Quer durch den magischen Kontinent

Reisezeit: März - September 2004  |  von Hans Eder

Bocas del Toro - Vergessener Strand

Die Eisenstaebe krachen hinter uns zu und die Dunkelheit nimmt ueberhand, mit Argwohn trete ich auf die Strasse. Nicht aus dem Gefaengnis kommen wir, sondern dem Ungewissen steuern wir entgegen! Ohne langem Umschweifen rufen wir ein Taxi! Mit Tuecke grinst der Fahrer aus seiner Kiste und draengt uns dazu, die Bags in den Kofferraum zu legen, was mir schon direkt uebertrieben scheint, waehrendessen hoere ich Steff schon eifrig feilschen, bloss nicht zuviel als noetig zahlen, das ist seine (Studenten) Devise, mir kanns recht sein. Als dann der Taxifahrer widerwillig nachgibt, weil Steff schon fuchtelnd auf der Strasse einen anderes Taxi ausfindig machen will, gehts endlich los, bevor die herumlungernden Gestalten noch anfangen sich ein zu mischen. Der Taxifahrer kurbelt in irgendwelche unbekannten Strassen und versucht gleich wie immer heraus zu bekommen, woher wir sind, was wir geschickt vertuschen, bloss nie zuviel als tatsaechlich notwendig erzaehlen, das ist die Devise. Langsam wird mir ungemuetlich, wo faehrt der Typ eigentlich hin? Die Gegend wird wuester, Slum Maessig und die Haeuser werden immer heruntergekommener, dreckiger. Zwischen meinen Beobachtungen versuche ich zu verstehen, was er mit meinem Kumpanen beredet, der energisch die Stimme bereits hebt, ich bekomme mit, dass der Taxifahrer zu einem Busterminal fahren will, wo die Preise anscheinend guenstiger sein sollen, so seinem Denken nach. Als ich Stefan frage, wo denn das sein soll, biegt der Kerl in eine Seitenstrasse ohne Licht und mir wird beim Anblick mulmig zumute. Vor meinen Augen laeuft ein Film ab: Er rattert mit uns nun in einen Hinterhof, rauemt uns aus und es koennte gefaehrlich werden...... Bevor mir der Kragen plazt fahre ich in die Diskussion hinein und mache dem Typen klar, das er uns sofort dahin bringen wird, wo wir am Anfang hinwollten, mein Aerger scheint zu wirken und murrend biegt er wieder auf eine Breitere Avenida um uns zum groessten Busterminal der Stadt zu bringen, nicht aber ohne uns zu versichern, dass er es nur gut mit uns meine. Noch vorm stehen reisse ich die Tuer auf, um das Gepaeck hinten rauszufangen, waehrend Steff den Halunken bezahlt. Nun heisst es die richtige Firma ausfindig zu machen. LONELY PLANET (Version Mittelamerika) ist ein goldwerter Ratgeber, der uns in jeder Phase mit Vorschlaegen rund um Unterkuenften, Routen, Infos und Weiterreisemoeglichkeiten per Bus, Schiff und dgl. versorgt, so checken wir schon des Nachts den Bus Richtung Davíd, der dann am Morgen nach Almirante weitergehen soll. Nun, dann los gehts!

Man versucht irgendwie im Bus die Augen zu zu bekommen, nach all meinem "Wie schlafe ich in Oeffis" - Training aus Suedamerika klappt das auch, aber nur fuer die ein oder andere Zeit. Immer wieder bleibt der Bus mal stehen des Nachts, die Klima Anlage ist aber auf Eis gestellt, und so muss der Schlafsack her, damit man in den Tropen nicht erfiert, im Getuemmel und Gewurschtel verliere ich dann auch noch wertvolle Ware, die wir am naechsten Tag echt dringend gebraucht haetten, verflixt, aber die Dunkelheit der Nacht gibt Gelegenheit, Gedanken zu machen:

Panamá ist etwa so gross wie Slowenien, vielleicht 250 Kilometer lang und 35 bis 100 km breit, es ist diese Bruecke zwischen Nord und Suedamerika, von den Tropen ueberwuchert. Keine drei Millionen Einwohner, dennoch fuer Latein Amerika in beneidenswerten Zustand, auch wenn nicht ganz klar ist, wer hier das sagen hat. Eigentlich spanische Kolonie, aber seit Ende des 19 Jahrhunderts unter Amerikanischer Federfuehrung, besonders beruehmt durch den Bau des Panamakanals. Dieser verbindet Pazifik und Atlantik auf spezielle Art und Weise, fuer die Schiffahrt scheint das Monate zu sparen, dennoch war und ist der Preis ein hoher.Tausende Zwangsarbeiter und Indios sollen beim Bau damals krepiert sein, unter Malaria und anderen Widrigkeiten. Hinter der Stadt, in Richtung Norden, quert eine gigantische Bruecke den Kanal, Extremsportler (Felix Baumgartner) springen da schon mal gerne mit dem Fallschirm runter, dann geht der Kanal einige Kilometer ins Landesinnere um auf einen riesigen, kuenstlich aufgestauten See zu treffen, der eigens fuer die Schiffsfahrt so konstruiert wurde. An der Atlantikseite ist dann Puerto Colon, eine laut dem Thueringer schmutzige, nicht sehenswerte, durchaus gefaehrliche Stadt mit grossem Hafen. Deshalb kurven wir in Nordosten an die Karibik, wo uns am Morgengrauen der Bus in Almirante rauslaesst, aber nur um mit einem kleinen Boot im Regen in Richtung Archipel zwischen Costa Rica und Panamá zu steuern: Bocas del Toro!

Es gibt viele Schwarze hier, und die ersten Indigena Staemme fallen einem ins Auge, die mit starkem Akzent Spanisch sprechen. Aber Bocas ist durchaus touristisch, mit etlichen Strandabsteigen fuer junge Reisende, vor allem Gringos (scherzhaft fuer Amis), die mit schmerzenden Akzent versuchen Spanisch zu sprechen, nicht ohne einem das Schmunzeln auf das Gesicht zu locken. (Auch wenn der eigene Akzent ebenfalls durchsticht) . Die Insel ist total flach, wenn hier mal eine Welle drueberrollt!?

Im Mondo Tuto finden wir fuer acht Dollar eine Bleibe fuer die Naechte, aber nur im Gemeinschaftsraum, und nicht ohne Ventilator, es ist extrem heiss, vor allem durch die Luftfeuchtigkeit, es regnet immer wieder im Verlauf des Tages. Dennoch ist es echt cool hier. Groovige Leute stapfen durch die Strassen, die Haeuser sind aufgepflockt, und mein erster Kontakt mir der Karibik faellt aeusserst positiv aus. Es ist wie in Filmen und Traeumen. Nur das Essen koennte preiswerter und besser sein, man ist schlicht und einfach von billigeren Laendern hier verwoehnt diesbezueglich, aber der Dollar ist hier gern gesehen und die Leute wissen was sie abcashen koennen, wenn keiner murrt.

Des Nachts kann man gut feiern, in Strandabsteigen, Surfparties, internationales Flair mit allen Laendern und, wer haette sich das gedacht, auch die Ulli aus Liefering ist dabei. Echt kess. Eine Salzburgerin, ach wie ist die Welt doch klein. So nutzen wir die Naechte zum Kartenspielen, natuerlich auf feuchtester Weise, ich hab schon ewig nicht mehr Watten gespielt (beliebtes westalpines Gesellschaftsspiel fuer vier Personen).

Am Tag kann das Surfherz die ansaessigen Wellen nuetzen, auf karibisch, das Meer ist voll mit Korallen und Unterwasserwelten, aber leider auch mit Seeigeln, was meine Fuesse gleich mal schmerzhaft festtellten. Aber wie der Suchende so ausfindig macht, fuehren uns heisse Mittagswege vorbei an Muellkippen fuer einige Kilometer in den Norden und wir entdecken Herzzereissende, Unbewohnte! ROTE Straende, wie es das Auge noch nie gesehen hat, mit herrlichen Wellen und Urspruenglichen, wilden Terrain. Ach, ihr muesst Euch das mal vorstellen:

Keine Menschenseele am Meer, roter Sand und Wellen, die ungestuem und maechtig auf den Strand klatschen (Playa le Bluff), man kommt direkt auf kreative Ideen, man kann sich mit noetiger Vorsicht ruhig etwa 10 bis zwanzig Meter hineinwagen und von den 3-4 Meter hohen Wellen zurueckschlagen lassen, der Sog und die Gewalt sind einfach irre, aber auch gefaehrlich, einige Meter zu viel, und der Sog laesst einen nicht mehr zurueck kommen, was in Panik und Erschoepfung enden kann, man ertrinkt wenn einem nicht (durch Surfer) geholfen wird, also, fuer Alpenlaender ist das schon ein Ding, das Meer. Und die Sonne, ein regelrechter Traum. Nach einiger Zeit des Wellensportes ist man dann richtig geschafft, von Hitze und Naturgewalt, oder wenn man Muehe hatte wieder aus dem WElle herauszukommen und gluecklich ist, das Leben noch zu haben, ich sags Euch, wenige Meter machen da drin den Unterschied zwischen sein und nicht sein! LAestige Sandfliegen koennen einem auch unangenehm werden, diese piksen dich im Nickerchen und hinterlassen haessliche rote Wundmale, die oft Tage brauchen um abzuheilen, also auch hierauf aufgepasst! Und wer dann kein Wasser mitgenommen hat..... der verdurstet, oder findet eine...... Kokusnusspalme!

Diese wachsen entlang dem Alantik ueberlall, und sind entweder im Wachstum (Gruen und dick) oder schon gereift und braun. Die reifen kann man hernehmen um Kokusmilch zu gewinnen, und das dicke Fruchtfleisch nimmt man fuer die Kokusflocken her. Die junge Fruechte haben aber nur eine zarte Schicht drinne, dafuer aber oft bis zu einem halben Liter Kokuswasser, also was zu Trinken, ohne zu versursten, und auch nicht fettig oder suess, richtig durststillendes Wasser! Man muss halt an eine rankommen, wenn man nicht klettern kann wie ein Affe, dann kann man sie mit Steine versuchen herunter zu schlagen, normalerweise hat der Fachmann einen Eisenhaken mit Schuerfer dabei, er bohrt sie sozusagen an, an einer Stelle (und verkauft sie um einen Dollar mit Strohalm), aber irgendeine Betonmauer oder scharfer Stein muss auch herhalten, um an das kuehle Nass zu kommen, was zur Not mir viel Kleckerei auch gelingt, also Herrschaften, Prost!

Schon nach wenigen (tropisch heissen) Tagen ruehrt sich erneut die Reiselust in uns und wir planen im Morgennebel die Abfahrt in Richtung Norden, lassen das traumhafte Inselreich hinter uns und steuern in Richtung COSTA RICA!

© Hans Eder, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Panama - Ciudad bis Mejiko Ciudad
Details:
Aufbruch: März 2004
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: September 2004
Reiseziele: Panama
Costa Rica
Nicaragua
Honduras
El Salvador
Guatemala
Belize
Mexiko
Der Autor
 
Hans Eder berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.