Über die Alpen, zu Fuß von München nach Venedig

Reisezeit: Juli / August 2009  |  von Sepp Gmeinwieser

Der Umweg (Tag 9-10)

Wir wachten gegen 8 Uhr auf. Nach dem langersehnten Duschen gingen wir in den Gemeinschaftsraum, wo bereits alle Wanderer versammelt waren. Der Wirt überbrachte schlechte Nachrichten. Unsere Route führte direkt über den Karwendel, der sei jedoch durch die heftigen Regenfälle gefroren und somit unpassierbar. Wir mussten das Gebirge über Scharnitz umgehen, eine langweilige Forststraße. Es hat permanent geregnet, der Wetterbericht kündigte dies auch für die nächsten Wochen in unseren Wandergebieten an.

Schnee im Sommer

Schnee im Sommer

Wir gingen also ungefähr 20 Kilometer weit nach Scharnitz, wo wir mit der Bahn zu dem nächsten Ziel unmittelbar hinter dem Karwendel fahren wollten, um die normale Route wiederaufzunehmen. Das wäre dann Wattens in Tirol. Wir mussten über Innsbruck umsteigen, wo wir aber erstmal ins Internetcafe gingen, um Emails an Freunde zu schreiben und die Wetterlage in den Wandergebieten abzuchecken. Der kündigte böse Unwetter in den Hochgebirgen an und wir mussten einen neuen Plan schmieden !

Unsere Route schickte uns über den Alpenhauptkamm Pfitscher Joch. Höhentechnisch würde unsere Schlafstellen für die nächsten Tage auf über 2300 Metern liegen, undenkbar bei nassem Gepäck und Dauerregen. Also rief ich Klaus an, einen bekannten aus Bremen. Er ist Wanderführer und wir folgtem seinen Rat, mit dem Zug nach Italien zu fahren. Hinter dem Brenner ist eine Wettergrenze und es soll deutlich wärmer sein. Zwar war auch hier schlechtes Wetter angekündigt aber es war zumindest nicht mehr ganz so kalt wie in Nordtirol. Also buchten wir für den nächsten morgen eine Fahrt nach Bozen, und dann weiter zum Grödner Joch. Von dort aus konnten wir unsere Tour wieder aufnehmen. Aber erstmal ab in die Jugendherberge in Innsbruck, bei dem Wetter schlafen wir nicht wie die Penner am Bahnhof !

Ein echtes Luxusbett !

Ein echtes Luxusbett !

Haben die gelegenheit genutzt, unsere Sachen zu waschen. War echt super sich mal wieder sauber zu fühlen und vor allem zu schlafen, ohne dass der verschwitze Körper am Schlafsack backt. Am nächsten morgen also rein in den Zug zum Brenner, dort umsteigen nach Bozen. War schon nen gutes Stück wärmer auf dem Brenner, sehr angenehm. Bevor wir in den Zug nach Bozen stiegen, ärgerten wir uns richtig über das bescheuerte biglietti Fahrkartensystem der Italiener. Es gibt 2 Arten sich dort ein Ticket zu kaufen. Einmal ein teures und einmal ein total billiges. Eins ist für dumme Touristen und eins für die sparsamen Italiener. Der teure Automat ist so gebaut wie die unseren wo jeder rangeht, und daneben steht ein kleiner Betrügerkasten ohne Display der so ähnlich aussieht wie unsere Stempelautomaten. Niemand kommt auf den Gedanken dass man dort ein Ticket lösen kann. Darauf machte uns ein netter Deutsch-Italiener aufmerksam und zeigte uns wies funktioniert. Mit Zahlencodes aus einer Tabelle. Also zahlten wir statt 19 Euro pro Person grade mal 7 tacken !!! 2 Stunden später in Bozen angekommen, kam der Klimaschock: 25 Grad und strahlende Sonne, einfach genial ! Kurz die Stadt angeguckt und direkt weiter nach Wolkenstein in Gröden, Südtirol per Bus. Dort angekommen raus aus der Stadt in die Walachei am Bergrand und Zeltplatz aufgeschlagen, morgen gehts planmäßig weiter auf den Piz Boé (3152m) übers Grödner Joch !

Auf der Suche nach einem ebenerdigen Zeltplatz

Auf der Suche nach einem ebenerdigen Zeltplatz

© Sepp Gmeinwieser, 2010
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Wandertrip von 30 Tagen und insgesamt 500 Kilometern. Mit Zelt und Gaskocher irgendwo im nirgendwo
Details:
Aufbruch: 16.07.2009
Dauer: 5 Wochen
Heimkehr: 16.08.2009
Reiseziele: Deutschland
Österreich
Italien
Der Autor
 
Sepp Gmeinwieser berichtet seit 14 Jahren auf umdiewelt.