Durch den Monsun - Südindien 2014

Mit dem Zug von Chennai nach Pondicherry

Chennai / Pondi, 9.7.2014

What a night!
Deutschland schlägt Brasilien im Halbfinale mit 7:1 - da habe ich mir wohl für einen historischen Sieg den Wecker gestellt! Angesichts des Spiels war das trotz der nachtschlafenden Zeit (1.30 - 3.30 a.m.) kein großes Opfer, hatte ich doch in meinem bequemen Bett im Bell Central Chennai (das auststattungs- wie lagetechnisch empfehlenswert ist) und dem mitreißenden englischsprachigen Reporter von FOX Sports meinen Spaß.
Weniger spaßig fand ich es dann allerdings, als ich um 8.30 Uhr aufwachte und offensichtlich meinen auf 7.30 Uhr gestellten Wecker ausgestellt und selig weitergeschlafen hatte. Blöd nur, dass mein Zug nach Pondi um 9.20 Uhr die Chennai Egmore Station verlassen würde. Also: fix aus dem Bett gesprungen, Katzenwäsche (ist ja sowieso schnell wieder alles durchgeschwitzt), Rucksack in rekordverdächtigem Tempo gepackt (und sogar nichts vergessen!), das Hotelfrühstück geschwänzt, ausgecheckt, ein TukTuk erwischt und die Egmore Station so rechtzeitig erreicht, dass ich noch Zeit für ein Foto hatte (ein wirklich schöner Bahnhof) und Wasser und Kekse als Reiseproviant am Gleiskiosk erstehen konnte. Der Verkäufer war nett, spulte kurz den üblichen Fragenkatalog ab (Name? Job? Father's job? Where are you from?) und brach spontan bei meiner Antwort "I am from Germany!" in Beglückwünschungen zum Sieg gegen Brasilien aus. Er hätte das Spiel gestern Nacht gesehen und ich müsse doch "soooo proud" sein und er sei "sooooo lucky, Ma'am", dass "a beautiful german lady his first german customer of the day" sei und er mir "for your and my luck" die Kekse schenken möchte "as my honour to your national team". Indien kann ans Herz gehen ... ich glaube, in dem Moment wäre es mir fast egal gewesen, wenn ich meinen Zug verpasst hätte. Der fuhr aber dann ganz gemächlich ein, ich konnte meinen Sleeper-Class-Waggon in Ruhe suchen und mich auf meinem Fensterplatz niederlassen. Durchs Fenster habe ich dann auch noch einen "Chaiiii, chaiiii, hot masala chaiiiii ... verrry good, Ma'am! You like India?" gekauft und getrunken - falls jemand von der DB mitliest, möchte ich anregen, dass der originale indische Railway Chai auch in den Zügen der DB verkauft wird. Das wäre fantastisch!
Im Zug unterhalte ich mich zunächst mit einer netten Familie (sechs Leute), die den Sohn nach Pondi zu seinem Medizinstudium bringen. Die Familiy zieht sich dann recht schnell wieder auf ihre eigenen Liegen zurück und ich kann meine Seele ein wenig baumeln lassen, fleze mich gemütlich in meinen Sitz, lasse mir den frischen Fahrtwind um die Nase wehen, habe gute Musik auf den Ohren und bestaune die reichhaltige Palette verschiedenster Grüntöne von Zuckerrohr- und Reisfeldern, vielen Kokospalmen, Bananenbäumen ... lediglich die offenbar unvermeidbare Vermüllung vieler Stellen trübt die Naturidylle.

Pondi

In Pondi angekommen, finde ich sehr schnell mein tolles Hotel "L'Escale" - etwas teurer als die Hotels, in denen ich sonst so residiere, aber wirklich wunderschön! Ein erholsamer Einstieg scheint mir nach den letzten Wochen sinnvoll ... und dazu eignet sich sowohl mein luftiges Zimmer als auch Pondi im Allgemeinen, ist es doch eine Mischung aus liebenswertem, farbenfrohem indischen Chaos und südfranzösischem Flair!

Den Bericht aus Pondicherry gibt es dann morgen!

Alles Liebe nach Deutschland und Co. und à demain! Jule/ia