Nicaragua Backpacker-Weltreise für Ü30 in zwei Wochen

Reisezeit: November 2014  |  von Heiko Wendrich

Abreise von Managua

Abreise von Managua

Managua

Den letzten Tag haben wir extra der Hauptstadt vorbehalten, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass eine Landeshauptstadt einem Touristen so gar nichts bieten sollte. Manfred bringt uns vormittags zu einem der größten Märkte der Stadt. Das Angebot erschlägt einen sowohl in Vielfalt als auch an Quantität. Neben den mit Skepsis zu sehenden Schildkröteneiern harren lebendige Leguane und diverses Federvieh auf den Kochtopf. Die Abteilung Familien-kochen-für-Familien ist wie in allen lateinamerikanischen Ländern sehr gut ausgebaut und suggeriert förmlich, dass man dort mal alles Angebotene kostet. Leider sind wir vom Vorabend noch so satt, dass wir auslassen müssen. Auch die Touristik-Abteilung ist beeindruckend groß, wenngleich wir uns nicht des Eindruckes verwehren können, dass man auf dem Kunstgewerbemarkt in Massaya doch noch besser einkauft. Wir kaufen aber wieder nichts außer ein paar Päckchen sehr schön aufgemachte einheimische Süßigkeiten als Mitbringsel.

Nachmittags will uns dann Manfred sein Managua zeigen und bringt uns auf den Hausvulkan oder besser Hausberg der Stadt (Tiscapa). Von hier aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Häusermeer, den Managuasee und die benachbarte Lagune Tiscapa, welche einst der Vulkankrater war und heute für Canopytouren im gleichnamigen Park genutzt wird. Laut Aussagen von Manfred und auch unserer Reiseführer ist dieser See durch Einleitung von städtischen Verschmutzungen stark geschädigt. Dies kann man aber vom Kraterrand nicht feststellen.
Danach ziehen wir allein durch das Zentrum der Stadt, bzw. durch das Viertel, wo einst das Zentrum vor dem großen Erdbeben von 1972 sich befand. Wenige Kolossalgebäude wie die Kathedrale und mehrere staatlich Paläste haben dieses Ereignis mehr oder weniger gut überstanden und stehen heute schlecht eingebunden in mitten eingeschossigen Barackenbauten bzw. im Nichts. Das Militär ist sowohl personell als auch in Baulichkeiten stark vertreten. Wir gehen vom Hotel Plaza Crowne zur Kathedrale und bekommen hier anhand von Wandzeitungen (wie zu DDR-Zeiten) den gesamten geschichtlichen Abriss des Landes aufgezeigt. Jede Infotafel ist einem Volkshelden oder eben auch einem „Schädling“ gewidmet und wird separat beleuchtet.

In unmittelbarer Nähe zur Kathedrale wird eine ca. 20 m hohe Fahnenstange gerade als Weihnachtsbaum umgewidmet. Hier werden massenhaft grüne Girlanden zur Mastspitze hochgezogen, sodass wenigstens aus großer Entfernung der Eindruck eines Nadelbaumes entsteht. Die Kathedrale selbst ist noch bloße Ruine, die dafür aber sehr gut bewacht wird.

In Richtung Managuasee liegen ganze Viertel noch völlig brach bzw. sind gerade wieder in Vorbereitung des Aufbaus. Am Landungssteg hat sich jedoch schon mit den 11 Kneipen eine Unterhaltungsszene angesiedelt, die durchaus ambitioniert ist. Selbstverständlich werden auch wir Nutzer dieser gastronomischen Einrichtungen. Es ist zwar nicht ganz preiswert (Niveau 90% von Deutschland), jedoch erscheint dies einer der besten Plätze, um mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen, da hier alle hergehen, um zu entspannen und ausgelassen zu tanzen und zu feiern.

Gegen 22.00 Uhr geht es zurück mit dem Taxi für 5 $ zum Hotel durch eine in der Vorweihnachtzeit vollkommen illuminierte Stadt, die am ehesten mit der Ausleuchtung der Hamburger Reeperbahn vergleichbar ist. Ein Kurzstopp an der Tankstelle bringt dann noch mal den Preisunterschied zu Deutschland zu Tage. Wir kaufen 2 Flaschen (0,5l) Rum für insgesamt 6 $ und bekommen eine dritte Flasche gratis.

Auf dem Markt (vorn Leguane)

Auf dem Markt (vorn Leguane)

Auf dem Hausvulkan von Managua Tiscapa

Auf dem Hausvulkan von Managua Tiscapa

Der Kratersee Tiscapa, Managua

Der Kratersee Tiscapa, Managua

Vorweihnachtliches Managua

Vorweihnachtliches Managua

Intallation der Ministerien am Prozessionsweg

Intallation der Ministerien am Prozessionsweg

Der Weihnachtsbaum im "Aufbau"

Der Weihnachtsbaum im "Aufbau"

Die Ruine der Kathedrale

Die Ruine der Kathedrale

An der Seebrücke

An der Seebrücke

Managua bei Nacht in der Vorweihnachtszeit

Managua bei Nacht in der Vorweihnachtszeit

16. Tag

Managua – Houston – Frankfurt

Nach 16 Tage (davon 2 Tage Flug) landen wir unspektakulär mit unserer A 380 nach unkompliziertem Umsteigen in Houston wieder im Frankfurt.

Wir haben einen unvergesslichen Urlaub hinter uns, ein sehr schönes Land gesehen, viele freundliche Menschen kennen gelernt und so manchen deutlichen Unterschied zu Deutschland festgestellt. Wir haben zwar in der Kürze der Zeit sicher nicht das ganze Land kennen gelernt, konnten uns aber einen guten Überblick verschaffen. Und wir fühlten uns nicht benachteiligt gegenüber all jenen Backpackern, welche monatelang durch die Welt ziehen und für jedes Land unverhältnismäßig viel mehr Zeit haben.

Fazit ist, dieses Land kann man auch in nur 2 Wochen bereisen und einiges davon sehen, ohne dass es in Stress ausartet. In Nicaragua muss niemand mehr Angst wegen Kriminalität haben als in Deutschland. Das Preisniveau in Nicaragua ist deutlich unter dem von Deutschland, sodass es (abgesehen vom Flug 900 €) für wesentlich mehr Touristen interessant sein dürfte. Die Menschen sind sehr freundlich, wenn gleich Grundkenntnisse in spanisch notwendig, oder wenigstens von Vorteil sind. Sowohl Landesgröße als auch Transportmittel und –verbindungen sind so optimal, dass man sich ohne Zwänge bewegen kann und alle Ecken des Landes erreicht. Die Topographie des Landes ist einzigartig mit der Vielzahl der in einer Reihe stehenden Vulkane. Die touristischen Strukturen sind gut ausgebaut, sodass kein Tourist befürchten muss ohne Unterkunft oder Essen zu bleiben. Das Essen an sich ist deutlich besser als sein Ruf. Neben dem überall früh, mittags und abends erhältlichen landestypischen Gallo pinto (Reis mit schwarzen Bohnen) gibt es eine Vielzahl an Fleisch-, Geflügel- und Fischgerichten, die selbstverständlich dann auch teilweise etwas teurer sind, aber selten deutsches Preisniveau erreichen. Bei vielen Gerichten wird an Stelle von Kartoffeln Bananen (auch gebraten, gestampft oder als eine Art Pommes) gereicht. Bier (cerveza nacional wie Tona oder Victoria) ist sehr günstig; 1 l kostet 2-3 $).

Allgemein sind nur wenige deutschsprachige Reiseführer auf dem Markt erhältlich. Dazu ist das käuflich zu erwerbende Kartenmaterial sehr dürftig. In den nicaraguanischen Hotels liegen allerdings viele Prospekte mit Landkarten aus, die diese Lücke schließen helfen. Nur einen sinnvollen Stadtplan von Managua haben wir nicht gefunden. Dies ist aber vielleicht auch (noch) nicht nötig, da das Zentrum wie oben beschrieben recht übersichtlich ist und für Touristen die übrigen Stadtteile uninteressant sind.

Geldautomaten gibt es in allen größeren Städten zu hauf. Die Bedienung ist auch auf englisch möglich, sodass hier keine Probleme zu erwarten sind. Außerdem gibt es auf den Märkten überall einen intensiven Dollarhandel. Dollar werden gern auch direkt genommen. Auf dem Land und auf Ometepe sollte man allerdings genügend Bargeld auch in lokaler Währung mit sich führen.

Hotels sind teilweise einfach, waren aber immer sauber. Es stellt keinen Nachteil dar, wenn die Bäder über einen Wasserhahn verfügen. Dies ist dann nämlich nur Warmwasser.

Im Bus bezahlen Touristen erst beim Aussteigen bzw. werden während der Fahrt abkassiert.

Deutsche Handys funktionieren in Nicaragua ohne Schwierigkeiten. Häufig gibt es in Hotels und Gaststätten kostenloses Internet.

Absolute Highlight sind Leon mit Vulkanboarding, die Kolonialstadt Granada, die Insel Ometepe mit ihren beiden Vulkanen, der aktive Vulkan Massaya und wer Glück hat (wie wir) das Ei-Ablegen der Riesenschildkröten sowie der Schlüpfen der Schildkrötenbabies im Nationalpark La Flor.

Unterschiede zu Deutschland liegen naturgemäß in der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der handelnden Personen, wenngleich wir keine nachteiligen Erfahrungen gemacht haben. Warten führt manchmal auch zur Entschleunigung … und wir waren ja schließlich dort auch im Urlaub und nicht auf der Flucht, sodass man durchaus tolerieren kann, wenn einige Prozesse langsamer gehen.

Unterschiede in der Sauberkeit sind vielfach nur der tropischen Klimazone geschuldet und nicht einer dreckigen Lebensart. Wir empfanden im Vergleich zu anderen lateinamerikanischen Ländern Nicaragua als sehr sauber. Es wird vor allem viel Wert auch auf Ordnung in der Öffentlichkeit (Straßen und Plätze) und gute Hygiene in der Gastronomie gelegt (z.B. werden alle Bestecke prinzipiell aufwendig mit Servietten umwickelt).

Selbstverständlich gibt es auch Unterschiede im Temperament, was sich vielleicht am deutlichsten in Fahrweise darstellt.

Nicaraguaner sind uns als sehr freundlich und doch auch zurückhaltend aufgefallen, was ja allgemein von deutschen Touristen sehr geschätzt wird.

Nicaragua ist ein Reiseland, welches sehr empfehlenswert ist.[/f]

© Heiko Wendrich, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Ein Land weit ab vom üblichen in nur 2 Wochen kennen lernen.
Details:
Aufbruch: 07.11.2014
Dauer: 16 Tage
Heimkehr: 22.11.2014
Reiseziele: Nicaragua
Der Autor
 
Heiko Wendrich berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.