Quer durch die Anden in 180 Tagen

Reisezeit: Januar - Juli 2008  |  von Julia und Markus

Patagonien: Durch die chilenische Fjorde bis Puerto Montt

14. - 18. Februar 2008:

Im wesentlichen gibts nur 2 Moeglichkeiten, wenn man innerhalb Chiles vom Sueden Patagoniens in den Norden will. Entweder mit dem Flugzeug, oder mit der Navimag Faehre von Puerto Natales nach Puerto Montt. Strassenverbindung gibts keine, da ist das Patagonische Inlandseisfeld im Weg und man muss einen Abstecher nach Argentinien machen, um am Landweg und ueber die Carretera Austral nach Puerto Montt zu kommen.
Wir haben uns fuer die Faehre entschieden, auch wenns die teuerste Variante ist. Allerdings ist Bootfahren auch sehr schoen, verglichen mit dem Flugzeug und dem Bus. Und ausserdem wollten wir auch unbedingt nochmal die riesigen Gletscher vom Wasser aus sehen.

Der Beginn der Fahrt stand aber unter keinem guten Stern. Das Wetter war schlecht mit praktisch null Sicht. Und dann fiel auch noch jemand von Bord ins eiskalte Wasser und ist leider gestorben. Das Schiff ist deshalb wieder umgedreht und wir mussten ein paar Stunden nach dem Auslaufen wieder zurueck nach Puerto Natales. Die Faehrgesellschaft hatte einige offizielle Dinge zu erledigen, und durch diesen schweren Zwischenfall und die damit verbundene Verspaetung hat sich natuerlich die Reiseroute geaendert. Immerhin ist das Schiff in erster Linie immer noch eine Faehre und kein Passagierschiff. Fuer Navimag war das auch ein Ausnahmefall, wie er noch nie vorgekommen ist.

Fuer uns hat das bedeutet, dass die Abstecher zu den Gletschern alle gestrichen wurden, genauso wie der Landgang in Puerto Eden, einem kleinen Fischerdorf mitten im Nirgendwo am Rand des Patagonischen Inlandseises. Diese ganzen Umstaende zusammen mit dem schlechten Wetter haben die Stimmung auf dem Schiff dementsprechend gedrueckt.

Blick von der Bruecke auf den Paso White, die engste Stelle der Strecke mit nur 80m Breite

Blick von der Bruecke auf den Paso White, die engste Stelle der Strecke mit nur 80m Breite

Markus spielt Kapitaen

Markus spielt Kapitaen

Auch am zweiten Tag war keine Wetterbesserung in Sicht. Noch immer hingen dunkle Wolken am Himmel und es hat immer wieder geregnet. Manchmal konnte man die Kueste gar nicht mehr erkennen, sondern sah aus dem Fenster nur noch eine graue Nebelwand. Wir dachten schon, wir werden diese vier Tage im Speisesaal des Schiffes mit Essen (und das nicht zu wenig, immerhin gabs dreimal am Tag ein Buffet), Lesen, Filme schauen und nixtun verbringen. Aber am zweiten Tag war das auch schon ein wenig langweilig.

Unser bevorzugter Platz bei dem schlechten Wetter

Unser bevorzugter Platz bei dem schlechten Wetter

Unsere Betten

Unsere Betten

Als sich die Sonne endlich mal kurz zeigte, gabs auch einen Regenbogen

Als sich die Sonne endlich mal kurz zeigte, gabs auch einen Regenbogen

Am Nachmittag gabs dann eine kurze Versammlung, bei der uns mitgeteilt wurde, dass es doch noch einen kurzen Abstecher zu einem Gletscher gibt. Zwar nicht zu den grossen wie Pio XI oder Amalia, aber immerhin. Der Gletscher hiess 'Iceberg', schon ein etwas seltsamer Name in Suedamerika, aber mangels einer guten Karte mussten wir das unseren Animateuren am Schiff wohl glauben. Und es war dann auch recht interessant, obwohl man nicht allzu nah an den Gletscher herankam. Die dunkelblau Farbe des Eises war aber gigantisch.

Am dritten Tag hat sich dann endlich einmal die Sonne gezeigt, und wir konnten uns an Deck setzen und die Aussicht geniessen. Obwohl diese immer gleiche Abfolge von Inseln auf Dauer nicht mehr so recht fesselnd ist. Die vorherige Nacht gings uebrigens ueber den Pazifik, was sich bei so manchen Leuten doch sehr unangenehm auf den Magen geschlagen hat. Ein paar konnte man hoeren, wie sie sich das Abendessen in halbverdautem Zustand nochmal genauer angesehen haben. Uns gings aber einigermassen gut, war sogar richtig lustig, von den Wellen im Bett von einer Seite auf die andere gerollt zu werden.

Das Schiff stand doch ziemlich schraeg in den Pazifikwellen, obwohl das Bild hier schon bei ziemlich ruhiger See enstand...

Das Schiff stand doch ziemlich schraeg in den Pazifikwellen, obwohl das Bild hier schon bei ziemlich ruhiger See enstand...

Mit Pisco Sour gehts gleich besser!

Mit Pisco Sour gehts gleich besser!

Sonnenuntergang

Sonnenuntergang

Und dann kamen wir am vierten Tag auch schon in Puerto Montt an, bei schoenem Wetter und guter Sicht, sodass wir auch schon einen ersten Blick auf den Vulkan Osorno werfen konnten, wo wir als naechstes hinwollen. Im grossen und ganzen war die Fahrt mit der Faehre schon ein Erlebnis, auch unter den tragischen Umstaenden. Allerdings ist es sehr stark vom Wetter abhaengig, ob man es so richtig geniessen kann oder nicht. Dafuer ist der stolze Preis von 300 Euro pro Person schon ein sehr hoher Einsatz.

© Julia und Markus, 2008
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eintauchen in die wunderbare Welt Südamerikas, die Anden mit Zelt und Rucksack entdecken, und 6 Monate Zeit dafür - ein Traum für so viele, und für uns geht er jetzt in Erfüllung. Mit diesem Reisebericht wollen wir allen Zuhausegebliebenen zumindest ein paar wenige Eindrücke von unserer Reise geben, und bei manchen vielleicht das Fernweh wecken damit sie es uns gleichtun und diese traumhafte Welt entdecken.
Details:
Aufbruch: 06.01.2008
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 05.07.2008
Reiseziele: Argentinien
Chile
Bolivien
Peru
Ecuador
Der Autor
 
Julia und Markus berichtet seit 16 Jahren auf umdiewelt.
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