Mit der Bahn bis nach Marokko - Das Leben in "vollen Zügen" genießen

Reisezeit: August / September 2003  |  von Michael Honsel

Und wieder nervt die RENFE (Tag 19 bis 21)

Abends gegen 22:30 Uhr MEZ kommen wir in Algeciras an. Da entdecken wir das erste Problem: Die Schließfächfrau hat vor einer halben Stunde Feierabend gemacht. Also hingen wir hier die nächste Nacht erstmal fest. Das zweite Problem war, für die nächsten 3 Tage waren alle Züge nach Madrid ausgebucht. Und das dritte Problem war, um heraus zu finden, dass Gerücht wahr sei, dass vielleicht in zwei Tagen noch etwas frei sei, wir eine komische Hotline anrufen mussten und dadurch auch nicht wirklich schlauer wurden. Also haben wir uns erst einmal eine Hostel gesucht und uns vorgenommen, einfach zu versuchen, am nächsten Tag von Algeciras nach Granada zu fahren. Nachdem wir in der Hostel eingecheckt hatten, bekam Michael Lust auf ein Bier. Ich war sehr müde und blieb auf dem Zimmer. Es dauerte keine 5 Minuten, da kam Michael total fertig mit der Welt zurück und sagte, dass er da nicht noch einmal rausgehen würde. Überall auf der Straße Prostituierte und Drogendealer, wo waren wir hier gelandet?

Tag 20 - 22. August 2003 - von Michael

Irgendwann sind wir aufgestanden und wir waren immer noch in diesem öden Kaff. So sind wir dann zum Hafen Gepäck holen gegangen, mussten 26,40€ für 11 Kalendertage zahlen, obwohl es jetzt eigentlich schon 12 waren. Wegen der freundlichen Öffnungszeiten hat sich Sebastian gleich mal eine Quittung schreiben lassen, um die Frau dort etwas zu ärgern. Die Marokko-Grundgebühr kostet nun mal 1,20€/Person/Tag für Gepäck und 2€ für Wasser. Sebastian hat nämlich hochgerechnet, dass jeder von uns in den 10 Tagen 60 Liter Wasser in 40 PET-Flaschen getrunken hat. Zusammen sind wir also auf 120 Liter aus 80 PET-Flaschen gekommen. Die PET-Flaschen kosten normalerweise immer genau 50ct.

Um 11:45 Uhr konnten wir endlich aus diesem öden, spanischen Kaff abfahren. Zum Frühstück gab es nur Kekse, wir hatten nur noch Kekse und waren in ...
Um 16:30 Uhr kamen wir in Granada an und erklärten den Bahnschalter zum ersten Ziel. Und nun ging es mit der Renfe wieder los:
1. Frage: Heute Abend soll es einen Nachtzug nach Barcelona geben?
- Ja, den gibt es, aber der ist voll.
2. Frage: Fährt morgen ein Tagzug nach Barcelona?
- Ja, dann kommen Sie aber erst um 22? dort an und dann soll man dort ein Hostel suchen?
3. Frage: Und wie sieht es morgen Abend mit dem Nachtzug aus?
- Ja, der ist natürlich auch wieder, was wohl?, voll!
4. Frage: Gibt es denn irgendeine Alternativ-Route nach Barcelona?
- natürlich nicht
Mittlerweile war der Bahnmitarbeiter samt seinem Computer ähnlich am verzweifeln wie wir.
5. Frage: Jetzt reicht es, wir hätten gerne die allernächste Verbindung nach Frankreich, egal wie!!!
Da es halt nur 2 Bahnstrecken nach Frankreich gibt und eine über Barcelona führt, mussten wir dann natürlich über Irun/Handaye im Norden fahren, wo wir eigentlich gar nicht noch mal hin wollten. Natürlich mussten wir um 7:55 Uhr morgens losfahren, irgendwo umsteigen und warten und sollten abends um 22:35 Uhr ankommen. Als wir dann noch den Talgo-Zuschlag von 12€/Person bezahlt hatten, dachte ich nur noch, wie geil, jetzt aber nix wie raus aus diesem Renfe-Land.
Mir kam dann eine Idee: Um 13 Stunden zu fahren, sollte man besser nicht ausgeschlafen sein und wir wollen ja wenigstens noch etwas mehr von Granada kennen lernen. So haben wir beschlossen, die Nacht einfach durchzumachen. So haben wir alle Klamotten außer dem Campingkocher, Tütensuppe und Schlafsäcke (falls man mal irgendwo in der Pampa sich etwas ausruhen will) in ein Schließfach verstaut. Nach 2 Versuchen haben wir alles in ein 3€ statt 4,50€ - Schließfach gestopft bekommen. Ein Supermarkt am Bahnhof hatte um 17 Uhr gerade wieder offen, so dass wir erstmal eine Ladung einkaufen konnten.

Nach der Innenstadtsuche "Spanier, Bahnhöfe gehören in die Innenstadt!" sind wir herumgelaufen und haben irgendwo einen Kaffee getrunken. Nach einer Stadterkundungstour haben wir uns in einen Park gesetzt und ein 3-Gang-Campingkochermenu gemacht.
- Vorspeise: Tütensuppe a la Lidl
- Hauptspeise: Fleisch-Bohnen-Konserve
- Nachspeise: Pfirsiche
Dazu ein Bier aus Granada und wir haben eingesehen, dass Spanien ein Weinland ist. Als es dann dunkel wurde, haben wir auch jeder einen Becher 60ct-Wein getrunken, der sogar schmeckte.
Nun sind wir auf den Hügel am Stadtrand gelaufen, wo wir in einem Nobelviertel gelandet sind. Überall haben uns hinter den Mauern Wachhunde hinterher gebellt, insgesamt sicher so 30-50 Stück. Sebastian meinte: "Gleich kommt bestimmt wieder die Polizei wie zwischen Nizza und Monaco." Wir sind dann an der Burg vorbeigelaufen und ich wurde ziemlich müde. Zwischen irgendwelchen reichen Touris sind wir wieder Richtung Stadt gelaufen und haben uns auf halben Weg in einen Park gesetzt. Und dann war es auch soweit und ein Polizeiwagen stoppte an der Straße. 2 Polizisten stiegen aus, um an einem Trinkwasserbrunnen, einer "Menschentankstelle", etwas zu trinken. Dann standen die da herum, sprachen uns aber nicht an. Irgendwann trank der eine noch mal Wasser, ich habe auch Durst gehabt und aus meiner Flasche etwas parallel getrunken, worauf der mich etwas komisch anguckte. Später fuhren sie dann aber weg und wir sind dann auch in die Innenstadt gelaufen, wo um 1 Uhr so richtiges Nachtleben ist. Wir haben uns vor eine Kneipe, wo man auch draußen sitzen kann, gesetzt und noch ein Bier getrunken. Danach wurde ich aber total müde und fühlte mich schlecht und richtig benebelt als hätte ich Fieber. Ich war völlig fertig, als Sebastian mit mir zu einer ruhigen Stelle am Fluss gelaufen ist. Dort habe ich mich um ca. 2 Uhr hingelegt und auf dem Boden eine Runde geschlafen.

Tag 21 - 23. August 2003 - von Sebastian

Nix wie raus hier, raus aus diesem RENFE-Land. Nix gegen Spanien, aber die RENFE, ich sag nur, die RENFE! Tipp: Für Interrail sollte man Spanien nur als Transitland nutzen. Um in Spanien zu reisen, ist es sinnvoller, Busse zu nutzen.
Nachdem wir den ganzen Tag im Zug durchgepennt haben, siehe vorherige Nacht, kamen wir um 22:30 Uhr in Hendaye an. Nicht besonders fit liefen wir noch ein wenig durch die Stadt, um einen Schlafplatz zu finden. Im Endeffekt landeten wir wieder im Bahnhof, wo wir im Wartesaal die Nacht mit vielen anderen hängen gebliebenen Interrailern verbrachten. Wegen der großen Terrorangst hier im Baskenland und dem dadurch verbundenen Sicherheitsdienst konnte man eine sichere Stelle gar nicht finden.

© Michael Honsel, 2005
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Die Reise
 
Worum geht's?:
einen Monat Interrail durch die Zonen E und F
Details:
Aufbruch: 03.08.2003
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 02.09.2003
Reiseziele: Frankreich
Spanien
Portugal
Marokko
Der Autor
 
Michael Honsel berichtet seit 19 Jahren auf umdiewelt.
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