Eine Reise in die Welt der Hmong in Mae Sa Mai

Nachhaltige Textilproduktion in Thailand | 16.03.2023  |  von Martin Gädeke

In dem kleinen Dorf Mae Sa Mai nördlich von Chiang Mai können Besucher in die traditionelle Lebensweise und Kultur der indigenen Gruppe Hmong eintauchen. Diese sind ein Volk mit reicher Kultur und Geschichte, welches sich vorwiegend in Bergregionen in ganz Südostasien angesiedelt hat.

Blick auf das Dorf Mae Sa Mai.

Ankunft im Dorf Mae Sa Mai.

Das Dorf liegt am Hang des Doi Suthep, dem bekannten Stadtbergs von Chiang Mai. Umgeben von einer atemberaubenden Landschaft bekommt man das Gefühl, im Thailand vergangener Tage zu sein, wo die Menschen im Einklang mit der Natur lebten und die Dorfgrenzen durch den saftig grünen und wuchernden Dschungel markiert wurden.

Idyllische Szene im Dorf Mae Sa Mai.

Nach einer herzlichen Begrüßung erhalten die Besucher eine Führung durch die Gemeinschaft, bei der man den Ältesten vorgestellt wird und von den Jüngsten liebevoll angelächelt wird. Weiter geht es durch die Felder, auf denen unter anderem Hanf auf ökologische Weise angebaut wird. Dieser Rohstoff benötigt im Anbau weder Pestizide noch Insektizide und hat gegenüber dem konventionellen Anbau von Baumwolle einen weitaus geringeren Bedarf an Wasser. Schon seit vielen Generationen fertigen die Hmong aus dem Hanf Stoffe, Kleidung und andere Textilien des täglichen Gebrauchs. In diesem Dorf ist man stolz darauf, gerade in Zeiten wie heute mit traditionellen Gebräuchen und Techniken den Besuchern eine Alternative zur konventionellen Stoffherstellung näher bringen zu dürfen.
Als nächstes besucht man eine Werkstatt, in der die Hmong-Frauen den Hanf zu Garnen und Stoffen verarbeiten. Die Frauen sitzen konzentriert an den Webstühlen und weben die feinen Fäden zu Stoffen, die später zu Kleidern, Röcken und Schals verarbeitet werden. Es ist beeindruckend, welche Geschicklichkeit in diesem Prozess an den Tag gelegt wird. Ein freundlicher Herr übersetzt die kleinen Späße der konzentrierten Arbeiterinnen und man fühlt sich gleich willkommen und gut aufgehoben.

Hmong-Frauen verarbeiten den Hanf zu Garnen und Stoffen

Die Hmong-Frauen verarbeiten den Hanf zu Garnen und Stoffen

Es fällt auf, dass die Dorfbewohner blaue Kleidung mit handgestickten Mustern tragen - das typische Indigoblau. Die traditionelle Indigo-Färbung ist eine Kunst, die seit Jahrhunderten von Handwerkern ausgeübt wird, so auch in diesem Dorf, der angeblich größten Hmong-Gemeinschaft in Nordthailand. Nachdem man den Frauen zuschauen durfte, wie Hanf zu Kleidung verarbeitet wird, erkennt man, wie eine ältere Dame hochkonzentriert mit einer Art Holzstift etwas auf ungefärbte Stoffe aufträgt. An der Spitze des Stiftes befindet sich eine Art kleines Gefäß, woraus das heiße flüssige Wachs in Mustern auf den Stoff aufgetragen wird. Die Wachs-Indigo-Technik, auch bekannt als Batik, ist eine beliebte Methode, um Muster auf den Stoff zu bringen, bevor er in das Farbbad eingetaucht wird. Überall wo das Wachs ist, bleibt der Stoff auch nach der Färbung ungefärbt und so können aufwendige und detaillierte Muster erzeugt werden. Der Färbevorgang ist komplex und erfordert viel Geduld und Können, aber das Ergebnis sind wunderschöne Muster auf einem tiefen Blauton, der langlebig und von natürlicher Schönheit ist.

Eine Hmong-Frau markiert den Stoff zur Vorbereitung der Indigofärbung.

Eine Hmong-Frau markiert den Stoff zur Vorbereitung der Indigofärbung.

Auf die Frage, ob diese traditionell gewebten Stoffe nur für die eigene Kleidung gefärbt oder ungefärbt verwendet werden oder ob sie auch zum Verkauf angeboten werden, antwortete ein Mann, der zuvor eher ruhig und bedacht zurückhaltend war, dass einige Modemarken bereits ihren Stoff für hochwertige Hanfkleidung und alternative Kleidung nutzen und Marken wie zum Beispiel virblatt diesen zur Herstellung von Hanfschuhen und Hanftaschen verwenden. Ihren Kunden ist es wichtig, woher die Stoffe und die Kleidung kommen, die sie tragen, und sie legen großen Wert auf Handarbeit. Das kann das Dorf und die Hmong mit Sicherheit bieten, und keiner der Besucher hat Zweifel daran, dass auch in westlichen Modehäusern diese liebevoll gefertigten Werke gut ankommen würden.

Mit Indigo gefaerbte Stoffe

Mit Indigo gefaerbte Stoffe

Ein Einblick in die nachhaltige Herstellung von Hanfkleidung, die traditionelle Batik-Methode und das aufwendige Indigo-Färbeverfahren war diesen Besuch im ländlichen Teil der Provinz Chiang Mai mit Sicherheit allemal wert. Die unglaublich freundlichen und zuvorkommenden Menschen haben diesen Ausflug einmalig und besonders authentisch gemacht. Was könnte man mehr wollen als authentisches Reisen in Thailand, wo der Tourismus der Ursprünglichkeit oft keinen Platz mehr lässt? Fazit: Empfehlenswert!

Drei lachende Kinder im Dorf Mae Sa Mai in Nordthailand.

© Martin Gädeke, 2024
Der Autor
 
Martin Gädeke hat www.umdiewelt.de vor über 23 Jahren gegründet, ist aber nur einer von tausenden Aut­oren - und bei Weitem nicht der Aktivste. Dafür ist er für alles andere auf der Seite zuständig und immer für Dich erreichbar!
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