Wildes Pantanal - Naturparadies in Brasilien

Reisezeit: August 2014  |  von Heinz Hoeckh

Grünflügelara, Gürteltier und Blaue Grotte

Zwei Pousadas im Bereich Bonito, die sich als Schnorchelparadiese anbieten.

Es ist schon gegen 22 Uhr (Ortszeit), als uns Marcos am Flughafen von Campo Grande abholt und in seinem Wagen zu einem Hotel bringt. Ich habe schon erwähnt, dass Traudi leider nicht länger für uns frei war, deshalb hat sie uns an ihren Kollegen Marcos verkuppelt, der uns am nächsten Morgen vom Hotel abholt und gemeinsam fahren wir die ca. 330 km in etwa vier Stunden auf durchweg guten Straßen nach Bonito. Dabei bemerken wir erstmals, dass unser Marcos ein rasanter Fahrer ist.
Das 17.000 Einwohner-Städtchen Bonito ist ein größeres Straßendorf, das aus nicht viel mehr als einer Straße besteht, auf der sich so ziemlich alle Läden, Lokale, Hotels und Büros aneinander gruppieren. Am Ostrand dieser Stadt liegt ca. 3 km entfernt unsere Pousada Olho D'Agua, wo wir an der Re- zeption von zwei jüngeren, englisch sprechenden Damen ausgesprochen freundlich empfangen werden. Auf der weiträumigen, parkähnlichen Anlage sind neben Empfangsgebäude, Restaurant, und obligatorischem Pool die zahlreiche Unterkunftsgebäude, in denen jeweils mehrere Appartements mit der üblichen Ausstattung untergebracht sind. Die Pousada vermittelt auch nach eigenen Angaben eine Vielzahl von Ausflügen zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und den damit verbundenen Aktivitäten wie schnorcheln, reiten, wandern usw. Wir bringen unser Gepäck ins Appartement und fahren mit Marcos, der in Bonito ein Haus besitzt und auch dort wohnt, ca. 1 Stunde in südlicher Richtung neuen Abenteuern entgegen.
Tip: Auf dem weitläufigen Areal der Pousada lassen sich frühmorgens und bei Einbruch der Dämmerung etliche Goldagutis gut beobachten und fotografieren.

Unser Guide für den südlichen Teil des Pantanal, Marcos, ein  Biologe, der nach eigenenen Angaben in London englisch lernte. Um es gleich vorwegzu-nehmen, auch Marcos ist ein hervorragender Guide.

Unser Guide für den südlichen Teil des Pantanal, Marcos, ein Biologe, der nach eigenenen Angaben in London englisch lernte. Um es gleich vorwegzu-nehmen, auch Marcos ist ein hervorragender Guide.

Pousada Olho D'Agua, unser Quartier für 3 Nächte.

Pousada Olho D'Agua, unser Quartier für 3 Nächte.

Ein Goldaguti ist bei der Futtersuche auf dem Gelände der Pousada fündig geworden.

Ein Goldaguti ist bei der Futtersuche auf dem Gelände der Pousada fündig geworden.

Unser erstes Ziel das Marcos mit uns ansteuert ist die Pousada Rio da Prata.

Unser erstes Ziel das Marcos mit uns ansteuert ist die Pousada Rio da Prata.

Marcos steuert eine Pousada am Rio da Prata an, 56 km südlich von Bonito. Dort ist Schnorcheln angesagt. Helga hat mit Schnorcheln wiederum nichts am Hut, also wird sie auf ein frommes Pferd gesetzt und unternimmt mit einem sie begleitenden Gaucho, ein freundlicher Herr noch jüngeren Alters, eine gemütliche Reittour durch Weiden und Wald der Pousada..

Mein Weibchen, hoch zu Ross.

Mein Weibchen, hoch zu Ross.

Dieser ein klein wenig verlegen dreinschauende Herr ist ein Gaucho oder Cowboy, der Helga bei ihrem Ausritt als "Bodygard" begleiten wird.

Dieser ein klein wenig verlegen dreinschauende Herr ist ein Gaucho oder Cowboy, der Helga bei ihrem Ausritt als "Bodygard" begleiten wird.

Zeitgleich werde ich zum Schnorcheln vorbereitet, d.h. man verpasst mir die erforderliche Ausrüstung einschließlich Neoprenanzug und zusammen mit einer kleinen Gruppe Brasilianer mit gleicher Absicht kommen wir nach einem längeren Fußmarsch an die Einstiegsstelle des Rio Prata. Marcos, der hier offensichtlich gut bekannt ist und auch die entsprechende Guide-Lizenz für diese Pousada besitzt, weist uns in die herrschenden Gepflogenheiten ein, d.h. u.a. auch, dass kein Sonnen- und Insektenschutzmittel zulässig ist. Wieder stehen ein paar Übungen an in einem abgesteckten Bereich, in dem es gleichfalls von bunten Fischen nur so wimmelt. Einmal verließ ich unabsichtlich den markierten Übungsbereich und wurde sofort von Marcos zurückgepfiffen. Marcos, der außer seiner Muttersprache nur englisch spricht, macht mir noch klar, dass wir uns in dem jungen Rio da Prata ca. 3 km flussabwärts treiben lassen werden und dass es dabei auch stromschnellenartige Abschnitte gibt, die sehr flach sind und deshalb Verletzungsgefahr durch spitzes Gestein besteht. Meine zerkratzten Schienbeine bestätigen später seine Warnung. Die Schnorcheltour durch das kristallklare Wasser mit seinem unglaublichen Fischreichtum ist eine denkbar spannende und eindrucksvolle Begegnung mit der Wasserwelt, wie ich sie jetzt bereits zum zweiten Mal erfahren darf. Die wenig scheuen Fische, darunter auch große, blauschwarze Exemplare von bis zu 50 cm Länge, schwimmen gemächlich im Abstand von weniger als einem Meter an mir vorbei, scheinen mit ihren wulstigen Lippen einen Gruß zu murmeln. Die gesamte Situation überfordert mich ein wenig. Ich werde kaum fertig mit Wahrnehmen und Staunen, will aber auch fotografieren und filmen und weiß nicht, was ich wie in welcher Reihenfolge tun soll.
Tipp für Fotografen und Filmer (natürlich nur für Anfänger):
Als Anfänger mache ich alles falsch, was man nur falsch machen kann. Treibt mich z.B. die Strömung auf einem Fisch zu, den ich fotografieren oder filmen will, versuchte ich anfangs, mich auf das Motiv hin seitlich zu drehen, während mich die Strömung vorbeitreibt. Dabei wird die Kamera unweigerlich "verrissen" und das Ergebnis ist unbrauchbar. Besser ist, das Motiv schon von weitem zu fixieren, was in dem kristallklaren Wasser selbst auf eine Distanz von mehr als 10 Meter kein Problem ist, um sich dann mit der Strömung auf das Motiv zutreiben zu lassen, denn die Fische lassen sich im Gegensatz zu uns Schnorchlern nicht mit der Strömung treiben, sie bleiben "stationär". So lässt sich auch eine kleine Digitalkamera ruhig halten, die Strömung "bedient" quasi das Zoom und das Ergebnis stimmt.

Die wenig scheuen Wasserbewohner sehen gelassen zu, wie die Strömung die Schnorchler an ihnen vorbeiführt.

Die wenig scheuen Wasserbewohner sehen gelassen zu, wie die Strömung die Schnorchler an ihnen vorbeiführt.

Das Wasser ist so klar, dass man ungeahnte "Fernsichten" genießen kann.

Das Wasser ist so klar, dass man ungeahnte "Fernsichten" genießen kann.

Blaustirnamazonen-Überfall beim Mittagessen.

Der Ökotourismus-Betrieb bei Recanto Ecologico Rio da Prata hat mehrere Auszeichnungen für seine Aktionen für Nachhaltigkeit gewonnen und wurde mehrmals zu einer der ökologisch besten Touristenattraktionen in Brasilien gewählt. Wir nehmen an diesem Tag etwas verspätet unser Mittagessen ein, umso spannender verläuft es, denn auf manchen Tischen des Restaurants in der Pousada tummeln sich ungewöhnliche Mitesser.
Der Reihe nach: Auf dem Rückweg von der Toilette zum Mittagstisch, Helga und Marcos sitzen bereits dort, komme ich an einer Hängematte vorbei und spüre, wie mich am linken Ärmel etwas zupft. Es ist eine wunderschöne Blaustirnamazone. Der Vogel lässt sich zwar nicht streicheln, sieht aber sonst keinen Grund, mit der Zupferei aufzuhören oder sich zu entfernen. Schließlich halte ich ihm meinen Zeigefinger hin und auf dieses Angebot geht er sofort ein, indem er kräftig zupackt. Es schmerzt zwar, aber nachdem kein Blut fließt, gebe ich nicht auf und kann schließlich den Vogel mit meinem Finger völlig frei hochheben. Erst als er wieder auf seinem Platz zurückgesetzt wird, lässt er meinen Finger los. Gleichermaßen frech sind seine Artgenossen auf einigen Tischen im Restaurant.
Diese stapfen von einem Teller zum andern und bedienen sich ungeniert. Interessant ist auch, wie unterschiedlich das Verhalten der "bezahlenden" Gäste ausfällt, wobei bei den Kindern die Begeisterung ungeteilt ist. Marcos erklärt uns dann, warum die Amazonen, es sind auch Goldstirnamazonen darunter, sich so wenig scheu, ja regelrecht aufdringlich verhalten: sie werden innerhalb der Anlage auf einem Holzgerüst mehrmals täglich gefüttert und fühlen sich deshalb auf der Pousada zu Hause.
Auf der Rückfahrt erzählen wir Marcos, dass uns Traudi einen Großen Ameisenbär vorgeführt hat, worauf der Biologe spontan reagiert und mit uns eine anstrengende Geländefahrt unternimmt. Offensichtlich haben wir seinen Ehrgeiz geweckt und er will uns auch ein solches Tier zeigen, was an diesem Abend zu seiner großen Enttäuschung nicht mehr gelingt.

Nachdem die Blaustirnamazone meinen hingehaltenen Finger nicht mehr loslassen wollte, hob ich den Vogel freiweg an.

Nachdem die Blaustirnamazone meinen hingehaltenen Finger nicht mehr loslassen wollte, hob ich den Vogel freiweg an.

Auf den Mittagstischen bedienen sich diese Vögel völlig ungeniert.

Auf den Mittagstischen bedienen sich diese Vögel völlig ungeniert.

1000 Rinder auf der Straße.

Der Vormittag des nächsten Tages soll der insgesamt dritten und letzten Schnorchelaktivität gewidmet sein. Das Abenteuer beginnt aber schon vor dem Schnorcheln, denn plötzlich kommen uns aus der Ferne ein paar Maultiere entgegen und als wir genauer hinsehen, erkennen wir hinter den Maultieren sehr viele Rinder auf der Straße. Marcos hält sein Auto an, stellt den Motor ab und wir beobachten, wie die Rinderherde langsam auf uns zukommt, angeführt von einem berittenen, abenteuerlich aussehenden Cowboy. Flankiert wird die Herde von zwei weiteren Reitern und am Ende der Herde ist auch noch ein berittener Kuhtreiber auszumachen. Hunde sind keine zu sehen. Von dem vorderen Cowboy erfährt Marcos, dass die Rinderherde rund 1000 Tiere umfasst und auf dem Weg zu einem neuen Weidegebiet ist.
Beim weiteren Annähern der Herde sind wir erstaunt, wie geschickt die Cowboys ihre Herde zusammenhalten, ohne jegliches Geschrei. Als die ersten Rinder unser Fahrzeug erreichen, teilt sich die Herde; rechts und links wandern die Grasfresser an uns vorbei. Will ein Tier mal kurz stehen bleiben, wird es sofort von nachkommenden weitergeschubst. Keines der ausgesprochen mager wirkenden Rinder hat unser Auto berührt. Marcos erklärt uns, dass die Rinder keinesfalls abgemagert sind, sondern dass ihr Aussehen rassebedingt ist.

Diesem Cowboy folgen 1000 Rinder.

Diesem Cowboy folgen 1000 Rinder.

Der Schlussmann macht einen verwegenen Eindruck.

Der Schlussmann macht einen verwegenen Eindruck.

Ein Pousadabesitzer, mit dem Marcos bekannt gut bekannt ist, hat uns später vorgeführt, wie die Cowboys früher ihre Rinder herbeilockten.

Ein Pousadabesitzer, mit dem Marcos bekannt gut bekannt ist, hat uns später vorgeführt, wie die Cowboys früher ihre Rinder herbeilockten.

Noch ein Schnorchelabenteuer, das letzte.

Inzwischen haben wir unsere Schnorchel-Pousada erreicht und ich muss erdul- den, dass dem Wasservergnügen das Ausrüstungsprozedere vorausgeht: Neoprenanzug, Schwimmweste, Schnorchelmaske und Tauchschuhe fassen, dann anprobieren und ab unter die Dusche. Ich bin dankbar, dass unser Marcos auch hier als Guide zugelassen ist, so kann er mir beim Anziehen helfen und wird mich nachher auch, zusammen mit Helga, per Boot begleiten. Mit einem "Aussichts-LKW" fahren wir ca. 2 km über ein Savannengebiet bis zum Waldrand, wo bereits zwei asiatisch aussehende junge Männer auf uns warten und auf unserem Gang durch den Wald bis zur Einsetzstelle unzählige Bilder von mir machen. Einer folgt mir sogar ins Wasser, um mich auch dort noch von allen Seiten zu fotografieren. Später wird uns dieses Bildmaterial auf einem großen Monitor vorgeführt und eine DVD zum Kauf angeboten. Auch auf bzw. in diesem Fluss das gleiche großartige Erlebnis: Man lässt sich auf dem Bauch liegend flussabwärts treiben, vorbei an traumhaft schönen Unterwasserlandschaften, in denen sich auch wieder viele bunte Fische tummeln, alle nicht scheu, zum Greifen nahe. Wieder fühlt man sich in einer anderen Welt, mit wieder neuen Eindrücken und Geräuschen, fasziniert von den phosphoreszierenden blauen und grünen Farbspielen.

Die Blaue Grotte, ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Für den Nachmittag hat Marcos ein herausragendes Naturdenkmal im Programm und dazu fahren wir zur "Grotte des blauen Sees", in Portugiesisch Gruta do Lago Azul, ein Naturschauspiel der besonderen Art. Nach einer kurzen Autofahrt stehen wir auf einem großen Parkplatz vor dem eingezäunten Eingangsbereich und haben uns in eine Schlange einzureihen. Da unser Marcos auch für diese Höhle eine Guide-Lizenz hat, kann er uns an einer längeren Schlange vorbei ein wenig nach vorne mogeln. Nach dem Kauf der obligatorischen Permits erhalten wir einen Schutzhelm, zuvor ist eine Art Haarnetz aufzusetzen und wir dürfen dann zu dritt den ca.300 m langen Weg zum Höhleneingang zurücklegen, wo erneut Warten angesagt ist. Es dürfen sich immer nur zwei Gruppen gleichzeitig im Höhlenbereich aufhalten. Die Grotte ist 80 m tief, 120 Meter breit und bietet einem atemberaubenden Blick auf das kristallklare Wasser am Boden der Grotte, das sich je nach Standort und Lichteinfall kobaltblau präsentiert. Der Besuch der Grotte ist auch, insbesondere für ältere Menschen, eine kleine sportliche Herausforderung, denn es müssen bis nach unten rund 300 Stufen bewältigt werden, teilweise unterschiedlich hoch, nicht immer in gutem Zustand und manchmal sehr rutschig. Der Aufenthalt unten soll sich nicht allzu lange hinziehen, denn viele andere Besucher stehen oben in der Schlange. Außer dem blauschimmernden See sind an der Decke und an den Wänden noch jede Menge Stalaktiten und Stalagmiten zu bewundern.

Blaue Grotte auf etwa halbem Abstieg. Im Mittelgrund ist der hier dunkel wirkende See erkennbar.

Blaue Grotte auf etwa halbem Abstieg. Im Mittelgrund ist der hier dunkel wirkende See erkennbar.

Die Blaue Grotte hat ihren Namen wohl von dem flachen See am Grund der Höhle erhalten. Je nach Einfall des Tageslichts von oben spiegelt sich das Wasser in diesem Tümpel in dem einmaligen Kobaltblau.

Die Blaue Grotte hat ihren Namen wohl von dem flachen See am Grund der Höhle erhalten. Je nach Einfall des Tageslichts von oben spiegelt sich das Wasser in diesem Tümpel in dem einmaligen Kobaltblau.

Wir haben den Hyazinthara und Gelbbrustara gesehen, fehlt noch der Grünflügelara.

Heute Vormittag geht es um die weitere Ara-Art, die Brasilien zu bieten hat. Vier Arten dieser großen Papageien gibt es insgesamt. Dazu statten wir der Pousada "Buraco das Araras" einen Besuch ab, auf welcher man die seltenen Grünflügelaras beobachten kann. Wir sind früh aufgebrochen weil Marcos weiß, dass die Morgenstunden für die Beobachtung der Aras am besten geeignet sind und der Besucherstrom um diese Zeit noch nicht groß ist. Später erfahren wir, dass der Aufenthalt am besten Beobachtungsplatz für Kleingruppen auf maximal 30 Minuten limitiert ist. Auf dem Gelände dieser Pousada, den Besitzer, ein freundlicher älterer Herr, lernen wir noch persönlich kennen, gibt es eine Doline, d.h. ein fast rundes Stück Erdoberfläche mit ca. 160 m Durchmesser ist etwa 124 m tief ist abgesunken und hat eine fast kreisrunde Schlucht mit senkrechten Felswänden entstehen lassen. Unten liegt ein kleiner See, stark mit Algen überzogen. Die aus rotem Sandstein bestehenden Felswände weisen senkrecht und auch waagrecht verlaufende Spalten auf, ideale Brutplätze der attraktiven Papageien. Vor allem in den Morgenstunden und dann wieder kurz vor Einbruch der Dunkelheit herrscht hier reger Flugverkehr und so lassen sich diese großen und gleichfalls lärmenden Vögel wunderschön aus nächster Nähe beobachten und natürlich auch gut filmen und fotografieren.

Die Grünfliegelaras haben sich diesen Krater deshalb ausgesucht, weil sie in den zahlreichen Felsspalten der Sandsteinwände ideale Brutstätten vorfinden.

Die Grünfliegelaras haben sich diesen Krater deshalb ausgesucht, weil sie in den zahlreichen Felsspalten der Sandsteinwände ideale Brutstätten vorfinden.

Der Zugang ist streng geregelt; so muss man seine Personalien registrieren lassen, ein Permit kaufen und darf nur in Begleitung eines zertifizierten Führers den Weg zu der Doline einschlagen, der durch eine unglaublich vielseitige Botanik führt. Unser Marcos ist dort ebenfalls gut bekannt und auch als Führer zugelassen. Auf der ersten und vom Licht her auch besten Aussichtsplattform haben wir von Anfang an großes Glück. Immer wieder fliegen die herrlich gefärbten Grünflügelaras über die Doline hinweg, lassen sich auf den umstehenden Bäumen nieder, schmusen miteinander, fliegen wieder ab, kriechen in einzelne Felsspalten, setzen sich auch davor. Nach ca.30 Minuten kommt die erste Besuchergruppe auf "unserer" Plattform an. Eigentlich müssten wir, den Regeln entsprechend, jetzt die Platte putzen, aber da die Plattform genügend groß ist, bleiben wir. Durch das ständige Hin- und Hergehen einzelner Gruppenmitglieder auf dem Bretterboden der Plattform wackelt diese so stark, dass kaum mehr fotografiert werden kann und daher ziehen wir leise grollend weiter. Dieses "Unheil" hält sich aber in Grenzen, da zu dieser Zeit kaum noch Flugbetrieb herrschte.

Weil die attraktiven Kreischer ständig hin- und herfliegen, lassen sich problemlos Flugaufnahmen machen.

Weil die attraktiven Kreischer ständig hin- und herfliegen, lassen sich problemlos Flugaufnahmen machen.

Etwas Grün am Flügelbug und auf den Flügelrücken hat dem Papagei wohl seinen deutschen Namen eingebracht.

Etwas Grün am Flügelbug und auf den Flügelrücken hat dem Papagei wohl seinen deutschen Namen eingebracht.

Das obligatorische Schmusen, Kraulen und Kosen scheint allen Aras eigen zu sein. Man wird nicht müde, ihnen zuzuschauen.

Das obligatorische Schmusen, Kraulen und Kosen scheint allen Aras eigen zu sein. Man wird nicht müde, ihnen zuzuschauen.

Auch der Grünflügelara ist unbestritten ein prächtiger Bursche.

Auch der Grünflügelara ist unbestritten ein prächtiger Bursche.

Ein Weißborsten-Gürteltier gibt uns die Ehre.

Auf der gleichfalls weitläufigen Pousada, auf dessen Gebiet wir die Grünflügelaras bewundern konnten, läuft uns noch ein Weißborsten-Gürteltier über den Weg. Die Gürteltierfraktion umfasst etliche Arten, wobei es einzelne Spezies gibt, die es, wenn es um das Überleben geht, nicht einfach haben oder mindestens in der Vergangenheit nicht einfach hatten. Sie wurden, außer von ihren natürlichen Fressfeinden, auch vom Menschen verfolgt, weil sie einmal wohlschmeckende Braten abgeben und zum andern wegen ihrer Unart, sich bei Gefahr in den Boden einzugraben, als sogenannte Schädlinge gelten.

Dieses Weißborsten-Gürteltier, das sich bei Gefahr blitzschnell im weichen Boden eingraben kann, können wir nur kurz bewundern. Es hat sich zwar nicht eingegraben, sondern machte "über Land" die Fliege.

Dieses Weißborsten-Gürteltier, das sich bei Gefahr blitzschnell im weichen Boden eingraben kann, können wir nur kurz bewundern. Es hat sich zwar nicht eingegraben, sondern machte "über Land" die Fliege.

Das Weißborsten-Gürteltier "verzieht" sich vorsichtshalber.

Das Weißborsten-Gürteltier "verzieht" sich vorsichtshalber.

Eldorado für Botanikfreaks

Die Pousada "Buraco das Araras" ist auch ein Paradies für botanisch ambitionierte Naturfreunde. Auf dem Pousadagelände hat der Betreiber im Laufe vieler Jahre eine Art botanischer Garten angelegt, der absolut sehenwert ist. Nachfolgend ein paar Bildbeispiele.

In unmittelbarer Nähe des Grünflügelara-Kraters findet sich eine Art botani- scher Garten, für den man sich Zeit nehmen sollte.

In unmittelbarer Nähe des Grünflügelara-Kraters findet sich eine Art botani- scher Garten, für den man sich Zeit nehmen sollte.

Aufsitzerpflanzen der verschiedensten Art gibt es zu bewundern.

Aufsitzerpflanzen der verschiedensten Art gibt es zu bewundern.

Da dürfen natürlich auch die Orchideen nicht fehlen.

Da dürfen natürlich auch die Orchideen nicht fehlen.

Und noch ein Großer Ameisenbär.

Der Tag ist noch nicht zu Ende und die Absicht von Marcos, uns seinerseits auch einen Großen Ameisenbär vorführen zu können, nimmt erneut wieder anstrengende Formen an. Mit relativ hohem Tempo fährt er über zahlreiche
abenteuerliche Feldwege, hält an, steigt aus, guckt durch sein Fernglas, murmelt Unverständliches und die wilde Fahrt wird fortgesetzt. Schließlich steigen wir wieder mal aus, gehen an einem endlos langen Weidezaun vorbei und treffen dort einen Mann, es ist der zuständige Grundbesitzer. Der Inhalt der Unterhaltung der beiden Männer in Portugiesisch kann nur vermutet werden. Schließlich deutet der Mann mit seinem Arm in Richtung eines naheliegenden Waldes, worauf wir langsam auf diesen zugehen. Marcos erklärt uns, dass der Ameisenbär vielleicht aufgrund des kühlen Wetters heute den Wald nicht verlässt. Glücklicherweise hat er Unrecht, denn plötzlich verlässt ein Großer Ameisenbär den Wald in unsere Richtung. Wir haben doppeltes Glück, denn der Wind steht günstig. Zügig trampelt der Ameisenjäger auf der Suche nach Beutenestern im Boden immer näher auf uns zu. Langsam beginnt sich meine Speicherkarte zu füllen. Irgendwann ist der Ameisenfresser so dicht bei uns, dass er den Mindestabstand meines Teles unterschreitet und ich mit meiner Lumix aus der Hemdtasche weiter fotografieren muss, die große Nikon mit dem Nikon-Zoom 200-400 mm zwischen die Beine geklemmt. Als der Bär uns schließlich doch noch in seine Nase bekommt, dreht er sofort ab und entfernt sich eilig wieder in Richtung Wald. Wieder findet ein Pantanaltag einen großartigen Abschluss und damit sind wir auch (leider) beinahe am Ende unserer Reise angekommen.

Der Große Ameisenbär sucht mit Hilfe seines guten Geruchssinn am Boden versteckte Ameisennester.

Der Große Ameisenbär sucht mit Hilfe seines guten Geruchssinn am Boden versteckte Ameisennester.

Der Ameisenräuber hat den Mindestabstand meines Teleobjektivs unter-schritten, sodass dieses Bild mit einer Lumix aus der Hemdentasche aufgenommen wurde.

Der Ameisenräuber hat den Mindestabstand meines Teleobjektivs unter-schritten, sodass dieses Bild mit einer Lumix aus der Hemdentasche aufgenommen wurde.

Das Schmankerl Nr.1 zum Abschied.

Der letzte Tag ist angebrochen, das Kalenderblatt zeigt den 27.8.2014 an.
Obwohl wir mit Marcos vereinbarten, uns nach dem Mittagessen zur Rückfahrt zum Flughafen Campo Grande abzuholen, erscheint er kurz nach dem Frühstück und mahnt einen zügigen Aufbruch an, er habe noch ein kleines Highligt für uns.
Nach einer kürzeren Autofahrt kommen wir zu einer kleinen Pousada und nach einem kleinen Fußmarsch stehen wir am Rand eines Galeriewaldes. Es dauert nur Minuten und sie sind da: Kapuzineraffen. Sie sehen uns, zeigen wenig Scheu, sitzen unmittelbar über uns auf den unteren Ästen und scheinen sich über uns zu amüsieren. Auch ein noch recht junger Vertreter dieser Primaten mischt munter mit und so gelingen uns noch wunderschöne Bilder und Filme.

Begegnungen mit Primaten sind für uns immer etwas Besonderes.

Begegnungen mit Primaten sind für uns immer etwas Besonderes.

Was wohl in dem Kopf dieser Kapuzineraffen vorgeht, wenn sie auf Menschen treffen?

Was wohl in dem Kopf dieser Kapuzineraffen vorgeht, wenn sie auf Menschen treffen?

Har er Angst, ist es Neugier oder beides?

Har er Angst, ist es Neugier oder beides?

Abschieds-Schmankerl Nr. 2: ein brütender Kolibri.

Wir erledigen nach der Rückkehr von der Kapuzinertour an der Rezeption der Pousada das übliche Bezahlgeschäft, als uns ein älterer Herr anspricht und sich als deutschstämmiger Brasilianer vorstellt. Er erzählt uns, dass sein Großvater hierher auswanderte und so kommt eine nette Unterhaltung zustande, in deren Verlauf er uns ein spannendes "Geheimnis" verrät. Neben einer Ziegelwand, unmittelbar im Eingangsbereich zur Rezeption, hängt eine Ampel mit einem buschigen Farngewächs. Wir können es kaum fassen: Auf einem winzigen Nest sitzt eine Glanzamalie, das ist eine Kolibriart. Der wunderschön gefärbte Vogel brütet dort in aller Seelenruhe, so hat es mindestens den Anschein. So ein beglückendes Erlebnis erleichtert den Abschied vom Pantanal bestimmt nicht.

Diese Glanzamalie, eine Kolibriart, brütet in einer aufgehängten Pflanzen- ampel unmittelbar neben dem Eingang des Empfangsgebäudes der Pousada.

Diese Glanzamalie, eine Kolibriart, brütet in einer aufgehängten Pflanzen- ampel unmittelbar neben dem Eingang des Empfangsgebäudes der Pousada.

Heimreise

Nach dem Mittagessen verstauen wir unser Gepäck in Marcos' Auto und mit Vollgas (völlig unnötig) rasen wir zum Flughafen von Campo Grande. Natürlich hilft uns Marcos beim Checkin.
Gerne bestätigen wir auch Marcos, dass er ein absolut tüchtiger und aufmerksamer Guide ist und jederzeit guten Gewissens weiter empfohlen werden kann. Einziger Nachteil: Leider spricht er nicht deutsch.
In Sao Paulo startet planmäßig unser Nachtflug nach Frankfurt, anschließend mit dem ICE nach Stuttgart, wo bereits die Stadtbahn U7 auf uns wartet, und an der Haltestelle Stuttgart-Heumaden werden wir von unserem Freund Günther eingefangen, der uns die letzten 800 m nach Hause fährt. Damit ist unsere Pantanalreise bereits Geschichte, allerdings mit einer großen Wiederholungsgefahr.

© Heinz Hoeckh, 2015
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Anlässlich einer Rundreise durch Brasilien 2013 lernten wir (ein Rentnerehepaar) während eines 3-tägigen Aufenthalts im Pantanal die damals als örtliche Reiseleiterin für unsere Reisegruppe fungierende Traudi Zobel kennen und waren von ihrem Wissen und Können so überzeugt, dass wir sie im folgenden Jahr für eine zwei-wöchige private Foto- und Filmreise ins Pantanal engagierten.
Details:
Aufbruch: 11.08.2014
Dauer: 3 Wochen
Heimkehr: 28.08.2014
Reiseziele: Brasilien
Der Autor
 
Heinz Hoeckh berichtet seit 9 Jahren auf umdiewelt.
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