Kulturland TÜRKEI - 2010

Reisezeit: April - Juni 2010  |  von Uschi Agboka

Ordu / Persembe (Schwarzmeerküste) / Türkei

Von Macka durch die Zigana-Berge (Pontisches Gebirge) in den Altindere Nationalpark.

Von Macka durch die Zigana-Berge (Pontisches Gebirge) in den Altindere Nationalpark.

Sumela-Mönchskloster - 1.200 m

Sumela-Mönchskloster - 1.200 m

Sumela - nicht nur für Christen, sondern auch für Moslems ein wichtiger Wallfahrtsort.

Sumela - nicht nur für Christen, sondern auch für Moslems ein wichtiger Wallfahrtsort.

Das Sumela-Kloster wird auch Mutter-Maria-Kloster genannt.

Das Sumela-Kloster wird auch Mutter-Maria-Kloster genannt.

Das Kloster liegt wie ein Adlerhorst am Felsen.

Das Kloster liegt wie ein Adlerhorst am Felsen.

Durch das enge, wildromantische Tal geht es zurück an die Schwarzmeer-Küste, nach Giresun.

Durch das enge, wildromantische Tal geht es zurück an die Schwarzmeer-Küste, nach Giresun.

Dienstag, 18. Mai 2010 19. Tag Ordu/Persembe/Türkei

Vorgestern und gestern hatten wir regelrechte Baustellenpisten, der reinste Wahnsinn. Unser Motorrad ist ja eigentlich kein Geländefahrzeug. Am besten sollten die Türken am Grenzübergang ein Schild aufstellen: Vorsicht Baustelle. Wir haben den Eindruck, die ganze Türkei ist eine einzige Baustelle. Und die Männer, die dort arbeiten, scheinen lieber zu baggern als zu teeren. Sieht man ein Umleitungsschild, sollte man Erkundigen einziehen, ob dies noch ak-tuell ist, denn meist ist es überholt! Erst am Morgen wird uns bewusst, dass wir in einem Hotel der "Nataschas" abgestiegen sind.

Nataschas - die Gefahr aus dem Osten
Früher trug der Feind Uniform, heute Minirock, Stöckelschuhe und blondierte Haare. Nataschas nennt man in der Türkei die Prostituierten aus den Ostblockstaaten, insbesondere aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Städte wie Trabzon etc. entwickelten sich zu riesigen Bordellen. Die jungen und Hübschen zogen auch nach Istanbul oder die Südküste, wo mehr verdient werden kann. Die "zweite Klasse" ist an der Schwarzmeerküste geblieben und mit ihnen der Unfrieden. Viele Familien leben am Rande des Existenzminimums, die Ehe gehen in die Brüche, da die Familienoberhäupter ihr letztes Hemd für die Nataschas ausgeben. Prostitution ist in der Türkei nichts Neues, doch spielte sich das Geschäft früher nur in staatlich kontrollierten Bordellen ab. Heute lassen sich junge türkische Nutten die Haare blond färben, lernen ein paar Brocken Russisch, um nicht alle Kundschaft zu verlieren.

Wir sind schon um 7 Uhr auf, frühstücken und fahren los. Zunächst geht es in die Zigana-Berge (Pontisches Gebirge), in den Altindere Nationalpark, durch eine schmale dunkle Schlucht, hoch hinauf (1.200 m) zum Mönchskloster Sumela. Die Straße ist extrem eng und steil, daher steige ich an einigen Kurven ab, denn diese sind mit dem schweren Motorrad mit Gepäck und mir als Sozia nicht befahrbar. Es gibt keine Leitplanen und es geht steil den Abhang hinunter. Das Kloster liegt etwa 270 m malerisch wie ein Adlerhorst oberhalb einer Schlucht des Altindere am Fels. Das Kloster ist nicht nur für Christen sondern auch für Moslems ein wichtiger Wallfahrtsort. Es ist der "Panhaghia tou Melas" (Allheilige des Schwarzen Berges) geweiht, der Mutter Jesu Christi oder für die Moslems der Mutter des Propheten Isa, von denen es auch Mutter-Maria-Kloster genannt wird. In dem Kloster (erbaut um ca. 385) wurden als Reliquien u. a. die o. g. Ikone, die vom Evangelisten Lukas gemalt worden sein soll und ein Splitter des Kreuzes, an dem Jesus gestorben ist aufbewahrt. Mit dieser Kreuzreliquie wurde monatlich das Wasser aus dem heiligenden Brunnen geweiht, welches die Pilger gegen alle erdenklichen Leiden nutzten. Als die Mönche 1926 das Kloster verlassen mussten, nahmen sie die Reliquien mit. Heute befinden sich diese in Kastania (Prov. Mazedonien, Griechenland). Sumela, "eines der wichtigsten Klöster der Christenheit" verfiel 1930 nach einem verheerenden Brand. 1972 wurde es von der türkischen Regierung als Nationalerbe unter Schutz gestellt und steht Besuchern wieder offen. Heute leben auch wieder Mönche dort. Da es noch früh am Tag ist, haben wir hier oben die wundervolle Aussicht für uns allein. Dann geht es die schmale Straße zurück bis zur Küste, weiter nach Trabzon und die Küste entlang bis nach Giresun. In einem kleinen Dorf Vor Giresun halten wir. Ich gehe zum Frisör, Kosten 7,50 Euro und Rolf lässt das Motorrad waschen, Kosten 1,50 Euro incl. Trinkgeld. Auch in diesem Dorf treffen wir einen älteren Türken, der Deutsch spricht. Die Küstenstraße ist wunderbar ausgebaut. Wir genießen es, ohne Schotter und Schlaglöcher zu fahren. Man hat einen herrlichen Blick auf das Schwarze Meer. Zur Landseite sehen wir z. T. halbfertige Häuser, manchmal bewohnt, unten lagert Heu und ähnliches. In Giresun sehen wir ein hübsches Lokal, direkt am Meer. Heute machen wir uns einen gemütlchen Tag, nach den gestrigen Strapazen. Rolf bestellt sich eine gute Gemüsesuppe, dazu haben wir beide noch gegrillten Fisch und Wasser, Kosten 8,25 Euro. Ganz hier in der Nähe soll die Heimat der sagenumwobenen Amazonen, der brustlosen Emanzen der Antike, sein. Die griechischen Siedler fanden bei der Kolonisierung des Landes hier jedoch keine Amazonen mehr vor. Unsere Fahrt führt uns weiter bis nach Persembe, auf der Halbinsel Vona an der Schwarzmeerküste. Der Legende nach mussten hier Jason und die Argonauten während eines Sturmes landen. Rolf findet mal wieder auf Anhieb das schöne Hotel Dedeevi (0452 517 3802, sehr gutes Hotel!). Wir haben eine richtige Suite, mit großer Terrasse und herrlichem Blick auf das Schwarze Meer im 4. Stock. Das Badezimmer ist Luxus pur und mehr als sauber. Kosten 35 Euro incl. Frühstück, von Rolf runtergehandelt von 50 Euro. Der Besitzer spricht gut Deutsch und Englisch. Er ist froh, uns als Gäste zu haben. Russen verweigert er ein Zimmer. Lt. seiner Erfahrung trinken sie zu viel und demolieren dann die Zimmereinrichtung. Nach der Dusche gehen wir in ein Spitzenlokal, in der Nähe des Hotels, direkt am Meer Ceren (0452 517 22 00). Es gibt 2 x fantastischen Salat, dann gegrillte Meeräsche bzw. gegrillte Schwarzmeer-Sardinen, dazu Wasser. Kosten 14 Euro. Inzwischen regnet und blitzt es gewaltig. Wir sitzen auf unserer überdachten Terrasse und sehen dem Unwetter zu. Um 21 Uhr gehen wir schlafen.

Gefahrene Meilen 192 (309 km).

In diesem schönen Restaurant in Giresun, direkt am Meer, geniessen frischen Fisch und Gemüsesuppe. Köstlich und preiswert!

In diesem schönen Restaurant in Giresun, direkt am Meer, geniessen frischen Fisch und Gemüsesuppe. Köstlich und preiswert!

In Persembe haben wir in diesem eleganten Hotel übernachtet (überaus empfehlenswert!). Der Besitzer war sehr freundlich und hat sich lange mit uns unterhalten. Unsere Suite war ganz oben, mit großer Terrasse und herrlichr Aussicht.

In Persembe haben wir in diesem eleganten Hotel übernachtet (überaus empfehlenswert!). Der Besitzer war sehr freundlich und hat sich lange mit uns unterhalten. Unsere Suite war ganz oben, mit großer Terrasse und herrlichr Aussicht.

Von der Terrasse des Hotels hatte man einen tollen Überblick über das Geschehen in der Stadt und auf das Meer.

Von der Terrasse des Hotels hatte man einen tollen Überblick über das Geschehen in der Stadt und auf das Meer.

© Uschi Agboka, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Mit dem Motorrad von Niederbayern über Österreich, Italien, Griechenland in die Türkei und zurück über Griechenland, Mazedonien, Kosovo, Montenegro, Kroatien, Österreich
Details:
Aufbruch: 30.04.2010
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 01.06.2010
Reiseziele: Italien
Griechenland
Türkei
Serbien
Montenegro
Kroatien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
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