Mit der Enfield durch Indien & ohne Enfield durch Nepal

Reisezeit: Mai - November 2006  |  von Meike Oppermann

Varanasi

Varanasi, die heiligste aller indischen Staedte! Aber erstmal hinkommen!
Nach 12 Stunden Aufenthalt in Gorakhpur mit vielen Fliegekaefern, Muecken und unbekannten Insekten, sowie einer Ratte im Badezimmer, machten wir uns mal wieder auf zum Zug. Diesmal hatten wir leider keine Sitzplaetze ergattern koennen, aber gluecklicherweise war der Zug am Anfang fast leer, so dass wir noch ein wenig Schlaf bekamen. Die Situation aenderte sich jedoch, und so wurde Meike irgendwann wach und schaute direkt in den Gewehrlauf eines mitreisenden Soldaten, der im Gamg eingezwaengt stand.
Zum Glaueck dauerte unsere Fahrt aber nur sechs Stunden und wir erreichten gegen Mittag Varanasi.

Wir wurden von der Lodge unserer Wahl abgeholt und ins Gewimmel von Varanasis Altstadt gebracht. Die letzten 10 Minuten waren wir zu fuss unterwegs, da durch die Gassen nicht einmal die schlanken Rickschas durchpassen, nachdem wir Varanasis Verkehrschaos dort erleben durften wo Fahrzeuge durchpassen.

In den naechsten zwei Tagen erkundeten wir mit Mary und Matias, einer U.S. - Argentinischen kombination, die Eigenheiten Varanasis.

unterwegs mit mary und matias

unterwegs mit mary und matias

Badetag des Wasserbueffelvereins

Badetag des Wasserbueffelvereins

Die heilige Stadt (und zeitgleich eine der aeltesten Stadte der Welt) hat naemlich im 6. Jahrhundert v.Chr. mit dem Todesgott eine Abmachung getroffen, und alle Hindus die in Varanasi sterben duerfen sofort ins Nirvana einziehen ohne laestige Wiedergeburten als Kaefer oder als Unberuehrbare (die unterste Kaste, noch weit unter der Kuh).
Deshalb kommen viele Alte Menschen hierher um zu sterben, und sie werden dann am Ganges Oeffentlich verbrannt, bevor die Asche in den Fluss gestreut wird. Mit Ausnahme von kindern, Leprakranken, Schlangenbisstote und Heiligen, die werden ohne Verbrennen im Ganges versenkt.
Die Feuer brennen 24 Stunden lang und immer fuenf oder sechs auf einmal. Wenn man bedenkt dass eine Leiche drei Stunden lang brennt kann man sich ausrechnen wieviel Tod im Ganges treibt.
Am abend oder in der Nacht wenn es dunkel ist haben die vielen Feuer vor den Uralten Haeusern etwas mittelalterlich unheimliches, ein wenig wie man sich die Zeit der Inquisition vorstellt. Dazu kommt die seltsame Stimmung, erzeugt von Angehoerigen die ein Familienmitglied zwar vermissen werden aber doch sehr froh sind dass der oder die in Varanasi sterben durfte.
A propos; wenn bei einem Ehepaar der Mann zuerst stirbt, muss die Frau allen Schmuck und alle farbige Kleidung ablegen und darf von nun an ihre Zeit nur noch mit beten fuer den toten Mann verbringen. Wir sind nicht sicher was passiert wenn die Frau zuerst stirbt, aber wir wetten es hat etwas mit mindestens einer neuen Frau zu tun.

Ein paar hundert Meter neben dem Krematorium (flussaufwaerts!!) ist der Hauptghat, die heiligen Treppen wo die Hindus ihre heiligen Waschungen vornehmen und ihre Waesche waschen. Dort sind jeden abend aufwendige Zeremonien, mit Feuer, Glockengelaeut, Singsang von Hindupilgern und die unvermeidlichen Souvenirstaende.

Im grossen und Ganzen ist Varanasi eine Mischung aus Tod, Pilgern, Kuehen, Haendlern, Dreck, auslaendische Helfer und Touristen. Es gibt scheinbar einige christliche Glaubensgemeinschaften, die hierher kommen um im Hospiz den zukuenftigen Nirvanagaengern beizustehen, wir haben eine Familie die grade mit ihren 6-10 jaehrigen Kindern auf dem Weg ins Hospiz waren (Amerikaner).
Die Touristen verfolgen das Geschehen gebannt wie wir und sind froh nach ein paar Tagen weiterzuziehen - wie wir!

allabendliche heilige Zeremonie

allabendliche heilige Zeremonie

eine der vielen ghats

eine der vielen ghats

Sonnenuntergang im trockenen Flussbett des Ganges

Sonnenuntergang im trockenen Flussbett des Ganges

poppy!!!! mitnehmen!!!

poppy!!!! mitnehmen!!!

© Meike Oppermann, 2006
Du bist hier : Startseite Asien Indien Varanasi
Die Reise
 
Worum geht's?:
Geplant war eine Rucksacktour, doch ploetzlich wurde daraus eine Motorradtour durch Indien. Ueber die staendig Flucht vor dem Monsun, jede Menge Tiervolk auf der Strasse und die schlimmste aller verkehrsteilnehmenden Spezies'; der Inder!
Details:
Aufbruch: 31.05.2006
Dauer: 6 Monate
Heimkehr: 16.11.2006
Reiseziele: Indien
Nepal
Der Autor
 
Meike Oppermann berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
Bild des Autors