Vom alten Westen bis nach Las Vegas

Reisezeit: August / September 2011  |  von Isabelle Loose

Tag 3 - Rocky Mountains

Der Tag stand ganz im Zeichen der Rocky Mountains. Die Nacht war wieder gegen 6:30 Uhr vorbei. Nach einem Frühstück im Waffle House wurden die Sachen gepackt, das Auto betankt und dann ging es schon los Richtung Rocky Mountain. Das Wetter sah vielversprechend aus - Sonne mit ein paar Wolken am Himmel. Es war zwar nicht mehr ganz so heiß wie gestern, aber das konnte uns nur recht sein. Wie in den kommenden Tagen, war auch heute der Weg das Ziel, d.h. wir fuhren westwärts, um den Rocky Mountain National Park von Süd nach Nordost auf der Fall River Road (der höchsten asphaltierten Straße Amerikas) zu durchqueren. Um es gleich vorweg zu nehmen - es ist eine einmalige Landschaft, aber das sage ich ja von fast jedem Nationalpark, den wir bisher besucht haben. Ganz untypisch für die sonst so schnurgeraden Straßen Amerikas kamen wir auf der kurvenreichen Straße teilweise nur mit 15 mph voran. Da blieb genug Zeit, um die Landschaft zu bewundern. Ganz abgesehen davon, bin ich immer wieder begeistert davon, wie angenehm das Autofahren in Amerika ist. Keiner drängelt, keiner hupt, alle fahren rücksichtsvoll. Auch wenn man hier keine Geschwindigkeitsrekorde aufstellen kann (und ich fahre gerne mal etwas schneller), macht Autofahren hier doch mehr Spaß.

Vom Südeingang des Parks kommt man zunächst durch das Kawuneeche Valley, durch das der Colorado River sich seinen Weg bahnt. Flankiert von den Never Summer Mountains kann man hier mit Glück in den Abendstunden Elche erblicken. Dies blieb uns leider verwehrt. An der Holzwarth Historic Site (auf 2700 Meter) legten wir einen Zwischenstopp ein. Ein kurzer Weg (1,5 Meilen Roundtrip) führte uns zu den Lodges, die John Holzwarth Sr. - ein deutscher Auswanderer - mit seiner Frau bewirtschaftete. Ursprünglich hatte John einen Saloon in Denver, musste diesen allerdings aufgrund der Prohibition aufgeben. 1917 übernahm er 160 acre Land in den Rockies, um sie als Rinderfarm zu bewirtschaften. Als dann jedoch im Jahr 1920 die Fall River Road öffnete, wurde die Ranch in die Holzwarth Trout Lodge umgestaltet. Das so genannte Mama House ist heute noch im Original erhalten inkl. der Einrichtungsgegenstände (dazu zählt auch eine Puppe und ein Kissen aus dem Schwarzwald, da seine Frau aus der Gegend stammte). Aber auch selbst gebaute Stühle, Hocker (mit Beinen aus Tierfüßen - man lebte halt von der Jagd und verarbeitete alles was man der Natur abringen konnte) und Betten.

Kaum hatten wir ein Schild mit der Warnung vor sich schnell ändernden Wetterbedingungen passiert, zeigten sich auch schon die ersten dunklen Wolken am Himmel. Noch hatten wir es um die 82 Fahrenheit, aber dies sollte sich schnell ändern. Am Millner Pass hörten wir dann das erste Donnergrollen und Regen und Hagel setzten ein. Dennoch musste natürlich noch schnell ein Foto vom Continental Divide gemacht werden. Hier entscheidet sich, ob Wasser in den Atlantik oder den Pazifik fließt.

Die Temperaturen fielen zusehends und am Alpine Visitor Center auf 3595 Metern angekommen hatten wir es gerade mal noch 7 Grad. Dazu kam eisiger Wind, Regen und Hagel, so dass es gefühlte 5 Grad waren. Hier trafen wir dann auch auf den ersten tierischen Bewohner des Parks - eine Gruppe von Murmeltieren, und ganz in der Ferne im natürlichen Amphitheater unterhalb des Visitor Centers konnte man auch eine Gruppe Hirsche sehen - leider zu weit weg, um ein vernünftiges Foto zu machen.

Nachdem wir den höchsten Punkt der Straße auf 3713 Metern überquert hatten, hatte man uns im Visitor Center eine kurze Wanderung am Rock Cut empfohlen. Lasst es euch gesagt sein, selbst nur knapp 1 km Weg leicht bergauf ist in dieser Höhe (3691 Meter) ziemlich anstrengend! Dazu kam die Kälte und der Wind. Dennoch war es wiedermal ein fantastisches Erlebnis oberhalb der natürlichen Baumgrenze auf dem Dach der Rockies auf die Welt unter uns zu blicken. Auf unserer kurzen Wanderung konnten wir noch einen flüchtigen Blick auf die sehr scheuen Pikas (Pfeifhasen) werfen, die in der Alpinen Tundra beheimatet sind. Leider ließen sie sich nicht wirklich davon überzeugen, für ein Foto zu posieren. Meistens hört man ihre Warnrufe eher als dass man sie sieht. Andere Tiere haben sich leider nicht blicken lassen, auch wenn ihre Hinterlassenschaften ihre Anwesenheit belegten. Vielleicht hätte ich mir ja im Visitor Center das Buch "Who pooped in the park" kaufen sollen. Trotz der Höhe findet man hier viele verschiedene Pflanzen, (über 100 Arten), wie zum Beispiel die alpine Sonnenblume oder das alpine Vergissmeinnicht.

Typisch Amerikaner - während wir mit Jacke bzw. Pullover und Kapuze uns vor der Kälte und dem Wind zu schützen versuchten, liefen sie frierend und bibbernd, barfuß in Flipflops und kurzen Hosen den Trail hoch - warum sollte es in den Bergen auch kalt sein...

Von nun an ging es auf gewundenen Wegen nur noch bergab. Ein paar Lookouts boten uns immer wieder einen schönen Blick auf die Berge der Rockies und an der Many Parks Curve konnten wir dann doch noch einen der größeren Bewohner des Parks bewundern. Ein Hirsch/Elch hatte es sich im Schatten der Bäume bequem gemacht.

Fazit: die Rockies sind definitiv einen weiteren Besuch wert. Man sollte allerdings etwas mehr Zeit mitbringen, um die vielen Wanderwege zu erkunden und so die Natur richtg genießen zu können.

Nachdem wir den Rocky Mountain Nationalpark hinter uns gelassen hatten ging es Richtung Cheyenne, unserem Übernachtungsziel für den heutigen Tag. Von den grandiosen Bergen der Rocky Mountains kamen wir nun in die endlosen Ebenen der Prärie in Wyoming. Was für ein Unterschied und doch genauso faszinierend.

Übernachtet wurde im Little America einem wunderschön gelegenen Resort bei dem wir uns nach unserer Ankunft etwas underdressed vorkamen. Unser riesiges Zimmer mit Balkon und Blick auf den Pool war typisch amerikanisch eingerichtet - altbackener aber gehobener Standard. Warum die Amis auf diese Möbel stehen wird mir wohl immer ein Geheimnis bleiben.

Heute Abend gab es das erste Steak, ein Primerib - was soll ich sagen, wie immer lecker. Dann war es aber auch schon wieder Zeit schlafen zu gehen. Da das Internet leider extrem lausig langsam war, lassen wir uns überraschen, wo wir morgen einen Schlafplatz finden. Leider ist Labor Day Wochenende, so dass wir wohl ein wenig suchen werden müssen.

© Isabelle Loose, 2011
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir 2009 den Südwesten der USA erkundet und letztes Jahr uns ein wenig an der Ostküste getummelt haben, geht es diesmal für 3,5 Wochen in einen Teil des alten Westens - von Denver über Mt. Rushmore, den Yellowstone NP - und dann über SLC, Arches NP, Canyonlands, Bryce, Antelope und Zion zur Endstation Las Vegas.
Details:
Aufbruch: 31.08.2011
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 24.09.2011
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Isabelle Loose berichtet seit 15 Jahren auf umdiewelt.