Reise durch Indien

Reisezeit: Juni 2022 - Januar 2023  |  von Beatrice Feldbauer

Ubud

Ich habe mich mit Wayan, der mich gestern vom Ubud Palace ins Hotel gefahren hat, für eine Sight Seeing-Tour verabredet. Es gibt vieles, was man in Ubud sehen sollte.

Ubud ist die Stadt mit den vielen Künstlern. Es gibt viel Kunsthandwerk zu sehen und natürlich zu kaufen. Also ist es wohl nicht verwunderlich, wenn wir zuerst einen grossen Bildermarkt ansteuern

Türen wie Bilderrahmen...

Türen wie Bilderrahmen...

... oder Spiegel

... oder Spiegel

Über 100 Künstler aus der ganzen Umgebung stellen hier in diesen grossen Verkaufsräumen ihre Bilder aus. Der Verkäufer, der mich in Empfang nimmt, führt mich herum, macht mich diskret auf die verschiedenen Techniken aufmerksam, die traditionellen Gemälde, aber auch die neuen modernen und abstrakten. Es ist tatsächlich eine sehr eindrückliche Ausstellung.

Einzelne Bilder darf ich leider nicht fotografieren, ich dürfte die Bilder aber gern kaufen. Ich halte mich bewusst mit Preisfragen zurück, denn ich weiss, wie schnell da nachgehakt wird. Also spaziere ich durch die Hallen, bewundere die Bilder, aber noch viel mehr die Gebäude, respektive die speziellen Türen. Sie sehen aus, wie Bilderrahmen, oder gar wie Spiegel. Wenn man davor steht, wundert man sich, dass man darin nicht widerspiegelt wird, denn es sind eben Türen und keine Spiegel.

Das ganze Grundstück ist wie ein kleines Dorf aus einzelnen Häusern. Typischen balinesischen einstöckigen Häusern mit aufwändigen Schnitzereien verziert. Mit hölzernen Säulen und kunstvollen Deckenkonstruktionen. Auch ohne die ganzen Bilder, ein Besuch dieser Galerie würde sich schon von der Architektur her lohnen.

Ausserdem finde ich im liebevoll gepflegten Garten ein paar riesige Geweihfarne, die mir immer mehr gefallen und ein paar blühende Orchideen.

Der Verkäufer lässt sich seine Enttäuschung nicht anmerken, dass ich mich nicht einmal für eines seiner Gemälde interessiert habe, er verabschiedet mich freundlich und wendet sich den nächsten Gästen zu. Eine Gruppe von vier Touristen. Vielleicht hat er da mehr Glück.

Als nächstes fahren wir ein Textilzentrum an. Bali ist bekannt für seine Batikarbeiten und hier wird einem in der Eingangshalle das aufwändige Verfahren gezeigt. Mit heissem Wachs werden auf weissen Stoffen die mit Bleistift vorgezeichneten Ornamente nachgezeichnet. Mit sicherer Hand führen die beiden Frauen ihre Wachspistole über den Stoff, folgen den runden Linien, den floralen Mustern. Die Stoffbahnen sind mehrere Meter lang. und die Frauen machen es fast freihand, ohne dass die Stoffe irgendwo eingespannt wären.

An einer Schautafel nebenan wird das Verfahren erklärt. Nach dieser ersten Wachsschicht werden die Stoffe gefärbt und dann getrocknet. Je nach Muster wird danach eine zweite Schicht Wachs aufgetragen, getrocknet und der Stoff wieder gefärbt. Für aufwändige Muster kann das bis zu fünf Durchgängen geben.

Ganz am Schluss, wenn die Farben ganz getrocknet sind, wird das Wachs herausgewaschen. Es sind wunderbare Muster, die so entstehen. Und natürlich auch hier wieder: alles Handarbeit.

die Wachszeichnung ist aufgetragen, als nächstes kommt das Färbebad.

die Wachszeichnung ist aufgetragen, als nächstes kommt das Färbebad.

Nebenan arbeitet eine Frau am Webstuhl. Sie verarbeitet einen vorgefärbten Schussfaden und es entsteht ein regelmässiges Muster, ohne dass sie die Fäden wechseln müsste. Das Muster ist bereits im Faden eingefärbt.

Das Verfahren ist einfach und sehr raffiniert. Zuerst wird der Schussfaden (Querfaden) auf einem Holzgestell aufgespannt. Eng nebeneinander, so wie er am Schluss auch in dem Gewebe zu liegen kommt.

Danach wird der Faden eingefärbt. Ich nehme an, dass dies mit einem Pinsel geschieht. Die Muster werden genau gemalt, der Faden getrocknet und aufgewickelt. Jetzt kann er verwoben werden und da die Breite bereits vorgegeben war, entsteht auf dem Stoff automatisch das vorgemalte Sujet. Ein sehr spannendes Verfahren.

Der bemalte Faden wird getrocknet und auf Knäuel aufgewickelt.

Der bemalte Faden wird getrocknet und auf Knäuel aufgewickelt.

Es gibt noch eine Bearbeitung. Das Drucken mit Handmodels. Das wird nicht gezeigt, diese sehe ich erst dann im Laden.

Natürlich gibt es auch hier einen grossen Verkaufsladen mit einer riesigen Auswahl an Baumwollstoffen mit allen drei Techniken bearbeitet.

HIer fällt es mir besonders schwer, mich nicht in das eine oder andere Stück zu verlieben, denn zugegeben, Stoffe wiegen nicht schwer auf. Doch ich widerstehe der Versuchung und verlasse den Verkaufsraum bald wieder.

Handbearbeitet Stoffe für Röcke und Blusen.

Handbearbeitet Stoffe für Röcke und Blusen.

federleichte Seidentücher

federleichte Seidentücher

Tischdecken oder Bettüberwürfe in handbearbeiter Batiktechnik können schon mal bis zu 200 Franken kosten.

Tischdecken oder Bettüberwürfe in handbearbeiter Batiktechnik können schon mal bis zu 200 Franken kosten.

Der nächste Stop ist bei einem Schmuckladen. Zwar gibt es auf Bali weder Edelsteinevorkommen, noch Silber oder Gold, doch die Einwohner haben sich auf die Verarbeiteung dieser Materialien spezialisiert. Es passt so gut in ihr kreatives und dekoratives Verständnis. Und natürlich brauchen die traditionellen Kleider glänzende Ergänzungen.

Auch hier gilt: keine Fotos von Schmuckgegenständen, nur ansehen, beraten lassen. Nein, kaufen muss niemand, es wird nur ein Angebot gemacht. So erklären es mir alle Verkäufer in allen Läden. Wir wollen nur zeigen was wir haben, und wir freuen uns, wenn es gefällt. Tatsächlich ist niemand aufdringlich, aber natürlich ist der versteckte Wunsch da, dass man etwas kaufen sollte und am Schluss die Enttäuschung, wenn die Kundin ohne Kauf den Laden wieder verlässt. Vor allem wo es doch grad die einzige Besucherin ist und man ihretwegen die ganze Beleuchtung und die Klimageräte eingeschalten hat.

Silber und Muscheln gekonnt zusammen verarbeitet.

Silber und Muscheln gekonnt zusammen verarbeitet.

Es ist offensichtlich, es sind noch nicht viele Besucher in Bali, auch wenn ich auf den Strassen und vor allem bei den Tanzaufführungen viele Touristen sehe.

Es sind nicht die gleichen, wie vor der Pandemie, meint Wayan, mein Taxifahrer. Früher haben die Göste viel mehr Geld ausgegeben, jetzt sind sie alle sehr zurückhaltend. Wahrscheinlich hat er Recht, es sind vor allem die Individualreisenden, die jetzt unterwegs sind. Was noch fehlt, sind die Reisegruppen.

Beim nächsten Halt entdecke ich schon beim Eingang wunderschöne Orchideen, was mir das Geschäft grad doppelt sympatisch macht.

Es ist ein Holzschnitzbetrieb, in dem ich jetzt gelandet bin. Der junge Mann, der mich begrüsst erklärt, dass alle Arbeiten, die ich sehe, hier im Betrieb gemacht wurden. Es würde viel mit den enheimischen Holzarten Suar (balinesische Eiche) und dem Thuja Wurzelholz gearbeitet. Vor allem das zweite besticht durch seine einmalige Maserung und seinen feinen Duft. Ausserdem kommen importierte Hölzer dazu, wie Teak, Mahagoni und Palisander.

Jedes Stück hier in der Ausstellung ist in Unikat, da kein Stück Holz dem anderen gleicht und die Maserung immer wieder individuell ist.

Es werden vielfältige Figuren geschnitzt, vor allem aus der Hindu-Götterwelt, wo es mindestens soviele Dämonen wie Götter gibt. Auch Buddhafiguren sind ein beliebtes Motiv, wobei viele dieser Figuren exportiert werden. Auch eine Madonna mit Kind kann ich in all den religiösen Arbeiten finden. Wir machen alles und wir machen auch alles auf Kundenwunsch, erklärt mir mein Begleiter.

Sehr dekorativ sind auch die verschiedenen Wandreliefs. Mit Blumenranken, Figuren, Tieren, Göttern oder Tänzerinnen. Sie sind riesig oder ganz klein.

Ich lasse mir noch einmal alles zeigen, erkläre, dass ich nichts kaufen könne, da mein Koffer eh schon viel zu voll und schwer wäre und werde am Schluss freudlich verabschiedet. Komm wieder und bring deine Freunde mit.

Ganesha, der beliebte Gott mit dem Elefantenkopf, ihm begegnet man überall.

Ganesha, der beliebte Gott mit dem Elefantenkopf, ihm begegnet man überall.

So, jetzt mag ich kein Kunsthandwerk mehr sehen, erkläre ich Wayan nachdem ich zum Auto zurück gekommen bin. Ich möchte jetzt endlich Reisfelder sehen. Er versteht, verlässt die Stadt auf schmalen Strassen und fährt Richtung Norden.

Wobei wir an unzähligen Boutiquen vorbei fahren, bei denen ich am liebsten doch noch einmal einen Halt eingelegt hätte. Bei all den Pedigrohrarbeiten, den Glasarbeiten, den Keramitkschalen, den Makrameearbeiten. Wir fahren vorbei und ich lasse mir nichts anmerken, dass mir das gefallen würde, ausser dass ich gelegentlich versuche, aus dem Fenster ein Foto zu machen

Die Gegend wird wieder touristischer, es kommen jetzt auch die vielen Kleiderläden, wunderschöne Restaurants mit Stohdächern und grossen Plakaten: Aussicht auf die Reisterrassen.

Nachdem wir all diese hinter uns gelassen haben, schwenkt Wayan rechts ab und fährt auf einen Parkplatz. Ich bezahle einen kleinen Eintritt und bin in einer Art Fun-Park gelandet. Links geht es hinunter in ein Tal, das eine schöne Aussicht auf kunstvoll angelegte Reisfelder bietet. Hier oben gibt es Fotopoints, Aussichtspunkte mit speziell gestaltetem Hintergrund. Vogelnester, in die man sich stellen oder setzen kann, damit man dramatische oder witzige und einmalige Bilder schiessen kann.

Beim weitergehen sehe ich mehr Attraktionen, wobei der Fahrradweg in luftiger Höhe wohl der spektakulärste ist. Gerade ist ein Velo gestartet. Aufgehängt an einem Seil und gut festgezurrt fährt ein Mann auf dem Seil hinüber auf die andere Seite.

Es gibt aber auch die Möglichkeit mit einer Zipline auf die andere Seite zu kommen. Sitzend oder liegend, was Superman genannt wird.

Für mich kämen allenfalls die riesigen Schaukeln in Frage. An hohen Stangen zwischen den Palmen gespannt, kann man sich weit ins Tal hinaus schaukeln lassen. Allein oder zu zweit.

Die Schaukeln werden gut genutzt, denn es sind vor allem junge Leute hier. Für die Ziplines braucht es etwas mehr Mut, ich kann niemanden sehen, der damit auf die andere Seite setzt. Aber es sind einige Leute auf den Wegen zwischen den Reisfeldern zu sehen. Einen Moment überlege ich mir die Schaukel, merke aber, dass es mir eigentlich gar nicht so gut geht. Ich bin bereits wieder sehr müde, ja fast etwas schwindelig. Es ist heiss heute, ich muss etwas trinken.

Adrenalin-Verkäufer - Hier kann man die verschiedenen Attraktionen buchen.

Adrenalin-Verkäufer - Hier kann man die verschiedenen Attraktionen buchen.

Ich kaufe eine Kokosnuss, geniesse den frischen Saft, der neue Lebensgeister verspricht, und sehe den Schaukeln zu. Nein, heute bin ich dazu nicht imstande. Ich lasse es bleiben.

Neben meinem Sitz entdecke ich einen Kaffeestrauch mit grünen Beeren. Es ist offensichtlich, man versucht hier, den Touristen das umfassende Erlebnis zu bieten, mit möglichst vielen verschiedenen Informationen und Attraktionen. Ein richtiger Touristen-Hotspot, auch wenn er im Moment noch nicht übermässig besucht ist. In der Saison wird er wohl überlaufen sein.

Ich gehe zurück zum Parkplatz, wo mich Wayan ziemlich überrascht ansieht, er hat mich noch nicht zurück erwartet. Warst du auf der anderen Seite? Will er wissen. Nein, ich mag im Moment nicht, es geht mir nicht so gut, bitte fahre mich zurück ins Hotel.

Ich weiss, er ist etwas enttäuscht, hatte er doch mindestens noch einen oder zwei Tempel auf seiner Sightseeing-Tour vorgesehen, doch ich will jetzt nur noch eines: mich ausruhen. Ich bin noch nicht ganz erholt, muss auf mich aufpassen.

Also fahren wir zurück, vorbei an den vielen Boutiquen mit den schönen Kleidern, den kunstvollen Handarbeiten, all den verführerischen Angeboten.

Es war trotzdem ein interessanter Ausflug, wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt. Wenn ich wieder irgendwohin will, werde ich Wayan kontaktieren.

Nachdem ich mich etwas erholt habe, gehe ich auf Fotopirsch. Dabei fällt mir auf, dass es im Hotelgarten vor allem grossblättrige Pflanzen hat. Dabei sind einige verschiedene Heliconias mit ihren vielfältigen orangen Blüten, aber auch andere Pflanzen, die wir aus unseren Blumentöpfen in viel kleinerer Form kennen.

Zum Nachtessen gehe ich in ein Restaurant ganz in der Nähe und geniesse wunderbare Scampis vom Grill. Es geht mir wieder gut aber der Tag hat mir gezeigt, dass ich noch immer auf mich aufpassen muss. Und dass ich die Zeit hier in Ubud vor allem zum Entspannen nutzen wollte. Denn dazu lädt dieses ruhige Resort im Zentrum von Ubud geradezu ein.

Puri Pani heisst es, was Reispalast bedeutet. Obwohl wir direkt nichts mit Reisfeldern zu tun haben, entschuldigt sich Adi von der Rezeption, den ich nach der Bedeutung des Namens gefragt habe.

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Die Reise
 
Worum geht's?:
Es geht wieder los. Vier Monate ist es her, seit ich von meiner Südamerikareise zurück gekommen bin. Sieben Monate war ich unterwegs. Und jetzt stehe ich vor einem neuen Start. Mein Traum ist das Taj Mahal. Mein Ziel heisst Indien.
Details:
Aufbruch: 01.06.2022
Dauer: 8 Monate
Heimkehr: 30.01.2023
Reiseziele: Vereinigte Arabische Emirate
Indien
Indonesien
Der Autor
 
Beatrice Feldbauer berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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