Segeltörn im Thyrrenischen Meer

Reisezeit: September / Oktober 2004  |  von Dominique Ramelet

Route: Richtung Süden

Nach über einem Jahr der Vorbereitung:
Anreise mit dem Flugzeug von Genf über Nizza nach Bastia und per Taxi nach Macinaggio. Entgegen der Meinung vieler Reise- und Revierführern ist Macinaggio ein malerisches Dörfchen an der Nordspitze Korsikas, in der Saison lebhaft, welches bereits in den ersten Septemberwochen seinen korsischen Charme offenbart und mit Cafés und feinen Restaurants zum Verweilen einlädt.

Die Übernahme des Bootes (Océanis 393) von SUNSAIl SA, Corse Voile verlief problemlos, wir wurden hervorragend eingeführt, das Boot war sauber, gut ausgerüstet und technisch einwandfrei.

Der Wetterbericht für die kommenden Tage versprach guter Wind und ruhige See an der Westküste von Korsika, wir steuerten um Cap d'Corse und dampften der korsischen Westküste entlang südwärts - unser Kurs für die nächsten 25 Tage.

Die Westküste lebt von ihren Felsen und Klippen, unterbrochen mit kleinen versteckten Buchten und Stränden und ist abgesehen von wenigen Ortschaften vorallem im nördlichen Teil eher ruhig und verschlafen. Der Schein kann jedoch trügen, zählt das Seegebiet doch zu den gefährlichsten der Welt (vgl. Bobby Schenk), was bei einem Blick auf die Wetterkarte bei Mistral und einem Tiefdruckgebiet über der ligurischen Küste jedem Segler sofort einleuchtet.Bei einer solchen Wetterlage ist kaum eine der vielen Buchten als Ankerplatz geeignet, bieten sie doch meist wenig Schutz gegen Westen. Sicher liegt man dann in den Häfen von Ajaccio und Bonifaccio. Vor allem Bonifaccio ist ein Besuch wert. Bereits die Hafeneinfahrt, welche sich einem Fjord ähnlich über eine Seemeile ins Land hineinzieht, wird mit auslaufenden Fähren und Touristenbooten zum Erlebnis. Der Hafen selbst ist gut geschütz, kaum Schwell und bei fast allen Winden ruhig. Das Städtchen gleicht einer Piratenstadt und bei einem Bummel durch die verwinkelten Gassen, fühlt man sich rasch in die Zeiten von Sir Francis Drake zurückversetzt.

Bonifaccio

Bonifaccio

Nur die unzähligen Postkartenstände und Lautsprecheransagen der dauernd ein- und auslaufenden Touristenboote trüben das Bild ein wenig.

Die Strasse von Bonifaccio, die Meerenge zwischen Korsika und Sardinien wird ähnlich der Westküste von Wind, Welle und Strom geprägt und es empfiehlt sich, vor der Durchfaht den Wetterbericht und die Seekarten genau zu studieren. Unzählige Klippen, Untiefen und kleinere und grössere Inseln fordern den Skipper und bei schlechtem Wetter erschweren die teilweise unbeleuchten Klippen zusätzlich die Fahrt. Die Natur und Landschaft aber dieses Reviers, die Lavezzi und Madalena Inseln ist traumhaft und bietet dem Auge mit seinen schroffen Felsformationen, tief klarem Wasser und rosafarbenen Sandbuchten ein abwechslungreiches Bild.

Der Costa Smeralda entlangt gelangten wir an die Ostküste Sardiniens und segelten weiterhin mit Kurs Süden. Vorbei an manch pompösen Ferienorten, Luxusressorts und teuren Yachthäfen. Wir liessen es uns aber nicht nehmen, Porto Cervo genau zur Zeit des Rolex-Cup zu besuchen und bestaunten die Swan-Yachten und fotografierten - einem Paparazzi gleich - sämtliche Promis die wir sahen....wau!

Der Stadthafen von Olbia überzeugt ausschliesslich durch seine Liegeplatzkosten, man liegt am alten Handelsquai, meterhohe Quaimauern, gefährlich herausstehende Abflussrohre, alte Eisenpoller und gleich dahinter die Stadtautobahn und die verlassenen Lagerschuppen - aber eben, gratis. Der Yachthafen von Olbia wäre sicherlich angenehmer, aber vom Hafenmeister hört man die wildesten Geschichten, wie zum Beispiel, dass er meist betrunken auf Funkrufe nicht reagiert und wenn er reagiert, bekommt man meist die Antwort, dass der Hafen voll oder nur privat nutzbar sei. Wir haben's genau so erlebt. Na ja, der Stadtquai war auch ein Erlebnis.

Rundet man die Isola Tavolara an der West-Seite ist Vorsicht geboten: Bereits von Olbia kommend nimmt die Wassertiefe rasch ab und Felsen ragen aus dem Wasser. Die Angaben in den einschlägigen deutschen Küstenhandbüchern sind jedoch exakt und lassen mit dem GPS eine sichere Navigation zwischen den Untiefen zu. Will man sich nicht auf das GPS verlassen oder navigiert man gar ohne, so empfiehlt es sich auf alle Fälle, die Isola Tavolara ostwärts zu runden. Die zusätzlichen Seemeilen sind's sicherlich wert.

Nur wenige Seemeilen nördlich des Capo Comino liegt der neue Hafen von La Caletta.

Fortsetzung folgt

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Von der Nordspitze Korsikas immer Kurs 180° bis Sizilien und zurück.
Details:
Aufbruch: 04.09.2004
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 31.10.2004
Reiseziele: Frankreich
Italien
Der Autor
 
Dominique Ramelet berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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