Es war einmal in USA ... Tagebuch einer New York-Reise

Reisezeit: Dezember 1998  |  von Marita Marie Loosli

Eigentlich ist ein Getränk Schuld daran, dass es uns in das vorweihnachtliche New York zog, denn wo könnte es sonst noch amerikanischer glitzern als im Disneyland in Paris. Und eben dorthin hatte dessen Hersteller uns freundlicherweise dank eines Rubbel-Los-Hauptgewinns eingeladen, beim Endspiel der Fußball-WM 1998 im „Stade de France – St. Denis“ dabei zu sein. Wen mag es da verwundern, dass wir nach drei Tagen mit Mickey Mouse & Co. von einem ‚Glitzer-Virus’ befallen waren ...

Miss Liberty lässt grüßen ...

Die meisten Reisen werden wohl von langer Hand geplant. Viele Seiten der Lektüre verschiedenster Reiseliteratur - vom informativen Prospekt des nächstgelegenen Reisebüros über den stimmungsvollen Reiseführer bis hin zum Tagebuch zeitgenössischer oder auch älterer Individualreisender - liegen hinter uns, bevor wir uns bestens vorbereitet auf den Weg machen ... ob mit dem Einhandsegler oder dem Hundeschlitten oder auch - etwas weniger extravagant - mit Auto, Bus und Bahn oder mit dem Flugzeug. Manchmal werden Reisepläne aber auch ganz spontan umgesetzt ...

Wir hatten zwar noch nicht alles ausprobiert, aber Europa auf den vier Rädern unseres Wohnmobils kannten wir schon ganz gut. Ausgedehnte Reisen führten uns nach Italien, Frankreich und Portugal. Weit entfernt fühlten wir uns von jenen Städtereisenden, die mal eben eine Metropole übers Wochenende erobern, als uns ein Anruf des schon eingangs erwähnten Getränkeherstellers erreichte: Ihr seid die Gewinner unseres Preisausschreibens! Was das hieß, stellten wir erst fest, nachdem wir auf dem Flughafen Charles de Gaulle in Paris gelandet waren: Vier Tage lang 24 Stunden am Tag in einem Hotel im Disneyland Paris verwöhnt zu werden. Eine Nacht lang war der hell erleuchtete Park nur für die Hauptgewinner aus aller Welt - von der alten, in traditionelle Gewänder gekleideten Frau aus dem tiefsten Anatolien bis zum Maori aus Neuseeland - geöffnet. Eine scheinbar endlose Flaniermeile aus spektakulären Fahrgeschäften, Gauklern, Musikern und Gourmet-Ständen. Zum Schluss ein grandioses Feuerwerk vor dem feenhaften Cinderella-Schloss mit glitzernder Mickey-Mouse-Parade. Als Höhepunkt dann das Endspiel der Fußball-WM 1998 im Stade de France in St. Denis. Danach Champagner im Überfluss. Langer Vorrede kurzer Sinn: Wo könnte es noch amerikanischer glitzern als im Disneyland Paris? Natürlich nur in New York zur Weihnachtszeit!

Noch immer nicht genesen vom offensichtlich hoch ansteckenden Glitzer-Virus, buchen wir also kurz entschlossen eine Woche Christmas-Shopping und am 15. Dezember in aller Frühe geht es los. Pünktlich um 11.00 Uhr MEZ hebt dann eine Maschine der Delta-Airline in Brüssel vom Boden ab und setzt uns wohlbehalten um 13.15 Uhr Ortszeit auf dem JFK-Flughafen in New York wieder auf. Wir fragen uns zum Taxi-Sammelplatz durch. Dabei bleibt unsere Fotoausrüstung samt des eigens für die Wolkenkratzer angeschafften Spezialobjektivs an einem Auskunftstresen stehen. Wir bemerken es erst, als wir schon fast den Ausgang erreicht haben. Ein olympiareifer Spurt meines Mannes ist von Erfolg gekrönt. Das gute Stück steht noch dort. 'Lucky man', sagt der Mann am Tresen. Ein Taxi bringt uns zu unserem Hotel. Das 'Edison' liegt in der 47. Straße, gleich am Broadway inmitten des quirligen Theater-Districts. Das 'Café Edison' ist noch einer von den echten, alten New Yorker Coffee Shops und die Halle im Art-Déco-Stil zeigt noch immer einen Hauch von Eleganz. Auch der Service ist erstklassig. Schnell finden wir uns in unserem Zimmer im 16. Stock wieder. Nebenan klafft eine riesige Baugrube, aus der ohrenbetäubender Lärm schallt. Aber durch den Zeitunterschied sind wir ohnehin viel zu aufgedreht, um an Ausruhen zu denken. Der Broadway und die 5th Avenue warten auf uns ... und der erste Eindruck ist fast überwältigend. Natürlich kennt jeder die berühmte Skyline Manhattans von Bildern. Aber wenn man zum ersten Mal umgeben ist von diesen imposanten Gebäuden - so hoch, dass sie sich aus der Perspektive menschlicher Winzigkeit beim Hinaufblicken scheinbar einander zuneigen - dann hält man mit großen Augen den Atem an.

Viel Schlaf finden wir in der ersten Nacht nicht. Das liegt wohl daran, dass diese Stadt wirklich niemals schläft. Motorenlärm und das Hupen der Autos, Sirenengeheul von Feuerwehr und Polizei und das Rauschen unzähliger Klimaanlagen verbinden sich zu einer nie endenden Geräuschflut, die von der Straße in die Häuserschluchten hinaufgespült wird, um sich schließlich in die Ohren der Schlafsuchenden zu ergießen.

An Ausruhen ist natürlich auch heute nicht zu denken. Der Tag fängt früh an. Ein sensationell guter Kaffee im Coffeeshop an der nächsten Ecke ... dann geht's zum Bus-Terminal in der 42. Straße. Wir haben eine Stadtrundfahrt gebucht, um uns ein wenig besser orientieren zu können ... wie wir hoffen. Doch schon nach kurzer Zeit wissen wir nicht mehr, wie wir zu der einen oder anderen Sehenswürdigkeit gelangt sind. Kaum können wir uns erinnern, wo wir überall waren: Empire State Building, Rockefeller Center, United Nations Head Quarter, St. Patricks's Cathedral ...

© Marita Marie Loosli, 2007
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Die Reise
 
Details:
Aufbruch: 15.12.1998
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 22.12.1998
Reiseziele: Vereinigte Staaten
Der Autor
 
Marita Marie Loosli berichtet seit 17 Jahren auf umdiewelt.