Zum Naadam Festival in die Mongolei

Reisezeit: März - August 2019  |  von Anja & Wolfgang

Russland: Teil 4 – von 11.08. bis 14.08.2019 1850 km

Ziel: Von Kirillov nach Kargopol, nun Richtung Westen bis Medvezhegorsk und dann strikt Richtung Norden, vorbei am Weiss Meer bis Murmansk an der Barent See und schliesslich nochmals Richtung Westen nach Lotta dem Grenzort zu Finnland.

Wetter: sonnig, teils bedeckt, < 20º, nachts kühl <15º.

Wenn man schon vor einem Kloster schlafen darf, dann sollte man es am nächsten Tag auch besichtigen, insbesondere wenn es offensichtlich zu einer der Touristenattraktionen gehört, wie die typischerweise in 4er Gruppen von Reisebussen hergekarrten (Fluss-) Bootspassagiere beweisen.

Der Eintritt in die Anlage ist kostenlos, der Besuch der Kirchen und Museen kostet per Einzelkarte / Kombi-Ticket bis zu Rub 900.
Das Kirillov-Belozersky Kloster, 1397 von einem Mönch aus Moskau gegründet entwickelte sich von einer Erdhöhle zu einer riesigen Anlage. Eine 3-stöckige Festungsmauer

mit mächtigen Wachtürmen beschützt insgesamt 12 Kirchen,

zu deren Reichtum unter anderem sowohl Iwan der Schreckliche als auch die Romanovs beigetragen haben. Endlich haben auch wir uns an den schönen alten Fresken

und den Kirchtürmchen satt gesehen

und fahren weiter Richtung Norden nach Kargopol. Dabei lernen wir auf über 115km Staubstrasse weitere Techniken des Sibirischen Landstrassenbaus kennen. Nebeneinander gelegt ergeben 5 dieser ‚Gartenwegplatten‘ eine 2 spurige Strasse, aus Birkenstämmen quer gelegt kann man einen Knüppeldamm schaffen und die Bretter, die beim Zuschneiden eines runden Stammes zu einem rechteckigen Balken übrig bleiben, Freunde von mir haben damit früher ihre Kellerbar dekoriert, kann man quergelegt auch zur Verfestigung des Strassenuntergrundes verwenden. Warum Irgendwo im Nirgendwo die Staubstrasse plötzlich für 15km (offensichtlich eine Masseinheit im russischen Strassenbau) durch neuen, feinen Asphalt unterbrochen wurde wissen nur die Planer, wir haben uns trotzdem darüber gefreut. Kargopol, am schiffbaren Onega gelegen, hatte damit Zugang zum Weiss Meer und entwickelte sich im 16. und 17. Jh. zur reichsten Stadt Russlands. Doch vom Glanz vergangener Tage ist heute nicht mehr viel zu sehen, sowohl die alten Holzhäuser als auch die Kirchen, von denen es ‚mehr als Einwohner‘ geben soll und die meist zu dritt einen Glockenturm umzingeln

zeigen deutliche Spuren des Verfalls. Den Umweg hierher könnte man sich ersparen, insbesondere da die Strasse zurück zur R21, der Nord-Süd Magistrale ebenfalls über weite Strecken unbefestigt ist und das Ensemble von Holzkirchen aus dem 17. und 18. Jh, das einst das 35km westlich gelegene Lyadiny schmückte, 2012 einem Blitzschlag zum Opfer fiel. Allein diese, jenseits der Hauptstrasse gelegen, hat das Feuer überdauert.

Wir erreichen die R21, wenden uns nun Richtung Norden und finden bei Medvezhegorsk unseren SP bei einer Tankstelle mit Cafe.
Wir fahren stundenlang weiter Richtung Norden, in der Ferne glänzt das Weiss Meer und irgendwann überqueren wir den Polarkreis,

sind nach Alaska zum zweiten Mal in einer Region, in der zumindest an einem Tag im Jahr die Sonne nicht untergeht. Auf der Kola Halbinsel besuchen kurz die Bergwerk und Hüttenstadt Apatity, wo vor allem seltene Erden, das sind Elements aus dem oberen Teil der Periodentabelle gefunden und abgebaut werden und auch hier liegen neue Hüttenwerke dicht an dicht mit alten, verfallenen Anlagen aus der Zeit vor 1990.

Kirovsk, der Ort gleich nebenan hat sich neben dem Erzabbau

mit dem Wintersport bereits ein zweites Standbein geschaffen, wobei die nach meinem Geschmack überdimensionierten Hotelkomplexe noch nicht ganz zu den recht kümmerlichen Liftanlagen und Skipisten passen.

Ob dieser Bergmann vor dem Museum deshalb so schmunzelt?

In Manchegorsk, der nächsten Bergbau- und Hüttenstadt, direkt an der R21 gelegen rauchen die Schlote,

hüllen die in der Hauptwindrichtung gelegene Stadt in dichten Smog und Nebel. Wir verzichten auf eine weitere Besichtigung, fahren weiter und finden am Wegesrand ein nettes Kaffee, wo wir im Hinterhof übernachten dürfen.
Das Innere der Kola Halbinsel, macht auf uns irgendwie einen gespenstischen Eindruck, durch die Bäume am Strassenrand kann man in der Entfernung Minen, riesige Abraumhalden und teils sehr modern wirkende Industrieanlagen mit angrenzenden Wohnkomplexen erkennen, aber nirgendwo ist eine Zufahrt dahin zu finden, alles wirkt irgendwie versteckt, geheimnisvoll. Nach 80km erreichen wir Lovozero, allein drei Gebäude in Form eines Tipi wie dieses Hotel mit Supermarket,

das Museum

und die Busstation am Ortseingang

weisen darauf hin, dass in dem Dorf mit 2.000 Ew., etwa die Hälfte davon Samen sein sollen. Der Rest des Ortes wirkt auf uns eher heruntergekommen, verfallen. An einer Nebenstrasse nach Murmansk das mit riesigen Tafeln am Strassenrand heftig beworbene Sami Tourist Village, ein paar Gebäude hinter einem verschlossenen Bretterzaun, wir dürfen warum auch immer die Anlage nur von aussen fotografieren,

statt einer Besichtigung drinnen wird uns für Rub 700 eine 40 Min. Exkursion durch die angrenzenden Wälder zur Suche nach Wildtieren angeboten. Bei dem Wetter, auf einem Quad, Nein, Danke. Wir erreichen Murmansk,

mit 400.000 Ew. die größte Stadt der Welt jenseits des Polarkreises, im Umland riesige Industrieanlagen, rauchende Schlote, drinnen in der Stadt dieser griechisch / römische Bahnhof,

im dank Golfstrom immer eisfreien, sehr geschäftig wirkenden Hafen hat Lenin, der erste nuklear betriebene Eisbrecher seinen letzten Liegeplatz gefunden

und droben auf einem Hügel wacht Alyosha in Erinnerung an die im WWII gefallenen Kämpfer in der Arktis.

Ein letzter Einkauf, die restlichen Rubel werden ausgegeben bevor wir Richtung Lotta, dem Grenzort zu Finnland aufbrechen, etwa auf halbem Weg finden wir diesen SP am See.

Am nächsten Morgen dann die restlichen 130km bis zur Grenze bei Lotta, etwa 100km und 10km vor Lotta wurden unsere Pässe an Kontrollposten professionell und sehr höflich kontrolliert, zum Abschied gab es jeweils ein deutsches „Danke“. In Lotta selbst die Abfertigung zügig, höflich, die Fahrzeugkontrolle bestand aus einem Blick in den Innenraum und einer kurzen Schnüffelrunde durch unser Gewürzregal, dann ein freundliches „see you again in Russia“ und bereits nach etwa 20min waren wir in Finnland.

© Anja & Wolfgang, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir letztes Jahr die Mongolei aus Visa- und Zeitgründen rechts liegen gelassen haben, kehren wir dieses Jahr nochmals dahin zurück mit dem Ziel das alljährliche stattfinden Naadam Festival (heuer vom 11. Juli bis 15. Jul) mitzuerleben.
Details:
Aufbruch: 25.03.2019
Dauer: 5 Monate
Heimkehr: 31.08.2019
Reiseziele: Deutschland
Türkei
Iran
Turkmenistan
Usbekistan
Kirgisistan
Kasachstan
Russland / Russische Föderation
Mongolei
Norwegen
Der Autor
 
Anja & Wolfgang berichtet seit 13 Jahren auf umdiewelt.