen von Steven Spielberg

Das bescheidene Anwesen von Steven Spielberg

Christina Aguileras Haus

Christina Aguileras Haus

Die Tour ist das Geld eigentlich auch echt wert. Unser Fahrer ist total verrückt und labert die ganze Zeit irgendwelchen Quatsch, während er einen Witz nach dem anderen reißt. Zu Fuß wäre es auf jeden Fall sehr langwierig geworden, die Hollywood Hills und Beverly Hill abzuschreiten. Außerdem hätten wir auch nicht gewusst, welches Haus wem gehört. So fahren wir an den Häusern von Tom Cruise, den Backhams, Paris Hilton, Britney Spears, Leonardo Di Caprio, Johnny Depp, Sylvester Stallone, Orlando Bloom, Kanye West, Jennifer Lopez, Simon Cowell, Hugh Heffner und, und, und vorbei...
Erstaunlich, wie klein die Hecken und Mauern an sich doch sind. Vor allem die Häuser der Stars in den Hollywood Hills sind extrem leicht einsehbar.

Justin Timerlakes und Jessica Biels Haus

Justin Timerlakes und Jessica Biels Haus

Zum Schluss der Tour geht es dann noch mal hinauf zu einem Aussichtspunkt, von dem man einen wirklich fantastischen Blick auf Los Angeles hat. Es ist unfassbar, auf was für einer riesigen Fläche sich diese Stadt erstreckt. Das liegt zum Einen an der übertriebenen Breite selbst unbefahrener Nebenstraßen und zum Anderen an dem unfassbar hohen Anteil an Einfamilienhäusern, was bei ca. 15 Millionen Menschen im gesamten Großraum eine entsprechend riesige Fläche verbraucht und es Touristen echt unmöglich macht, die Stadt zu Fuß zu erkunden.
Als die Tour endet, ist es dann auch schon 14 Uhr und wir machen uns auf den Heimweg zu unserem Hotel. Jedoch nicht ohne uns vorher noch beim SevenEleven zwei Jumbohotdogs für 3$ zu holen. Ganz wie damals in New York.
Unser Zimmer für etwas mehr als 60$ die Nacht ist echt gut. Wir haben zwar wieder nur ein Doppelbett, aber das ist wirklich riesig und auch sonst ist alles zu unserer großen Zufriedenheit. Sogar einen eigenen Kühlschrank haben wir. Am Abend wird sich dann noch der Bacardiflasche aus dem Duty Free angenommen und ein paar Filme auf dem Laptop angeguckt. Das Internet spinnt zwar ein bisschen, aber irgendwie geht's doch immer wieder.

Jason Stathams Anwesen

Jason Stathams Anwesen

Montag 2. Dezember 2013
Obwohl wir in den letzten beiden Nächten insgesamt kaum mehr als elf Stunden geschlafen haben, geht es uns echt gut. Wir haben zwar das Frühstück verpasst, aber was soll man bitte machen, wenn es das auch nur bis 8:30 gibt. Eigentlich war für heute großer Besorgungstag angesagt, angefangen von einem e-Bookreader für Marc über Taucherbrillen und Schnorchel bis hin zu Kosmetik und Gewürzen für Tahiti.
Zuerst mal geht es aber indisch Essen. Dazu ein Mangolassi. Sehr lecker und vom Preis soweit auch okay. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Schnorchelzeug gibt es hier in der Gegend natürlich nicht. Einen e-Bookreader finden wir auch nicht und auf gut Glück in die Innenstadt zu fahren, wo es zwar ein paar Hochhäuser gibt, sie aber ansonsten gestern Morgen beim Durchfahren alles andere als sehenswert gewirkt hat, brauchen wir dann auch nicht. Wenigstens finden wir einen größeren Supermarkt, wo wir neben Gewürzen und Salz auch eine Lotion, Deo und Duschdas bekommen. Die Sonnencreme ist hier leider so abartig teuer, dass wir dann genauso gut erst auf Tahiti eine neue kaufen können.
Die Kassiererin ist zwar ein bisschen typisch amerikanisch naiv aber ansonsten super nett und gibt uns sogar den Stammkundenrabatt, als sie erfährt, dass wir nur zu Besuch sind. Da kann man dann auch drüber hinwegsehen, dass sie glaubt, in Deutschland gäbe es keine so produktreichen Supermärkte, wie diesen hier, der etwa die Größe eines mittleren Edekas hat. Vielleicht denkt sie auch, dass die Mauer noch steht. Die erste Frage gleich nach der Nationalität lautete die letzten Monate meistens sowieso immer: Ost- oder Westdeutschland? Ost- oder Westberlin? Ganz ätzend diese Frage, vor allem wenn man wie ich erst nach der Wiedervereinigung geboren wurde.

Um Hollywood jetzt noch zu verlassen ist es zu spät, weil es hier eben auch schon gegen fünf dunkel wird. Also gibt es auf dem Heimweg noch mal zwei Jumbohotdogs, bevor wir uns beim Osteuropäer unseres Vertrauens mit Obst eindecken, das hier erstaunlich günstig ist. Überhaupt sind die ganzen Läden hier viel billiger als in New York, aber man darf vermutlich auch nicht das billige Ende des Hollywoodboulevards, wo sich unser Hotel befindet, mit dem teuren Manhattan vergleichen.
Eigentlich mögen wir es ja nicht, wenn man in unser Zimmer kommt mit all unseren Sachen drin und die Betten macht und dergleichen, aber da wir neben frischen Handtüchern auch noch mal neues Duschdas bekommen haben, passt uns die ganze Sache dann doch ganz gut in den Kram.

Dienstag 3. Dezember 2013
So, der letzte Tag in Los Angeles beginnt. Irgendwie hatten wir gedacht, wir hätten mindestens vier Tage Zeit, aber so ist das eben manchmal. Auch wenn wir gestern relativ früh schlafen gegangen sind, schaffen wir es heute wieder nicht zum Frühstück, sondern bleiben noch im Bett liegen und nutzen das letzte Internet auf unbestimmte Zeit, um noch mal mit Freunden und Familie Kontakt aufzunehmen, bevor es in die Südsee geht.
Zum Strand nach Santa Monica sind es leider über zwanzig Kilometer und da es schon um elf ist, wird das zu Fuß vermutlich ziemlich knapp, aber mal sehen. Zumindest loslaufen kann man ja. Und da wir den Hollywoodboulevard inzwischen schon auswendig kennen, geht es auf dem Sunset Blvd. Richtung Osten, wo wir irgendwann zu dem Teil kommen, den wir vorgestern schon auf unserer Touristentour gesehen haben. Nach knappen zehn Kilometern dürfen sich dann unsere Füße kurz ausruhen, als wir in einem Diner einen riesigen 6$ Milchshake bestellen. Serviert wird das Ganze von einer wasserstoffblonden Kellnerin, bei deren ganz furchtbar übertriebenen, aufgesetzten Freundlichkeit es einem eiskalt den Rücken herunterläuft.

Beim Bezahlen kommen dann wie immer die Steuern oben drauf, die hier fast nie, egal ob im Supermarkt oder beim Essen gehen, mit angegeben, sondern immer erst an der Kasse draufgeschlagen werden. Total nervig und vor allem auch absolut unnötig, einem nicht einfach gleich den Endpreis anzugeben.
Danach geht es weiter durch Beverly Hills, dem absoluten Reichenviertel, wo fast noch mehr deutsche Autos durch die Gegend fahren, als in den Hollywood Hills. Es ist wirklich nicht mehr normal, mit was für einer Präsenz Porsche, Audi, Mercedes und BMW hier vertreten sind. Etwas ernüchtert von so viel Wohlstand kommen wir dann auf den Rodeodrive, wo einem der Reichtum endgültig ins Gesicht schlägt, weil die ganzen Bonzen sich hier mit ihren Mercedes S-Klassen zum Shoppen vorfahren lassen. Gut, ein Großteil der Kunden sind Asiaten, weil sich vermutlich nicht mal die Amis die Preise hier noch leisten können, aber so oder so ist es einfach unglaublich wie wenige Leute hier zu Fuß unterwegs sind. Nach San Jose zwar eine sehr willkommene Abwechslung, aber irgendwie ist es ja schon komisch, wenn man in einer Einkaufsstraße auf mehr Luxuswagen als Passanten trifft.
Zum Strand schaffen wir es jetzt natürlich nicht mehr, aber wie so oft sagen wir uns: "Es war nicht unser letzter Besuch. Wir kommen wieder."
Und so geht es auf dem Santa Monica Blvd. wieder zurück nach Osten. Wir passieren ein langezogenes Regenbogenviertel und irgendwann, vollkommen am Ende unserer Kräfte, als es schon dunkel ist, erreichen wir nach über zwanzig Kilometern Fußweg an diesem Tag endlich unser Hotel.

Nach dem Gepäckabholen geht es gleich wieder los zur U-Bahn und mit dem Flyaway weiter zum LAX, Los Angeles International Airport. Inzwischen haben wir ja einige Flughafen gesehen auf unserer Reise, aber der LAX ist wirklich super organisiert. An seinem Terminal angekommen, gibt es eine Anzeigetafel, auf der jeder Flug mit Gatenummer und Checkinschalternummern vermerkt ist. Warum geht das nicht überall so einfach? Es ist das erste Mal, dass wir nicht das gute alte Tegel vermissen, sondern die Weiten des hochmodernen LAX einfach nur genießen. Blöderweise wird gerade gebaut und McDonalds und alle anderen Läden haben zu. Nach der Sicherheitsschleuse gibt es zwar auch noch was zu Essen, aber das können und wollen wir dann doch nicht bezahlen.
Der billigste Alkohol, Smirnoff Wodka, kostet zwar auch 18$ pro Literflasche, aber billiger als auf Tahiti ist es vermutlich trotzdem. Leider ist der erlaubte eine Liter hochprozentige Spirituosen pro Person nicht wirklich viel für einen ganzen Monat. Aber was soll man machen? Dann wird eben nur zu Weihnachten und Silvester getrunken, die Leber freut sich. Marcs Nichtrauchervorsatz verschiebt sich in dieser Minute auch erstmal wieder um zwei Stangen weiter in die Zukunft.
Halb zwölf, vollkommen fertig, das Boarding beginnt und wir nehmen unsere Plätze im Flugzeug ein.

© Marten Seifert, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein ganzes Jahr haben wir uns Zeit genommen, um von Berlin aus über NY, Südamerika, Australien und Ozeanien und Südostasien um die Welt zu fliegen, bevor es wieder in die Heimat zurückgeht.
Details:
Aufbruch: 27.08.2013
Dauer: 12 Monate
Heimkehr: 26.08.2014
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Peru
Bolivien
Chile
Ecuador
Kolumbien
Panama
Costa Rica
Französisch Polynesien
Neuseeland
Australien
Singapur
Indonesien
Malaysia
Thailand
Myanmar
Kambodscha
Deutschland
Der Autor
 
Marten Seifert berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.