Burgund - Kernland des europäischen Mittelalters

Reisezeit: September 2018  |  von Angelika Gutsche

St.-Père-sous-Vézelay, Pierre-Perthuis, Bazoches

Saint-Père-sous-Vézelay

Als es am nächsten Morgen auf der Landstraße in südlicher Richtung, zunächst nach Saint-Père-sous-Vézelay, geht, ist der Himmel zum ersten Mal seit Reisebeginn bewölkt. Das Wetter soll sich ändern. In Saint-Père-sous-Vézelay wurde die ursprüngliche Abtei von Vézelay erbaut. Entsprechend alt ist dieses „Meisterwerk der burgundischen Gotik“, die Kirche Notre Dame. Besonders die an der Fassade angebrachten, Schrecken einflößenden Wasserspeier und Fratzen hinterlassen einen verstörenden Eindruck. Seuchen, von der Pest über die Cholera bis zur Lepra, prägten das gesamte Mittelalter. Unzählige Menschen fielen ihnen zum Opfer. Im 14. Jahrhundert hatten Pestausbrüche ganz Europa im Griff. Die Menschheit lebte jedoch nicht nur in Angst und Schrecken vor Seuchen, sondern auch vor Hungersnöten und Feuersbrünsten. So erklären sich vor allem an Kirchenfassaden die vielen Abbildungen von fratzenhaften Gestalten und Teufeln, die die Menschen bedrohen und ihnen Furcht und Schrecken einjagen. Da Seuchen und Katastrophen als Strafe Gottes galten, gingen die Menschen auf Pilgerschaft und beteten um Gottes Erbarmen. Es war die Zeit der Geißler und des Büßertums.

Saint-Père-sous-Vézelay - Kirche Notre Dame

Saint-Père-sous-Vézelay - Kirche Notre Dame

Das Mittelalter war auch die Zeit der immerwährenden Kriege, in denen die Herrscherhäuser ihre Machtansprüche ausfochten, während ihre Untertanen die dunklen Zeiten erleiden mussten. Angesichts der grausamen Kriege verrohten auch die Menschen.

Saint-Père-sous-Vézelay - Kirche Notre Dame

Saint-Père-sous-Vézelay - Kirche Notre Dame

Die Brücken von Pierre-Perthuis

Den nächsten Stopp in Richtung Süden legen wir in Pierre-Perthuis ein. Den Camper lassen wir im Ort stehen und spazieren entlang des Fußweges zu den beiden Brücken über den Fluss Cure. Die kleinere Steinbrücke stammt aus dem Jahre 1770, die große, hohe Brücke wurde 1874 erbaut. Die Flußaue wirkt romantisch, mit schattigen Picknickplätzen und Wanderwegen, die durch gewaltige Eichen- und Buchenwälder führen.

Brücken von Pierre-Perthuis

Brücken von Pierre-Perthuis

Marschall von Vauban in Bazoches

Zum Wandern fehlt uns die Zeit. Wir steuern unser nächstes Ziel, den Ort Bazoches, an. Hier steht das Schloss einer berühmten französischen Persönlichkeit, Marschall von Vauban (1633 bis 1707). Vauban war der Festungsbaumeister Ludwig XIV. und federführend in der Weiterentwicklung der Militärarchitektur. Neben seinen Tätigkeiten als Architekt und Ingenieur betätigte er sich auch als Stadtplaner. Sein Grab befindet sich in der Dorfkirche, allerdings ohne sein Herz, das im Pariser Invalidendom beigesetzt ist.

Bazoches - Kirche mit Grabplatte von Marschall von Vauban

Bazoches - Kirche mit Grabplatte von Marschall von Vauban

Die Besichtigung des oberhalb des Dorfes gelegenen Schlosses, das aus dem 12. Jahrhundert stammt und von Vauban modernisiert wurde, ist die 9,00 Euro Eintrittspreis wert. Die Inneneinrichtung ist original erhalten. Wir spazieren durch die Repräsentationsräume, das Speisezimmer, die Bibliothek, das Arbeits- und Schlafzimmer. Auch die schöne Gartenanlage gilt es zu besichtigen. Leider müssen wir uns sputen; es ist schon später Vormittag und die Anlage schließt um zwölf Uhr.

Bazoches - Schloss von Marschall von Vauban

Bazoches - Schloss von Marschall von Vauban

Bazoches - Schloss von Marschall von Vauban, Ritterrüstungen

Bazoches - Schloss von Marschall von Vauban, Ritterrüstungen

© Angelika Gutsche, 2019
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wir haben viel gelernt über das dunkle Mittelalter mit der maßgeblichen Rolle, die burgundische Herzöge darin spielten, über Religionsgeschichte und die Bedeutung neugegründeter Orden und deren Klöster, über Baugeschichte und Kultur mit dem Hauptaugenmerk auf romanischer und gotischer Architektur und Kunst, aber auch über Käseherstellung und Weinerzeugung
Details:
Aufbruch: 18.09.2018
Dauer: 13 Tage
Heimkehr: 30.09.2018
Reiseziele: Frankreich
Der Autor
 
Angelika Gutsche berichtet seit 20 Jahren auf umdiewelt.
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