Apuliens Norden: die Capitana

Reisezeit: Juni 2011  |  von Angelika Gutsche

Foggia, Residenzstadt Friedrich II.

Endlich erreichen wir Foggia und denken, wir sind in little Napoli, denn auch hier scheint es ein größeres Müllproblem zu geben. Am Stadtrand wirbelt der Wind alte Kartons und Plastiktüten durch die Straßen. Wir folgen der Ausschilderung Centro. Doch plötzlich sind alle in die Innenstadt führenden Straßen gesperrt, weil Foggia heute den "Tag der Umwelt" feiert und im Zentrum nur Radler und Fußgänger erlaubt sind. Brav parken wir unser Auto und machen uns von der Villa comunale aus auf den Weg zur Piazza Via Lanza. Hier befindet sich das Denkmal für den bedeutendsten Sohn der Stadt, den Komponisten Umberto Giordano (1867-1948). Statuen stellen verschiedene Figuren aus seinen Opern dar. Nun müssen wir unseren ersten Eindruck revidieren: Foggia ist doch nicht Napoli, sondern entpuppt sich als charmantes Städtchen mit vielen Geschäften, Bars und Restaurants.

Foggia: Denkmal für Umberto Giordano

Foggia: Denkmal für Umberto Giordano

Leider finden sich in der Stadt nur kümmerliche Spuren der Staufer. Foggia war die wichtigste Residenzstadt Friedrich II. und war als Hauptstadt des Kaiserreichs ausersehen. Doch verbündete sich die Stadt bei Streitigkeiten zwischen Friedrich und dem Papst mit dem Papst und verwehrte Friedrich den Zutritt. Dies bestrafte er mit der Schleifung ihrer Mauern. Die Stadt wurde wieder aufgebaut, doch durch das schlimme Erdbeben von 1731 wiederum schwer in Mitleidenschaft gezogen. Später erhob sie Joseph Bonaparte zur Provinzhauptstadt und sie wurde Bischofssitz. Im Zweiten Weltkrieg diente Foggia als Luftwaffenstützpunkt, was ihre erneute Zerstörung durch die Alliierten zur Folge hatte.

Die Kathedrale Santa Maria Icona Vetere ist so stark eingerüstet und mit Tüchern verhängt, dass sich auch nicht das kleinste Fetzelchen eines Blickes auf sie erhaschen lässt. Natürlich gibt es auch keinen Zugang. In dieser Kirche wurde bis zum Erdbeben im Jahre 1731 das Herz Friedrich II. in einer silbernen Kapsel aufbewahrt. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, was danach mit dem Herzen geschah. Der Leichnam Friedrichs wurde in Palermo beigesetzt.

Die weitere Suche nach Resten des staufischen Foggia endet an der Piazza Nigri, wo sich vom alten Kaiserpalast nur ein kümmerlicher Teil des Portals mit einer Inschrift erhalten hat. Das Museo Civico mit seiner archäologischen Sammlung hat leider geschlossen.

Foggia

Foggia

Wir nehmen in einer hübschen Bar einen kleinen Imbiss. Hier unten in der Tavoliere zeigt das Thermometer schon fast 40 Grad und so verlassen wir, auf Abkühlung hoffend, die Stadt Richtung Daunische Berge.

Foggia

Foggia

© Angelika Gutsche, 2012
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Auf dieser Entdeckungsreise durch Nordapulien, das auch die Bezeichnung Capitana trägt, besuchen wir zunächst nördlich von Bari an der Küste gelegene geschichtsträchtige Orte. Anschließend lassen wir den touristisch bestens erschlossenen Gargano außen vor, um stattdessen in der großen Ebene mit dem Namen Tavoliere sowohl auf den Spuren der alten Römer als auch der mittelalterlichen Staufer zu wandeln. Zur Abkühlung geht es in die Daunischen Berge, einem Ausläufer des Apennins.
Details:
Aufbruch: 10.06.2011
Dauer: 17 Tage
Heimkehr: 26.06.2011
Reiseziele: Italien
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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