Auf zu weiteren schönen Orten in Peru

Reisezeit: Mai / Juni 2021  |  von Katharina Arguedas Torres

Huaraz: Chavín

Unsere erste der 3 geführten Touren, die wir von Huaraz aus unternehmen, ist die Chavín Tour.

Wir starten Morgens um 8 Uhr vom Stadtzentrum aus und machen mit dem Bus eine kleine "Stadtrundfahrt", während der wir all die faulen Mitreisenden von ihren Unterkünften abholen.
Irgendwann geht es dann los Richtung Süden. Kurz nach Catac, einem kleinen Örtchen, machen wir die obligatorische Frühstückpause, die statt 20 Minuten 40 Minuten dauert. Glücklicherweise gibt es draußen in der Sonne eine schöne grüne Wiese, auf der wir verweilen können (im Restaurant ist es nämlich kalt ).

Laguna Querococha

Den nächsten Halt machen wir an der Laguna Querococha, für die wir 20 Minuten Zeit bekommen. Die meisten Mitreisenden gehen bis zum Ufer der Lagune. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen und setzten uns auf die Wiese zwischen den Gräsern und den vielen schwarzen, kugeligen Hinterlassenschaften von... vermutlich Schafen oder Ziegen? Vor uns die eindrucksvolle Landschaft mit der Lagune, den weiten Wiesen, Hügeln, Bergen und schneebedeckten Felsen der Cordillera Blanca. Am Himmel ein paar weiße Schönwetterwölkchen, die das wundervolle Panorama noch schöner erscheinen lassen. Wir sind auf 3980 Metern über dem Meeresspiegel. Der frische Wind streift über unsere Gesichter und wir atmen die frische Briese genussvoll ein - was für ein wundervoller Moment.
Am liebsten würde ich die nächsten Stunden hier verbleiben, doch die Motorgeräusche des Buses und das Hupen nach der 20 minütigen Stille in der Natur erinnern uns, dass wir heute noch ein weiteres Ziel vor uns haben.

Obwohl die Lagune auf nahezu 4000 m liegt, haben wir den höchsten Punkt unserer Fahrt noch nicht erreicht. Wir steigen kontinuierlich weiter, eine Kurve nach der nächsten, bis wir auf 4516 m durch einen 500 Meter langen Tunnel auf die andere Seite der Cordillera Blanca gelangen. Danach geht es kurvenreich runter, bis wir auf etwa 3000 Höhenmetern den Ort Chavín de Huántar erreichen. Bevor es jedoch zum Höhepunkt der Tour geht, halten wir zunächst an einem Restaurant an: Mittagspause. Carlos verdrückt schnell ein Caldo de Gallina während ich mir Knabberzeug an einem Minimarkt hole. Den Rest der Pause verbringen wir draußen. Wir sitzen oberhalb eines Flusses und genießen die Natur um uns herum.
kleiner Tipp für alle, die diese Tour machen und ebenfalls wenig Interesse an einem kalten, dunklen Restaurant haben: die schöne Plaza de Armas, an der wir nachher leider nur vorbei fahren, befinden sich nicht weit. Ein kurzer Abstecher während der Pause ist sicher lohnenswert.

Archäologische Stätte Chavín de Huántar

Dann ist es so weit, wir fahren den kurzen Weg vom Restaurant zum Eingang der archäologischen Ausgrabungsstätte, bezahlen den Eintritt (15 Soles) und gehen herein. Derzeit kann die Stätte nur dienstags, donnerstags und samstags besucht werden und die Anzahl der Besucher ist auf 160 pro Tag limitiert. Registriert haben wir uns für heute bereits bei der Buchung der Tour.

Der Beginn der Kultur Chavín wird je nach Quelle zwischen 1500 und 800 vor Christus datiert - keine Ahnung, welche Zeitangabe genauer ist, auf jeden Fall gehört sie zu den älteren Präinkakulturen. Ende der Kultur wird mit 200 v. C. genannt.

Die Chavíns hatten mehrere Götter. Drei der Götter werden uns in der Ausgrabungsstätte anhand von Skulpturen erläutert.Zwei der Skulpturen befinden sich im Eingangsbereich und stellen die Götter Estela y Tello dar. Doch es sind nur Kopien, die Originale befinden sich im Museum. Die dritte Skulptur - El lanzón monolítico -ist als Original unterirdisch, im Zentrum des alten Tempels hinter einer Scheibe ausgestellt. Durch die Scheibe sieht man der Skulptur nicht an, dass sie 5 Meter groß ist. Doch ihre außergewöhnliche Form verleiht ihr eine besondere Schönheit, sehr eindrucksvoll. Leider dürfen wir sie nicht fotografieren.

la Estela Raimondi

la Estela Raimondi

el obelisco Tello

el obelisco Tello

El Lanzón
Quelle: Frenchguy~commonswiki, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:El_Lanz%C3%B3n.jpg, CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

El Lanzón
Quelle: Frenchguy~commonswiki, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:El_Lanz%C3%B3n.jpg, CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Was wir hier besuchen, ist ein altes Zeremoniezentrum der Kultur Chavín. Der Ort sei ein Übergangspunkt von der Küste bis zum Dschungel gewesen. Durch Zeremonien und Orakel wurde Chavín de Huántar zu einem angesehenen Kultzentrum. Die Einwohner waren Priester und ihre Dienstboten. Besucht wurde das Kultzentrum von Pilgern, die auf der Suche nach Orakeln Opfergaben mitbrachten, so die Geschichte, die wir hören. Die Priester sollen für ihre Rituale Halluzinogene verwendet haben, die sie aus dem Kaktus San Pedro hergestellt haben.

Kaktus San Pedro

Kaktus San Pedro

Während des Rundgangs erzählt uns unser Guide Walter einiges zu der großen, rechteckigen Plaza die für Zeremonien genutzt worden sei. Alle vier Seiten der Plaza haben Eingänge, die in Richtung der vier Himmelsrichtungen zeigen. Es gibt insgesamt 24 Mauernischen, 6 auf jeder Seite der Plaza. Bei Ausgrabungen einer der Nischen wurden Reste von Schnecken, Muscheln und Keramiken in Form von Flaschen gefunden. Es wird daher vermutet, dass die Mauernischen dazu dienten, Gaben zu hinterlegen.

Wir umrunden zur Hälfte die Plaza. Dort zeigt uns Walter einen großen Stein mit mehreren runden Vertiefungen und einer rechteckigen Aussparung an einer Seite. Dieser Stein wird el espejo del agua genannt - der Wasserspiegel. Er soll als astronomischer Kalender genutzt worden sein: werden die Vertiefungen mit Wasser gefüllt, können nachts bei klarem Himmel die Sternkonstellationen beobachtet werden (jetzt, wegen der Übedachung, natürlich nicht mehr).
Es wird vermutet, dass in der rechteckigen Aussparung an der Seite die Skulptur der Estela gestandan hat, da die Aussparung die gleichen Abmessungen hat wie die Skulptur.

el espejo del agua

el espejo del agua

Als nächstes widmen wir uns dem Neuen Tempel mit seinem sehr speziellen Portal. Speziell, weil das Portal unter anderem aus zwei zylindrischen Säulen besteht. Die zylindrische Form ist sehr außergewöhnlich, weil sie in keinen anderen Inka- oder Präinkastätten vorzufinden ist.

Portada

Portada

Anschließend gehen wir an dem alten Tempel mit seiner Runden Plaza vorbei. An dem alten Tempel wurden bis zu Pandemie noch Ausgrabungen durchgeführt. Seit etwa einem Jahr pausieren die Arbeiten doch es ist geplant, diese noch in diesem Jahr fortzuführen.

Auf dem Gelände befinden sich zwölf Galerien (Gänge), davon besuchen wir zwei: die Galería del lanzón - wo sich das oben genannte Original el lanzón befindet - und die Galería de los cautivos (Galerie der Gefangenen).

Galería de los cautivos

Galería de los cautivos

Plan aller Galerien
Quelle: Guia, Monumento Arquelogio de Chavín, Instituto Nacional de Cultura - Ancash, http://repositorio.cultura.gob.pe/handle/CULTURA/577

Plan aller Galerien
Quelle: Guia, Monumento Arquelogio de Chavín, Instituto Nacional de Cultura - Ancash, http://repositorio.cultura.gob.pe/handle/CULTURA/577

Das wohl bekannteste Zeichen von Chavín de Huántar ist der steinernde Kopf, den wir uns zuletzt anschauen. Eigentlich waren es 30 Köpfe (ich meine mich zu erinnern dass es 30 waren), die den Tempel von außen dekorierten. Doch bis auf einen lächelnden Kopf wurden alle anderen aus der Mauer entfernt und in dem nahegelegenen Museum untergebracht.

Cabeza clava de Chavín de Huántar

Cabeza clava de Chavín de Huántar

Nach etwa 2 Stunden des Rundgangs geht die Sonne hinter den Bergen unter und wir beenden die wirklich sehr interessante und empfehlenswerte Tour.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es ist meine fünfte Reise nach Peru - und hoffentlich nicht die letzte. Das Land hat für Reiselustige sehr viel zu bieten; so schnell gehen mir die Reiseziele also nicht aus :) Diesmal will ich die Umgebung von Huaraz und Ayacucho erkunden.
Details:
Aufbruch: 17.05.2021
Dauer: 4 Wochen
Heimkehr: 12.06.2021
Reiseziele: Peru
Der Autor
 
Katharina Arguedas Torres berichtet seit 7 Jahren auf umdiewelt.
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