Frankreich - Spanien 2013

Reisezeit: August - Oktober 2013  |  von Uschi Agboka

Aragon (Spanien) - Streckenverlauf: Ainsa - Sieste

17.09.2013 - 19. Tag - Ainsa - Sieste

17. September 2013 - Dienstag - 19. Tag
Campingplatz Boltana, Aragon - Spanien
Boltana - Ainsa - Plaza Mayor- Colegiata Santa Maria - Castillo - Sieste - Boltana
Fahrzeit: 4 ¼ Stunden, 14,5 Meilen - 24 km

Heute Morgen schellt der Wecker erst um 8.15 Uhr. Der Bäcker öffnet sein Geschäft erst um 9 Uhr. Am Morgen ist es schon sehr warm. Gestern Abend ist noch ein englisches Camper-Paar angekommen. Dass sie sich nicht auf uns gestellt haben, ist alles. Sie sind uns total nahe auf die Pelle gerückt, obwohl alles frei ist - wahrscheinlich haben die Angst. Ich kann das gar nicht leiden.

Gegen 10.15 Uhr fahren wir nach Ainsa. Zunächst gehe ich zu meinem Friseur, Haare waschen, Zöpfe flechten 10 Euro. Rolf wartet in der Zwischenzeit in einem gegenüberliegenden Cafe. Die Prozedur beim Friseur dauert nur 1 /2 Stunde. In einem nahe liegenden Geschäft kaufe ich frische Langostinos ein.

Dann fahren wir hinauf in die Altstadt von Ainsa, parken außerhalb und machen uns auf zur Besichtigung. Zwar waren wir letztes Jahr schon da, doch wir haben nicht alles angeschaut. Auf dem Placa Mayor werden Tische und Stühle weggeräumt. Hier hat kürzlich eine Veranstaltung stattgefunden. Zunächst besuche ich einen kleinen Laden und ergänze mein Geschirr, was ich letztes Jahr hier erstanden habe. Auch eine Hexe wird ersteigert.

Dann wandern wir über den Plaza Alfonso I. von Aragon, geschmückt mit einer herrlichen Steinbank, zu der alten Kirche, Iglesia Santa Maria aus dem 12. Jh. Auf dem Weg dorthin kommen wir an schönen alten Häusern vorbei, geschmückt mit Blumen. Wir haben Glück, die Kirche ist geöffnet und so können wir uns in Ruhe umschauen. Leider ist eine Kirch-Turmbesteigung nicht möglich. Doch die Krypta der Kirche und der Kreuzgang des anschließenden Klosters sind sehenswert und gefallen uns gut.

Nach der Besichtigung wandern wir weiter durch die malerischen Gassen des alten Ortes. In einem kleinen Geschäft entdecken wir ein prächtiges Schwert, welches gut an unsere Waffenwand Zuhause passt.

Auf allen Dächern der Häuser sieht man die typischen Kamine des Aragon und natürlich darf ein Hexenstein nicht fehlen. Der Hexenstein wehrt die bösen Hexen ab und beschützt die Bewohner des Hauses. Im Aragon ist der Aberglaube noch weit verbreitet. Dies sieht man auch an den div. Verzierungen an den Portalen und Türen der Häuser.

Gegen 13.20 Uhr sind wir an den Ruinen des alten Castillo angekommen. Während Rolf natürlich überall herumklettern muss, besuche ich das Visitor-Center und hole mir einige Infoblätter. Vor den Ruinen des Castillo ist ein schöner Platz mit schattigen Bänken und dem Monument "Los Fuero de Sobrarbe". Dieses Denkmal hat mir schon im vergangenen Jahr sehr gut gefallen. Wir bringen nach der Besichtigung unsere Einkäufe auf den Campingplatz und verstauen diese.

Ainsa ist ein Handelszentrum am Zusammenfluss von Rio Ara und Rio Cinca. Der untere Teil der Stadt wird bestimmt von breiten Straßen und Verkehrslärm. Von einer ganz anderen Seite zeigt sich der älteste Teil des Ortes, oben auf dem Hügel. Die Altstadt Ainsas zählt zu den schönsten des Hoch-Aragon. In früheren Zeiten war der Ort die Hauptstadt eines selbständigen Landes.

Eine Legende führt den Ursprung des Ortes auf ein Kreuzeswunder in der Zeit der islamischen Dominanz über weite Teile der Iberischen Halbinsel zurück, doch wurden bislang keinerlei Anzeichen für die Anwesenheit muslimischer Kultur so weit im Norden Spaniens entdeckt. Die Burg von Aínsa stammt aus dem 11. Jahrhundert und wird als Teil einer christlichen Verteidigungslinie gegenüber Angriffen aus dem Süden (Saragossa) angesehen; in dieser Zeit gehörte Aínsa zum Königreich Nájera.

Im 12. Jahrhundert war es die Hauptstadt der ehemaligen Grafschaft Sobrarbe, die im Königreich Navarra aufging, dessen Südhälfte dann im Jahr 1512 auf Befehl von Ferdinand von Aragon innerhalb von nur zwei Wochen durch Fadrique Álvarez de Toledo, 2. Herzog von Alba erobert und in das spanische Kronland integriert wurde.

Von Ainsa aus wurde das historische Königreich Sobrarbe - Austragungsort blutiger Kämpfe zwischen Christen und Mauren - regiert, bis die Stadt im 11. Jh. Aragon angegliedert wurde. Souveränität bekam sie 1124 zurück, als Alfonso I. sie mit denselben besonderen Rechten wie Jaca ausstattete.

Herzstück der malerischen Altstadt ist der von Arkaden gesäumte Plaza Mayor. Dieser alte Ortskern mit seinem großen Plaza Mayor wurde als Kulturgut (Bien de Interés Cultural) in der Kategorie Conjunto histórico-artístico eingestuft.
Der Plaza Mayor ist zu beiden Seiten von Arkadenhäusern aus Stein umstanden.

Auffällig ist das vollständige Fehlen von Fachwerk- oder Holzbauten in der gesamten Altstadt; lediglich in den Decken der Arkadengänge werden Holzbalken sichtbar. Mehrere Steinhäuser (darunter die Casa de Bielsa, die Casa Latorre und die Casa Arnal) gehen auf das 16. und 17. Jahrhundert zurück.

An der Kopfseite des Platzes stehen die Ruinen des Schlosses aus dem 11. Jh und 16./17. Jh. (Castillo). An der Nordseite der Kirche schließt sich das ehemalige Kloster an, dessen Ursprünge auf das 14. Jh. zurückgehen.

Die einschiffige ehemalige Colegiata Santa Maria wurde im Jahr 1183 geweiht - sie steht in der Nordostecke des Platzes. Ihr Äußeres beeindruckt durch ihren wuchtigen romanischen Turm, der in seiner Art für Aragon einmalig ist, und durch das mehrfach gestufte und von Archivolten überhöhte Südportal.

Den Glockenturm der Iglesia Santa Maria aus dem 12. Jh. kann man besteigen. Das einschiffige Innere der Kirche ist tonnengewölbt; die Altarfront zeigt ein radartiges Christusmonogramm, bestehend aus den griechischen Buchstaben Chi und Rho, ergänzt um die Buchstaben Alpha und Omega. Für Spanien ungewöhnlich ist das Vorhandensein einer dreischiffigen Krypta mit nichtfigürlichen romanischen Kapitellen. Der schmucklose kleine und unregelmäßig geformte Kreuzgang (claustro) stammt aus dem 15. Jh. (Spätgotik) und erinnert an die Tatsache, dass die Kirche ehemals Teil eines Kollegiatstifts war.

Wir machen uns nun auf zu dem kleinen Ort Sieste, der hoch oben auf einem Berg liegt und nur über eine abenteuerliche Straße zu erreichen ist: enge Kurven, Schotter - nicht wirklich ideal für unser Motorrad.

Vom Platz vor der Kirche in Sieste hat man einen herrlichen Überblick über die Landschaft bis hin zum Monte Perdido. In Sieste gibt es eine alte Abadia, die nun Hotel ist. Gegenüber liegt eine überdachte Terrasse mit Bar, von der man einen tollen Blick auf die Felder und Berge hat.

Der Besitzer des Hotels spricht uns an und erlaubt uns, von dort zu fotografieren. Sieste ist ein kleiner Ort, mit wenigen Menschen und vielen Katzen, die umher wandern. Neben der alten Kirche finden sich prächtige alte Häuser mit kleinen Gärtchen in dem Dorf. Wenn nur die abenteuerliche Straße nicht wäre ...

Gegen 14.30 Uhr sind wir zurück auf dem Campingplatz, nach 4 ¼ Stunden. Es waren nur 14,5 Meilen (24 km), doch wir haben viel gesehen. Es gibt Cappuccino mit einer Art süßem Brot. Rolf hört per Kopfhörer Musik, während ich in meinen Büchern schmöke.
Später ist Servicetag angesagt, Wasser, Abwasser und Toilette. Auch das Motorrad wird geputzt.

Um 18 Uhr essen wir zu Abend: Gegrillte Langostinos mit Weißwein und Ölivenöl, Kräutern, dazu Salat, Baguette und Weißwein.

Unsere Hausgäste, die kleinen Spatzen, haben ihre Angst verloren. Sie picken die Krümel zwischen unseren Füssen auf und warten auf weiteres Futter. Nach dem Essen raucht Rolf seine Pfeife und wir erleben einen weiteren herrlichen Abend.

Es gibt ein kurzes Telefonat mit meiner Freundin Sandra, die Zuhause unser Haus hütet. Es ist alles in Ordnung. Die Engländer, die uns so nah auf die Pelle gerückt sind, kommen um 19.20 Uhr zurück. Nach wie vor verstehen wir nicht, dass die sich so nah an uns heran gestellt haben. Ich kann das gar nicht ausstehen.

Sie stören außerdem unser Satellitensignal und ihr Hund, der frei herum läuft (verboten), pinkelt und kackt, wo er will. Dabei gibt es auf dem schönen Campingplatz extra einen Garten, der allein den Hunden vorbehalten ist.

© Uschi Agboka, 2015
Du bist hier : Startseite Europa Spanien Ainsa - Sieste
Die Reise
 
Worum geht's?:
Von Niederbayern nach Frankreich, 50 Tage mit dem Campingbus und dem Motorrad durch die Auvergne, die Midi-Pyrenees, durch Spanien mit Stützpunkt in Boltana bzw. Mendigorria.
Details:
Aufbruch: 30.08.2013
Dauer: 7 Wochen
Heimkehr: 19.10.2013
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Der Autor
 
Uschi Agboka berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors