Chile und Patagonien - Wohin der Wind uns weht

Reisezeit: Dezember 2006 - Februar 2007  |  von Reinhard & Christina Vogt

La Araucanía: Parque National Huerquehue

Tag 1: Entspannung am Lago Tinquilco

Der Parque National Huerquehue liegt ca. 35 km nordöstlich von Pucón und wird wie alle Parks von der staatlichen Behörde CONAF verwaltet. In deren Büro am Parkeingang zahlten wir dann auch die Gebühr von 18.000 $ (das Dollarzeichen wird hier in Chile für den Peso benutzt), das sind umgerechnet etwa € 23. Das ist für einen 5-tägigen Aufenthalt echt okay.

Da wir von den nächtlichen Fahrt doch geschafft waren blieben wir auf dem privaten Campingplatz am Nordufer des Lago Tinquilco.

Bootssteg am Campingplatz

Bootssteg am Campingplatz

Dort liessen wir es uns für den Rest des Tages so richtig gut gehen und genossen in vollen Zügen die Frühlingssonne und die Ruhe.

¡Que lindo el tiempo!

¡Que lindo el tiempo!

Aber auch die ersten Verluste hatten wir an diesem Tag zu beklagen. Denn so entspannt wie wir waren vergassen wir ganz, dass der Besitzer Hunde hat. Das allein ist wenig bemerkenswert aber in Verbindung mit der Tatsache, dass wir unsere Vorräte an Wurst bei unseren Rucksäcken hatten liegen lassen als wir Duschen gingen, hatte das doch fatale Auswirkungen. Denn die Hunde stahlen logischerweise unsere Rationen. Was also tun? Hunger? Bestimmt nicht! Wir hatten noch Glück im Unglück. Die Frau des Besitzers war gerade in Pucón und konnte uns bei ihrer Rückkehr am nächsten Morgen neue Sachen mitbringen.

Tag 2: Vom Lago Tinquilco zum Camping Renahue

In der Nacht hatte es relativ stark abgekühlt und morgens war unser Zelt nass vom Kondenswasser. Wir hatten aber relativ früh Sonne und so war das Zelt trocken, bis die Frau des Inhabers mit der Wurst angekommen war. So machten wir uns gegen 10 Uhr auf den Weg, der relativ bald sehr steil anstieg. Auf dem trafen wir nach kurzer Zeit ein australisches Paar, beide um die 60, die sich auf einer 12-monatigen Südamerika-Tour befinden. Mit Ihnen unterhielten wir die nächsten Tage noch öfter und gingen auch den ein oder anderen Abschnitt des Weges gemeinsam.

Mit dem ganzen Gepäck und der Sonne war dieser erste Anstieg wirklich anstrengend, allerdings wurden wir mit tollen Ausblicken belohnt. Immer wieder öffnete sich der Blick nach Osten auf den Villarica, den Hausberg Pucóns.

Der aktive Vulkan Villarica mit Wolkenkranz

Der aktive Vulkan Villarica mit Wolkenkranz

Weiter ging es dann zu den drei Seen des Parks, von denen wir auf dem Hinweg den Lago Chico und den Lago Verde bewundern konnten. Nach einer entspannden Mittagspause am Lago Verde stiegen wir weiter bergauf durch dichten Bambuswald zur Laguna Los Patos.

Spiegelung in der Laguna Los Patos

Spiegelung in der Laguna Los Patos

Der nicht minder steile Abstieg führte uns dann durch alte Araukarienwälder hinab zum Campingplatz Renahue.

Hier schlugen wir unser Zelt auf, kochten Nudeln, sonnten uns und fachsimpelten mit den anderen Campern aus der Schweiz, Australien und Israel.

Nachts beobachteten wir dann den tollen Sternenhimmel. Hier sind viel mehr Sterne zu sehen als bei uns!

Tag 3: Camping Renahue zu den Termas de Río Blanco

Auch die heutige Etappe war nicht von einer besonders grossen Entfernung geprägt. Die Strecke war nämlich nur etwa 7 km lang. Aber bei den hier herrschenden Wegverhältnissen freuten wir uns aber schon kurz nach dem Loslaufen auf unser Ziel: die Thermalbäder am Río Blanco.

Aber zwischen uns und den Thermen lag ja erst noch ein Kamm, über den wir drüber mussten. Der Weg auf den Kamm gestaltete sich durchaus schwierig, denn die vielen Wanderer hatten sich mit der Zeit entsprechend viele Wege gesucht, die alle tief ausgewaschen waren. Aber welcher von denen war denn nun der richtige? Das fragten wir uns die ganzen ersten 45 Minuten des Weges und waren dabei oftmals kurz darvor wieder umzudrehen. Denn schliesslich hatten die Parkwächter gesagt, der Weg sei gut mit blauen Stangen markiert. Und jetzt gab es keine einzige davon. Aber dann endlich sahen wir die erste. Wir waren ziemlich erleichtert und mussten feststellen, dass wir degenerierten Stadtmenschen uns tatsächlich gar nicht mehr an unserem Instinkt orientieren.

Nach dem Überwinden des Kamms schlenderten wir noch einige Kilometer über Farmland. Dort sahen wir auch ein paar interessante uns unbekannte Vögel:

eine chilenische Schnepfenart? (Tipps zum Namen bitte ins Gästebuch)

eine chilenische Schnepfenart? (Tipps zum Namen bitte ins Gästebuch)

Noch während wir auf der Wiese standen und uns fragten, um was für Viecher es sich da wohl handelte, holten uns die Australier wieder ein. Gemeinsam liefen wir schliesslich bei den Termas de Río Blanco ein.

Direkt an den Thermen betreibt eine Familie einen kleinen Campingplatz, auf dem wir übernachteten. So genossen wir das Baden in den heissen Quellen ausgiebige 4 Stunden lang, nach denen wir nur deshalb aus dem Wasser stiegen, weil wir schon ganz runzelig waren.

Pure Muskelentspannung bei 40ºC Wassertemperatur

Pure Muskelentspannung bei 40ºC Wassertemperatur

An diesem Abend wagte Reinhard aufgrund seiner kürzlich erworbenen Kenntnisse in Wetterkunde eine erste Vorhersage: Es werde Regen geben. Dies stellte der chilenische Campingplatzinhaber allerdings mächtig in Frage, da es zu dieser Jahreszeit in der Gegend kaum regne.

Tag 4: Von den Termas zurück zum Camping Renahue

Reinhard hatte Recht behalten: Es hatte nachts um 3 Uhr tatsächlich begonnen zu regnen. Damit können wir eine weitere Empfehlung aussprechen, und zwar für die Wetterkurse in Christians Outdoor-Center in Viernheim (www.christian-outdoor.de).

Wir rüsteteten uns für weiteren Regen und nahmen nach einem nieseligen Frühstück den Rückweg zum Camping Renahue in Angriff. Der Regen hatte die staubigen Pfade aufgeweicht, was das Wandern mit schwerem Gepäck zu einer durchaus anspruchsvollen Rutschpartie werden liess. Regen hatten wir aber keinen mehr. Nachdem wir auf dem Hinweg noch eine halbe Stunde Umweg gegangen waren, fanden wir diesmal aber zusammen mit Shirley und Ken (den beiden Super-Trekker-Aussis) den Weg direkt.

Dabei mussten wir häufig auch Bäche überqueren, und das teils auf wackeligen Baumstammkonstruktionen.

Wenn Rucksack und Brücke wackeln, dann zittern auch die Knie!

Wenn Rucksack und Brücke wackeln, dann zittern auch die Knie!

Der Lacher des Tages war, dass sich Christina beim Umgehen einer Pfütze (naja, vielleicht doch ein morastiges Schlammloch) im Bambus so verfing, dass sie einer zappelnden Fliege im Spinnennetz glich. Und ins Wasser getreten ist sie dennoch.

Nachdem dieses Hinderniss überwunden war, gab es ein anderes. Denn wie schon am Hinweg versteckte sich auf dem Kamm oben angekommen der Weg gekonnt im Unterholz. Aber wir fanden ihn mit vereinten Kräften. Der ohnehin schon tief ausgewaschene Weg hinunter zum Campingplatz war nach dem Regen zu einer einzigen Schlammrinne geworden. In der gaben dann auch einmal Reinhards Wanderstöcke nach. Er rutschte aus und schlug sich das Knie an. Glücklicherweise sorgte die weiche Erde dafür, dass es nicht mehr als einen Kratzer und einen blauen Fleck gab. Zurück auf dem Campingplatz konnten wir eines feststellen:

Trekking hat auch etwas mit Dreck zu tun!

Trekking hat auch etwas mit Dreck zu tun!

Tag 5: vom Camping Renahue zum Parkausgang

Nach dem Regen des vergangenen Morgens hatte es nun in dieser Nacht erneut stark abgekühlt. So kostete es uns einiges an Überwindung aus dem Schlafsack zu kriechen und Frühstück zu machen. Uns war so richtig kalt, doch da wir uns ja abends immer eine Kanne heisses Wasser machen, wärmten uns der Kaffee und die Milch im Müsli ein wenig auf.

Bevor wir dann Packen konnten, mussten wir noch darauf warten, dass die Sonne unser Zelt und unsere Schlafsäcke ein wenig trocknete, damit unsere Ausrüstung nicht noch schwerer wurde. Das führte dazu, dass wir erst kurz nach 10 aufbrachen. Der Rückweg war mit einer Netto-Gehzeit von 6 Stunden angesetzt und der letzte Bus fährt täglich um 17.30 Uhr. Wir durften also nicht zu viele Pausen machen, wenn wir den noch kriegen wollten. Tatsächlich brauchten wir netto für den Weg aber nur 4 Stunden. Dem entsprechend hatten wir noch locker genügend Zeit unsere Sachen, die wir am ersten Tag auf dem Campingplatz am Lago Tinquilco zurückgelassen hatten, wieder in den Rucksäcken zu verstauen.

Der Bus nach Pucón zurück fuhr dann wieder den selben abenteuerlichen Weg, wobei er sich dieses Mal in den Serpentinenkurven aber auch noch bedenklich neigte. Aber die Busfahrer hier meistern so etwas mit links und wir kamen gut wieder in Pucón an.

Eine letzte Erinnerung an den Park ist das Bild einer alleinstehenden Araucarie vor grandioser Kulisse:

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Die Reise
 
Worum geht's?:
10 Wochen Chile intensiv erleben ist der Plan. Und auf viel mehr möchten wir uns auch gar nicht festlegen. Termindruck hat man sonst ja schon genug! Wir wollen zu Fuss, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und wenn möglich auch mit dem Kanu Land und Leute kennen lernen. Besonders gespannt sind wir auf: - den Torres del Paine Circuito, u. a. - die Osterinsel - das Seengebiet - Weihnachten im Sommer Tipps von Chile-Bewanderten und anderen sind herzlich willkommen!!!
Details:
Aufbruch: 01.12.2006
Dauer: 10 Wochen
Heimkehr: 09.02.2007
Reiseziele: Chile
Spanien
Deutschland
Argentinien
Der Autor