Im Herzen der Basilikata

Reisezeit: Juli 2004  |  von Angelika Gutsche

Venosa - Kirchen und Kastelle

Nicht weit von Acerenza kommen wir in das durch zwei "Sehenswert"-Sterne geadelte, an der ehemaligen Via Appia gelegene Venosa, das neben wunderschönen Kirchen auch ein Kastell aus dem sechszehnten Jahrhundert zu bieten hat, das seinerzeit dem Ansturm von Crocco und seinen Briganten nicht standhalten konnte und heute das wunderbare Archäologische Nationalmuseum beherbergt. Ob an der Stelle des Kastells auch schon Kämpfe stattfanden, als die Römer 207 vor Christus in Venosa die Angriffe Hannibals abwehrten? Venosa hat aber nicht nur den berühmt-berüchtigten Besucher Hannibal aufzuweisen. Der bekannteste Sohn und ganze Stolz der Stadt ist unbestritten der Dichter Horaz, in Venosa als Sohn eines freigelassenen Sklaven geboren. Auch Venosa wurde in der Vergangenheit immer wieder in den Strudel der Geschichte gezogen. Von Langobarden, Byzantinern, Sarazenen, Normannen und Staufern beherrscht, fiel es im spanisch-französischen Krieg an die Spanier. Es wurde in Mitleidenschaft gezogen von Kriegsverheerungen, Köhleraufständen und Bauernerhebungen. Alle Epochen haben aber auch ihre kulturellen Spuren hinterlassen und so begeben wir uns entlang der Hauptstraße auf die eifrige Suche nach antiken Brunnen und alten Kirchen - und landen versehentlich in der örtlichen "Irrenanstalt". Das weitgeöffnete Tor, von uns als Kirchenportal fehlinterpretiert, lud zum Eintritt. Innen wirkt das dem Heiligen Augustus geweihte Haus hell und heiter. Patienten schlendern umher und grüßen freundlich. Ebenfalls so freundlich wie möglich grüßend begeben wir uns auf den Rückzug. Nach diesem Ausflug in die basilikanische Psychiatrie achten wir darauf, nun den richtigen Eingang zur Abtei der Santissima Trinità zu finden. Den finden wir zwar, nur leider sind hier im Gegensatz zur Psychiatrie die Türen verschlossen. Und erst nach Beschwerden einiger Touristen und geraume Zeit später fährt ein Auto vor, das ein schimpfendes, altes Frauchen absetzt, das unwirsch die Kirche aufschließt. Doch wie hat sich das Warten gelohnt! In der Antike Tempel einer einheimischen Liebesgöttin, wurde hier schon im fünften Jahrhundert ein Gotteshaus errichtet, das im zehnten Jahrhundert durch ein größeres ersetzt wurde. Dann kam im elften Jahrhundert, initiiert durch den Normannen Graf Drogon, der jetztige Bau darüber, versetzt mit Bauteilen aus der daneben verfallenden römischen Siedlung. In der Kirche gibt es zu bestaunen: einen Mosaikfußboden aus dem fünften Jahrhundert, das erhaltene Grabmal der Alberada, Gattin des Normannenherzogs Robert Guiskard, atemberaubend schöne Fresken aus dem dreizehnten Jahrhundert. Gerne hätten wir auch die Krypta besichtigt. Als es dort dunkel ist, suchen wir den Einwurf für den "Beleuchtungseuro". Nein, den gibt es hier nicht. Es ist schlicht und einfach die Glühbirne kaputt.

Kastell von Venosa

Kastell von Venosa

Abtei der hel. Dreifaltigkeit

Abtei der hel. Dreifaltigkeit

© Angelika Gutsche, 2004
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Besuch in der italienischen Provinz Basilikata, um ein etwas anderes Italien kennen zu lernen.
Details:
Aufbruch: Juli 2004
Dauer: unbekannt
Heimkehr: Juli 2004
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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