Indien von Süd nach Nord, 1993/4

Reisezeit: November 1993 - Februar 1994  |  von Adi Meyerhofer

Lang, lang ist's her.

Vorbemerkung

Dieser Reisebericht entstand nach fast 20 Jahren, so daß ich die meisten Details nur anhand Photos und Postkarten rekonstruieren konnte. Es ist mehr eine Sammlung von Anekdoten, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben, wobei im Rahmen der Selbsterkenntnis interessant ist was denn nun hängen geblieben ist. Beschrieben wird nur der interessantere Teil meiner Überland-Rückreise von Japan, wo ich vier Jahre gelebt hatte, bis Wien. (Die Photos sind allesamt noch analog mit einer Canon AV-1 geschossen und von Papier gescannt.) Preisangaben sind durchgehend in der Rechnungswährung Asiens, dem US$, der damals ca. 1,60 DM wert war. Zu dieser Zeit verdiente ein deutscher Facharbeiter ø 9-10 DM/h netto, eine Summe, die man heute REAL nach 25 Jahren FDP- und Schröder getriebener neoliberaler Politik kaum noch erreicht.

Geflogen war ich zunächst nach Bangkok. Wer glaubt, der Verkehr heute (2013) ist dort chaotisch, der hätte in den frühen 90ern dort sein sollen, als die Stadtautobahnen auf Stelzen größtenteils noch in Planung waren, man von der U-Bahn sagte, so etwas könne es wegen des morastigen Bodens nie geben usw. Im wesentlichen mußte man sich um sieben Uhr auf den Weg machen, wenn man in einem anderen Stadtteil etwas erledigen wollte, ab 9 war bis 16 bzw. 18 Uhr kein Durchkommen außer man setzte sich auf den Rücksitz eines dieser irren Motorradtaxis (damals sämtlich noch ohne Helm). Zum alten Flughafen Don Muang fuhr 3-4 tgl. ein Zug, ansonsten war man auf klapprige Busse angewiesen, die im günstigsten Fall nur 2-2½ Stunden aus der Stadt brauchten.

Zwischenbemerkung zum Motorrad mieten (ohne Führerschein, Helm und Kleidung) in Thailand: Bereits zwei Jahre vorher hatte ich auf der Insel Si Chang einen Basler kennengelernt, der mit nacktenm Oberkörper und einigen sehr roten, groben, langen Narben in der Sonne saß. Er erzählte, daß er ziemlich genau ein Jahr vorher in Bangkok ungeschützt mit Motorrad unter einen LKW geraten war. Resultat: Punktierter und kollabierter Lungenflügel, Milzriß (raus), beide Beine gebrochen, davon ein doppelter offener Oberschenkelbruch und etliche "kleinere" Schäden. Man flickte ihn soweit zusammen, daß er nach drei Wochen per Rettungsflug in die Schweiz gebracht werden konnte. Der empfangende Arzt, nach Betrachtung der Röntgenbilder und Befundberichte sagte ihm sinngemäß: "Wenn Sie bei uns so angekommen wären, hätten wir Sie gleich in den Keller [die Leichenkühlung] gelegt." Die thailändischen Chirurgen hatten mit so schweren Unfällen einfach Übung ... Mich kriegt man seitdem auf kein Zweirad mehr.

Abgestiegen bin ich im Hotel Atlanta (Ende der Soi 2, Sukhumvit), damals noch dezent kontrolliert vom "Alten," einem 1947 nach Bangkok gekommenen Deutschen (wie? wovon??), der in den frühen 50ern das erste örtliche Hotel mit Pool eröffnete (auch heute noch ein Ort paradisiescher Ruhe). In den 70ern verdiente man gut Amisoldaten auf R&R -- das größte Puff der Welt, Nana-Plaza, ist damals wie heute nur eine Straße weiter -- auch wenn die Action in den 1990ern mehr im Patpong war. Zimmer ohne Air-con kosteten um 10 US$.

Das beste, außer der "deutschen Personalführung," in dieser vor-Internetzeit (Wir hatten in der Firma in Japan ein Modem mit 2400 Baud, durften nach Deutschland aber nur mit 1200 senden! Mein 386er-PC eine 10 MB-Harddisk!) war das Reisebüro in der Lobby. Man bot Billigflüge in die ganze Welt, ohne daß man wie in der Khaosan Road Angst haben mußte einen Flug verkauft zu bekommen, der nie abhob. Zu dieser Zeit konnte man mit Sachen wie Biman Bangladesh (nur Wasser zu trinken) und der indonesischen Merpati (DC 6 mit Dellen in der Schnauze [2010 auf der schwarzen Liste der EU, darf nicht nach Europa fleigen]) fliegen -- besser man sah nicht zu genau hin, runter kommen sie immer! (1991 hatte ich noch einen der letzten Flüge mit [k]Iraqi Air[/k] nach Tokio, eine 747 mit sechs Passagieren. Der Steward kam während acht Stunden einmal: Man könne jetzt, und nur jetzt, für 2 $ ein Sixpack Heineken kaufen. Den Rest des Fluges saß er mit den Kollegen in der 1. Klasse.)

Am Anfang der [k]Sukhumvit, [/k]paralell zum Bahngleis unter der Autobahnbrücke gab es eine Reihe von gemütlichen Bars (wie alle in Thailand mit "Damen", aber weniger auf Kundschaft aus als in den Rotlichtvierteln), wo man einfach gemütlich einen Drink bekam und Billiard spielen konnte. Diese Kneipen wurden ca. 1999 abgerissen als im nahen Tagungszentrum eine große Asien-Konferenz stattfand. Sperrstunde war nominell um 2 Uhr, die wurde aber nur kontrolliert, wenn wieder mal irgendeine der zahlreichen politischen Krisen am Laufen war, sonst zahlte man die "freundlichen" Polizisten. Ich erinnere mich an einen Zeitungsartikel, nach dem der zuständige Minister erklärte: da er seinen Wachtmeistern nicht mehr als 3000-3500 Baht im Monat zahlen könne, müßten die Herren eben ein bißchen korrupt sein. Mit Hasch zum Eigengebrauch erwischte Ausländer zahlten üblicherweise 500 Baht -- je höherrangig der bearbeitende Beamte, um so teurer (wenn man auf die Wache mitgenommen wurde war der Tarif so um die 2000).

Das Überziehen der Aufenthaltserlaubnis war unbürokratisch geregelt. Pro Kalendertag 100 Baht [heute 500, max. 20000] bei der Ausreise. (Ich zahlte einmal, weil ich um 0.15 Uhr durch den Zoll ging. Eine offizielle 7tägige Verlängerung kostete 500 Baht, einen halben Tag am Amt und Photo. Dafür bekam man einen Stempel: "Application for extension of stay is denied. Applicant must leave the Kingdom by [7 Tage später].") Auch den Unsinn des zeitlich eingeschränkten Alkoholverkaufs (nachts und zwischen 11 und 17 Uhr) hat man erst später eingeführt. Ein Grundprinzip des Lebens in Thailand ist [k]sanuk[/k] (Spaß).

Gebucht habe ich dann einen Flug nach Colombo (Sri Lanka).

50 Sri Lanka Rupies (damals etwa 1 US$)

50 Sri Lanka Rupies (damals etwa 1 US$)

© Adi Meyerhofer, 2013
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: November 1993
Dauer: 3 Monate
Heimkehr: 24.02.1994
Reiseziele: Thailand
Sri Lanka
Malediven
Indien
Pakistan
Türkei
Der Autor
 
Adi Meyerhofer berichtet seit 11 Jahren auf umdiewelt.