Hausbooturlaub und Fischen in Irland 2002

Reisezeit: Mai 2002  |  von Marc Jungbauer

Meelick Lock über Portumna nach Williamstown

Dieser Tag präsentierte sich wie die anderen Tage; nass, kalt und windig. Heute mussten wir bis gegen 16.00 Uhr zurück in Williamstown sein. Also keine Zeit vergeuden und noch mal probieren, ob vielleicht heute die Hechte besser beißen wie gestern. Doch auch heute war nicht viel los und so beschlossen wir, bis nach Portumna zu schleppen. Auf dem Weg wurde es immer stürmischer. In Portumna legten wir direkt vor der Drehbrücke an. Ich ruf in der Marina an wie wir uns denn jetzt verhalten sollten. Denn auf dem See hatte es meterhohe Wellen. Wie sollten wir da je heil in Williamstown an der Marina ankommen. Zuerst war der Plan, dass Mitarbeiter von Shannon-Castle-Line uns abholen würden und das Boot selbst zur Marina bringen, dann 2 Stunden später rief man uns zurück und sagte sobald der Wind merklich abflaute sollten wir losfahren. Irgendwann flaute dann der Wind wirklich etwas ab und wir wagten uns auf den See nachdem die Drehbrücke geöffnet wurde. Kein Boot begleitete uns, obwohl doch heute einige andere auch zur Marina zurückkehren sollten.

Auf dem See sollte es dann "lustig" werden. Ich am Steuer, Pierre neben mir, Hape versuchte das gesamte Geschirr irgendwie zusammenzuhalten, Fritz in seiner Koje mit bleichem, fahlem Gesicht und Gü mit 2 Schwimmwesten übereinander auf der Bank liegend.

Das Boot hob sich auf einer Welle, tauchte sogleich tief mit dem Bug im Wasser unter der nächsten Welle ein und so weiter und so fort. Jedes mal wenn der Bug wieder unter einer Welle verschwunden war und dann wieder auftauchte, wurde das Wasser gegen die Windschutzscheibe geschleudert. Man sah überhaupt nichts mehr. Die Scheibenwischer konnten die ganzen Wassermassen nicht mehr verdrängen. Ich musste mich konzentrieren, dass ich die Wellen nicht gerade von der Seite bekam sondern immer von vorne. Also konnte ich mich um die Navigation nicht mehr so kümmern wie ich eigentlich wollte. Jetzt war Teamwork gefragt. Wir wussten zwar immer wo wir waren, doch bei diesem Wetter, den Wellen und der schlechten Sicht musste man schon ganz gute Augen haben um die nächste Boje oder Markierung zu erspähen. Samt Fernglas fiel es manchmal schwer, die nächste Markierung als solche zu erkennen.

Ich erklärte Pierre den ungefähren Standort der nächsten Markierung und er suchte sie mit dem Fernglas. Sobald er sie gesichtet hatte schaute ich selber noch mal nach ob es denn auch die richtige ist. Aber es stimmte immer und so kamen wir unversehrt gegen 15.00 Uhr in der Marina an. Manchmal während der Fahrt brachen Pierre und ich in schallendes Gelächter aus, es machte trotz der angespannten Situation zwischendurch mal Spaß, fast hilflos der Naturgewalt ausgesetzt zu sein. Und es schaute auch dermaßen komisch aus wie Hape versuchte das Geschirr in den Griff zu bekommen.

In der Marina dann wurden wir mit übergroßen Augen begrüßt. Man gratulierte uns, dass wir trotz den Umständen doch über den See gefahren sind. Zwei andere Mannschaften waren auch schon da, aber ihr Boot noch nicht. Diese hatten sich in Portumna abholen lassen, weil sie nicht selbst über den See fahren wollten. Die Boote kamen dann etwas später, gefahren von SCL Mitarbeitern, zurück.

Es gab trotz Hapes Bemühungen doch zwei zerbrochene Gläser, die uns aber von der Marina nicht verrechnet wurden. Eine Endreinigung des Bootes wurde auch nicht mehr verlangt und so bezahlte ich nur noch die offene Dieselrechnung, das zweite Dinghi und die Außenborder.

Jetzt ging's ans Einpacken. Wir mussten nämlich am nächsten Tag zeitig aufstehen, denn unser Transfer sollte um 6.30 Uhr zur Abfahrt bereit stehen. Da wir aber noch Hunger hatten fragten wir im Büro nach einem Taxi. Dies wurde uns sofort bestellt. Wir ließen uns in den Ort fahren und verlangten nach einem Restaurant in dem man herrliche Steaks bekommen konnte. Der Taxifahrer brachte uns dann zu einem Gebäude das von außen kaum als Restaurant zu erkennen war.

5 Tische waren das Maximum. Platz für ca. 20 Personen die sich dann aber wie in einer Sardinenbüchse fühlten, bot das Restaurant. Wir bestellten jeder ein 10 oz Filet Steak. Während des Wartens plauderten wir etwas über den heutigen Tag und die vergangene Woche. Wir sprachen natürlich in unserem Dialekt miteinander. Plötzlich hörte man eine Stimme aus der Küche, kaum vernehmbar, aber doch, es hatte sich doch ziemlich vertraut angehört. Bevor das Essen kam stand der Koch an unserem Tisch und fragte uns "in unserem Dialekt" sprechend woher wir denn kämen. Er wusste natürlich aus welchem Land, er wollte nur die Stadt wissen. Der Koch war ein Landsmann von uns dessen Geburtsort nicht mal 20 km von unserem Wohnsitz entfernt war.

Wir plauderten noch lange bis in die Nacht mit dem Koch. Es war doch zu komisch, da fährt bzw. fliegt man in ein Land und von wem wird man bekocht? Von einem Landsmann; na so was.

© Marc Jungbauer, 2006
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Die Reise
 
Worum geht's?:
Nachdem wir in 2000 und 2001 schon in Irland unseren Hausbooturlaub verbracht hatten und wir uns geschworen hatten wieder zu kommen, mussten wir natürlich auch heuer wieder an den Ort unserer Liebe zur Natur zurück kehren.
Details:
Aufbruch: 18.05.2002
Dauer: 8 Tage
Heimkehr: 25.05.2002
Reiseziele: Irland
Der Autor
 
Marc Jungbauer berichtet seit 18 Jahren auf umdiewelt.
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