Indien von Süd nach Nord, 1993/4

Reisezeit: November 1993 - Februar 1994  |  von Adi Meyerhofer

Sri Lanka (13.-28.12.1993)

Einer der beiden ist ein beliebtes Postkartenmotiv in Sri Lanka ... (Eigentlich gilt ja das buddhistische Tötungsverbot, weshalb nicht mit Netzen gefischt wird, sondern mit Angeln -- anbeißende Fische begehen nämlich "freiwillig" Selbstmord  )

Einer der beiden ist ein beliebtes Postkartenmotiv in Sri Lanka ... (Eigentlich gilt ja das buddhistische Tötungsverbot, weshalb nicht mit Netzen gefischt wird, sondern mit Angeln -- anbeißende Fische begehen nämlich "freiwillig" Selbstmord )

Ich kam relativ spät an, wobei ich nicht mehr weiß, wie ich in die Innenstadt beim Hafen gekommen bin. Jedenfalls war ich so fertig, daß ich das erstbeste Zimmer nahm und zunächst "einfach nur duschen" wollte. Andererseits hatte ich unwahrscheinlichen Durst. Ich habe also meinen Reisebegleiter seit anno dünnemal, meinen getreuen emaillierten Blechnapf Original "Made in China" unter der Brause mit Wasser gefüllt. Nachdem ich kein Wasserreinigungsmittel hatte, gabs zwei Tropfen Jod aus dem Verbandskasten ... Als ich dann die zwei etwa 3 mm langen Fadenwürmer zu Boden sinken sah, habe ich es mir doch noch mal überlegt. Geschäfte hatten keine mehr offen. Nach gut 20 Minuten Umherlaufen fand ich noch eine Bude, an der ich zwei kleine Flaschen Fanta bekam. Dies allerdings in der für indischen Geschmack geeigneten Variante: pappsüß! Ungekühlt eigentlich nicht zu trinken und sicherlich kein Durstlöscher. Eine Flasche nahm ich mit aufs Zimmer. Etwa eine halbe Stunde später, es war kurz vor Mitternacht, klopfte ganz verzweifelt der Verkäufer, er hatte mich im ganzen Viertel gesucht, weil er unbedingt die Flasche zurück haben mußte. Ich bot an den Pfand zu zahlen -- nix zu machen, es mußte die Flasche sein! Wir einigten uns darauf, daß ich sie bis 9 Uhr an seinen Stand zurückbringen würde.

Mein treuer chinesischer Reisebegleiter, dritte Generation (der Beschriebene war grün)

Mein treuer chinesischer Reisebegleiter, dritte Generation (der Beschriebene war grün)

Viel zu sehen ist in Colombo nicht, ich verbrachte den folgenden Tag damit ein Visum für Indien zu beantragen und Zugfahrkarten zu besorgen. Vor dem Konsulat verkauften Schlepper die Antragsformulare zu 20 Rs. Das mit dem Visum war nicht ganz so einfach, schließlich hatte ich einen deutschen Paß mit Wohnort Tokio eingetragen. Zusätzlich zum üblichen Papierkrieg war noch die Gebühr für ein Telex (ältere Leser wissen noch was das ist) an die indische Botschaft in Japan fällig, die zu bescheinigen hatte, daß dort nichts gegen mich vorläge (!). Angesagte Bearbeitungsdauer acht Werktage, was auch eingehalten wurde, allerdings gab es nur ein 30 Tage-Visum, statt der üblichen 90 bzw. 180.

Am Hafen neben dem YMCA ist die anglikanische Seemannsmission, deren Lounge jedermann offen stand. Meine einzige Verbindung mit der christlichen Seefahrt waren als 19jähriger sechs Wochen auf einem Kreuzfahrtdampfer vor Alaska (als Steward). Während ich alleine meine zweite 0,75 l Flasche Guinness niedermachte, kam der Pfarrer und wollte mich "bekehren." Nun hat südasiatisches Guinness (11-12 % Alk., Viskosität und Farbe von Motoröl) mit dem irischen Produkt nur den Namen gemeinsam, so daß ich ehrlich gesagt kaum noch lallen konnte. Immerhin gab es exzellente Zigarren der Marke Thansher (oder so). Auf dem Heimweg zu meiner Bruchbude hörte ich dann noch den Kirchenchor Weihnachtslieder üben. Nichts wie rein: Etwa zwanzig dunkelhäutige Mädchen, die auf englisch "Stille Nacht" trällern -- bei 35 °C!

Ich mußte nun zwei Wochen überbrücken, bevor ich nach Indien konnte. Zunächst wollte ich einen Flug nach Trivandrum (heute: Thiruvananthapuram), den gab es aber nicht, so gings über die Malediven. Die Dame im Reisebüro warnte mich ob der hohen Preise dort, außerdem hätte ich gleich den Anschluß reservieren sollen (davon später).

Der Fluch jedes Asien-Reisenden in den 90ern. "Departure Tax" immer fällig in bar nach der Paßkontrolle, nachdem man versucht hatte die andernorts wertlose Landeswährung loszuwerden.

Der Fluch jedes Asien-Reisenden in den 90ern. "Departure Tax" immer fällig in bar nach der Paßkontrolle, nachdem man versucht hatte die andernorts wertlose Landeswährung loszuwerden.

Hikkaduwa Beach

Am späten Nachmittag dann per Bahn Richtung Süden (im Norden und entlang der Ostküste wurde 1993 von den Tamil Tigers noch richtig scharf geschossen) nach Ambalangoda (Hikkaduwa Beach). Im Zug (ausrangierte chinesische Waggons) ließ ich mich beschwatzen in ein bestimmtes Guest House zu ziehen. Ich war der einzige Gast des Hauses -- Bild vom Strand siehe unten. Allzu geübt mit Gästen war die betreibende Familie nicht, Essen mußte man dort auch, der Ort Hikkaduwa war gut 4 km nach Süden. Mir war es doch zu einsam. Der nördliche Teil von Hikkaduwa war schon als Pauschalreiseziel "entwickelt," ich fand dann ein Zimmer in einem geschmackvollen Haus aus der Kolonialzeit, daß, wie ich später erfuhr, einem Rechtsanwalt in Colombo gehörte, der von den beiden "resident house boys" vermieten ließ. Nun muß ich die erste Familie noch loben, ich hatte meine Stiefel unter dem Bett vergessen -- samt 250 darin versteckter Dollars, die ich am nächsten Tag anstandslos bekam. 20 $ "Finderlohn" mußte ich dem Chef richtiggehend aufdrängen.

Ruhiger Strand nördlich Hikkaduwa (Dez. 1993). Zur Rechten der Abschnitt des Strandes der am Morgen vom ganzen Dorf gemeinschaftlich, aber nach Geschlechtern getrennt, zu "Geschäften" aufgesucht wird.

Ruhiger Strand nördlich Hikkaduwa (Dez. 1993). Zur Rechten der Abschnitt des Strandes der am Morgen vom ganzen Dorf gemeinschaftlich, aber nach Geschlechtern getrennt, zu "Geschäften" aufgesucht wird.

Schwimmen kann man eigentlich nicht, der Ort ist aber unter Surfern beliebt. Auch wenn das Meer ruhiger ist, bleiben doch die Strömungen unberechenbar. Ich war in einer Woche zweimal im Wasser, beim zweiten Mal hat es mich so in den Sand gedrückt, daß ich mir die Backe auffschürfte. Heilig Abend (oder 23.12. ?) jagte ein Hubschrauber niedrig über das Wasser. Kurz darauf wurde dann die Leiche eines deutschen Touristen um die 60 geborgen. Wie sich herausstellte, hatte er einen Herzinfarkt gehabt. Sein Bruder war mit dabei. Irgendjemand war helle genug dem Mann einen Whisky einzuflössen und ihn dann samt Flasche in sein nahes N....mann-Hotel zu bringen. Die Leiche lag erst einmal ein paar Stunden mitten am Strand. Es kamen zwei Polizisten vorbei, einer nahm seinen Knüppel, stak ihn dem Toten in die Seite und sagte etwas. Ich vermute wohl "Der ist wirklich hin ..." -- beide zuckten mit den Schultern und marschierten von dannen. Man zog den Körper im Laufe des Tages unter eine Palme und setzte ihn aufrecht hin.

Abends um sechs war er noch dort ... Frohe Weihnachten!

Wellen an einem ruhigen Tag in Hikkaduwa.

Wellen an einem ruhigen Tag in Hikkaduwa.

Abendstimmung.

Abendstimmung.

Insgesamt sind mir die Touristen dort in keiner allzu guten Erinnerung geblieben. Auffallend waren zum einen die Riesenportionen, die man auch in einfachen Restaurants bekam zum anderen die Burschen, die einen dauernd um "Bon Bon" anschnorrten -- so glaubte ich (bettelnden Kindern gebe ich nie). Erst einige Wochen später klärte mich jemand auf, daß "Bon Bon" eine Verballhornung für "Bum(s) Bum(s)" war, sich die Knaben, so 8 bis 13 Jahre alt, prostituierten. Trotzdem ist es schade, daran zu denken, daß wahrscheinlich die meisten Einheimischen beim Tsunami 2004 ertrunken sind (obwohl gerade diese Ecke auf Karten mit großem Maßstab so aussieht, daß sie nicht so stark betroffen war.)

Ich vermute, diese Installation diente einer anstehenden Beerdigung oder dem Totengedenken (Hikkaduwa Dez. 1993).

Ich vermute, diese Installation diente einer anstehenden Beerdigung oder dem Totengedenken (Hikkaduwa Dez. 1993).

Kandy, die alte Hauptstadt

Nachdem das Strandleben nicht so anregend war, fuhr ich über Colombo drei Tage in die alte Hauptstadt Kandy im Hochland. Auch hier kam ich erst abends an und ein sehr geschickter junger Schlepper -- er hatte sich einen "offiziellen" Ausweis mit Photo angesteckt -- ließ mich nicht mehr aus. Leider gefiel mir die von ihm bevorzugte Absteige nicht, das zweite Haus war "besetzt." Ich endete schließlich im YMBA ("Mahanuwara Young Mens Buddhist Association") im Einzelzimmer, nicht das Ritz aber für den Preis erträglich. Außer dem üblichen Sightseeing (das kleine National Museum war sehenswert) ist von Kandy nichts zu vermelden, abgesehen von Dauerregen.

Bei der Dusche.

Bei der Dusche.

Der künstliche See im Zentrum von Kandy (Dez. 1993)

Der künstliche See im Zentrum von Kandy (Dez. 1993)

Colombo

Zurück nach Colombo, das indische Visum abholen. Die letzte Nacht verbrachte ich etwas näher am Flughafen Richtung Negombo im "Hotel California," das zwar stilecht rosa gestrichen war, aber keinen "mirror on the ceiling" bot. Bedienung miserabel -- das Personal hätte ich gerne mit "steely knifes" bearbeitet -- und ungenießbares Frühstück, ich war froh, daß mein Taxifahrer tatsächlich wie am Vortag bestellt pünktlich um 10 kam. Den Flughafen durfte man erst drei Stunden vor Abflug betreten, nach der Zollkontrolle nahm man keine Rupien sondern nur noch Dollar an, bis auf einen Briefmarkenverkäufer, so daß ich heute noch eine ansehnliche Sammlung ceylonesischer Marken habe.

Nochmal Hikkaduwa am Abend.

Nochmal Hikkaduwa am Abend.

© Adi Meyerhofer, 2013
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Lang, lang ist's her.
Details:
Aufbruch: November 1993
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 24.02.1994
Reiseziele: Thailand
Sri Lanka
Malediven
Indien
Pakistan
Türkei
Der Autor
 
Adi Meyerhofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.