Kulturland TÜRKEI - 2010

Reisezeit: April - Juni 2010  |  von Uschi Agboka

Macka / Türkei

Durch den "wilden Westen" fuhren wir morgens ab Yusufeli bis Ispir.

Durch den "wilden Westen" fuhren wir morgens ab Yusufeli bis Ispir.

Das war die "Straße" - wir rutschen manchmal mehr als das wir fuhren.

Das war die "Straße" - wir rutschen manchmal mehr als das wir fuhren.

Dieser Fluss musste durchfahren werden, es gab keine Brücke.

Dieser Fluss musste durchfahren werden, es gab keine Brücke.

Und ist die Straße nun gesperrt oder nicht?

Und ist die Straße nun gesperrt oder nicht?

Montag, 17. Mai 2010 18. Tag Macka/Türkei

Der Fluss hat auch die Nacht mit Getöse erfüllt. Aber mir gefällt das. Geschlafen habe ich wenig, Rolf dafür umso besser. Er ist nicht so empfindlich wie ich bezüglich Sauberkeit im Bad etc.. Um 6.30 Uhr stehen wir auf. Es gibt kein Frühstück, darum fahren wir schon um 7.30 Uhr aus dem schönen Ort fort. Es geht über eine Holperpiste, voller Schlaglöcher, aber durch eine grandiose Landschaft. Nur Rolf kann sie nicht genießen, die "Straße" ist das Schlimmste, was wir bisher hatten. So geht es bis Ispir, ca. 80 km, abenteuer-lich. 4 x müssen wir durch Bäche fahren, 1x durch einen richtigen Fluss. Rolf fährt voraus und holt mich dann. Einmal rutschen wir mehr als wir fahren und fallen um. Doch es passiert uns nichts. Nur wir landen sanft im Dreck. Um 11 Uhr erreichen wir Ispir, nach 3,5 Std. für 80 km! Wir halten hier mitten in der Stadt, dreckig wie die Schweine und trinken Tee. Dazu gibt es Döner mit Lamm, Huhn und Salat. Dieses "Frühstück" schmeckt uns ausgezeichnet. Um 11.30 Uhr geht es weiter, wieder ins Gebirge. Das Tal, welches wir durchfahren, ist sehr grün. Wenn die Moscheen nicht wären, sähe es aus wie in unseren Almtälern. Wir fahren über den Ovit Dagi Pass, 2.600 m. Es liegt noch massenhaft Schnee. Erst fängt es an zu gewittern, dann hagelt es auch noch. Tut höllisch weh im Gesicht, dazu ist es sehr kalt geworden. Nach dem Pass geht es wieder los: Schotter, Schlaglöcher und eine Baustelle nach der anderen. Hier werden die Straßen 4spurig ausgebaut bzw. es entstehen div. Staudämme. Dadurch wird die schöne Landschaft total verschandelt. Außerdem wandern ganze Kuh- und Schafherden auf den Straßen herum, so-gar mitten in Dörfern und Städten. Für 185 km haben wir bis jetzt 6 Stunden gebraucht. In der Nähe der Stadt Rize (am Fuße des Kaçkar-Gebirges) sitzen wir am Schwarzen Meer und genießen unseren Tee. Auf unserer heutigen Fahrt haben wir riesige Teeplantagen beidseitig der Straße gesehen. Tee-Anbau hat in der Türkei eine lange Tradition. Nachdem das Osmanische Reich seine arabischen Kaffeeanbaugebiete verloren hatte, führte man erste Teepflanzen aus Transkaukasien ein. Pro Kopf und Jahr konsumieren die Türken ca. 2 kg Tee(in Deutschland max. 300 gr.). Fast der gesamte Ernteer-trag - mehr als 160.000 t - werden im eigenen Land verbraucht. Die immer-grünen subtropischen Gebiete in der Provinz Rize mit gemäßigten Temper-turen, hohen Niederschlagsmengen und einer extremen Luftfeuchtigkeit sind ideal für den Teeanbau. Anbau und Weiterverarbeitung sind staatlich organisiert. Für die Erzeugerbetriebe wird alles vorgeschrieben (Pflücktechnik, Pflege etc.), geerntet wird von Mai bis Oktober, eine mühsame Arbeit. Aus rd. 50 kg frischen Blättern werden etwas 11 kg Schwarzer Tee. Auffallend ist, dass auf den Feldern, sogar am Samstag und Sonntag, Frauen und Mäd-chen die harte Arbeit verrichten. Sie werden morgens mit Mini-Bussen (Sammeltransport) oder von ihren Männern auf die Felder gefahren und abends wieder abgeholt. Während die Frauen arbeiten, sitzen die Männer im Teehaus und schwätzen. Weibliche Mitglieder der Familie sind in dieser Region der Türkei nur Nutzwerkzeuge, ohne Bedeutung und Rechte. Lt. Ismael, dem Leiter der Teppich-Kooperative, muss sich da noch viel ändern. Obwohl man viele ältere verschleierte Frauen und auch junge Mädchen mit Kopftüchern sieht, gibt es auch viele modern gekleidete Frauen und Mädchen und hin und wieder sieht man ein Liebespaar Hand in Hand gehen. Vor Jahren war das noch undenkbar.

Wir folgen nun der Küstenstraße bis Trabzon, wo wir die Hagia Sofia (Aya Sofya) besichtigen. Die Kirche aus dem 13. Jahrh. liegt hoch über dem Meer. Ihr mit schönen Reliefs verziertes und mit antiken Säulen geschmücktes Kirchenschiff, sowie die bunten Fresken machen sie zu einer der bedeutends-ten byzantinischen Kirchen der Türkei. Der abseits stehende Glockenturm, dessen Bau erst 1427 erfolgte, ist der einzige verbliebene byzantinische Glockenturm auf türkischem Boden. In einem kleinen Gartenrestaurant in der Nähe der schönen Kirche verspeisen wir ein Omelett, welches sehr gut schmeckt. Doch dicke Regenwolken am Himmel veranlassen uns, weiterzufahren. Nach 11 Stunden, hart erkämpft, kommen wir nach Macka, wo wir übernachten. Das Hotel besitzt große Betten, saubere Wäsche und das Bad funktioniert. Nur mit der Sauberkeit hapert es an vielen Stellen. Nach dem Besuch in einer Teebar gehen wir früh schlafen.
Gefahrene Meilen: 172 (277 km).

Wir fuhren über den 2.600 m hohen Ovit Dagi Pass, Richtung Schwarzmeer-Küste. Drei Tage danach war er wegen heftiger Schneefälle gesperrt!

Wir fuhren über den 2.600 m hohen Ovit Dagi Pass, Richtung Schwarzmeer-Küste. Drei Tage danach war er wegen heftiger Schneefälle gesperrt!

Es war ganz schön kalt auf dem Ovit Dagi Pass, hatte alle Jacken an, die ich dabei hatte.

Es war ganz schön kalt auf dem Ovit Dagi Pass, hatte alle Jacken an, die ich dabei hatte.

Doch dann kommen wir durch große Teeplantagen bald nach Rize, am Schwarzen Meer.

Doch dann kommen wir durch große Teeplantagen bald nach Rize, am Schwarzen Meer.

Rize am Schwarzen Meer.

Rize am Schwarzen Meer.

Trabzon ist kulturhistorisch die interessanteste Stadt an der Schwarzmeerküste. Die Hagia Sophia ist mehr als sehenswert.

Trabzon ist kulturhistorisch die interessanteste Stadt an der Schwarzmeerküste. Die Hagia Sophia ist mehr als sehenswert.

Das Innere der Kirche ist mit schönen Fresken geschmückt.

Das Innere der Kirche ist mit schönen Fresken geschmückt.

In Macka haben wir übernachtet. Abends machten wir noch einen Stadtbummel, dabei sahen wir diese Herde, die durch die Stadt getrieben wurde.

In Macka haben wir übernachtet. Abends machten wir noch einen Stadtbummel, dabei sahen wir diese Herde, die durch die Stadt getrieben wurde.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad von Niederbayern über Österreich, Italien, Griechenland in die Türkei und zurück über Griechenland, Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Kroatien, Österreich
Details:
Aufbruch: 30.04.2010
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 01.06.2010
Reiseziele: Italien
Griechenland
Türkei
Serbien
Montenegro
Kroatien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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