Mit dem Motorrad über den nahen Osten in den hohen Norden

Reisezeit: Juni / Juli 2012  |  von Dirk Wöhrmann

Es gibt keine Würstchen in Krakau!

Die Einen haben den Spass, die Anderen das Kopfkino. So hat jeder etwas davon auf einem hellhörigen Boot und es gibt keinen Streit.
Na ja, war wohl eher ne Daily Soap statt ein Blockbuster, es plätscherte so dahin, war schnell vorbei und hatte keinen richtigen Höhepunkt.
Hmm, das hätte man(n) auch besser machen können, bei dem Publikum !?
Ansonsten war die Nacht recht ruhig, aber ein wenig besorgt war ich ja schon vorm Einschlafen, der Bootsbesitzer wollte nämlich, dass ich mein Motorrad ankette, da es wohl passieren könnte, dass Besoffene nachts sonst vielleicht auf die Idee kämen, mein Möppi in der Weichsel zu versenken .Aber der hat bestimmt nur Spaß gemacht....ODER ???
Ich komme heute irgendwie schwer in die Gänge.
Erstmal duschen im Gemeinschaftsbad. Das Leben auf so einem Boot ist doch recht beengt, auf Dauer wäre das wohl doch nichts für mich. Wo sind denn die ganzen anderen Gäste? Es ist doch erst 09.00 Uhr? Wahrscheinlich bei dem tollen Wetter schon unterwegs. Ich lasse mir Zeit, jetzt wird erstmal an Deck gefrühstückt.
Das nenne ich Urlaub .

Es ist echt Wahnsinn, wie günstig das Leben in Tschechien und Polen ist, gefühlt kostet alles nur die Hälfte wie in Deutschland.
Eine Lasagne mit Sprite bekommt man für umgerechnet rund 6 Euro und dieses Frühstück kostet nur 4 Euro!
Und der Cappuccino ist echt Weltklasse, hätte nicht gedacht, dass es so eine Crema ausserhalb des Cafe Glücks gibt, und schon gar nicht auf einem Boot in Polen .

Nur die Bedienung könnte etwas freundlicher sein.
Lächelt man sie an, bekommt man nur einen zuckenden Mundwinkel zurück.
Das scheint aber grundsätzlich ein Problem der Tschechen und Polen zu sein.
Ich glaube, hier wurde das Wort "cool" erfunden, Die Botox- Industrie wird hier jedenfalls kein Geld verdienen, ohne Mimik keine Falten.
Gut gestärkt und voller Tatendrang will jetzt Krakau erobert, ähh, erkundet werden, die Eroberung durch Deutschland erfolgte ja leider am 01.09.1939, aber dazu später mehr.
Krakau ist der Top- Touristenort in Polen und auch die heimliche Hauptstadt.
Über Jahrhunderte hinweg residierten hier die Könige und wie durch ein Wunder wurde durch den 2. Weltkrieg so gut wie nichts zerstört.
So findet man fast an jeder Ecke interessante Bauwerke und Kirchen.
Die Krakauer haben übrigens einen an der Wawel!
Das Wawel Castle mit seiner Kathedrale ist einer der Top Spots in Krakau.

Schöne tote Steine gucken ist ja schon nicht schlecht, aber das ein oder andere zum Hintergrund würde ich schon ganz gerne wissen.
Also hocke ich mich hin und lese ein wenig im Lonely Planet Reiseführer.
Hmm, einer der Top Tips ist das Museum in der ehemaligen Fabrik von Oscar Schindler, bekannt geworden durch Steven Spielbergs Fim "Schindlers Liste".
Das war hier in Krakau?
Beim Günter Jauch brauch ich mich auch nicht blicken zu lassen...
Da will ich hin!
Aber wie komme ich dorthin? Die Touriinfo im Schloss weiss es, jedoch ist die Fabrik nicht gleich um die Ecke. Also ist Tram fahren angesagt.
Auf dem Weg zur Tram bekomme ich schon einen ersten Eindruck von der Altstadt. Hierhin muss ich auf jeden Fall nach der Schindler Fabrik wieder zurück.
An der Tram Station angekommen habe ich nur ungesundes Halbwissen, in welche Tram ich einsteigen muss.
Und wo bekomme ich eigentlich ein Ticket her?
Ich frage einen Krakauer und der "nimmt mich ans Händchen".
Tram 13 wäre die Richtige und ein Ticketautomaten gibt es in der Tram, aussteigen muss ich an der 4. Haltestelle.
Super, die sind ja doch nicht so unfreundlich, die Polen .
Gut, dass er in die selbe Richtung muss, ich wäre natürlich wieder eine Haltestelle zu weit gefahren .
Beim Abschied meint er noch, die Polen würden Deutschland dann im Viertelfinale in Danzig schlagen....Träumer !
Das Museum ist der Oberkracher, super Tip vom Lonely Planet. Wenn man sich so anschaut, was die Deutschen im zweiten Weltkrieg angerichtet haben, insb. auch in Krakau, möchte man glatt die Staatsbürgerschaft leugnen.
Ein absolut dunkles Kapitel deutscher Geschichte, aber hervorragend dokumentiert in diesem Museum.
Kann ich nur empfehlen!
Nach dem Besuch geht es wieder zurück in die Altstadt, die Tram fährt über die Weichsel und ich kann sogar "mein" Boot und mein Möppi sehen.
Es wurde noch nicht in der Weichsel versenkt, also kann ich beruhigt weiter durch Krakau streifen.
In der Altstadt verschlägt es mir dann den Atem. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Der Marktplatz in der Altstadt ist DER Hammer, der Markusplatz in Venedig kann einpacken.
In Krakau findet man den größten mittelalterlichen Marktplatz von Europa, 200 m mal 200 m groß. Einfach überwältigend"

Hier gibt es unzählige Cafes und Restaurants, man muss sich einfach die Zeit nehmen, bei einem Cafe das Ambiente zu geniessen und die vielen Menschen zu beobachten.
Und in der Dunkelheit sieht das alles noch viel Beeindruckender aus.

Morgen werde ich mich dann noch mit einem viel dunkleren Kapitel deutscher Geschichte beschäftigen, bevor es dann endlich Richtung Norden geht...

Gute Nacht, Deutschland.

© Dirk Wöhrmann, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad ans Nordkap über Tschechien, Polen, Russland, Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland, Norwegen, Lofoten, Schweden, Dänemark
Details:
Aufbruch: 12.06.2012
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 28.07.2012
Reiseziele: Deutschland
Tschechische Republik
Polen
Litauen
Lettland
Estland
Finnland
Norwegen
Der Autor
 
Dirk Wöhrmann berichtet seit 12 Jahren auf umdiewelt.
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