Neuseeland 2005

Reisezeit: Februar - April 2005  |  von Stephan Bär

Kurioses aus unserem Neuseelandurlaub

Story 1:

'Chinesischer' Humor (=Stimmt wirklich...natürlich leicht übertrieben !)

Ort des Geschehens: Parkplatz am Lake Tekapo im Landesinneren der Südinsel Neuseelands (in der Nähe von Neuseelands höchstem Berg Mt. Cook)

Erneut kommt ein Bus voller Chinesen angewalzt. Die 'Meute' fließt heraus und breitet sich aus wie ein Schwarm Heuschrecken. (Siehe zum weiteren Verlauf gewisser unabänderlicher Vorgänge auch das Kapitel 'Die Chinesische Kunst des Fotografierens'!)

Wir sind während dieses Schauspieles im Campervan und Judith ist gerade am Austeilen des Mittagessens. Draußen die Chinesen auf dem Rückweg in ihr Fortbewegungsmittel (es waren ja bereits mehrere Sekunden vergangen seit dem Ausstieg)! Auf einmal stockt die Karawane und die kleinen, älteren Menschen bleiben allesamt vor dem Fenster unseres Campers stehen und glotzen uns beim Essen zu! Diese Begebenheit erfreut uns beide schon auf's tiefste, wollten wir doch immer schon mal von einer Reisegesellschaft beim Essen beobachtet werden (und das ohne 'Big-Brother-Haus'!!!). Aber es kommt noch viel besser: Diese etwas seltsamen Gestalten fangen auf einmal an zu lachen, als ob sie gerade 'Dick und Doof' beim Essen beobachten würden, die aber im Gegensatz zu uns auch absichtlich derbe Späße fabriziert haben, damit die Menschen über sie lachen. Draußen wird irgend etwas gequäkt, auf uns durch die Scheibe des Campervans gedeutet, blöde geglotzt und dumm gegrinst!!! Wir fragen uns schon was daran denn so lustig ist, in seinem Camper essen zuzubereiten und es danach zu verspeisen? Anscheinend haben die Asiaten einen sehr, sehr eigenwilligen Humor! Auch schaue ich kurz danach vorsichtshalber mal in den Spiegel...man weiß ja nie, bzw. ist man etwas verunsichert! Ich sehe scheiße aus wie immer, also eigentlich kein Grund zu lachen...eher zu weinen...!

Zum Glück treibt der neuseeländische Busfahrer diese 'Vögel' zu ungeahnten Höchstleistungen (weiter gehen, obwohl wir noch nicht fertig gegessen haben), denn sie müssen sich ja so langsam wieder auf ihrem 'eingepupsten' Platz im Bus einfinden, angetrieben vom zeitlich dicht gerafften Tagesprogramm der Tour! Spätestens als der Busfahrer sinnbildlich die Peitsche auspackt (=er lässt den Motor des Busses an), reißen sich die letzten Nasen von unserer Fensterscheibe los und stürzen Hals über Kopf und mit allerletzter Kraft in den schon fast abgefahrenen Bus. Diesen 'Pappnasen' ist das Lachen jetzt auch vergangen und wurde ersetzt von blankem Entsetzen, angstvollem Schweiß und keuchender Fertigkeit! Aber beim Abfahren wird dann doch noch mal versucht den Hals so zu verdrehen, dass man wenigstens noch ein einziges Mal unser interessantes Schauspiel zu Gesicht bekommt! (Anmerkung: Vielleicht eine neue Marktlücke der Reisebranche?!)

Ob das wohl ihr größtes Urlaubserlebnis war??? Bestimmt wird es auf jeden Fall noch über Generationen hinaus weiter erzählt: "Habe ich Euch schon mal von den zwei erzählt, die am Lake Tekapo damals in ihrem Campervan gegessen haben?" "Ja Großmutter, schon 32 mal!"

Story 2:

Der bitterböse Kapitän

Ort dieser wahrlich boshaften Begebenheit: Der wunder, wunder, wunderschöne Milford Sound (Fiordland National Park) ganz im Südwesten der neuseeländischen Südinsel (bei Te Anau)

Wir unternahmen natürlich dieses ABSOLUTE MUSS einer Neuseelandreise: Eine Bootsfahrt auf dem Milford Sound!!! Ich hatte wohlweislich die letzte Tour des Tages gebucht, weil um 16:45 Uhr nicht mehr so viele Touris und dementsprechend Schiffe in diesem herrlichen Fjord unterwegs sind. Es ist einfach schöner, wenn etwas weniger los ist, halt ruhiger und die Stille passt einfach besser zu diesem Traum von Bergen, Wasserfällen und tiefblauem Gewässer.

Aber auch diese Tour war noch relativ gut besucht und so schipperten alle mit beeindruckten, begeisterten Gesichtern durch diese atemberaubende Landschaft. Wir hatten Glück, denn in einem der regenreichsten Gebiete der ganzen Erde, regnete es an diesem Tag keinen einzigen Tropfen!!! Der Kapitän erzählte uns interessantes zu den Sehenswürdigkeiten und fuhr uns an Pinguinen, Seebären und zahlreichen Seevögeln vorbei.

Doch auf einmal, an einem tosenden Wasserfall, der an den steilen Felswänden weit über fünfzig Meter in die Tiefe stürzte, zeigte der Schiffschef sein wahres Gesicht: Er manövrierte sein Gefährt genau so unter den Wasserfall, dass das gesamte offene Oberdeck, wo sich natürlich fast sämtliche Naturliebhaber, bzw. Passagiere aufhielten, nass gespritzt wurde!!! Zwar stieg nun einigen Herrschaften die Zornesröte ins Antlitz, aber selbstverständlich musste man gute Miene zu bösem Spiel machen, wollte sich doch keiner als vermeintliches 'Weichei' zu erkennen geben! Judith, ich und die meisten anderen flüchteten so wie so sofort (und in weltrekordverdächtigem Sprinttempo) unter die kleine Überdachung an der Frontseite des Schiffes. Doch der Käptn kämpfte weiter und versuchte mit allen Tricks und unter Berücksichtigung der Windstärke und Windrichtung, dass doch möglichst noch jeder Tourgast seinen Klatsch Wasser abbekam. Irgendwann (es mag wohl einige Zeit vergangen sein, vielleicht Minuten, vielleicht sogar Stunden, oder waren es Tage?...) drehte er dann endlich ab und fuhr wieder seines normalen 'Sightseeing-Weges'...ich denke, dass sich dann so langsam auch sein teuflisches Grinsen wieder zurückbildete.

Er hatte auf jeden Fall keinen Ziegenfuß als er mal während der Fahrt auf dem Oberdeck erschien...ach, und wer lenkte jetzt das Boot? Er war der einzige Bedienstete auf dem ganzen Schiff und stand nun ganz ruhig hier oben, als ob es das Normalste der Welt sei...gibt es bei Schiffen auch einen Autopilot? Nur gut, dass wir gerade auf offener See waren (die Touren gehen durch den ganzen Fjord bis einige hundert Meter ins Meer hinaus) und der nächste Fels noch ein Stück weit entfernt war! Und zum Glück ging der Chef dann auch rechtzeitig wieder hinunter (ich denke mal ans Steuer zurück!).

Und stellt Euch vor, es kam natürlich noch ein Wasserfall, der geeignet zum darunter fahren war...und erneut kam Riesenfreude bei den Passagieren auf und der 'bitterböse Kapitän' war wieder in seinem Element und tobte mit seinem Schiff unter dem spritzenden Nass hin und her, wie ein Kleinkind mit seinem Plastikschiffchen in der Badewanne. Am liebsten hätte man sich freiwillig einen Eimer Wasser über die Birne geschüttet, damit der Käptn endlich Friede gab und wieder Ruhe einkehrte...

Story 3:

Alexander Bros.

Örtlichkeit: Das große Grundstück der Alexander Brüder bei Matamata (=Ort), nordöstlich von Hamilton (bzw. südöstlich von Auckland) auf der Nordinsel Neuseelands. Der 'normalerweise' einzige Grund es in einen touristischen Tagesablauf ein zu planen, ist der Besuch des Drehortes von Hobbingen (Hobbiton) für den Megaerfolgsfilm 'Der Herr der Ringe'! Es ist der besterhaltene Drehort (=Hobbithöhlen) der Trilogie überhaupt und für Fans des 'Klassikers' ein absolutes Muss!!!

...und jetzt wissen wir auch, warum die Tour 'Hobbiton AND FARM Tour' heißt!

Da diese Tour sich anscheinend recht großer Beliebtheit erfreut, fuhren wir in einem großen Bus vom 'Visitor Centre' in Matamata mehrere Kilometer weit in eine immer ländlicher werdende Gegend zur riesengroßen Farm der Alexander Brüder, auf dessen Grundstück Herr Jackson zumindest (fast!?) sämtliche Außenszenen von Hobbingen abdrehte. Der Busfahrer hatte ein Mikrofon um seinen Kopf geschnallt und erzählte uns erst einmal wissenswertes (und nicht ganz so wissenswertes) über den Ort Matamata und die nähere Umgebung. Als wir am Gatter der Alexander Farm ankamen (ist für 'Otto Normalverbraucher' nämlich nicht zugänglich!!) fing er an, über die Gebrüder Alexander zu erzählen. Dachten wir am Anfang noch: 'Na dieses Thema wird ja schnell abgehandelt sein!', mussten wir schnell feststellen, dass er gar nicht mehr aufhörte über die drei Brüder zu erzählen...

Am Anfang war es ja noch interessant: Herr Jackson stand eines Tages bei ihnen im Wohnzimmer und wollte die Herrschaften wegen der Erlaubnis auf ihrem Grundstück zu drehen befragen! Die drei Brüder schauten aber gerade ein Rugbyspiel im Fernsehen und baten Mister J. doch ein andermal wieder zu kommen...!
Doch es ging weiter mit den Familienverhältnissen: Welche Ehefrauen die drei geheiratet haben, bzw. ob sie derzeit eine Freundin haben, wie viele Kinder sie haben und welche Namen die 'Bälger' tragen. Und er steigerte sich in Rage, in einen schier von ihm selbst unkontrollierbaren Redeschwall, so als ob er plötzlich vom leibhaftigen 'Erzählteufel' besessen wäre: Er erzählte uns von den Schulzeugnissen der Brüder, ihrer Frauen und Kinder, wo sie ihre Klamotten kaufen und warum, welches ihre Lieblingswurst ist, in welcher Kneipe sie ihr Bier trinken, wo sie ihre Butter kaufen, an welcher Zapfsäule sie tanken, die Schuhgrößen sämtlicher Familienmitglieder (samt Oma und Opa Alexander), welche Farbe ihre Unterwäsche hat und und und...

Die Gesichter der Tourteilnehmer wurden immer länger und von Wort zu Wort gelangweilter. Während einige bereits beratschlagten wie der Busfahrer denn am Besten aus dem Weg zu räumen sei (nach dem Motto: Lass es wie einen Unfall aussehen...), überlegten andere ob es nicht besser sei, sich jetzt so langsam mal das Leben zu nehmen. Gott sei Dank kam in letzter Sekunde, gerade noch rechtzeitig vor der Meuterei, der Bus endlich am Drehort an und der Busfahrer erzählte nun über dass, was alle wirklich interessierte und weswegen alle diese Tour überhaupt mit machten: Über Hobbingen und den Film 'Der Herr der Ringe'! Kurz darauf wurden wir dann auch an die Tourführer vor Ort 'übergeben' und es wurde wahrhaft hochinteressant und wirklich alle waren begeistert von den Erzählungen und natürlich noch mehr vom so gut erhaltenen Drehort!

Der Busfahrer überlebte die Rückfahrt, da er gar nichts mehr erzählte, weder über die 'sagenumwobenen' Alexander Brothers, noch über irgend etwas anderes. Vielleicht hatte er auch ein Messer im Rücken oder einen Revolver...?! Ich glaube, wenn er auf der Rückfahrt nur 'A' gesagt hätte, wäre es aus gewesen...

© Stephan Bär, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Fahrt mit dem Campervan von Christchurch (Südinsel) über Queenstown, die Westküste, Wellington (Nordinsel), die Ostküste, Rotorua, Cape Reinga bis nach Auckland, mit zwei Zwischenstopps in Kuala Lumpur, Malaysia. Ein Reisebericht mit vielen Infos und Tipps für einen Urlaub am schönsten Ende der Welt.
Details:
Aufbruch: 13.02.2005
Dauer: 8 Wochen
Heimkehr: 09.04.2005
Reiseziele: Neuseeland
Der Autor
 
Stephan Bär berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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