La Gomera / Teneriffa

Reisezeit: Dezember 2007 - Januar 2008  |  von Anke Schlingemann

La Gomera

Montag, 24.12.2007 Gomera - Hermigua - Playa de Caleta

Die Fährüberfahrt nach La Gomera dauert nur etwa 40 Minuten, ist mit 180,- EUR hin und zurück (20,- EUR Expresszuschlag pro Fahrt) auch nicht gerade ein Schnäppchen. Ohne Auto wäre es natürlich günstiger gewesen und eigentlich dürfen wir mit dem Mietwagen nicht nach Gomera übersetzen, da die Agentur dort keine Vertretung hat, aber für uns mit dem Gepäck und den Einkäufen ist es so wesentlich praktikabler, so dass wir das Risiko eingehen.

Schon beim ersten Anblick der zerklüfteten, grünen Insel kommt Vorfreude auf. Die zweitkleinste Insel des Kanaren-Archipels begeistert Naturliebhaber.

Vom Fähranleger in San Sebastian aus fahren wir in den Norden. Die Entfernungen auf der fast kreisrunden Insel sind nicht groß, beträgt ihr Durchmesser doch keine 25 km, allerdings kommt man nicht schnell voran, da sich die Straßen in Serpentinen durch die gebirgige Landschaft schlängeln. Die bizarren, grünen Felsformationen rufen bei uns Erinnerungen an La Reunion oder an die schroffe Napali-Küste auf Kauai wach.

Über www.fincaferien.de haben wir eine Ferienwohnung in Hermigua gebucht. Angesichts eines etwas ungenau gezeichneten Plans haben wir zunächst etwas Mühe, den vereinbarten Treffpunkt zu finden. Dank Handy gelingt es uns schließlich, die Vermieterin auf dem Plaza St. Domingo zu treffen.

Bei der Unterkunft "El Convento" ist der Name Programm. Es handelt sich tatsächlich um ein ehemaliges Kloster, das heute einerseits als Schule genutzt wird und anderseits in privater Hand ist und zu Ferienwohnungen umgebaut wurde. Über einen kleinen Kirchplatz direkt neben der noch genutzten Kirche befindet sich der Eingang unseres Feriendomizils. Hinter den dicken, kalten Gemäuer erwartet uns eine rustikale, zweckdienliche Ausstattung. Selbstverständlich gibt es Strom und warmes Wasser. Da bei unserer Ankunft alle Fenster und Türen geöffnet sind, herrscht extremer Durchzug - ein wohliger Empfang ist anders. Schnell finden wir heraus, dass die Kirchenglocke im Halbstundentakt die Zeit angibt - das kann ja heiter werden!

El Convento - Hermigua - eine unkonventionelle Unterkunft

El Convento - Hermigua - eine unkonventionelle Unterkunft

Mit gemischten Gefühlen stellen wir zunächst den Durchzug ab und packen dann die Koffer aus. Zumindest gibt es in den Schränken noch ausreichend Wolldecken, denn eine Zentralheizung gibt es nicht. Ein Tee und eine kleine Stärkung lässt uns wieder warm werden und als wir hinter einem Vorhang versteckt eine kleine mobile Heizung finden, hebt sich die Stimmung.

Die letzten hellen Stunden wollen wir noch nutzen. Zum Playa de Hermigua sind es nur ein paar Kilometer. Dort gibt es ein Meerwasserschwimmbecken, was allerdings nur im Sommer geöffnet hat. Ansonsten sollte man selbst in der Badesaison das Baden im Meer aufgrund der gefährlichen Strömungen meiden, auch wenn der 500 m lange Playa Santa Catalina recht einladend wirkt.

Blick auf den Playa de la Caleta

Blick auf den Playa de la Caleta

Wir fahren weiter zum Playa de la Caleta der als einer der schönsten Strände im Norden beschrieben wird. Die im Reiseführer erwähnte Piste muss erst kürzlich geteert worden sein. Am Ende der Straße befindet sich ein kleiner Parkplatz. Die Strandbar hat tatsächlich noch geöffnet. Doch zunächst zieht es uns an den Strand. Die kleine Badebucht wird idyllisch von dunklen Felsformationen eingerahmt. Die weiße Brandung bietet einen schönen Kontrast zum schwarzen Sandstrand. In der Ferne sind die schwachen Umrisse von Teneriffa zu sehen - der weißgekrönte Teide ragt über die leichte Wolkendecke hinaus.

Als es zu dämmern beginnt genehmigen wir uns in der Strandbar Macondo - hier ist alles in deutscher Hand - einen Mango-Sekt. So langsam stellt sich das Urlaubsgefühl ein.

In der zweckmäßig ausgestatteten Küche gelingt es uns später, ein adäquates Festmahl zuzubereiten. Die kleine Standheizung verschafft uns eine wohlige Temperatur und dank vieler Kerzen wird es richtig gemütlich. Dazu gönnen wir uns einen 1996 Rioja - es könnte uns schlechter gehen. Nur das Läuten der Kirchenglocken bereitet uns noch etwas Sorge.

Die Betten - die hier üblicherweise getrennt stehen - sind halbwegs komfortabel und dank ausreichender Decken auch warm. Den letzten Glockenschlag vernehmen wir um 22:00 Uhr. Als wir bereits versuchen etwas Schlaf zu finden, wird es auf dem Kirchplatz, der direkt an unser Schlafzimmer grenzt, ziemlich rege. Man trifft sich zur mitternächtlichen Christmette. Den Gedanken ans Schlafen müssen wir wohl noch um eine Stunde verschieben. Stattdessen lauschen wir den Gesängen, die den Gottesdienst begleiten. Weniger lustig finden wir die Begleitung der Kirchenglocken, die glücklicherweise nur ein Lied andauert. Erfreulicherweise wird das Geläute damit für die Nacht eingestellt und wir finden doch noch etwas Nachtruhe.

Dienstag, 25.12.2007 Parque Nacional Garajonay - Arure - Valle Gran Rey - Vueltas

Pünktlich um 8:00 Uhr begrüßt die Kirchenglocke den neuen Tag. Mit dem Timing können wir leben!

Heute ist es leider ziemlich bewölkt. Trotzdem schnüren wir nach dem Frühstück unsere Wanderschuhe und fahren in den Parque Nacional Garajonay. Der Nationalpark befindet sich im höheren Teil der Insel auf 800 bis fast 1.500 m über NN. Der dichte, immergrüne Lorbeerwald im Park weist ein besonderes Klima auf. Es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit und es kommt häufig zu Nebelbildungen. Diese wiederum versorgen den Wald mit ausreichend Wasser. 1986 wurde der Nationalpark von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.

Lorbeerwald

Lorbeerwald

Das Klima können wir heute hautnah erleben. Auf inzwischen über 1.000 Höhenmetern angekommen hängen die Wolken so tief, dass wir direkt hindurchfahren. Sämtliche Aussichtspunkte können wir getrost links liegen lassen, außer Wolken ist nichts zu sehen! Dafür ist die Vegetation unglaublich grün und dicht. Der Nationalpark wurde 1981 zum Schutz des Lorbeerwaldes gegründet.

Wir fahren bis "Las Creces" wo wir einer im Reiseführer beschriebenen Wanderung durch den Lorbeerwald folgen. Es handelt sich um einen Forstlehrpfad mit markierten Stellen. Eine Info-Broschüre wäre, wenn nicht gerade der erste Weihnachtstag wäre, im Besucherzentrum des Nationalparks in Las Rosas erhältlich. Doch auch ohne diese Infos ist es eine tolle Wanderung durch den urwüchsigen Lorbeerwald.

Die Vegetation hat etwas Mystisches. Die Baumrinden sind von grünem Moos überzogen, die Äste wirken, als wären Sie in einem Netz aus Spinnweben gefangen, Luftwurzeln hängen bizarr hinab und der Boden ist von Farnen sattgrün übersät. Später lichtet sich zu unserer Freude sogar die Wolkendecke und die Sonnenstrahlen lassen das Grün noch stärker leuchten.

Nach dieser schönen Wanderung und angesichts des Sonnenscheins fahren wir an die Küste. Bei Arure genießen wir vom Mirador Ermita el Santo den Blick auf das 600 m tiefer gelegene Dorf Taguluche. Farbenroh hebt es sich von den einrahmenden, schroffen Felswänden ab. Die Sicht ist heute leider nicht so klar, dass man Las Palma oder El Hierro sehen kann.

Auf dem weiteren Weg an die Westküste kommen wir am Mirador de César Manrique vorbei. Dieser wirkt ziemlich unscheinbar, nur ein Mobile auf dem Dach deutet auf Manriques markanten Stil hin, mit dem wir uns während unseres Lanzarote-Urlaubs im Jahre 2000 beschäftigt haben. Am heutigen 1. Weihnachtstag hat das Aussichtsrestaurant jedoch geschlossen.

Durch das Valle Gran Rey geht es weiter. Fast senkrecht stehende Felswände fassen das schmale Tal ein. Die Hänge sind von zahlreichen Terrassenfeldern überzogen, wo Palmen und tropische Obstbäume wachsen. In Küstennähe gibt es Bananenplantagen.

Valle Gran Ray

Valle Gran Ray

Im Hafenort Vueltas liegen malerisch kleine bunte Boote im Wasser. Eine massive Felswand rahmt die kleine Bucht ein. Am Playa de Vueltas einige Sonnenanbeter ihr Handtuch ausgelegt.

Direkt vor der Felswand führt ein Weg an der Küste entlang und endet am Playa de Argaga. Hier befindet sich die Finca Argayall, ein Meditationszentrum. Der Strand wird von dicken Kieselsteinen gesäumt. Mit etwas Klettern kann man die Badebucht Playa de las Arenas erreichen, einst verrufener Hippie-Strand.

Vueltas

Vueltas

Wir entscheiden uns für eine Besichtigung des tropischen Fruchtgartens Argaga, der nur dienstags und freitags besichtigt werden kann. Ein deutsches Paar hat sich 1985 hier niedergelassen um einen privaten Obst- und Gemüsegarten anzulegen. Inzwischen gibt es über 160 tropische und subtropische Obstbäume und -pflanzen, die hier wachsen - die größte Sammlung Europas.

tropischer Fruchtgartens Argaga

tropischer Fruchtgartens Argaga

Auf der 90 minütigen Führung erfahren wir eine Menge über die Pflanzen und dürfen ebenfalls die tollen Früchte (alle ungespritzt) probieren. So lernen wir die gut schmeckende Apfelbanane (siehe links) kennen, probieren Johannisbrot, Naranjillas (Orangentomaten), tropische Himbeeren, Cherimoya, die Passionsfrucht Maracuja, frische Datteln, Tamarinde, rosa und weiße Guaven und vieles mehr. Die Besichtigung des Fruchtgartens über den inzwischen bereits Geo Saison und das Fernsehen berichtet hat, ist sehr empfehlenswert.

Nachdem wir in Vueltas kein geöffnetes Restaurant mit Meerblick gefunden haben, fahren wir weiter nach La Playa. Auch hier ist das Angebot angesichts des heutigen Feiertages nicht groß. Das erste Lokal bietet nur ein Menü -zu viel am frühen Nachmittag-, das Zweite, eine Pizzeria, hat es nicht nötig, uns zu bedinenen. Nach 30 Minuten warten suchen wir uns doch lieber einen Platz am Strand.

Für den Rückweg gibt es mehrere Alternativen, aber irgendwie erscheinen uns alle gleich kurvig und lang. Wir entscheiden uns für die Fahrt über Las Rosas, die durch den Nationalpark Garajonay führt. Da es eine gelbe Straße ist, ist diese noch schmaler. Aber es ist kaum Verkehr und das Straßennetz auf Gomera ist insgesamt in einem sehr guten Zustand.

In unserem Klosterdomizil zaubern wir uns ein zufriedenstellendes Abendessen und lassen den Tag ausklingen.

Mittwoch, 26.12.2007 Agulo - Nationalpark Garajonay - Chorros de Epina - Vallehermosa

Beim Zubereiten des Frühstücks gibt es einen Stromausfall. Ein Blick in den Sicherungskasten hilft uns nicht weiter, hier sieht alles in Ordnung aus. Also kontakten wir Fincaferien und sprechen der Vermieterin auf die Mailbox. Man wird sich darum kümmern, es ist nicht erforderlich, dass wir im Haus bleiben, verspricht man uns. Nach einem improvisierten Frühstück brechen wir auf.

Heute ist der Himmel fast wolkenfrei. Ideal für eine schöne Wanderung. Auf Gomera gibt es zahlreiche markierte Wanderwege. Um die Länge und Höhenunterschiede zu erfahren, benötigt man allerdings eine Wanderkarte, die man kostenlos in den Touristeninfos (San Sebastian, Playa de Santiago, Valle Gran Rey) erhält. Leider haben wir uns noch nicht entsprechend ausstatten können.

In der Hoffnung, im etwas belebteren Agulo eine Wanderkarte zu erstehen, fahren wir dort hin. Der Ort liegt malerisch etwa 200 m über dem Meer und wird von hohen Felswänden eingerahmt. Als wir durch die engen Gassen fahren finden wir tatsächlich das im Reiseführer erwähnte Oficina de Turismo, was jedoch gerade umgebaut wird. Man verweist uns auf den Plaza de Leoncio Bento. In dem hier untergebrachten Büro wird u.a. eine Touristeninformation erwähnt. Das Personal spricht ausschließlich Spanisch. Nach etwas hin und her wird in einem Schrank gesucht und uns eine Karte über Garajonay Nationalpark überreicht. Damit steht fest, wo wir heute wandern werden. Trotzdem starten wir einen zweiten Versuch im Besucherzentrum Juego de Bolas. Hier erhalten wir die gleiche, jedoch inzwischen erweiterte Karte, die inzwischen 18 statt 9 eingezeichnete Wanderungen umfasst.

Angesichts des wolkenfreien Himmels entscheiden wir uns für Tour Nr. 14, die auf den Alto Garajonay, den höchsten Gipfel (1487 m) Gomeras führt. Nachdem der Weg auf dem ersten Stück parallel zur Straße geführt wird, geht es schon bald in den dichten Lorbeerwald hinein. Natürlich haben wir schon auf unserer ersten Wanderung an den Lorbeerblättern gerochen, konnten aber nicht mehr als einen Geruch nach "Blatt" feststellen. Im Fruchtgarten hat man uns aufgeklärt: es gibt Hunderte von Lorbeerarten, aber der uns bekannte Küchenlorbeer ist hier wohl nicht zu finden.

Alto Garajonay

Alto Garajonay

Wieder einmal sind wir ganz begeistert von der dichten, grünen Natur. Später erreichen wir eine Weggabelung, die nicht markiert ist. Als wir feststellen, dass wir versehentlich die veraltete Karte, die die Wanderung Nr. 14 noch nicht enthält, eingesteckt haben, entscheiden wir uns für den Weg, der etwas bergauf zu verlaufen scheint, schließlich gilt es, 312 Höhenmeter zu überwinden. Nach etwas 1 km erreichen wir einen höheren Punkt und müssen feststellen, dass die höheren Gipfel auf der gegenüberliegenden Seite sind. Also gehen wir wieder zurück und nehmen den anderen Weg. 300 m später taucht nun endlich das vermisste Schild auf. Wir haben unseren Weg wiedergefunden!

Als wir noch fleißig mit dem Aufstieg beschäftigt sind, beobachten wir, wie langsam Nebelwolken aufziehen. Auf dem Gipfel angekommen ist nur noch der Blick auf Teneriffa halbwegs frei, die gegenüberliegende Seite ist leider von Wolken überzogen. Nachdem wir ein wenig die Aussicht und das Wolkenspiel beobachtet haben finden wir diesmal direkt zum Parkplatz zurück und fahren nach Vallehermosa.
Unterwegs halten wir bei Chorros de Epina. Hierbei handelt es sich um vier Quellen, die durch ausgehöhlte Baumstämme, die sich teilweise an der Spitze noch einmal verzweigen, in ein Becken geleitet werden. Nach der Beschreibung im Reiseführer haben wir uns diese etwas imposanter vorgestellt. Es erschließt sich uns nicht, ob der Glaube an die angeblich wundersame Wirkung auf das Liebesglück einige deutsche Touristen dazu veranlasst, hier ihre Wasserkanister aufzufüllen.

Chorros de Epina

Chorros de Epina

Vallehermosa ist nachmittags (um 15:30h ist noch Siesta) wie ausgestorben. Nach einer kleinen Stärkung in einem Bistro auf dem Hauptplatz fahren wir weiter zum Playa de Vallehermosa. Die Badebucht mit grobkiesigem Sand und Blick auf Teneriffa ist sehr schön gelegen, zum Baden im Meer jedoch zu gefährlich. Dafür gibt es eine frei zugängliche Badelandschaft mit großem Pool.

Uns interessiert jedoch mehr das Castillo del Mar. Der einstige Hafen diente als Versorgungsstelle. Hier legten früher Schiffe an und versorgten die Insel mit Waren; im Gegenzug wurden Agrarprodukte verschifft. Die Verladestation fiel einer großen Sturmwelle zum Opfer und ließ eine Ruine zurück. Der deutsche Fotograf Thomas Müller hat die Ruine erworben und zu einem Kulturzentrum ausgebaut. Dafür wurden die Mauern wieder rekonstruiert und die Anmutung einer mittelalterlichen Burg wieder hergestellt.

Castillo del Mar

Castillo del Mar

Das Castillo erreicht man über eine Zugbrücke. Hier gibt es ein Restaurant und einen Veranstaltungsraum für Konzerte. Eine sehr schöne Lokation für ein Kulturzentrum.

Nachdem wir in Vallehermosa noch etwas eingekauft haben fahren wir zurück zu unserem Domizil. Es trifft uns nicht völlig unerwartet, dass der Strom noch nicht wieder funktioniert. Wir rufen erneut die Vermieterin an, die nun versuchen will, einen Elektriker zu erreichen.

Mit den letzten Lichtstrahlen bereiten wir unser kaltes Abendessen zu. Während wir unser "romantisches" Candle Light Dinner einnehmen, tut sich etwas auf dem Kirchplatz. Es werden Stühle aufgebaut und Musikinstrumente ausgepackt. Bei den Musikern handelt es sich um Kinder, auf den Zuschauerstühlen haben die dazugehörigen Eltern Platz genommen und sparen nicht am Applaus für die musikalischen Bemühungen ihrer Sprößlinge.

Gegen 7:00 Uhr, das Konzert ist schon wieder vorbei, klopft es an unserer Tür. Der Sohn der Vermieterin hat den Elektriker inzwischen erreicht, der wenig später auch tatsächlich kommt. Leider stellt er genau wie wir fest, dass im Sicherungskasten alles in Ordnung ist. Das Problem liegt beim Stromanbieter. Nachdem dieser kontaktet wurde, wird uns versprochen, in den nächsten eineinhalb Stunden wieder Strom zu bekommen. Wir glauben zwar nicht so recht daran, lassen uns die Laune aber nicht verderben. In Wolldecken gepackt machen wir es uns auf der Terrasse gemütlich und beobachten die Sterne. Gegen halb zehn klopft es erneut an unserer Tür - tatsächlich sind Mitarbeiter des Stromversorgers da. Zu dritt und mit viel Gerede versucht man in ein einem großen Verteilerkasten die Versorgung für das Haus zu finden. Es klappt tatsächlich und wir haben wenige Minuten später wieder Strom.

Donnerstag, 27.12.2007 Wanderung: Hermigua - Salto de Agua - El Cedro - Hermigua

Erfreulicherweise ist es uns gestern gelungen, im Shop des Castillos eine Wanderkarte zu erstehen. Diese wollen wir heute gleich einmal ausprobieren und wandern bei strahlendem Sonnenschein direkt von Hermigua aus los. Die Wanderung beginnt mit einem Treppfenaufstieg bei Los Telares und führt an der Straße unterhalb der markanten, spitzen Felsen des Roque de San Pedro entlang. Anschließend kommen wir an für Gomera typischen Terrassenfeldern vorbei. Aufgrund der Steilheit der Bergformationen wurden kleine Abschnitte begradigt und mit Steinmauern abgestützt. Auf diesen so entstandenen Feldern werden hauptsächlich Bananen, Wein oder Gemüse angebaut.

Obwohl es im Norden der Insel eher feuchter ist und die Berge oft in Nebel gehüllt sind, war es dennoch erforderlich, ein Bewässerungssystem anzulegen. Der Weg wird streckenweise an Wasserrohren vorbei geführt. Es hat ganz den Anschein, als wären die Bewirtschaftungswege zum Wanderweg umfunktioniert worden. Etwas höher gelegen sieht man teilweise noch Ruinen und verwilderte Terrassenfelder, die anstrengende Bewirtschaftung wurde offensichtlich vor Jahren aufgegeben.

Blick auf den Nordteil der Insel

Blick auf den Nordteil der Insel

Später erreichen wir eine Staumauer, das Staubecken ist reichlich gefüllt. Von hier aus können wir einen ersten Blick auf den Salto de Agua werfen. Mit schätzungsweise 150 m hat er einiges an Höhe, dafür jedoch kaum Wasser zu bieten. Es folgt ein anstrengender Aufstieg. Oberhalb des Wasserfalls gibt es erfreulicherweise ein Tapas Restaurant. Auf der Sonnenterrasse erholen wir uns von der Wanderung und genießen den tollen Ausblick.

Durch das Las Vistas Tal von El Cedro geht es weiter. Auch hier prägen Terrassenfelder die Landschaft. Dieses Tal ist besonders fruchtbar, da es von einem ganzjährig fließenden Bach durchzogen wird.

Später erreichen wir die kleine, weiße Kapelle Ermita Nuestra Senora de Lourdes, die mitten im Lorbeerwald steht.

Ermita Nuestra Senora de Lourdes

Ermita Nuestra Senora de Lourdes

Über eine Mountainbike-Strecke setzen wir unsere Wanderung fort und erreichen später wieder den Wanderweg 3.1, der uns zurück nach Hermigua führt. Hierbei gilt es die erklommene Höhe von etwa 900 Höhenmetern wieder hinabzusteigen. Es werden uns schöne Ausblicke auf das von der Sonne angestrahlte Tal und die im Dunst liegende Insel Teneriffa geboten.

Als wir die Ermita de San Juan, eine weitere kleine Kapelle, erreichen haben wir den größten Teil an Höhe bewältigt. Nach etwa 15 km Wanderung mit den entsprechenden Auf- und Abstiegen sind wir ziemlich geschafft, als wir unser Quartier wieder erreichen.

Erfreulicherweise gab es keinen erneuten Stromausfall. Eigentlich wollen wir heute auswärts essen, sind hierfür aber irgendwie zu kaputt. Zum nächsten "Supermercado", die glücklicherweise bis 20:00 Uhr auf haben, schaffen wir es noch. Nachdem uns der Weißwein der auf La Gomera angebaut wird nicht zugesagt hat, probieren wir nun einen Rotwein von Teneriffa. Zu Pasta ist er okay, wird aber nicht unser Lieblingswein.

Freitag, 28.12.2007 Fortaleza de Chipude - El Drago - Playa de Santiago - Kalvarienberg

Heute wollen wir den Süden der Insel erkunden. Hierfür fahren wir zunächst bis Las Hayas und biegen dann in Richtung Playa de Santiago ab. In Chipude haben wir einen schönen Blick auf die Fortaleza de Chipude, einem 1.241 m hohen Tafelberg.

Fortaleza de Chipude

Fortaleza de Chipude

Dieser galt den Ureinwohnern als heilig. Auf dem Plateau gibt es prähistorische Ruinen einer Tempelanlage zu entdecken Für die zweistündige Wanderung sind wir heute nicht motiviert, zumal uns der Panoramablick angesichts der aufgezogenen Wolken verwehrt bliebe.

Am Mirador die Igualero - wo es wieder einmal eine kleine Kapelle gibt, genießen wir den tollen Ausblick auf die Küstenlinie. Als nächstes wollen wir den Drago de Magana, einen 600 Jahre alten Drachenbaum suchen. Ein steinbefestigter Weg führt hinab zu einer Plattform. Klar, dass wir den hier stehenden großen Baum für den gesuchten Drachenbaum halten, auch wenn er uns nicht besonders exotisch vorkommt und mit seinen Nadeln an eine Kiefer erinnert.

Nach diesem kurzen Spaziergang fahren wir weiter nach Playa de Santiago. Schon von weitem sehen wir den 1999 eröffneten Flughafen, der direkt am Meer angelegt wurde. Aufgrund seiner "Größe" können hier nur kleine Maschinen landen, zudem lassen die Windverhältnisse oft keinen Flugverkehr zu. Wenn man erst die kurze Start- und Landebahn gesehen hat, möchte man hier gar nicht landen - diese fällt am Ende steil ins Meer ab.

San Playa de Santiago ist eines der Touristenzentren. Hier befindet sich auch das einzige Luxushotel der Insel, das Jardin Tecino sowie ein Golfplatz. Doch auch hier herrscht alles andere als Massentourismus.

In der Touristeninfo lassen wir uns noch einige Informationen geben und setzen uns damit in ein Strandcafe mit Blick aufs Meer. Beim Durchblättern der Unterlagen stoßen wir auch auf ein Foto des Drachenbaums. Irgendwie sieht dieser ganz anders aus als der von uns fotografierte. Im Nachgang lesen wir die Beschreibung im Reiseführer und müssen feststellen, dass wir nicht weit genug gegangen sind.

In Hafennähe liegt das Restaurant La Cuevita, wo wir zu Mittag speisen wollen. Es wird im Reiseführer als eines der besten Lokale der Insel beschieben und wurde in einer Naturhöhle eingerichtet, daneben befindet sich die Höhlenkappelle Ermita Nuestra Senora del Carmen. Wir bestellen frischen Fisch und sind von der Qualität schwer begeistert und das zu äußerst moderaten preisen (Hauptgerichte 8 - 10,- €).

Schon auf der Hinfahrt war uns die auf einem Felsen trohnende Kapelle Ermita San Isidor aufgefallen. Nun erklimmen wir den 807 m hohen Kalvarienberg, was mit einem zehnminütigen Fußweg leicht zu meistern ist.

Kalvarienberg

Kalvarienberg

Oben bietet sich ein grandioser Blick über die Südküste Gomeras.

Es behagt uns gar nicht, dass wir den "richtigen" Drachenbaum nicht gesehen haben. Also nehmen wir einen zweiten Anlauf. Im Reiseführer lesen wir, dass es 200 Höhenmeter zu bewältigen gilt und man etwa eine Stunde für den Weg benötigt. Diesmal lassen wir "unseren" Drachenbaum, der tatsächlich nichts anderes als eine üppig gewachsene Kiefer ist, links liegen und folgen dem steinbefestigten Weg weiter bergab. Zielsicher werden wir zum Drachenbaum geführt.

Drachenbaum

Drachenbaum

Dieser stattliche Baum ist wirklich etwas Besonderes. Aufgrund seiner Größe und der Verzweigung seiner Äste wird er auf 600 Jahre geschätzt. Auf dem Rückweg stellen wir fest, dass man bereits von der oberen Plattform einen Blick auf den Drachenbaum hätte werfen können.

Mit dem ein oder anderen Mirador-Stopp fahren wir zurück nach Hermigua.

Samstag, 29.12.2007 Wanderung: Vallehermosa - Ermita de Santa Clara - Alojera

Auch am heutigen Morgen ist zunächst kein Wölkchen am Himmel zu sehen. Unser heutiges Ziel ist Vallehermosa. Hier angekommen schnüren wir unsere Wanderschuhe. Die Wanderung beginnt zunächst mit einem Aufstieg. Erstes Ziel ist die Ermita de Santa Clara, die auf knapp 700 m Höhe liegt. Der Weg ist gut zu meistern und bietet schöne Ausblicke.

Oben angekommen wird uns ein toller Blick auf die Nordküste geboten. Wir folgen dem Weg in Richtung Epina und genießen weitere wunderbare Landschaftseindrücke auf der recht kurvigen Strecke.

Den Abstieg nach Vallehermosa finden wir nicht ganz so seicht wie beschieben. Doch insgesamt ist der Weg gut zu laufen und der Blick ins Tal und später auf Vallehermosa ist grandios.

Blick auf Vallehermosa

Blick auf Vallehermosa

Nach dieser 18 km langen Höhenwanderung trinken wir auf dem Plaza de la Constitution erst einmal einen Zumo de Naranja (Orangensaft). Am Nebentisch nimmt eine deutsche Gruppe platz. Ein Gesicht kommt uns bekannt vor - wir erkennen den Politiker Jürgen Trittin.

Anschließend fahren wir nach Alojera, wo es einen er schönsten schwarzsandigen Strände von La Gomera gibt. Im Restaurant Prisma nehmen wir erst einmal eine kleine Tapas-Stärkung ein.

Alojera

Alojera

Später breiten wir unsere Decke am Strand aus und genießen den Blick aufs Meer. Die kleine Badebucht ist sehr schön. Hier gibt es kleine Appartements direkt am Meer. Als Urlaubslokation ist der Ort für uns zwar zu abgelegen, wird aber von einigen Familien mit Kindern gut genutzt. Die Bucht mit ihrem fast 200 m langen Sandstrand - für La Gomera ist das viel - lädt zum Baden ein auch wenn die Wassertemperaturen nicht ganz unserem Wohlfühlfaktor entsprechen.

Zum Sonnenuntergang fahren wir schon wieder etwas zurück. Von oben haben wir einen fantastischen Blick auf die im Meer versinkende Sonne. Die Umrisse von El Hierro sind direkt neben dem Sonnenball zu erkennen.

Nun haben wir noch etwa 25 km Kurvenfahrt im Dunkeln vor uns, was schon eine erhöhte Aufmerksamkeit bedarf.

Zurück in unserem Domizil machen wir uns frisch und fahren zum Restaurant La Creative in Hermigua. Hier haben wir Glück, denn eigentlich muss man hier vorbestellen. Nachdem wir bekundet haben, dass wir uns notfalls auch mit Tapas zufrieden geben würden, kommt die frohre Botschaft auf der Küche, dass es doch noch Lamm, Huhn oder Fisch für uns gibt. Aus der Küche hören wir einige spitze Pfeiftöne, das Küchenpersonal unterhält sich offenbar in der seltenen Einheimischen Pfeifsprache El Silbo. So lassen wir den schönen Tag mit einem gemütlichen und leckeren Abendessen ausklingen.

Sonntag, 30.12.2007 Vueltas - Los Organos

Auch heute ist uns die Sonne wieder wohl gesonnen, passend für die geplante Bootsfahrt. Telefonisch haben wir bereits zwei Plätze auf der Motoryacht Tina reserviert. Von Vueltas aus geht es los. Ziel sind die Felsformationen Los Organos, die man nur vom Wasser aus sehen kann. Das Boot fährt die Westküste entlang und bietet uns schöne Blicke auf die schroffen Felsformationen, die den größten Teil der Küstenlinie ausmachen. Vom Wasser aus sehen wir ebenfalls die kleine Bucht von Alojera, wo wir erst gestern die Sonne am Strand genossen haben.

Blick auf die Küste

Blick auf die Küste

Nach etwa einer Stunde erreichen wir Punta des Salinas und sehen die 200 m breite Felswand, die von Basaltsäulen überzogen ist. Die gleichmäßigen Formen erinnern an Orgelpfeifen und sind namensgebend für die der Felsformation. Die bis zu 80 m hohen Basaltröhren bildeten sich in einem verstopften Vulkanschlot als sich die Lava abkühlte und wurden später durch die Meeresbrandung freigelegt.

Los Organos

Los Organos

Auf der Rückfahrt begleiten uns zwei Delphine, die ab und zu aus dem Wasser auftauchen. Nach gut drei Stunden sind wir wieder zurück in Vueltas. In La Playa breiten wir am Playa des Ingles unsere Decke aus. Leider ziehen schon bald ein paar Wolken vor die Sonne und beenden unser Sonnenbad.

Durch das Valle Gran Rey fahren wir zurück. Erfreulicherweise hat der Mirador Cesar Manrique heute geöffnet. Mit Blick in die tiefe Schlucht gönnen wir uns einen Cocktail.

Blick vom Mirador Cesar Manrique

Blick vom Mirador Cesar Manrique

Der Mirador erinnert uns an die Manrique-Bauwerke auf Lanzarote. Der Blick durch das Panorama-Fenster ist toll. Wie Spielzeugautos bewegen sich die Fahrzeuge die kurvigen Straßen hinauf und die letzten Sonnenstrahlen leuchten die bunten Häuser und grün bepflanzten Terrassenfelder an.

Abends ist Kofferpacken und Resteessen angesagt, denn die weiteren Urlaubstage werden wir auf Teneriffa verbringen.

Montag, 31.12.2007 La Gomera - San Sebastian - Teneriffa

Auf den morgendlichen Glockenschlag um 8:00 h warten wir heute nicht sondern brechen schon früh zum Fährhafen in San Sebastian auf. Wieder sind wir das erste Auto in der Warteschleife, aber der Parkplatz scheint uns in Anbetracht unseres Gepäcks als sicher. Nachdem wir am Yachthafen ein kleines Frühstück eingenommen haben, schlendern wir durch die Hauptstadt La Gomeras, die mit 2.400 Einwohnern ziemlich überschaubar ist.

Auf einem kleinen Stadtrundgang sehen wir uns den Torre del Conde, einen 16m hohen Befestigungsturm an.

Torre del Conde

Torre del Conde

Den Poze de Colon, einen Brunnen aus dem angeblich Kolumbus Wasser geschöpft haben soll, bekommen wir nicht zu Gesicht. Das Casa de La Aguado, in dessen Innenhof sich dieser befindet, hat geschlossen. Dafür werfen wir noch einen Blick in die Iglesia Nuestra Senora de la Asuncion. Mit einer schönen Holzdecke, mehreren Altären und einem Wandfresko, das die Landung der englischen Flotte darstellt, gefällt uns diese Kirche ganz gut.

Iglesia Nuestra Senora de la Asuncion

Iglesia Nuestra Senora de la Asuncion

Hingegen ist das Casa Colon in der Calle Real 56 (Kolumbushaus) ziemlich unscheinbar.

Die Fred Olsen Express-Fähre fährt gerade ein, als wir zurück zum Fährhafen gehen. Zu unserer Verwunderung legt sie nach dem Entladen jedoch wieder ab. Als wir ihr etwas verwirrt nachschauen kommt schon eine neue, diesmal bereits leere Fähre eingefahren. Pünktlich um 10:30 h legen wir ab und nehmen Abschied von La Gomera.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Reisebericht La Gomera und Teneriffa zwei kanarische Inseln (Spanien) von Anke Schlingemann und Detlef Hälker. Entdeckung des Lorbeerwaldes. Erkunden des Teide (höchster Berg Spaniens).
Details:
Aufbruch: 23.12.2007
Dauer: 15 Tage
Heimkehr: 06.01.2008
Reiseziele: Spanien
Der Autor
 
Anke Schlingemann berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
Reiseberichte von Anke sind von der umdiewelt-Redaktion als besonders lesenswert ausgezeichnet worden!