Peking - Nordkorea - Südkorea August 2014

Reisezeit: August 2014  |  von Christian T

Nordkorea : Tag 6 - Auf zum Ostmeer

Auf Wonsan, einen "Badeort" am Koreanischen Ostmeer (für den Rest der Welt: Japanisches Meer), habe ich mich gefreut. Schließlich sollte das unsere einzige Übernachtung außerhalb Pjöngjangs sein. Die fünf wiederum sehr holprigen Fahrtstunden habe ich genutzt, den wohl einzigen deutschsprachigen Reiseführer über Nordkorea (Arno Maierbrugger, Nordkorea - Geschichte, Kultur, Sehenswürdigkeiten, Trescher Verlag, 2014) zu lesen. Ein sehr ausgewogenes Buch, dass viel Hintergrundinformationen bietet und sich - gerade weil man von wirklichen Informationen ja geradezu abgeschnitten ist, und gleichzeitig das Interesse, "hinter die Fassade" zu blicken, von Tag zu Tag wächst -, wegliest wie ein Krimi. Fazit: Uneingeschränkt zu empfehlen!

Schöner Ort für eine Autobahnraststätte.

Schöner Ort für eine Autobahnraststätte.

In Wonsan gab es dann erstmal ein schönes Mittagessen aus Meeresfrüchten: einen ganzen Oktopus und mehrere Squids (ich habe es mir nie übersetzt, glaube aber, es sind Tintenfische). Das Hotel selbst war schon leicht heruntergekommen, aber, wenn man in Asien (eher Osteuropa) schon ein bisschen was gesehen hat, ausreichend. Bevor wir dann in die Stadt gefahren sind, habe ich die Verkäuferin im Hotelshop noch freundlich gebeten, ruhig schon mal ein paar der bisher noch warmen Biere aus dem Regal in den Kühlschrank zu stellen, weil ich anständigen Bierdurst ans Ostmeer mitgebracht hätte und "Megdschu hana" - ein Bier - heute voraussichtlich nicht reichen würde.

In der Stadt besichtigten wir ein Haus nahe des alten Bahnhofs, in dem der Große Führer tatsächlich mehrere Tage geschlafen hat. Im Bahnhof hat er sich ungelogen eine Fahrkarte gekauft und ist - ja scheiß doch rein! - nur 3. Klasse gefahren. Das ist natürlich Anlass genug, Haus und Ticketschalter zum Museum zu machen und den ganzen Zugwaggon nebst Lok auszustellen.

Beim darauffolgenden Baden im Meer hat sich ein Mitreisender dann recht unangenehm verletzt. Beim Versuch, auf die Plattform eines alten Sprungturms zu klettern, rammte er sich eine mit Algen verpekte Eisenstange so tief in den linken Fuß, dass ich sie rausziehen musste, weil er es selbst nicht geschafft hätte. Am Strand angekommen war auch gleich die ganze Wunde schwarz, was bei einer frischen Wunde kein gutes Zeichen ist und eher für eine Menge Dreck sprach. Und ab hier kippte ein wenig die Stimmung. Leider haben unsere Reiseleiter die Verletzung nämlich ignoriert oder ausweichend und unausgesprochen als 'wohl nicht so schlimm' abgetan. Gerade von unserer kleinen Maus hätte ich mir hier mehr weibliche Empathie erwartet. Anstalten, einen Arzt zu rufen, machte bis zum Ende niemand.

Da war er noch unverletzt (im Hintergrund der angejahrte Übeltäter).

Da war er noch unverletzt (im Hintergrund der angejahrte Übeltäter).

Zum Abendessen gingen wir abermals ein paar Meter zu Fuß durch den Ort. Bevor wir am Restaurant ankamen, trat kurz vor uns einer der allgegenwärtigen Geheimdienst-/Armee-Krepel aus der Tür, um rauchend und rotzend davor zu warten, bis wir fertig waren, um vermutlich Einheimische fernzuhalten.

In Rekapitulation der vergangenen Woche fiel uns auch endlich die treffende Bezeichnung für Kim Il Sung ein, den Großen Führer, bei Lichte besehen das größte Genie der Weltgeschichte, der von seinen Landsleuten zurecht als Gott verehrt wird und dabei doch so bescheiden war:

Größter Bescheidener Aller Zeiten - GRÖBAZ!

Damit wir wohl nicht auf dumme Gedanken kommen - zum Beispiel nochmal in die Stadt zu gehen - überredete uns unser Reiseleiter abends noch zu einer Partie Billard. Weil ich noch latente Angst vor einer Blutvergiftung des Kameraden hatte, wollte aber nicht mehr so richtig Party-Stimmung aufkommen. Im Übrigen war es wie in Pjöngjang auch hier wieder so, dass der Billard-Raum stets von den freundlichen Reisebegleitern vom "Außenministerium" bevölkert war, von denen jede Reisegruppe einen mitschleppen musste. Wobei ich schon sagen muss, dass unser Begleiter eigentlich ganz in Ordnung war. Er war zwar - wie man das im "Außenministerium" wohl so lernt - stets zurückhaltend und beobachtend, hat aber auch mal selbst einen Scherz gemacht, wenngleich auch nicht über den GRÖBAZ, den Krepel (der Sohn) oder den Dicken.

© Christian T, 2014
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nach zweieinhalb Tagen Peking haben wir uns acht Tage Nordkorea angeschaut und nach einem Tag Zwischenstop in wiederum Peking noch Seoul und Busan in Südkorea.
Details:
Aufbruch: August 2014
Dauer: unbekannt
Heimkehr: August 2014
Reiseziele: China
Nordkorea
Südkorea
Der Autor
 
Christian T berichtet seit 10 Jahren auf umdiewelt.