Zwei Schwaben wieder einmal unterwegs in (Nord)Deutschland

Reisezeit: August / September 2010  |  von Ulrike S.

Dessau, Bauhaus und das Wörlitzer Gartenreich

Bauhaus-Architektur in Dessau

In der Nacht begann es tatsächlich kräftig zu regnen. Doch schon als wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in Richtung Dessau machten, lichteten sich die Wolkendecken und der Regenschirm blieb für den Rest des Tages ein schmückendes Accessoire. Geschlossen versteht sich

Unsere erste Station war also Dessau und dort das Gelände der Hochschule mit der typischen Bauhaus-Architektur. Wir stellten das Auto ab und schlenderten durch das Viertel. Hier konnten wir uns mit eigenen Augen vom Credo des Baumeisters Walter Gropius überzeugen: "Die Form gehorcht der Funktion". In den 1920er Jahren war dies bahnbrechend für die moderne Industriekultur.

Die Schilder weisen den Weg

Die Schilder weisen den Weg

Schön oder nicht schön? Revolutionär für die Anfänge des 20. Jahrhunderts war es allemal

Schön oder nicht schön? Revolutionär für die Anfänge des 20. Jahrhunderts war es allemal

Bei unserem Streifzug entdeckten wir auch den Hinweis zu einem ersten Schloss des UNESCO Weltkulturerbes Dessau-Wörlitzer Gartenreich: Schloss und Park Georgium.
Der klassizistische Bau war ein richtiger Gegensatz zu den nüchternen Zweckbauten auf dem Bauhaus-Hochschulgelände. Die anhaltinische Gemäldegalerie musste leider auf uns verzichten - wir bummelten lieber durch den wunderschön angelegten Park. Leider kamen etliche Mücken auf dieselbe Idee und tummelten sich in Pfützen und Teichen des Parks. Die nahen Elbauen lassen grüssen - und wir ergreifen die Flucht, bevor uns die kleinen Blutsauger gänzlich auffressen.

Kontrast-Programm am Schloss Georgium samt Park

Kontrast-Programm am Schloss Georgium samt Park

Letztes Ziel unseres Bummels war schließlich die Siedlung mit den Meisterhäusern. Zeitgleich mit dem Bauhaus-Gebäude entstanden hier mehrere Doppelhäuser für die am Bauhaus tätigen Lehrer - "Meister". Leider wurde im zweiten Weltkrieg vieles zerstört und in DDR-Zeiten dem Verfall preisgegeben. Doch die noch erhaltenen und inzwischen sanierten Wohn- und Atelierhäuser können besichtigt werden und wir wandelten auf den Spuren so bedeutender Namen wie Paul Klee, Wassily Kandinsky oder Lionel Feininger. Fotos, Baupläne und teilweise eigenwillige Farbgebungen gaben anschauliche und interessante Einblicke in diese Ära. Immer wieder verblüffend, wie zeitlos, richtungsweisend und heute noch aktuell viele Ideen dieser Zeit waren.

Die Meisterhäuser in Dessau

Die Meisterhäuser in Dessau

Auf Schlösser-Tour durch das Gartenreich

Wir verlassen Dessau und machen uns weiter auf den Weg durch das Dessau-Wörlitzer-Gartenreich. Man könnte es auch "Schlösser-Hopping" nennen, denn auf einer Länge von etwa 25 Kilometern verteilen sich gleich sechs Schlösser samt ihrer dazugehörigen Park- und Gartenanlagen. Da schlug mein Herz als Fan englischer Parks und Gärten natürlich höher.
Im Schloss und Park Luisium war dringend eine Kaffeepause fällig. Schön, dass das nette Restaurant im Schloss geöffnet hatte und wir hier vor einem kurzen Regenschauer gastlichen Unterschlupf fanden. So konnten wir uns mit Kaffee und leckerem Kuchen stärken. Danach schaute auch schon wieder die Sonne hervor, so dass wir unseren Bummel vorbei am Schlangen- und Brunnenhaus trockenen Fußes fortsetzen konnten.

Das Schlangenhaus im Park Luisium - hört sich gefährlicher an als es ist

Das Schlangenhaus im Park Luisium - hört sich gefährlicher an als es ist

Meine bessere Hälfte hat allmählich schon genug von der Kultur - aber ein Highlight muss noch sein: die Wörlitzer Anlagen und das Herzstück des Gartenreichs. Da muss er jetzt einfach noch durch
Und er hat es nicht bereut. Wörlitz ist ein richtiggehendes Füllhorn der Landschafts- und Gartenarchitektur. Irrgärten, Seen, Gondeln auf Kanälen, Sichtachsen, verträumte Winkel zuhauf - wir mögen uns gar nicht satt sehen. Einen guten Überblick verschafft ein Aufstieg auf den Turm der St. Petri Kirche. Er ist das höchste Bauwerk der Stadt und 1532 predigte hier Martin Luther vor den Fürsten von Anhalt-Dessau. Nette Pausen beim Aufstieg auf den Turm bieten die biblischen Stationen in den Etagen der ehemaligen Türmerwohnung. Teils witzig, teils nachdenklich gestaltet laden sie zum Innehalten ein.
Hier zum Schluss noch ein paar Impressionen aus Wörlitz

Schmucke Brücken führen über kleine Kanäle

Schmucke Brücken führen über kleine Kanäle

Unterwegs mit Gondeln und Ruderbooten von See zu See

Unterwegs mit Gondeln und Ruderbooten von See zu See

Klassizistische Bauten....

Klassizistische Bauten....

.... und die St. Petri Kirche mit dem Bibel-Turm

.... und die St. Petri Kirche mit dem Bibel-Turm

Ein Blick von oben

Ein Blick von oben

Durch diese steile, enge Wendeltreppe ging's hinauf

Durch diese steile, enge Wendeltreppe ging's hinauf

Fazit am Ende dieser ausgedehnten Kult-Tour: der zweitägige Zwischenstopp in Sachsen-Anhalt hat sich wieder mal gelohnt mit interessanten, neuen Eindrücken und bei netten Menschen.

© Ulrike S., 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Eine Wohnwagenreise von Baden-Württemberg über Sachsen-Anhalt nach Mecklenburg-Vorpommern und über Bayern wieder zurück Im Herbst 2008 hatten wir damit begonnen, nach und nach die weißen Flecken auf Deutschlands Landkarte zu erkunden und uns bislang unbekannte Regionen überwiegend in den inzwischen ja nicht mehr ganz so neuen, östlichen Bundesländern zu besuchen. Dieses Vorhaben wollten wir auch 2010 fortsetzen.
Details:
Aufbruch: 26.08.2010
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 09.09.2010
Reiseziele: Deutschland
Der Autor
 
Ulrike S. berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.
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